Exotische Ameisen auf dem Marktplatz
- Sebastian
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#25 AW: Exotische Ameisen auf dem Marktplatz
Um den wilden Spekulationen hier etwas einhalt zu gebieten.
Wir haben hier schöne Benutzerränge die mehr aussagen als das jemand 50 mal am Tag ein Posting erstellt. Daher ist der aktuelle Plan des Teams den Exotenhandel zu Testzwecken erstmal auf ein paar Benutzergruppen zu beschränken.
Wer nicht weiß wovon ich rede, Nützliche Links -> Benutzergruppen.
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Ordo ab Chao
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#26 AW: Exotische Ameisen auf dem Marktplatz
Ich würde gerne mal erleuchtet werden, aber:
Wie können exotische Arten, wie Blattschneiderameisen, Weberameisen und sonstiges exotisches, deren Heimat Klimazone 15 ist und die hier in freier Wildbahn keinen Winter überleben, eine Gefahr für das hiesige Ökosystem darstellen?
Ich hab den Fall in Köln mit einer gewissen Belustigung verfolgt und sehe diese bewußt generierte Panikmache und den darauf folgenden "Debatten" hier um das Thema als typisch deutsches Phänomen. Das ähnelt der Kampfhunddebatte.
Ich sag ja nichts gegen wirkliche Schädlinge, die auch aus dem Ausland eingeschleppt werden und hier überleben, aber Weberameisen und Blattschneider eine Gefahr für das deutsche Ökosystem? Gehts eigentlich noch?
Sorry wenn ich jetzt etwas barsch klinge, aber diese ganze Diskussion geht mir wirklich etwas gegen den Strich langsam. Wer exotische Ameisen will, soll sie bitte auch halten dürfen. Klar können die Anbieter selbst wählen was sie anbieten, aber die Gründe sind meiner Meinung nach stark an den Haaren herbeigezogen. Man sollte nicht alle Exoten in einen Topf werfen, sondern wirklich von Art zu Art unterscheiden.
Wie können exotische Arten, wie Blattschneiderameisen, Weberameisen und sonstiges exotisches, deren Heimat Klimazone 15 ist und die hier in freier Wildbahn keinen Winter überleben, eine Gefahr für das hiesige Ökosystem darstellen?
Ich hab den Fall in Köln mit einer gewissen Belustigung verfolgt und sehe diese bewußt generierte Panikmache und den darauf folgenden "Debatten" hier um das Thema als typisch deutsches Phänomen. Das ähnelt der Kampfhunddebatte.
Ich sag ja nichts gegen wirkliche Schädlinge, die auch aus dem Ausland eingeschleppt werden und hier überleben, aber Weberameisen und Blattschneider eine Gefahr für das deutsche Ökosystem? Gehts eigentlich noch?
Sorry wenn ich jetzt etwas barsch klinge, aber diese ganze Diskussion geht mir wirklich etwas gegen den Strich langsam. Wer exotische Ameisen will, soll sie bitte auch halten dürfen. Klar können die Anbieter selbst wählen was sie anbieten, aber die Gründe sind meiner Meinung nach stark an den Haaren herbeigezogen. Man sollte nicht alle Exoten in einen Topf werfen, sondern wirklich von Art zu Art unterscheiden.
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- Halter
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#28 AW: Exotische Ameisen auf dem Marktplatz
Hola,
leider hast Du nur die halbe Miete beachtet, und wichtige Dinge vergessen.
So sind es nicht nur die Ameisen selbst, die ein Risiko darstellen/darstellen können, auch und vor allem ist es eventuelle Parasitenfracht, die hier zum tragen kommt und das weit aus höhere Risiko stellt.
Neben den Parasiten gibt es noch eine ganz erkleckliche Anzahl von Krankheiten, unter denen Ameisen zu leiden haben. Und vergessen wir auch nicht, das bei Ameisen eine Vielzahl von Endosymbionten eine Rolle spielen. Alle drei Punkte sind bei unseren Pflegelingen leider noch schlecht erforscht, jedoch gibt es einige Anhaltspunkte. So hat Prof. Buschinger in einer Arbeit gezeigt, dass sich Nicht-Einheimische Krankheiten durchaus auf einheimische Arten übertragen lassen. Weiterhin erscheint es mir realistisch, dass durch Koevolution exakt abgestimmte Endosymbionten in Form von Bakterien durch einen Nicht-Einheimischen Endosymbionten verdrängt werden kann, der nicht die notwendigen Nährstoffe produziert.
