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Makrofotografie - Spezialgebiet Ameisen

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Rolande
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#1 Makrofotografie - Spezialgebiet Ameisen

Beitrag von Rolande » 7. August 2007, 01:51

Digitale Makrofotografie – Spezialgebiet Ameisen
(Ein Bericht von Roland Störmer, www.digital-foto-video.eu)


Vorwort:

Dieser Artikel beschĂ€ftigt sich mit dem Fotografieren von Ameisen. Genauer gesagt beschreibe ich, wie ich dabei vorgehe. Dies soll speziell AnfĂ€nger in der Makrofotografie Hilfestellungen und Anregungen geben. Ich behaupte nicht, dass meine unten beschriebenen Vorgehensweisen immer im Einklang mit den Techniken der berufsmĂ€ĂŸigen Fotografen steht, aber ich kann positive Ergebnisse vorweisen. Ebenso möchte ich die Anzahl vorkommender Fachbegriffe möglichst gering halten.
Mit diesem Bericht soll FotoanfÀngern eine Hilfestellung zur Hand gegeben werden, so dass diese schnell und mit wenig Aufwand vorzeigbare Erfolge erzielen.

Ameisen zu fotografieren heißt mehr als nur mal schnell auf den Auslöser drĂŒcken und das Bild ist fertig. Ameisen sind schnell, und sehr klein. Sie verhalten sich anders als andere Insekten. Besonders schwer ist es, sie in ihrer natĂŒrlichen Umgebung zu fotografieren, dem sogen. Outdoor-Bereich, mehr dazu spĂ€ter. Viel leichter ist es die Tiere unter kontrollierten Bedingungen im Formicarium abzulichten. Ich nenne dieses mal Indoor-Bereich.



Die AusrĂŒstung fĂŒr AnfĂ€nger:

Viele Hobby-Myrmekologen oder Naturinteressierte besitzen eine einfache Kompakte-Digitalkamera und möchten damit brauchbare Ameisenfotos machen – gleich vorweg, wenn man einige Abstriche macht, geht es auch damit.
Einfache Kompaktkameras mit Makroeinstellung und/oder Nahlinsen gibt es schon fĂŒr relativ wenig Geld und erzielen oft gute Ergebnisse. Einige Hersteller bieten auch spezielle Makro- oder FiltervorsĂ€tze fĂŒr Kompaktkameras an.



Die AusrĂŒstung fĂŒr Aufsteiger:

Gut geeignet fĂŒr die Ameisenfotografie sind die sogen. Bridgekameras. Diese recht preiswerten Digitalkameras sind Spiegelreflex Ă€hnlich, haben aber nicht die Möglichkeit das Objektiv zu wechseln. Sie haben meist eine Makrofunktion, einen grĂ¶ĂŸeren Zoombereich als die Kompaktkameras und was sehr interessant ist: Oft ein schwenkbares LCD. So kann man auch in BodennĂ€he das Motiv vor dem Auslösen am LCD betrachten, ohne sich gleich den Hals zu verrenken. Interessant sind auch die Möglichkeiten, dass Bridgekameras oft einen Anschluss fĂŒr ein externes BlitzgerĂ€t sowie ein Filtergewinde bieten.



Die AusrĂŒstung fĂŒr Fortgeschrittene:

Eine digitale Spiegelreflexkamera mit Makro-Objektiven, Lupenobjektive, Objektiv-Umkehrringe, Zwischenringe oder BalgengerÀt sowie separaten Blitz (am besten ein WL-Funkblitz).



Hilfsmittel:

Outdoor Hilfsmittel:
Aufheller/Reflektoren (eventuell)
Makrostativ (Ist ein Stativ welches, einen Einsatzbereich auch in BodennÀhe erlaubt, z.B. durch zweigeteilter umsteckbarer MittelsÀule sowie extrem spreizbaren Stativbeinen.)
Bohnenbeutel - Stativ (Ein mit Bohnen gefĂŒllter kleiner Leder- oder Stoffsack, der als Ministativ dient. Die Kamera wird einfach darauf gelegt.)
Winkelsucher (Er erleichtert die Arbeit in BodennĂ€he, gut geeignet fĂŒr Spiegelreflexkameras.)


Indoor Hilfsmittel:
Lampen (z.B. 2x20 Watt Halogen)
Stativ
Reflektoren (Faltreflektoren in den Farben weiß, silber, gold)
Separates (nicht in der Kamera eingebautes) BlitzgerÀt (mit Bouncer oder Softbox)
Kleine GlasbehÀlter von 20x10x10 cm (mit Deckel und Lochbohrung an der Seite)



Was ist Makrofotografie:

Als Makrofotografie bezeichnet man den Bereich von 1:10 bis 1:1, wobei das VerhĂ€ltnis die GrĂ¶ĂŸe des Abbildes auf dem Sensor gegenĂŒber der wirklichen GrĂ¶ĂŸe angibt. Streng genommen, nach DIN 19040, ist der Abbildungsmaßstab zwischen 1:10 bis 10:1 als Makrofotografie benannt. Aber viele Fotografen benennen die AbbildungsmaßstĂ€be von 2:1 und grĂ¶ĂŸer als Mikrofotografiebereich; der natĂŒrlich fĂŒr die Ameisenfotografie sehr interessant, jedoch mit einfachen Kompaktkameras nicht zu erreichen ist. Bei Bridgekameras oder Spiegelreflex ist es durchaus möglich, brauchbare Ergebnisse in diesem Mikrobereich zu erzielen.



