Hola Boro,
Im Ameisenwiki wird Hölldobler zitiert
Ah, daher stammen also die "Beobachtungen", nun wird es klarer.
Die Arbeit von Hölldobler ist unsauber und Begriffe werden schwammig verwendet! So fällt die von Dir zitierte Zusammenfassung dann irreführend bis falsch aus.
Erfahrungen oder Erkenntnissen anderer (erfahrender) Ameisenhalter
Tja, ich halte es da lieber frei nach dem Motto: Alter schützt vor Torheit nicht!
Mit
Camponotus ligniperda und
C. herculeanus beschäftige ich mich seit geraumer Zeit, insbesondere der endogene Jahresrhythmus hat es mir angetan.
So habe ich zurzeit etliche Völker (1. - 3.
Winterruhe) dieser beiden Arten in Haltung, momentan befinden sich fast alle in der
Winterruhe. Teils bei 5°C, teils bei ~15°C (~ = selbstgestrickter Klimaschrank) und der Rest bei über 20°C, 3 Völker bei ~27°C.
Keines der „warm“ gehaltenen Völker zeigt oder zeigte eine „Wintertraube“, diese wird lediglich von kalten Völkern gebildet.
Im Gegenteil: alle warm gehaltenen Völker zeigen eine gewisse bis mäßige Aktivität innerhalb des Nestes,
C. ligniperda furagiert dann und wann und nimmt Honig auf,
C. herculeanus hält das Nest verschlossen und furagiert nicht.
Aber alle Völker unterhalten Wach- und Arbeitsdienste, sind aufmerksam, reinigen das Nest und reagieren auf Störungen wie Licht, Nestöffnung oder Klopfen.
Diese Aktivität geht bis knapp unter 10°C, erst mit Bildung/Vollendung der Wintertraube kehrt Ruhe ein.
Allenfalls lässt sich sagen, dass einige Arbeiterinnen sich locker um die
Gyne gruppieren und die
Brut innerhalb der „Winterkammer“ aufstapeln bzw. sammeln, es ist nicht mehr als ein Aufenthalt in der Winterkammer!
Jedoch verzichtet die überwiegende Anzahl meiner Völker bei ~20°C auch auf dieses Verhalten gänzlich und verteilen sich im Nest auf mehrere Kammern, ohne jedoch den Sommerbetrieb wieder aufzunehmen. Dieses Verhalten ist besonders auffallend vertreten bei Völkern, die vorher nicht in der Kälte waren! Werden Völker aus der Kälte in die Wärme verbracht, lösen sich auch hier die Wintertrauben vollkommen auf, aber viele Arbeiterinnen bleiben samt
Brut in der Winterkammer. (Dieses Verhalten macht Sinn, denn in der Natur können Völker im Winter stundenweise durch intensive Sonneneinstrahlung erwärmt werden, müssen sich abends dann aber wieder zur Traube zusammenfinden.)
Diese lockeren Gruppierungen treten aber auch im „Sommerbetrieb“ auf, wenn a) viele Eier vorhanden sind, b) sich die
Gyne gerade in einer zyklischen Legephase befindet, c) höhere Temperatur oder d) Trockenheit herrscht.
Die Wintertraube bei entsprechenden Temperaturen ist dann mehr als deutlich als solche zu erkennen, die Bildung zeigt starke Abweichung zur teilweise zu beobachtenden lockeren Gruppierung! Ein fetter Klumpen Arbeiterinnen drängt dicht um die sich erst dann im Zentrum befindliche
Gyne und
Brut. Als letzte Aktivität zum Herbst und erste Aktivität im Frühling bleiben/werden die ausführenden Nestbereiche mit Wächterinnen besetzt bzw. stromern einige Arbeiterinnen im Nest herum, ohne eine erkennbare Aufgabe zu erfüllen.
Wenn nun ein Indikator für eine beginnende/bestehende
Winterruhe benannt werden soll, dann sind es die
Larven, die deutlich und eindeutig eine
Winterruhe anzeigen!
Bei
C. herculeanus kann noch der obligatorische Nestverschluss herangezogen werden.
Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!