Camponotus ligniperda Umzug.

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Marki-to
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#1 Camponotus ligniperda Umzug.

Beitrag von Marki-to » 9. November 2007, 11:28

Grüße, liebe Ameisenfreunde.
Ich bin jetzt neu im Forum (und wer hätte es gedacht) ich habe eine Frage.

Mir wurde von Cousin ein rießiges Aquarium mit 20-30 Camponotus ligniperda + Königin (leider keine Brut) geschenkt. (die Kolonie existiert bereits 2 Jahre)
Das Aquarium ist mit Tannennadeln und ein paar kleinen Morschen Holzstücken sowie Moos verziert.
Die Ameisen sind mitten im Aquarium unter einer Rinde.
Mein Cousin sagte mir (wie ich auch schon hier überall lesen konnte) das sie in die Winterruhe sollen.
Doch es ist sehr schwer den Ameisen Wasser zuzuführen. Sie gehen nicht mehr raus (da ich sie schon im Kühlen-Vorzimmer stehen hab) da sie sich anscheinend schon auf die Winterruhe vorbereiten.
Jetzt dacht ich mir wo sie gerade so wenig Aktivität haben (man kann die Rinde hochheben und sie bewegen sich kaum) das ich sie in ein Reagenzglas umziehe mit einem kleinen Wintergarten dabei. Das würde dann auch zur größe der Kolonie passen.

Doch jetzt das Hauptproblem, die Ameisen haben angeblich schon 2 Umzüge dieses Jahr hinter sich und ich weiß nicht ob ich ihnen einen weiter zumuten kann?!
Was würdet ihr tun?

Mein Vater der auch Ameisen hält würde sagen ich sollte sie noch drin lassen eben wegen den 2 Umzügen die sie schon hatten.

Hoffe ich habs ausführlich genug geschrieben sodas ihr euch ein Bild machen könnt.
Erbitte um schnelle Antwort.

Euer besorgter Markus.



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swagman
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#2 AW: Camponotus ligniperda Umzug.

Beitrag von swagman » 9. November 2007, 15:55

Herzlich willkommen im Forum, Markus.

Die Kolonie lebt also unter einem Stück Rinde? Ohne Erde oder so?
Ich vermute mal das eine dünne Substratschicht vorhanden ist auf der die Rinde liegt.
Jetzt hast du das Problem mit dem Feuchthalten der Umgebung der Ameisen, richtig?

Hmm, ein gewaltsamer Umzug ist sicherlich nicht sehr schlau. Dass könnte die Kolonie zu arg stressen, grade jetzt wo sie sich scheinbar schon zurück gezogen haben.
Du könntest versuchen die Umgebung durch einsprühen feucht genug zu halten.
Das ist aber nicht einfach! Da kann die Deko schnell zu schimmeln anfangen, besonders wenn es kühl und feucht ist. Sprühst du zu wenig vertrocknen die Tiere gar.

Eine Möglichkeit die mir spontan einfällt, währe es die Rinde mit den Ameisen darunter mit Erde oder ähnlichem abzudecken.
Bringe einen Schlauch so an, dass die Ameisen im Notfall unter der Rinde rauskommen und überdecken das ganze mit einem Haufen feuchter (feucht nicht nass) Erde. Du brauchst nicht das ganz Becken füllen. Nur den Nestbereicht. So könnte man ein vertrocknen wohl verhindern. Die Erde darf aber im Winter nicht austrocknen.
Aber auch hier sehr vorsichtig bewässern, nicht das du das Becken langsam unter Wasser setzt und so deine erstarrten Ameisen ertrinken.



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Boro
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#3 AW: Camponotus ligniperda Umzug.

Beitrag von Boro » 9. November 2007, 16:24

Hallo Marki-to!
Auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum.
Swagman und dein Vater deuten das Richtige an: Noch ein (gewaltsamer) Umzug sollte nicht stattfinden.
Camponotus ligniperda befindet sich in der Natur (und in der Haltung oft noch früher) seit fast einem Monat in endogener Winterruhe. Da bilden die Tiere eine Wintertraube und rühren sich auch bei Lichteinfall nicht. Sie wollen und brauchen ihre Ruhe.
Ich würde über die Rinde etwas feuchten Torfmull legen und wöchentlich einmal kontrollieren. Bei Bedarf sprühen!
Ein kleines Hygrometer wäre auch von Vorteil. Die Luftfeuchtigkeit kann ohne weiteres 80% betragen. In einem kühlen Raum belassen.
Gruß Boro



Sahal
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#4 AW: Camponotus ligniperda Umzug.

