Steckbrief zu Formica (Raptiformica) Sanguinea:


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Hallo zusammen,

erst mal wollte ich darauf hinweisen, daß ihr zum eigentlichen Haltungsbericht auch gleich zum nächsten Eintrag springen könnt. Falls ihr euch das blabla sparen wollt
Aber ich dachte das gehört zum ersten Haltungsbericht einfach dazu.

Etwas zu mir:

Seit ich mich erinnern kann bin ich ein Ameisenfan. Wahrscheinlich wie die meisten hier.
Als Kind hab ich fasziniert die Lasius emerginatus Kolonie im Garten und ihre Territorialgeplänkel mit den ebenfalls ansässigen Myrmica rubra Kolonien beobachtet. Ich weiß nicht mehr wie alt ich war, aber etwa zur Grundschulzeit hab ich Myrmica rubra Kolonien im Gurkenglas meiner Mutter gehalten. Das ging aber meistens nicht lange gut. Aber ich wußte damals schon, daß es Königinnen gibt
Das Interesse hat natürlich bis heute angehalten, doch auf die „proffessionelle“ Ameisenhaltung bin ich erst Ende letzten Jahres durch dieses Forum gekommen. Fragt mich nicht wie ich nun zu diesem Forum gekommen bin. Ich weiß es nicht mehr. Seitdem hab ich immer mal wieder reingeschaut ohne mich anzumelden. Und Anfang diesen Jahres hab ich mir eine Camponotus ligniperda Kolonie bestellt und mich hier angemeldet. Diese ist leider vor kurzen an Milben eingegangen. Außerdem habe ich noch zwei Lasius niger Kolonien deren Anzahl sich mittlerweile verdoppelt hat.
Tja nun hab ich mich schließlich und endlich dazu durchgerungen einen Haltungsbericht zu schreiben.

Ach ja: Ich kann Kritik vertragen ob positiv oder negativ. Also falls ihr Fragen oder Anregungen habt schreibt sie bitte hier:

http://ameisenforum.de/meinungen-fragen-zu-den-haltungsberichten/29192-diskussion-und-fragen-zu-formica-raptiformica-sanguinea-haltungserfahrungen.html#post158976

Haltungsbedingungen:

Einrichtung:

Sand Formicarium Maße 60x30x30
Mit kleinem Bonsai der gleichzeitig als Wasserquelle dient.
Ein Kaktus der das Ytongnest beschatten soll, da die Morgensonne genau draufscheint. (Ist ja eigentlich positiv deshalb beschattet er nur einen kleinen Teil)
Und ein verdorrter Bonsai.

Aber das seht ihr ja auf den Photos selber. Bei Fragen könnt ihr sie einrach im Diskussionsthread stellen.

Temperatur ist Zimmertemperatur. Das heißt bei meiner Dachwohnung zur Zeit immer zwischen 20 und 30° und um die 50% Luftfeuchtigkeit.


Haltungsbericht:


Wie alles begann:

Am 13. Juni ging ich mit meiner Freundin in den Wald. Tja so beginnt vieles aber ich muß euch enttäuschen die Geschichte nimmt eine ganz andere Wendung. Die freut sich übrigens riesig, daß die Spaziergänge seit Beginn meiner Ameisenhaltung so zugenommen haben. Bei diesem besagten Spaziergang eben entdeckte sie (wohlgemerkt sie nicht ich) an einem sandigen Südhang eine Menge von großen „Waldameisen“.
Bei näherer Betrachtung vermutete ich oder besser hoffte ich, daß es vielleicht Formica (Raptiformica) sanguinea Gynen sein könnten. Ich war aber wenig zuversichtlich, alleine schon wegen der großen Anzahl. Ich nahm erst mal eine mit, um die Photos in dieses so hilfreiche Forum zu stellen. Großes Lob an dieser Stelle! Und meine Vermutung bestätigte sich.
Ich war natürlich hellauf begeistert und schlug erst mal den neuen Seifert auf um mich schlau zu machen. Auch waren die Haltungsberichte eine große Hilfe, was mich wiederum anspornte was zurückzugeben und einen eigenen Haltungsbericht zu beginnen.