Das Fotoshooting:

Beginnen wir mit dem Outdoor-Shooting. Makrofotos in der freien Natur macht man in der Regel ohne Blitz. Bei den Kompaktkameras wĂ€re dies ohnehin nicht sinnvoll, da man sich viel zu nah am Motiv befindet und der eingebaute Blitz das Motiv entweder nicht erreicht (Position/Winkel) oder ĂŒberbelichtet. Ein falsch eingesetztes Blitzlicht zerstört oft die gesamte Aufnahme. Setzt man das Makromotivprogramm der verwendeten Kamera ein wird der Blitz sowieso abgeschaltet. Selbst mit einem RingblitzgerĂ€t welches direkt vor dem Objektiv einer Bridge- oder Spiegelreflexkamera geschraubt wird, erzielt man bei Ameisen wegen der Reflexion eher schlechte Ergebnisse.
Also: Ameisenfotografie im Freien ohne Blitzlicht!

Was nicht benötigt wird ist somit geklĂ€rt, aber was brauchen wir? Bei den Kompakt- sowie Bridgekameras werden Glas-Nahlinsen verwendet. Eine Nahlinse erlaubt es, nĂ€her an das Objekt heranzugelangen und damit den Abbildungsmaßstab zu vergrĂ¶ĂŸern. Nahlinsen gibt es in verschiedenen StĂ€rken (Dioptrien) und Preislagen. Hochwertige Nahlinsen sind apochromatisch korrigiert und heißen dann Achromaten. Bunte FarbsĂ€ume, die bei billigen Nahlinsen im Foto auftauchen, werden bei der Verwendung eines Apochromaten reduziert. Sollte die zu verwendende Kompaktkamera kein Filtergewinde fĂŒr eine Nahlinse haben, kann man diese auch einfach vor das Objektiv halten. Einige Hersteller bieten auch eine Klemm- oder Magnet(klebe)-Befestigung fĂŒr solche FĂ€lle an. Eine ruhige Hand um Verwacklungen zu vermeiden ist nötig. Einige Kameras besitzen sogar einen optischen Verwacklungsschutz, was natĂŒrlich von Vorteil ist.
Bei der Ameisenfotografie ist ein Stativ im Outdoor-Bereich wenig sinnvoll, da Ameisen stÀndig unterwegs sind und nicht warten bis der Fotograf seine Kamera auf ein Stativ ausgerichtet hat.

Nachdem die technische AusrĂŒstung angesprochen wurde komme ich zu den Einstellungen, die an der Kamera vorgenommen werden sollten:
Im Makrobereich ist die SchÀrfentiefe sehr gering. Um sie wenigstens etwas zu erhöhen, muss das Objektiv abgeblendet werden. Also eine kleine Blende gewÀhlt werden. Je höher die Blendenzahl desto kleiner die Blende. Mit zunehmender kleiner Blendenöffnung steigt aber auch die sogen. BeugungsunschÀrfe. Als guten Kompromiss eignen sich da Blenden von 11 bis 18 (bezogen auf Spiegelreflex, Kompakte haben oft kleinere Zahlenwerte). Also in etwa der Mitte der Möglichkeiten.
Bei voreingestellter Blende, ergibt sich je nach LichtverhĂ€ltnis eine entsprechende Verschlusszeit. Um bewegte Ameisen scharf darstellen zu können sollte diese nicht zu lang sein. Auch sei an die „Faustformel“ erinnert wonach man grob schĂ€tzen kann, welche Brennweite man noch frei Hand halten kann, ohne das die Kamerabewegung zur UnschĂ€rfe fĂŒhrt: Brennweite geteilt durch 100 = Verschlusszeit. Fotografiert man also mit 90 oder 100mm Brennweite wĂ€hlt man eine Verschlusszeit von mindestens 1/125 Sekunde. Bei viel Licht natĂŒrlich entsprechend eine kĂŒrzere Zeit. Ist wenig Licht vorhanden, kann man die Blende etwas weiter öffnen. Fotografiert man mit Programmautomatik und bietet die Kamera eine Shift-Funktion, kann man bequem zwischen den Zeit/Blenden Kombinationen hin- und herschalten ohne dabei die Belichtung zu verĂ€ndern.
Damit es nicht ungewollt zu hohem Bildrauschen kommt, muss die ISO-Automatik ausgeschaltet werden. Bei Kompakt- und Bridgekameras sollte man mit einer ISO-Einstellung von 100 maximal 200 arbeiten. Bei guten Spiegelreflexkameras kann man sogar bis zu ISO 800 gehen! Aber dazu mehr bei den Tipps fĂŒr Fortgeschrittene.