Beitrag von Sahal » 9. November 2007, 17:31

Hola,

und wieder einmal kann ich nur wiederholen:

1. bilden die Tiere nicht automatisch eine Wintertraube, wenn sie sich in endogene Winterruhe begeben! Die Wintertraube ergibt sich erst bei Temperaturen unterhalb ~13°C, vollständige Ruhe und Traube gibt es erst bei unter ~7°C.
Da die endogene Winterruhe sich dadurch auszeichnet, nicht an die Temperaturen gebunden zu sein (bzw nicht durch diese ausgelöst wird), ist Deine Aussage falsch und führt zu erheblichen Verwirrungen.

2. ob Winterruhe oder nicht: solange sich die Tiere bewegen können, reagieren sie auch auf Licht oder andere Störungen. Besonders noch warm gehaltene Tiere agieren annähernd normal und aufmerksam, lediglich die Nestaktivitäten sind eingeschränkt, Furagieren erfolgt nur im Notfall (C. herculeanus furagiert gar nicht mehr). Bis 15°C runter ist kaum eine Veränderung der momentanen Aktivität zu beobachten, weder im Sommer noch im Winter! Selbst bei 9°C sind die Tiere noch relativ flink zu Fuß, wenn sie sich bewegen wollen oder gestört werden.


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!

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Boro
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#5 AW: Camponotus ligniperda Umzug.

Beitrag von Boro » 9. November 2007, 20:36

Hallo Sahal!
Nun, es macht eben jeder so seine Erfahrungen! Meine diesjährige Camponotus ligniperda-Kolonie zeichnet sich seit Ende September durch Inaktivität aus, seit Anfang Oktober gibt es kein Furagieren mehr. Seit dieser Zeit sitzen sie eng zusammengekauert, seit Mitte Oktober eindeutig in einer Wintertraube beisammen. (Ich weiß was das ist!). Wiederholte Kontrollen mit kurzem Abheben der Abdeckung des Ytong-Nestes (bei Tageslicht) haben zu überhaupt keiner Reaktion geführt. Damals (Mitte Oktober) betrug die Minimaltemperatur laut beigelegtem Max-Min-Thermometer 12°, die Maximaltemperatur bei sonnigem Wetter knapp 20°. Seither gibt es den totalen Stillstand. Inzwischen (fast Mitte Nov.) liegt die Minimaltemperatur in der Nacht bzw. bei Schlechtwetter bei 8-10° und die Maximaltemperatur bei Sonnenschein bei etwa 14°. Das Terrarium (+Nest) steht in der Veranda, die Temperaturschwankungen sind ausschließlich auf denTag/Nacht-Rhythmus bzw. auf Besonnung bei Schönwetter oder fehlende Besonnung bei Schlechtwetter zurückzuführen.
Was da jetzt also so falsch sein soll, weiß ich nicht.....
Im Ameisenwiki wird Hölldobler zitiert: "Camponotus ligniperda und Camponotus herculeanus bilden während der Winterzeit auch bei höheren Temperaturen eine Wintertraube". Spezielle Grenzwerte der Temperatur für die eine oder andere Verhaltensweise der besagten Arten werden nicht genannt.
Aber vielleicht hast du andere eigene Erfahrungen gemacht. Ich würde diese dann jedenfalls nicht gleich vorneweg als falsch bezeichnen. Mir ist ein gewisser Respekt vor den Erfahrungen oder Erkenntnissen anderer (erfahrender) Ameisenhalter zu Eigen.
Gruß Boro



Sahal
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#6 AW: Camponotus ligniperda Umzug.

Beitrag von Sahal » 10. November 2007, 14:17

Hola Boro,

Im Ameisenwiki wird Hölldobler zitiert
Ah, daher stammen also die "Beobachtungen", nun wird es klarer.
Die Arbeit von Hölldobler ist unsauber und Begriffe werden schwammig verwendet! So fällt die von Dir zitierte Zusammenfassung dann irreführend bis falsch aus.

Erfahrungen oder Erkenntnissen anderer (erfahrender) Ameisenhalter
Tja, ich halte es da lieber frei nach dem Motto: Alter schützt vor Torheit nicht!


