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Atta cephalotes/sexdens

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen Gattung Atta
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ElAurian
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#1 Atta cephalotes/sexdens

Beitrag von ElAurian » 11. März 2008, 17:40

So, dann werde ich mich auch mal wieder hier einordnen und meine langjährige Erfahrung zum Besten geben :-)
Ich stelle keinen Anspruch an Perfektion, hier spricht nur zwei Jahre lang Atta-Haltungserfahrung mit vielen Fehlern, die ich anderen ersparen möchte und die mich bisher zwei Kolonien gekostet haben....(naja gut nur eine bisher, die andere hab ich verkauft, Schicksal unbekannt)

Wie fängt man an?

Also ich denke mal ich liste erstmal die sechs goldenen Regeln der Atta-Haltung auf:

1.) Atta braucht viel, sehr viel Platz!
2.) Den Pilz nicht offen lassen (und um Gottes Willen nicht auch noch beleuchten!), nehmt Erde, am Besten ein 1/1 Lehm-Torf Gemisch. Nur Sand ist nicht geeignet!
3.) Feuchtigkeit ist wichtig, aber zuviel Feuchtigkeit ist schädlich! Zuwenig Feuchtigkeit aber ebenso!
4.) keine Heizdecken oder zusätzliche Heizquellen! Zimmerwärme reicht aus! Zusätzliche Beleuchtungsquellen bei Erde ist ok, aber nicht unbedingt notwendig. Attas lieben es eher halbschattig. Immer an den Pilz denken.
5.) Unbedingt an Ausbruchsschutz denken!
6.) Für abwechslungsreiche Nahrung sorgen

Und nun zur Erläuterung:

zu 1.) Es dürfte klar sein, das Atta viel Platz braucht. Wer genug über Atta gelesen hat, weiß dass sie enormes Platzbedürfnis haben. Es ist immer schwierig, diesen Anspruch zu erfüllen. Um annähernd optimale Bedingungen zu schaffen, bräuchte man schon mindestens ein Terrarium von 2 Meter Höhe und Breite und 1 Meter Tiefe, komplett mit Erde gefüllt und mit zusätzlichen Kammern verbunden (so ungefähr sieht es im Frankfurter Zoo aus und ist meiner Meinung nach bisher die am artgerecht gehaltene Form, die ich gesehen habe) Ausgewachsen kriegt man die Kolonie damit aber auch nicht. Da sich ein so großes Terrarium die meisten nicht leisten können (ich hoffe ich kanns eines Tages), tuts zur Not auch ein einfaches Aquarium, das man geschickt mit anderen Aquarien verbindet. (Geheimtip von Mauermeise) Dazu stellt man die Aquarien hochkant, trennt den oben liegenden Glasdeckel ab und ersetzt die fehlende Seite durch Plexiglas. Das hat den Vorteil, das es sich gut zurecht schneiden läßt. Man kann dann Löcher schneiden und ggf Schläuche mit anderen Aquarien, die ebenso präpariert sind dort einsetzen. Aber es gilt immer die Regel: Besser zuviel Platz als zuwenig. Atta ist zwar einer der interessantesten Arten (für mich eindeutig DIE interessanteste), aber auch leider sehr aufwendig zu haltenden Arten. Reicht eine Kammer oder sollte man mehrere nehmen? (Futterkammer, Abfallkammer). Ist denke ich nicht nötig wenn man unter Erde hält, die Ameisen bauen dann selbst ihre Kammern wie sie wollen. Ohne Erde empfiehlt es sich natürlich mehrere Kammern anzuschließen und man erspart es sich dann auch, regelmäßig Erde wegzuschaffen. Denn diese muß ab und zu entfernt werden. Atta gräbt und gräbt und gräbt etc....man kann es sich kaum vorstellen wenn man es nicht selbst gesehen hat. Ich möchte darüber hinaus anmerken, dass man es schwerlich schafft, eine Atta-Kolonie soweit zu bekommen, dass sie ausgewachsen ist. Ich weise dabei auf den Artikel "bei der Haltung zu beachten" bei Ameisenwiki hin. Atta zu halten sollte man sich deswegen sehr genau überlegen. Ein extra Zimmer nur für Atta ist nicht zu umgehen, ein eigener Keller wäre dann gleich noch besser. Es hört sich übertrieben an, aber ich weiß, wie schnell diese Ameisenart bei guter Pflege wächst. Es ist mit nicht unerheblichen finanziellen Aufwand sicher zu bewerkstelligen, Aquarien kosten nicht auch nicht die Welt, aber je größer die Kolonie umso mehr Platz braucht sie und umso mehr Nahrung. Darüber schwebt immer die Gefahr, die kleinen können ausbrechen. Wenn sie es tun, hat man, sofern man kein eigenes Haus hat, schnell den Kammerjäger am Hals (auch selbst erlebt). Bonsaihaltung schadet der Kolonie und sie wird nicht lange leben.

