Maturaarbeit: (Möglichst) NatĂŒrliches System

Allgemeine Fragen und Themen ĂŒber europĂ€ische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Katy
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#1 Maturaarbeit: (Möglichst) NatĂŒrliches System

Beitrag von Katy » 8. MĂ€rz 2008, 10:21

Hallo zusammen!
Wie manche vieleicht noch wissen, möchte ich ja nĂ€chstes Jahr eine Maturaarbeit ĂŒber Ameisen schreiben. Um das ganze in Ruhe anzugehen, will ich schon dieses Jahr mit der Ameisenhaltung beginnen.
Zudem freue ich mich schon riesig, endlich mit meiner kleinen Kolonie starten zu können.:clap:
Ich möchte mit meiner Arbeit versuchen, den Ameisen eine möglichst natĂŒrliche Umgebung zu bieten. Dazu gehören Pflanzen und vor Allem möchte ich eine kleine Futtertierzucht in das System integrieren, so, dass sich die Ameisen und die Futtertiere immer ca. im gleichgewicht halten. Dass das nicht ganz einfach wird, ist mir bewusst, aber ich will es versuchen. Nun zu meiner Planung:
Ich tendiere zur Art Formica fusca, da sie nicht so volksstark werden und relativ robust sein sollen. Sie sollen als erste einziehen und ich möchte mich erst einmal ganz in Ruhe mit ihnen bekannt machen, bevor ich den Versuch starte.
Ich denke, ich werde mich fĂŒhr mehrere kleine Becken, die miteinander verbunden sind, entscheiden, da ich so besser eingreifen kann. Die Futtertiere werde ich in einem eigenen klinen Becken ansiedeln und den durchgang irgendwie so blockieren, dass die Ameisen nicht rein sondern nur die Futtertiere herauskommen können. Aber dass muss ich dann, denke ich, in der praxis ausprobieren. Es sind 3-4 Becken in Planung, in denen ich den Ameisen verschiedene Nester und Umgebungeb anbieten will.
Evt. möchte ich auch noch eine weitere sehr kleine Ameisenart integrieren.
Da ich aber nur blutige AnfÀngerin bin, möchte ich euch gerne um Rat fragen. Was haltet ihr davon? ist Formica fusca die geeignete Art?
Kann so ein System funktionieren? Habt ihr Tipps fĂŒr mich? Gibt es eine besonders geeignete Futtertierart? Ist es ĂŒberhaubt möglich, noch eine kleine Ameisenart zu integrieren (natĂŒrlich in einem zusĂ€tzlichen Becken.)?
Am wichtigsten ist mir, das kein Tier unter dem Versuch leidet! Ich möchte ihn also so gut wie möglich planen und vorsichtig durchfĂŒhren.
Vielen Dank fĂŒr eure Hilfe!
Liebe GrĂŒsse, Katy



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Atombone
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#2 AW: Maturaarbeit: (Möglichst) NatĂŒrliches System

Beitrag von Atombone » 8. MĂ€rz 2008, 11:26

Hiho Katy,
also zunÀchst mal vorne weg: Ich finde deine Idee insgesamt recht interessant, trotzdem denke ich, dass du einiges nicht umsetzen kannst.
Zur integrierten Futtertierzucht:
- also das mit dem Durchgang nu fĂŒr Ameisen kannst du denke ich vergessen, denn selbst wenn du einen Durchgang schaffst, durch den nur Ameisen passen, grĂ¶ĂŸere Futtertiere aber nicht--> wie sollen die kleinen die Futtertiere zurĂŒck ins Nest bekommen??
- NĂ€chstes Problem, welche Futtertiere?? Also ich denke, dass du in den nĂ€chsten 1-2 Jahren kaum die Möglichkeit haben wirst, dass deine kleinen Meisis effektiv selber Tiere erjagen können (ausser vielleicht Tiere in der GrĂ¶ĂŸenordnung von Fruchtfliegen.. aber ich denke die eignen sich kaum zur Integration in einem Arenabecken)weil sie noch nicht Volksstark genug sein werden! Die bessere Idee die ich jetzt spontan hĂ€tte, wĂ€re eine mit BlattlĂ€usen besetzte Pflanze ab und zu in einem der Becken, so dass die Meisen die Chance hĂ€tten diese zu "melken" (Trophobiose)... wobei ich mir grad nicht 10000%ig sicher bin, dass (Servi)Formica fusca diese Form der Nahrungsbeschaffung betreibt.