Warum ist Nicht-Einheimisch so kritisch?
Easy, in der Evolution haben die Arten ueberlebt, die sich mit den unmittelbar beeinflussenden Faktoren arrangieren können und gelernt haben, diesen Einflüssen Paroli zu bieten. Entweder durch Verhaltensmuster, durch anatomische Merkmale oder organische Abwehrmechanismen.
Nun, das Beispiel der Varroa-Milbe sollte recht eindrucksvoll gezeigt haben, was ein im Heimatland kontrollierter Schädling fuer nette Dinge anstellen kann, wenn er verschleppt wird. So ist es wahrscheinlich bis sicher, dass auch Ameisen im Heimatland mit netten Gesellen konfrontiert sind, und gegen diese Strategien entwickelt haben. Unsere heimischen Arten jedoch kennen diese Strategie nicht und wären folglich hilflos ausgeliefert, wenn diese Gesellen hier eingeschleppt werden.
Ratten:
bei uns nahezu omnipotent, und unsere Fauna hat sich darauf eingestellt, alleine schon im Brutverhalten der Vögel.
Auf einigen Inseln sind jedoch diese Ratten vollkommen unbekannt gewesen mit dem Ergebnis, das Bodenbrueter (Vögel, Reptilien) mit diesem neuen Prädator nicht zurechtkommen und nahezu ausgerottet sind. Die legen nach wie vor ihre Eier in/auf den Boden und sind vollkommen ueberrascht, wenn eine hungrige Ratte um die Ecke kommt.
Der tasmanische Beutelwolf wurde nach fundierten Theorien durch eine eingeschleppte Hundestaupe-ähnliche Erkrankung ausgerottet bzw die Population stark geschwächt. So deutet ein plötzlicher Rückgang der Population um 1906 verbunden mit Augenzeugen-Berichten darauf hin. (Die Farmer haben natürlich mit Abschuss-Prämien ihr Schärflein beigetragen).
Und wenn wir Kopfueber bleiben: unsere niedlichen, harmlosen Langohren weiden gerade pestilenzartig die Gruenflächen ab.
Was kann den schon zB eine winzige Fliege anrichten?
Hier ein Zitat von mir aus dem AWiki:
Dieses sind nur wenige Beispiele fuer Einschleppungen, die das Gleichgewicht der Natur empfindlich stören... und alles Vorgänge, in denen absolut harmlose und niedliche Tiere zum Exodus führen. Sei es durch anderes Klima, durch fehlende Feinde oder einfach durch nicht vorhandene Abwehr-Strategien.
Zudem ist es ein Irrglaube, dass Nicht-Einheimische Arten den Winter generell nicht überleben könnten... und ich denke nicht einmal an die Klimaerwärmung.
An jeder popeligen Hauswand herrschen auch im finstersten Winter nette Temperaturen, und die Frostgrenze geht wohl selten tiefer als 80cm in den Boden. Dann haben wir in unserer modernen Stadt warme Abwasserrohre, Fernwärme und ewig warme Keller, U-Bahnschächte und was weiß ich noch.
"Aber da gibt es doch keine Nahrung!"
Ich habe einmal ein Volk Camponotus ligniperda verloren (Jaja, Schande ueber mich)... das Nest war hinter einen Schrank gerutscht.
Ohne Wasser oder Nahrung hätten die armen Geschöpfe eingehen sollen... oder? Nix war, nach etwa einem 3/4 Jahr habe ich das Nest gefunden... und es waren von 27 Arbeiterinnen nur 4 gestorben, es lagen sogar wenigeLarven im Nest!!!
Ameisen sind sehr zäh, und können sehr lange ohne Nahrung oder Wasser auskommen!
Schon heute haben Baumärkte, Gärtnereien und ähnliche Warmhäuser unter erheblichem Infektionsdruck durch eingeschleppte Arten zu leiden. Schuld der Halter? Wohl kaum, aber es zeigt eindringlich, dass diese Spezies hier überleben können.
Im Heimatland eine ganz moderate Art, also kein Risiko?
