ra-punzel72 hat geschrieben:Aber WARUM?
In beiden Fällen (Kampf & Futtertier) werden Tiere gehalten um sie zu töten. In beiden Fällen nützt der Tod nur dem Menschen, der sich aus purem Vergnügen andere Tiere zuhause hält.
In einem anderen Fall würde sich eben dieses Metzeln welcher Art auch immer auf dem Feld vor unserer Tür abspielen - da stört es uns nicht. Warum das nun wieder? Wenn man sich eine Kolonie "ins Haus holt" - ich meine jetzt im halterischen Sinne - dann koppelt man sie von den Fließgleichgewichten ab, an die sie in der freien Natur angeschlossen war und muss entsprechenden Ersatz schaffen, sofern die Abkopplung auch nur ansatzweise erfolgreich sein soll, denn wir wissen: Wenn man ein Fließgleichgewicht nicht innerhalb seiner "Betriebsparameter" hält, geht es kaputt. Das klingt alles sehr nüchtern und abstrakt, dessen bin ich mir total bewusst, ebenso, wie dass hier (Haltung) wie dort (salopp: "draußen") laufend Lebewesen sterben.
In keinem Fall geht es ums Überleben oder das natürliche Verhalten an sich, da der Mensch ja künstliche Bedingungen schafft, die den Tod anderer Tiere erst erfordert.
Nunja, wie weiter unten steht hätte die Kolonie im Etablierungsfall im Freiland auch munter Insekten gefuttert, darunter natürlich auch andere Ameisen - und zwar weil sie es kann. In Gefangenschaft kriegt sie ihr Futter vorgesetzt, dafür stehen die im Freien nicht gefressenen Tiere wieder zur Verfügung, die dann wiederum anderen als Nahrung zur Verfügung stehen... usw.
Ameisen brauchen so wie Ameisenbären in der Natur niemand, der sie füttert.
Stimmt, sie füttern sich dort selbst. Da man aber den potenziellen Futtertieren, die dort, wo die
Königin ihre Kolonie gegründet hätte bevor sie gefangen wurde, nicht sagen kann:
So jetzt hopst bitte in meine Futterkiste, ihr wärt die erste Jahresration gewesen, meine Ameisen haben Hunger - erschafft man sich diese Futterpopulation auf verschiedene Weise zu Hause.
Wenn die
Königin oder die Kolonie nicht eingefangen wäre, wäre sie eine von den Millionen, die jedes Jahr an der Gründung scheitern - oder auch nicht, das kann man nicht wissen.
Ob ich Freude dran hab, den Ameisen zuzusehen wie sie andere Insekten töten oder Ameisen zuzusehen wie sie sich selber töten, ist egal. Keines ist moralisch besser oder schlechter.
Für mich trägt dieser Satz eine gerade noch unterschwellige Unterstellung - wenn ich mich irre, nehme ich das gerne hin. Ich halte meine Tiere - und zwar nicht nur die Ameisen, jedenfalls
nicht, um ihnen beim Töten zuzusehen, sondern weil ich ein besonderes Interesse an jeglichen biologischen Systemen und deren Beziehungen untereinander habe. Dass ich z. B. Ameisen dazu ernähren muss, ist eine Grundvoraussetzung für deren Haltung, also quasi der kleinste gemeinsame Nenner unter Ameisenhaltern. Dass es genauso essentiell ist, die Kolonien aufeinander loszulassen, erschließt sich mir nicht mit gleicher Dringlichkeit! Klar, das kann man aus Interesse machen oder um die Bevölkerung zu dezimieren (s. naturnahe Haltung
) oder damit die Kolonien sich gegenseitig mit Futter in Form von Toten versorgen(kann sicherlich aus sehr einseitig sein), muss man aber eben nicht. Unter Ameisenhaltern gilt anscheinend stillschweigend und überwiegend der Konsens:
Ich nehme Futtertiere, um meine Kolonie(n) damit zu ernähren - wie es unter Hundehaltern einen analogen Konsens gibt:
Ich kaufe Hundefutter um meinen Hund zu ernähren. Es gilt zusätzlich in der einen wie auch der anderen Gruppe überwiegend - denke/hoffe ich:
Ich hetze meinen Hund nicht auf andere Hunde und
Ich lasse meine Kolonien nicht miteinander kämpfen, weil das einerseits keine
grundlegende Notwendigkeit zur Ausführung des Hobbys ist und andererseits die bisher investierten Ressourcen (Geld, Zeit, Mühe, Ans-Herz-gewachsen-Sein) gefährdet, wenn man das nüchtern betrachtet.