Zur Wahl deiner zukĂŒnftigen Ameisen: (Servi)Formica fusca finde ich eine ganz gute Wahl, da sie polygyn sein können, recht schnelles Koloniewachstum möglich ist, die Arbeiterinnen recht groß sind und du somit recht schnell wahrscheinlich viel beobachten kannst!

Zur integration von kleineren Arten dazu: Die einzigen die mir jetzt spontan einfallen wĂ€ren Tiere der Gattung Leptothorax bzw Themnothorax (dazu vielleicht mal den Nilsgollub fragen der hat glaub ich recht viel Erfahrung mit den ganz kleinen), von denen bekannt ist, dass sie mit grĂ¶ĂŸeren Arten zusammenleben könnten.

Weisst du denn schon was fĂŒr Nestvarianten du anbieten willst? Denn wenn du es so natĂŒrlich wie möglich halten willst, kann ja eigentlich nur ein Erdnest in Frage kommen. Dort wĂ€re allerdings die Einsicht in das Nest nicht mehr gegeben.

Ich hoffe ich konnte etwas weiterhelfen
Mfg Flo


ein weiser Mann sagte einmal: In schlechten Zeiten sind dicke Leute dĂŒnn und dĂŒnne Leute Tod. XXl = Luxusmodell

Gast
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#3 AW: Maturaarbeit: (Möglichst) NatĂŒrliches System

Beitrag von Gast » 8. MĂ€rz 2008, 12:12

Hallo Katy,

Aus meiner Erfahrung mit Ameisenhaltung heraus kann ich dir nur wÀrmstens empfehlen, deinen Plan aufzugeben!
Selbst mit sehr viel Erfahrung wird man so etwas nicht hinbekommen.
Bedenke, dass du mit einer kleinen Kolonie Formica fusca bis zum Herbst nur eine Handvoll Arbeiterinnen haben wirst. Da gibt es noch keine neuen Königinnen. Und selbst wenn, werden die nicht im Nest begattet. "Schnelles Wachstum" zieht sich auch bei solchen Arten ĂŒber mehrere Jahre hin!
Dann kommen im Herbst erst mal 5-6 Monate Winterpause! Und dann folgt bald der Abgabetermin.....
Ich will dich nicht entmutigen. Aber so wie gedacht geht das einfach nicht. Besser du erfĂ€hrst das gleich, als dass im Sommer-Herbst das große Bangen anfĂ€ngt.
Gibt es bei dir eigentlich keinen Biolehrer, der dir etwas Machbares empfehlen könnte?

mfG
Merkur



Katy
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#4 AW: Maturaarbeit: (Möglichst) NatĂŒrliches System