Mit Camponotus ligniperda und C. herculeanus beschäftige ich mich seit geraumer Zeit, insbesondere der endogene Jahresrhythmus hat es mir angetan.
So habe ich zurzeit etliche Völker (1. - 3. Winterruhe) dieser beiden Arten in Haltung, momentan befinden sich fast alle in der Winterruhe. Teils bei 5°C, teils bei ~15°C (~ = selbstgestrickter Klimaschrank) und der Rest bei über 20°C, 3 Völker bei ~27°C.
Keines der „warm“ gehaltenen Völker zeigt oder zeigte eine „Wintertraube“, diese wird lediglich von kalten Völkern gebildet.
Im Gegenteil: alle warm gehaltenen Völker zeigen eine gewisse bis mäßige Aktivität innerhalb des Nestes, C. ligniperda furagiert dann und wann und nimmt Honig auf, C. herculeanus hält das Nest verschlossen und furagiert nicht.
Aber alle Völker unterhalten Wach- und Arbeitsdienste, sind aufmerksam, reinigen das Nest und reagieren auf Störungen wie Licht, Nestöffnung oder Klopfen.
Diese Aktivität geht bis knapp unter 10°C, erst mit Bildung/Vollendung der Wintertraube kehrt Ruhe ein.

Allenfalls lässt sich sagen, dass einige Arbeiterinnen sich locker um die Gyne gruppieren und die Brut innerhalb der „Winterkammer“ aufstapeln bzw. sammeln, es ist nicht mehr als ein Aufenthalt in der Winterkammer!
Jedoch verzichtet die überwiegende Anzahl meiner Völker bei ~20°C auch auf dieses Verhalten gänzlich und verteilen sich im Nest auf mehrere Kammern, ohne jedoch den Sommerbetrieb wieder aufzunehmen. Dieses Verhalten ist besonders auffallend vertreten bei Völkern, die vorher nicht in der Kälte waren! Werden Völker aus der Kälte in die Wärme verbracht, lösen sich auch hier die Wintertrauben vollkommen auf, aber viele Arbeiterinnen bleiben samt Brut in der Winterkammer. (Dieses Verhalten macht Sinn, denn in der Natur können Völker im Winter stundenweise durch intensive Sonneneinstrahlung erwärmt werden, müssen sich abends dann aber wieder zur Traube zusammenfinden.)

Diese lockeren Gruppierungen treten aber auch im „Sommerbetrieb“ auf, wenn a) viele Eier vorhanden sind, b) sich die Gyne gerade in einer zyklischen Legephase befindet, c) höhere Temperatur oder d) Trockenheit herrscht.

Die Wintertraube bei entsprechenden Temperaturen ist dann mehr als deutlich als solche zu erkennen, die Bildung zeigt starke Abweichung zur teilweise zu beobachtenden lockeren Gruppierung! Ein fetter Klumpen Arbeiterinnen drängt dicht um die sich erst dann im Zentrum befindliche Gyne und Brut. Als letzte Aktivität zum Herbst und erste Aktivität im Frühling bleiben/werden die ausführenden Nestbereiche mit Wächterinnen besetzt bzw. stromern einige Arbeiterinnen im Nest herum, ohne eine erkennbare Aufgabe zu erfüllen.


Wenn nun ein Indikator für eine beginnende/bestehende Winterruhe benannt werden soll, dann sind es die Larven, die deutlich und eindeutig eine Winterruhe anzeigen!
Bei C. herculeanus kann noch der obligatorische Nestverschluss herangezogen werden.


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!

Marki-to
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#7 AW: Camponotus ligniperda Umzug.

Beitrag von Marki-to » 10. November 2007, 15:37

Grüße,
erstmals danke für die Antworten.

Ich würde über die Rinde etwas feuchten Torfmull legen und wöchentlich einmal kontrollieren. Bei Bedarf sprühen!
Ein kleines Hygrometer wäre auch von Vorteil. Die Luftfeuchtigkeit kann ohne weiteres 80% betragen. In einem kühlen Raum belassen.


Ich werde das genau so machen. Finde das ist ne gute Lösung.

Und Sahal, die Kolonie ist längst nicht mehr in einem "warmen" Raum sonder in unserem Keller. Dort hat es Tags über um die 12 Grad. Abends ist es natürlich etwas kälter. Als ich die Rinde hochhob gab es Aktivität bzw. Bewegung und Aufrägung. Zuerst löste sich der großteil der Kolonie von der Rinde. (es sah so aus als würde sie einen Haufen um die Königin bilden) Und haben sich dann in ihrer aufrägung eben "etwas" bewegt.
Das diese Art eine "Wintertraube" bildet wusst ich nicht. Bin ziemlich neu im Gebiet der Ameisen. Hab aber vor mich über den Winter gründlich zu Informieren.
Heute werd ich sie dann sanft in unserem Dachboden stellen, in einer Kiste gelagert, dort hat es um die 3-10 Grad.

Grüß
maki-to



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Boro
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#8 AW: Camponotus ligniperda Umzug.

Beitrag von Boro » 10. November 2007, 18:13

Hallo Sahal!
Ich will die Leser des Forums nicht mit einem Disput belasten und antworte dir daher mittels PN!
Gruß Boro



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