zu 2.) Es herrscht ein gewisser Streit bei Attahaltung. Erde oder nicht, ich bin für Erde, ist zwar mehr Arbeit aber es kommt der Natur am ähnlichsten. Der Vorteil ist vielfältig. Die Kolonie bestimmt selbst wieviel sie graben muß um den Pilz zu lüften, sie reguliert selbstständig die Luftfeuchte und gräbt so wie sie will. Der große Nachteil ist, man kann sie nicht beobachten, aber keine Sorge, eines Tages ist der Pilz so groß, das Atta ohnehin selbst bis an die Scheibe gräbt. Bis dahin muß man halt geduldig sein. Welche Erde ist die Beste? Man sollte einfach am ehesten schauen, welche Erde der Heimaterde am ähnlichsten ist. Das heißt: viel Lehm, wenig Torf. Mindestens 1 Teil Lehm, 2 Teile Torferde. Weißtorf ist unbehandelt und frei von Insektiziden. Kriegt man bei Gartencentern recht günstig. Bei normaler Blumenerde weiß man nie was drin ist. Lehm ist aber wichtig zur Stabilisierung. Wenn euch die Kammern einbrechen ist es aus mit der Kolonie. Auch diese Erfahrung mußte ich leider machen. Macht nicht denselben Fehler. Auf keinen Fall Sand nehmen. Sand ist viel zu instabil, die Kammern brechen euch ein und dann ist die Kolonie nicht mehr zu retten. Ohne Erde kann die Kolonie die Feuchtigkeit nicht richtig regulieren, die Ameisen registrieren, wenn die Bedingungen für den Pilz nicht gut genug sind und schleppen ihn unter Umständen hin und her (was meines Erachtens gegen eine Haltung ohne Erde spricht). Das das nicht gut für das Pilzwachstum ist, versteht sich von selbst. Wenn man dann auch noch beleuchtet, muß man sich nicht wundern, wenn der Pilz immer kleiner wird. Attamyces ist eigentlich relativ robust, aber man sollte ihn nicht totzüchten :-)

zu 3.) Immer für ausreichend Feuchtigkeit sorgen. ABER: Nicht zu naß und nicht zu trocken. Ist es zu naß, leidet der Pilz, ist es zu trocken, geht der Pilz schnell zurück und es besteht Einbruchsgefahr. Ideal ist normalfeucht, um das zu erreichen, kann man entweder besprühen oder mit einem Nebler für ausreichend Feuchtigkeit sorgen. Dabei aber drauf achten, das Atta gerne in Wasserbehältern ertrinkt. Daher Aquarien für die Haltung nehmen mit Glasdeckel, das hält die Feuchtigkeit konstant und der Pilz kann gedeihen. Es soll halt schon wie ein wenig "tropisch" wirken. Es hilft auch sehr Pflanzen in das Gefäß zu pflanzen, um die Feuchtigkeit zu regulieren. Es dient auch gleichzeitig der Optik. Wichtig ist auch, keine Staunässe zuzulassen, dafür kann man etwas Blähton am Boden streuen und ein kleines Loch schneiden um überflüssige Feuchtigkeit zu entfernen. Das kann man auch sehr schön mit Untersetzern kombinieren, die gleichzeitig Ausbruchschutz bieten.