14. Juni: Heute habe ich die 3 Gynen (ich bin heute nochmals hingefahren und hab noch 2 weitere gefunden) in ein kleines Übergangsformikarium gesetzt. Da die Art auch in Pleometrose gründet und sie ja polygyn ist. Des weiteren war ich äußerst skeptisch ob eine einzelne Gyne eine weisellose Kolonie von Formica fusca übernehmen kann. Es steht auch im Seifert, daß Alleingänge eher weniger versucht werden.
Sie tranken gleich vom Honig und was für mich erstaunlich war, daß sie sich gegenseitig fütterten und in Eintracht beisammen hockten. Mich beschlich kurzzeitig sogar der Gedanke, daß ich vielleicht doch keine Gynen gefunden hatte.
Am Abend setzte ich sie in das Formicarium wo ich ein Ytongnest mit einer kleinen Kolonie einer Serviformica-Art (ich denke fusca) hatte. Etwa 10 Arbeiter und ebensoviele Puppen. Ich bin mir natürlich nicht sicher ob und vor allem wann die Puppen übernommen werden. Deshalb hab ich noch Formica fusca Arbeiter zur Brutpflege für die vielleicht lange Übergangszeit dazugenommen. Außerdem war es schwer sie von den Puppen zu trennen.
Im Formi angekommen buddelten die 3 Gynen im Sand drauflos und suchten erstmal nach einem Unterschlupf, was in ihrem neuen Heim auch kein großes Problem darstellte.

15. Juni: Letzte Nacht haben die 3 Damen tatsächlich den Ytong mit den Fusca Arbeiterinnen samt Puppen übernommen. Ich hätte nie gedacht, daß es so schnell geht. Da sie sich ja noch am Tag zuvor Höhlen gebuddelt hatten. Jedenfalls haben es die Gynen scheinbar ohne Verletzungen überstanden. Dafür liegen 3 oder 4 tote und verletzte fusca Arbeiterinnen herum. Wo der Rest ist weiß ich nicht.


Langer Rede kurzer Sinn die 3 Königinnen sitzen mit ihrer neuen Brut im Ytong Nest und schleppen Steinchen, besser Steine (Unglaublich was die für Brocken rumschleppen) in den Ytong um den Eingang zu verkleinern. Es ist schön mit anzusehen wie die 3 Gynen zusammenarbeiten. Ich hoffe das bleibt so.
Hab im Ameisenwiki gerade eben erst gelesen daß nachdem Schlüpfen der ersten Arbeiterin wahrscheinlich 2 der 3 Gynen getötet werden. Im Seifert hab ich das so nicht gelesen. Allerdings steht hier, daß der Übergang zur Polygynie erst später erfolgt.
Da sich aber niemand absolut sicher ist und eigentlich überall von Wahrscheinlichkeiten die Rede ist lasse ich sie erst mal so zusammen. Was soll ich auch sonst machen. Was meint ihr?

16. Juni: Außenaktivität konnte ich heute noch nicht feststellen. Auch wurde der Eingang über Nacht komplett verschlossen. Ich denke das wird auch so bleiben bis die ersten Servoformica Arbeiter schlüpfen.
Letzte Nacht ist eine der Servoformica Puppen geschlüpft. Tja was soll ich sagen... Es ist ein Männchen. Es wurde bis jetzt aber ohne Probleme von den 3 Gynen aufgenommen, was mich doch etwas überrascht hat weil es in ihrem Sinne ja nicht von Nutzen ist. Hoffentlich habe ich nicht nur Geschlechtstierpuppen erwischt. Das wär fatal, da sie den Eingang ziemlich dicht gemacht haben und wer weiß ob sie in nächster Zeit überhaupt nochmal rauskommen um vielleicht neu angebotene Puppen anzunehmen. Aber es müssen doch auch Arbeiter darunter sein...

Was ich bis jetzt vergessen hab zu erwähnen ist, daß ich ihnen Honig in einem leeren zurechtgeschnittenen Kontaktlinsenbehälter meiner Freundin anbiete
Das eignet sich recht gut dafür und hat sich bei den Lasius niger Kolonien bis jetzt bewährt.

Vielleicht schreib ich mal den ersten Zwischenstand:

3 Gynen
Ca. 10 Servoformica Puppen
1 Servoformica Männchen

21. Juni: Also ich hab mich bei der Größe der Serviformica Puppen völlig verschätzt. Ich habe tatsächlich nur Geschlechtstierpuppen in dem Nest erwischt und ich kann im Nachhinein sagen, daß auch nur Geschlechtstierpuppen drin waren. Zumindest die, die ich sehen konnte. Deshalb, und weil mir die Größe zu den Serviformica Arbeiterinnen passend erschien war ich mir recht sicher das es "normale" Puppen wären.