Beitrag von Katy » 8. MĂ€rz 2008, 17:22

Erst mal vielen Dank fĂŒr die Antworten!
@ Atombombe:
Das mit den Futtertieren wĂ€re so gedacht, dass die Ameisen nicht ans Nest der Tiere kommen, die Futtertiere also einen Ort als RĂŒckzugsmöglichkeit hĂ€tten (evt. mit einem Minimum an Futter), den sie nur verlassen, wenn zu wenig Platz/Nahrung vorhanden ist. Ich muss die Maturaarbeit ja erst im Sommer nĂ€chstes Jahr abgeben, kann also mit dem zusammenfĂŒhren der beiden Tierarten ruhig bis nĂ€chsten FrĂŒhling warten. Wenn ich richtig informiert bin, betreibt vor Allem Lasius niger Blattlauszucht, desshalb habe ich etwas zwischen den beiden Arten geschwankt. Ich möchte aber nicht so ein grosses Volk, wie es Lasius niger werden kann, da ich sie ja auch weiter halten will...
Vielen Dank fĂŒr die Hilfe bei der Suche nach kleineren Ameisenarten, werde mich mal informieren.
Bei den Nestvarianten habe ich sicher an eine Farm und ein Ytong gedacht, je nach dem, was die 2. Ameisenart benötigt, noch eine Variante. Bis jetz habe ich eher von einem Erdnest abgesehen, weil ich denke, bei einem solchen Experiment wĂ€re es wichtig/nĂŒtzlich, ins Nest und die Vorrarskammern u.s.w. hineinsehen zu können..
Nun zu Merkur:
Könntest du vieleicht etwas prĂ€ziser werden? Was fĂŒr Probleme meinst du?
Ich weis nicht, warum du auf die Jungköniginnen kommst. Ich hatte vor, bei Antstore eine kleine Kolonie mit einer, evt zwei Königinnen zu kaufen und den Sommer durch mal etwas zu pflegen und dann nĂ€chsten FrĂŒhling mit dem Experiment zu beginnen. Da du ja schon Erfahrung mit Ameisen zu haben scheinst, wĂ€re ich an deiner begrĂŒndeten Meinung sehr interessiert! Evt. hast du ja eine andere Idee fĂŒr einen interessanten Versuch mit Ameisen?
Ich bin wirklich jedem dankbar, der sich meldet!
Liebe GrĂŒsse, Katy



Sahal
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#5 AW: Maturaarbeit: (Möglichst) NatĂŒrliches System

Beitrag von Sahal » 8. MĂ€rz 2008, 22:49

Hola,

Du schreibst von einem Gleichgewicht zwischen JĂ€ger und Beute.
Nun, dass kannst Du komplett dem Hasen geben... denn niemals wirst Du einen derartigen Zustand in der Haltung erreichen.

Es beginnt doch bereits damit, das exakt so viele Beutetiere durch die Öffnung schlĂŒpfen mĂŒssen, wie die Ameisen gerade (!) benötigen. Eine Regulierung der eindringenden Beutetiere ist dann nichts anderes, als wenn Du die Beute direkt ins Formikarium gibst.
Zudem vermehren sich viele Insekten, die als Beute in Frage kommen, explosionsartig, wenn keine Heerschar von PrÀdatoren "regulierend eingreift".
Weiterhin besteht das Risiko, das erheblich zu viele Beutetiere eindringen und die Ameisen "nerven" oder gar gefÀhrden.
Und letztendlich: Du hast Null Kontrolle, wie viel Deine Volk verspeist. So wird es Dir nicht auffallen, wenn die Ameisen am gedeckten Tosch verhungern, oder durch Haltungsfehler der Apetit des Volkes schlagartig zurueck geht.

Ameisen lernen, so kann es Dir passieren, das die Arbeiterinnen nicht mehr wie gewohnt furagieren, sondern gezielt das Loch ansteuern und der Beute harren, die da hoffentlich kommt.

Nicht nur Lasius niger frönt der Trophobiose, auch Formica sind fleißige Melker mit ebenfalls interessanten Beobachtungsmöglichkeiten.


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlÀgt!