zu 4.) Das leidige Thema Temperatur. Was ist optimal für Atta? Nach meiner Erfahrung 20-27 Grad. Ab dieser Temperatur wird die Königin unfruchtbar und die Kolonie ist verloren. Aber solche Temperaturen kommen abgesehen von Jahrhundertsommern sowieso nicht oder nur sehr selten vor, wenn man nicht gerade in der Wüste lebt. Ist die Temperatur zu niedrig, geht das auf Kosten die Pilzes, ist sie zu hoch auf Kosten des Pilzes und der Königin. In der Regel reicht Zimmertemperatur aus, wenn das Aquarium nicht gerade neben der Heizung oder neben dem Fenster steht. Daher auch bitte auf jegliche Zusatzheizung verzichten und einen idealen Standort auswählen, der nicht zu kalt und nicht zu warm ist. Zusatzbeleuchtung ist ok, aber bitte auch nicht übertreiben. Es schadet nie, sich ein Thermometer zu kaufen und damit die Temperatur zu kontrollieren. Wie bei der Feuchtigkeit gilt: Attaarbeiterinnen registrieren wenn der Pilz nicht optimal wächst. Sie versuchen dann die Bedingung zu ändern und ihn umzutragen, es könnte ein Zeichen sein, das was nicht stimmt, aber es MUSS kein Zeichen dafür sein. Man sollte sich nur Sorgen machen, wenn der Pilz stetig kleiner wird. Das kann an verschiedenen Dingen liegen, an der Temperatur, am Wasser oder an an der Luftfeuchte. Aber auch an zuwenig Nahrung, wie ich kürzlich lesen mußte.

zu 5.) Denkt bitte immer an Ausbruchschutz! Das gilt sowohl für Acromyrmex und Atta. Gerade große Kolonien neigen dazu schnell auszubrechen, sie schicken ihre Scouts los und dann ist die halbe Kolonie in Marsch gesetzt. Dabei kennt Atta kein Halten. Wenn erstmal eine geeignete Nahrungsquelle gefunden ist, machen sie vor nichts halt und bauen ihre Straßen wie sie wollen. Je größer die Kolonie umso mehr Futter verbraucht sie logischerweise. Ich mußte bei meiner alten Atta cephalotes Kolonie am Ende 2 Mal am Tag los und Blätter sammeln, die waren dann fast sofort kahlgefressen und ich war nur noch am Schneiden. Bedenkt das auch bei der Futtersuche. Sucht euch eine Quelle, die unerschöflich ist, es gibt in Wäldern riesige Brombeeransammlungen. Aber dazu später. Den idealen Ausbruchsschutz habe ich leider auch noch nicht gefunden, das Problem ist, das Atta lange Beine hat und sehr gelenkig ist. Sie überwinden viele Hindernisse und sind dabei sehr hartnäckig. Ist erstmal eine Futterquelle gefunden, geht die Post ab. Ich hab es bei meiner Kolonie selbst erlebt. Wassergräben sind eine Möglichkeit, aber da ist die Sterblichkeit recht hoch. Komplett schließen würde ich das Aquarium auch nicht wegen Stauhitze und Luftaustausch. Wer Alternativen hat, möge mich gerne kontaktieren ^^

und schließlich zu 6.) Thema Nahrung. Also wie schon erwähnt, Atta liebt Brombeeren und alle Rosengewächse. Aber man sollte die Nahrung wie bei allen Tierarten die man hält abwechslungsreich gestalten. Obst mögen sie sehr gerne, Äpfel oder Bananen sind gute Nahrungsergänzung für die Arbeiterinnen. Ebenso Gemüse in jeglicher Form, dabei drauf achten ,das es unbehandelt ist. Im Notfall werden auch Haferflocken und Grassamen gerne genommen, kriegt man ganzjährig überall. Wenn man Brombeeren schneidet, macht das lieber nicht an der Autobahn, sondern sucht euch eine Quelle im Wald. Man kann ruhig etwas experimentieren, Atta nimmt die meisten Früchte sehr gerne, nur sollten sie eben nicht gespritzt sein oder irgendwie sonst chemisch behandelt.