Nur der eine blendet aus, dass für sein Hobby unzählige Tiere unter unschönen Bedingungen gezüchtet werden und sterben müssen und der andere eben nicht.
Da frage ich mich doch: Sind diese Bedingungen für uns Menschen unschön anzusehen oder geht es den Tieren
mental schlecht dabei, sofern sie ein Wohlfühlgefühl aufbauen können? Körperlich kann es ihnen nicht schlecht gehen, die Tiere die ich bisher gekauft haben waren quietschfidel & wieselflink, sofern das artbezogen möglich war (Mehlwürmer eher weniger).
Oder gibt es hier EINEN Züchter
Kurz dazu, weil der Begriff an sich etwas definitionsbedürftig ist: Unter "Züchten" versteht man in biologischen Kreisen üblicherweise eine geplante Fortpflanzung einer bestimmten Gruppe von Lebewesen, die entweder auf ein bestimmtes Ziel hinarbeitet (mehr Ertrag, weniger Krankheiten, schöneres Fell - wasauchimmer) oder eben um der zahlenmäßigen Vermehrung willen - oder beides. Das ist mit Ameisen in den allermeisten Fällen nicht möglich, da deren sexuelle Fortpflanzung oft komplizierten äußeren Bedingungen folgt und eine Menge Platz benötigt, eineige Ausnahmen finden sich hier im Forum. Aus diesem Grund bezeichnen wir uns eher als Ameisen
halter, denn eine Zucht im o. G. Sinn ist bisher nur wenigen Haltern bei wenigen Arten gelungen.
der nicht mindestens einmal aus Interesse zugesehen hat, wie ein Futtertier "erlegt" wurde??
Sofern du einen kleinen Sadisten in jedem von uns vermutest - so kommt dieser Satz jedenfalls bei mir an - kann ich dich in meinem Fall beruhigen: Meine Ameisen haben bisher aus verschiedenen Gründen nur tote Futtertiere erhalten, die nicht - wie das im Freien oft der Fall ist - von den Ameisen zu Tode gezerrt, gerupft und mit Methansäure bombardiert wurden. Sie starben einen schnellen Tod durch siedendes Wasser - ob sie das nun besser finden als diejenigen, die draußen zerlegt wurden, kann ich leider nicht nachvollziehen - wenn du das kannst, hilf mir bitte! (Bitte nicht falsch auffassen - ist durchaus ernst gemeint!) Ich kann natürlich auch nicht sagen, was mit denen passiert ist, die dadurch nicht von dieser Kolonie gefuttert wurden, dass sie in meiner Obhut lebt - sie wurden wahrscheinlich von anderen Ameisenkolonien verwertet, die folglich einen geringfügig größeren Bevölkerungszuwachs hatten. Oder sie sind an Altersschwäche gestorben und kompostieren, weil es in diesem Einzugsgebiet keine Kolonie mehr gibt, die aufräumt, was bei der Ameisendichte an vielen Orten höchst unwahrscheinlich erscheint.
Um doch nochmal auf den Ameisenbären zurückzukommen:
Wenn der in einem Zoo lebt, frisst er dort tausende von Ameisen und etwas Obstpampe, die er anscheinend nur in Gefangenschaft zu sich nimmt (?).
Wenn er in freier Wildbahn lebt, frisst er dort tausende von Ameisen - die im Falle einer Internierung des AB tausend andere Tode sterben werden, evtl. sogar natürliche. Das ist jene Auskopplung, die ich ich oben umständlich zu beschreiben versuchte; ob der Bär in menschlicher Obhut lebt oder nicht, er frisst nun mal Ameisen. Deswegen alle in Gefangenschaft lebenden AB zu töten - sie verhungern zu lassen, was du im Prinzip ja fordern würdest, wenn sie keine Ameisen erhalten sollen - fände ich wiederum nicht so wirklich prall.
Jetzt frage ich dich: Wo ist der Unterschied?
Weitere Antworten, speziell diejenigen, die ich chrizzy schulde, und andere Aspekte folgen zu einem deutlich ausgeschlafeneren Zeitpunkt!