Ich habe mittlerweile Arbeiterpuppen gefunden und ein paar mitgenommen und in den Nesteingang gelegt. Naja was soll ich sagen die sind nur ein Drittel so groß (mich wundert wie da die relativ großen Serviformica Arbeiterinnen reinpassen).

Jedenfalls sind die letzten Tage an die 8 Männchen geschlüpft, die den 3 Königinnen doch sehr zu schaffen machten. Immer wenn ich ins Nest sehe sind sie am Betteln.

Das nächste Highlight im negativen Sinne ist, daß heute zwei der sanguinea Queens im Nest zu kämpfen anfingen. Was damit endete, daß eine der beiden aufgab und aus dem Nest floh. Ich hab sie gleich aus dem Formicarium genommen und in ein Reagenzglas mit Wasser gegeben. Es ist ja noch gut ausgegangen
Soll ich ihr ein eigenes Nest im Formicarium anlegen? Die Art ist ja unter sich nicht aggressiv?!

Ach ja und im Moment spiele ich gerade Männchen angeln. Ich weiß mir nicht anders zu Helfen um die Männchen aus dem Nest zu entfernen als auf folgende Art und Weise:
Ich hab ihnen mit einem Draht eine Spur Honig bis zum Nestausgang gelegt und Geschlechtstiere die sich zu weit bis zum Eingang vorwagen nehm ich mit der Pinzette auf und lasse sie in Freiheit. (Sind ja alle aus der unmittelbaren Umgebung)
Tja und soeben hab ich zwei erwischt. Jetzt sind es nur noch 6 anstrengende Mitesser
Hoffentlich schlüpfen bald Arbeiter!

Neuer Stand:
2 Gynen
6 Servoformica Männchen
Ca. 15 Servoformica Puppen (Arbeiter)
vielleicht noch 2 große Serviformica Puppen (Geschlechtstiere)

Bis denne!

So, mittlerweile ist auch das letzte Männchen ausgeflogen bzw. ausgeflogen worden. Das letzte fand ich gestern am Fenster und ich entließ es erleichtert in die Freiheit. Nun bin ich froh, daß ich sie los bin

Leider sind noch keine Servoformica sp Arbeiter geschlüpft und die zwei Gynen kümmern sich auch nicht besonders um die Brut und ihr Zuhause, so daß die alten Puppenhüllen zu schimmeln angefangen haben. Ich hoffe, daß die Reinlichkeit wieder höhere Priorität bekommt wenn die ersten Arbeiter schlüpfen.
Ich hab ja eine Queen von den anderen beiden getrennt und immer noch im Reagenzglas. Ich hab ihr auch 5 Puppen überlassen. Jedenfalls seh ich vor zwei Tagen, daß sie Eier gelegt hat. Es sind zwar nur 5 Stück und sie liegen kreuz und quer rum aber trotzdem war ich happy.
Neugierig geworden schaute ich gestern nochmal nach den beiden anderen im Ytong und siehe da auch sie haben ein kleines Eipaket auf dem immer eine der beiden sitzt und Brutpflege betreibt.
Würdet ihr, zumindest in der Frühphase, die 3. Königin im Formicarium mit unterbringen? Also ich meine am anderen Ende des Formis in einem kleinen Ytongnest. Im Seifert steht ja, daß sie sehr aggressiv sind, wenn es keine reine sanguinea Kolonie ist.
Ich melde mich wenns was Neues gibt...

LG nethead

Hallo Leute,

eine Woche ist vergangen und es hat sich was getan. Es sind endlich die ersten 3 Arbeiter der Serviformica Sklavenameisen geschlüpft. Endlich! Ich hab nämlich schon fast nicht mehr daran geglaubt nach dem holprigen Beginn mit den Geschlechtstierpuppen. Den beiden Queens geht es bestens und eine hat sogar vor ein paar Tagen das Nest verlassen um Wasser aufzunehmen.
Ich hoffe daß den job in Kürze die neuen Arbeiter übernehmen werden, doch noch hat sich keine aus dem Nest gewagt. Mittlerweile ist es wieder so dicht mit großen Steinen verschlossen, daß ich mir schon Gedanken darüber gemacht hab, ob die kleinen fusca Arbeiter die überhaupt wegbekommen.
Und die alten Puppen liegen auch noch im Nest.

Hier noch ein Photo das schon etwas älter ist, was ich euch aber nicht vorenthalten will. Es schlüpft gerade ein Männchen der Serviformica sp. und zwei der Raubameisen Königinnen helfen etwas mit (okay ist etwas unscharf aber wann darf man das schon miterleben)