Zur Koloniegründung:

Eine von mir bewährte Methode ist folgende (mit Erde):

Man gräbt eine Kuhle in die Erde (möglichst rund), es sollte möglichst tief sein aber nicht zu tief (Einbruchsgefahr) drückt mit dem Finger einen Gang in die Erde (an der Oberfläche) und legt dort vorsichtig den Pilz rein, dann legt man einen Untersetzer oder einen kleinen Teller so drauf, dass nichts einbrechen kann. Die Luftfeuchtigkeit bleibt so konstant und der Pilz wächst relativ schnell. Damit bietet man der Kolonie eine gute Grundlage. Die Methode funktioniert gut bei Acromyrmex und Atta. Ab und zu kann man den Untersetzer zur Kontrolle hochheben, sollte man aber nicht zu oft machen um die Kolonie nicht zu stören. Am Anfang braucht man relativ wenig Pflanzenmaterial, aber das wird rasch sehr viel mehr. Bei Koloniegründungen sollte man auch beachten (beim Kauf wichtig!), je größer der Pilz umso größer die Chance dass man Erfolg hat. Laßt euch keinen Mini- oder Mikropilz andrehen! Minimum ist Golfballgröße!

Allgemein wird manchmal behauptet, Atta oder Acromyrmex-Haltung wäre anspruchsvoll. Das stimmt nur zum Teil. Wenn man gewisse Dinge beachtet, ist die Haltung nicht weiter schwierig. Bedenkt aber immer, das Blattschneiderameisen generell riesige Kolonien bilden, das gilt für Atta noch mehr wie für Acromyrmex. Außerdem sind Atta-Königinnen die langlebigsten Insekten überhaupt. Dafür sind Blattschneiderameisen finde ich mit einer der interessantesten Ameisenarten überhaupt.

Welche Art, Atta cephalotes oder sexdens? Generell fand ich cephalotes pflegeleichter und robuster, bin aber kein Atta-Experte. Möge man selbst herausfinden, ich kann jedoch nur zu cephalotes raten. Manchmal werden nicht bestimmte Arten (Acromyrmex spec. etc) angeboten, da würde ich persönlich von abraten. Wenn sich der Händler nicht sicher ist, lieber nicht kaufen. Aber um wirklich nicht aus Kreuz gelegt zu werden, muß man sich mit den Ameisen, die man hält wirklich richtig, richtig gut auskennen. Zur Not kauft man sich eben ein Bestimmungsbuch und prüft nach.

Die oberen Haltungserfahrungen lassen sich auf Acromyrmex ebenso anwenden, mit dem kleinen Unterschied, Acromyrmex ist etwas robuster und benötigt nicht so viel Platz (andere Halter sprechen vom Gegenteil, bei mir waren sie wirklich ziemlich anspruchslos und haben sogar geflügelte Männchen und Gynen hervorgebracht, Beweisfoto leider nicht vorhanden). Acromyrmex baut keine unterirdisch weit verzweigten Nester, sondern bleibt oberirdisch, das heißt sie graben nicht so viel wie Atta. Aber auch Acromyrmex kann wie schon gesagt enorme Koloniegrößen hervorbringen.

Zu Händlern etc möchte ich mich nicht äußern, aber ich kann nur davor warnen, überhöhte Preise zu zahlen. Mittlerweile sind diese ja stark gesunken, aber wie ich finde ist ein Preis weit über 100 Euro pro Starterkolonie (Pilz: Golfballgröße, mindestens 20 Arbeiterinnen) mit nichts zu rechtfertigen.

So, das war viel Text aber ich hoffe, ich konnte euch gute Tipps geben :-)



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