Im Nah- und Makrobereich sind die Fokussierwege sehr lang. Oftmals stellt der Autofokus auch an der falschen Stelle (also nicht die Augen des Insektes) scharf. Um dies zu vermeiden und um an Geschwindigkeit zu gewinnen, muss manuell fokussiert werden. Dies geschieht durch leichtes Vor oder ZurĂŒckgehen mit der Kamera. Sobald dann das Motiv in den SchĂ€rfebereich gelangt, wird ausgelöst.



Gestalterisch sollte darauf geachtet werden, dass das Motiv die Aufnahme ausfĂŒllt. Der Hintergrund möglichst ruhig ist und kein störendes Beiwerk wie Äste oder Grashalme das Hauptmotiv ĂŒberdecken oder davon ablenken.
Hat man eine interessante Szenerie entdeckt, wo es sich lohnt etwas lĂ€nger zu fotografieren, kann man auch mit Hilfe eines weißen Schirmes dem Motiv Schutz vor zuviel Wind geben. Nichts ist Ă€rgerlicher, als zu Hause beim Betrachten der gemachten Bilder festzustellen, dass es am Ort des Geschehens zu windig war und die Aufnahmen verdorben sind.
Fotografiert das Motiv auf Augenhöhe und spart nicht an Aufnahmen. Aussortieren kann man immer noch spÀter am Rechner. Eine Ausbeute von 10% guter Bilder an einem Fototag sind in der Makrofotografie schon ein sehr gutes Ergebnis.



Beim Indoor-Shooting ist vieles einfacher. Die zu fotografierenden Ameisen befinden sich in der Regel in entsprechenden BehĂ€ltnissen wie Glas- oder PlexiglasbehĂ€lter (Formicarium), Glasfarmen oder einfach nur in ausgedienten Aquarien. Oftmals ist eine Nesteinsicht gegeben (was in der Natur recht schwierig sein dĂŒrfte). Auch die AktivitĂ€ten außerhalb des Nestes können gut beobachtet werden.

Das benötigte Licht ist vorhanden und die Gestaltung der Umgebung sowie des Hintergrundes kann individuell vorgenommen werden. Die Tiere können sich frei bewegen, aber vor der Kamera nicht flĂŒchten, wie in der Natur. Und jetzt kommt das Blitzlicht ins Spiel. Verwendet wird, wenn möglich, ein kabelloses externes FunkprogrammblitzgerĂ€t. Dieses wird in einer Position von ca. 50 cm Motiventfernung seitlich von oben auf das Motiv ausgerichtet und von der Kamera (Bridge oder Spiegelreflex) ausgelöst.

Um ein weiches oder auch wĂ€rmeres Licht zu erhalten, können ein Bouncer oder eine Softbox verwendet werden. Fotografiert wird seitlich durch die Glaswand des Formicariums. Kommen die Tiere nicht nah genug Richtung Kamera, kann man sich eines Tricks bedienen. Man schließt an dem eigentlich (grĂ¶ĂŸeren) Formicarium mittels Schlauch eine kleine rechteckige Glasbox (20x10x10cm) an. Sie dient praktisch als „Fotostudio“ und nur in dieser bietet man fĂŒr einige Zeit das Futter an.
Fotografiert man mit einer Kompakt- oder Bridgekamera mit eingebautem Blitz kann man sich eines Tricks bedienen, um das Blitzlicht weicher erscheinen zu lassen. Man nehme ein ca. 5x5cm großes StĂŒck Pergamentpapier und klebt es mit Tesafilm halbkreisförmig vor dem (ausgeklappten) Blitz.

GrundsÀtzlich sollten alle Fotos am PC bearbeitet werden. Die Digitalfotografie bietet diese Möglichkeit und man sollte sich nicht davor scheuen, diese auch zu nutzen.
Zuerst werden alle Bilder auf die Festplatte kopiert. Zur Sicherheit belÀsst man die Originalfotos noch auf dem Chip der Kamera. Bearbeitet werden die Kopien. Sinnvollerweise beginnt man mit dem Ausschnitt-Werkzeug. Nicht immer konnte der Bildausschnitt optimal gewÀhlt werden, deshalb holt man das am PC nach. Danach folgen Korrekturen von FarbsÀttigung, Helligkeit, Kontrast und Weisabgleich. Zuallerletzt wird das Bild noch leicht nachgeschÀrft. Abgespeichert wird im JPEG-Format mit höchster QualitÀtsstufe. Fertig.

Noch ein Tipp fĂŒr fortgeschrittene Fotografen die eine Spiegelreflex verwenden:
Das Rauschverhalten moderner höherwertigerer digitaler Spiegelreflexkameras ist relativ gering. Versucht doch einmal mit ISO400 / ISO800 Fotos zu machen. So habt ihr mehr „Lichtreserven“ und könnt eine kleinere Blende wĂ€hlen. Das ganze wird im Kameraeigenen RAW-Format aufgenommen und spĂ€ter am PC entrauscht (wenn nötig). Dies ist natĂŒrlich nur bei Aufnahmen im Freien ohne Blitzlicht von Vorteil.
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