Katy
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#6 AW: Maturaarbeit: (Möglichst) NatĂŒrliches System

Beitrag von Katy » 9. MĂ€rz 2008, 10:04

Hallo Sahal!
Vielen Dank fĂŒr deine Antwort!
Ich habe mir gedacht, die Futtertiere mit Hilfe des Futters regulieren zu können. Das es schwierig wird, habe ich mir schon gedacht, aber wenn ihr meint, dass es unmöglich wird...
Eine Blattlauszucht auf Rosenpflanzen zu integrieren wĂ€re natĂŒrlich auch interessant, ĂŒberwintern mĂŒsste sie ja nicht. Ich habe aber gelesen, dass auch das nicht einfach ist und das Volk schon so 300 Arbeiter haben sollte.
Sehr interessant wĂ€re ja auch die Vergesellschaftung mit Temnothorax, wie Atombombe geschrieben hat. Wenn beide Arten ein eigenes Becken hĂ€tten, dass ĂŒber SchlĂ€uche mit einer Arena verbunden ist, wĂ€re die Haltung mit Formica fusca möglich?
NatĂŒrlich geht es mir bei diesem Experiment vor allem um die Beobachtung. Es muss nicht unbedingt erfolgreich sein(wenn sich das Gleichgewicht zwischen beute und JĂ€ger nicht einstellt, kann ich dabei sicher ein paar interessante Beobachtungen machen und wenn nötig eingreifen...), ich möchte nur nicht, dass irgendwelche Tiere sinnlos darunter leiden mĂŒssen. Ich werde mich gut informieren und dann entscheiden, ob und welche Vergesellschaftung ich durchfĂŒhren möchte.



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Boro
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#7 AW: Maturaarbeit: (Möglichst) NatĂŒrliches System

Beitrag von Boro » 9. MĂ€rz 2008, 10:41

Hallo Katy!
Um dich nicht ganz zu entmutigen, will ich auch noch ein paar Worte zu diesem Thema sagen:
Wie deine Idee von der Zucht der Futtertiere und einem damit verknĂŒpften Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage funktionieren soll, kann ich mir auch nicht vorstellen.
Du hast gute gedankliche AnsÀtze und ich sehe daher nur 2 Möglichkeiten, wie man deine PlÀne noch irgendwie retten kann:
1. Du verlĂ€sst dich auf die ĂŒbliche - will sagen - meist verwendete Methode der Haltung dieser Tiere und ziehst dann aus Beobachtung und einigen kleineren Experimenten deine fĂŒr die Arbeit notwendigen SchlĂŒsse oder
2. du verlĂ€sst dich auf Beobachtungen in der Natur, da wĂ€re natĂŒrlich ein Garten mit einigen Nestern oder ein schöner WaldameisenhĂŒgel in der NĂ€he von großem Vorteil.
Beide Methoden sind sehr zeitaufwendig, setzen viel Geduld voraus und brauchen eine gute Beobachtungsgabe fĂŒr das Wesentliche (was du vermutlich hast) sowie eine entsprechende Vorbereitungszeit (Einlesen in die Literatur, auch hier im Forum gibts eine Menge an interessantem Basiswissen).
Gruß Boro



Sahal
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#8 AW: Maturaarbeit: (Möglichst) NatĂŒrliches System

Beitrag von Sahal » 9. MĂ€rz 2008, 11:57

Hola,

eine Vergesellschaftung wird Dir keine verwertbare Beobachtungen liefern. Evtl. bei Camponotus ligniperda und Temnothorax (nicht Themno...) wirst Du ein Bestechungsgeld seitens der Temnothorax beobachten können... aber dafuer lohnt der ganze Aufwand nicht und det Ganze ist eher langweilig.

Wenn Du eine interessante Matura-Arbeit liefern willst, dann besinne Dich auf die "Basic"! Es wird allzu oft ĂŒbersehen, dass die Organisation und der Arbeitsablauf innerhalb eines Volkes aufregend, ĂŒberraschend und hochinteressant ist!!
Alleine die partielle Anfuetterung der Larven kann schon Seiten fuellen, Rekrutierung, Arbeitsteilung und unterschiedliche Verteilung von Kohlenhydrat und Protein fĂŒllt gleich ganze BĂŒcher.

Nicht zuletzt kannst Du so zeigen, welch komplexe Strukturen ein Ameisenvolk beinhaltet.


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlÀgt!

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