Nun, es wäre nicht die erste Art, die spontan ihr Verhalten ändert und zB von Monogynie auf Polygynie schwenkt, ihr Nahrungsspektrum drastisch ändert, Nestbauverhalten anpasst und sich anders organisiert! Monomorium pharaonis hat sich extrem angepasst und deutliche Verhaltensänderungen an den Tag gelegt, und die USA können ebenfalls ein Lied von spontaner Änderung singen... um nur 2 der wichtigsten Beispiele zu nennen.
Du fragst Dich, was diese nervigen Diskussionen sollen, was der Hetz gegen Exoten für einen Sinn hat! Ich frage mich immer, was die absolute Verleugnung von tatsächlichen Risiken soll...
Nun, da habe ich doch noch drei Gegenfragen:
- kannst Du beweisen oder begründen, dass Exoten KEINERLEI Risiko darstellen?
- wenn nur ein Volk aus Tausend unsere Fauna gefährdet/gefährden könnte, sind die Bedenken und Sicherheitshinweise nicht berechtigt??
- warum fällt es so schwer, ein Risiko einzugestehen und danach verantwortungsvoll zu handeln?? So wie Du es schreibst, kann ich nach Herzenslust (fast) alle Exoten aussetzen... absolut ohne Risiko!
Freie Exotenhaltung für jedermann... auch die Halter, die mit der Ausbruchssicherung überfordert sind?
Die verantwortungslos Exoten freisetzen?
Die ihren Völkern Auslauf in den Garten gewähren?
Die Geschlechtstiere freisetzen, weil die Völker frei auf Ästen angebracht sind oder den gefluegelten Unrat loswerden wollen?
Der Fall Köln mag Dich belustigt haben... nunja, er hatte tatsächlich komödiantische Züge :-)
Aber hat er nicht eindeutig gezeigt, dass Halter mit teils stumpfer Idiotie an die Haltung gehen und Exoten ohne Bedenken Auslauf in Mutter Natur gewähren? Aus dieser Sicht ist die Sache eher erschreckend!
leider hast Du nur die halbe Miete beachtet, und wichtige Dinge vergessen.
So sind es nicht nur die Ameisen selbst, die ein Risiko darstellen/darstellen können, auch und vor allem ist es eventuelle Parasitenfracht, die hier zum tragen kommt und das weit aus höhere Risiko stellt.
Neben den Parasiten gibt es noch eine ganz erkleckliche Anzahl von Krankheiten, unter denen Ameisen zu leiden haben. Und vergessen wir auch nicht, das bei Ameisen eine Vielzahl von Endosymbionten eine Rolle spielen. Alle drei Punkte sind bei unseren Pflegelingen leider noch schlecht erforscht, jedoch gibt es einige Anhaltspunkte. So hat Prof. Buschinger in einer Arbeit gezeigt, dass sich Nicht-Einheimische Krankheiten durchaus auf einheimische Arten übertragen lassen. Weiterhin erscheint es mir realistisch, dass durch Koevolution exakt abgestimmte Endosymbionten in Form von Bakterien durch einen Nicht-Einheimischen Endosymbionten verdrängt werden kann, der nicht die notwendigen Nährstoffe produziert.
Warum ist Nicht-Einheimisch so kritisch?
Easy, in der Evolution haben die Arten ueberlebt, die sich mit den unmittelbar beeinflussenden Faktoren arrangieren können und gelernt haben, diesen Einflüssen Paroli zu bieten. Entweder durch Verhaltensmuster, durch anatomische Merkmale oder organische Abwehrmechanismen.
Nun, das Beispiel der Varroa-Milbe sollte recht eindrucksvoll gezeigt haben, was ein im Heimatland kontrollierter Schädling fuer nette Dinge anstellen kann, wenn er verschleppt wird. So ist es wahrscheinlich bis sicher, dass auch Ameisen im Heimatland mit netten Gesellen konfrontiert sind, und gegen diese Strategien entwickelt haben. Unsere heimischen Arten jedoch kennen diese Strategie nicht und wären folglich hilflos ausgeliefert, wenn diese Gesellen hier eingeschleppt werden.
Ratten:
bei uns nahezu omnipotent, und unsere Fauna hat sich darauf eingestellt, alleine schon im Brutverhalten der Vögel.
Auf einigen Inseln sind jedoch diese Ratten vollkommen unbekannt gewesen mit dem Ergebnis, das Bodenbrueter (Vögel, Reptilien) mit diesem neuen Prädator nicht zurechtkommen und nahezu ausgerottet sind. Die legen nach wie vor ihre Eier in/auf den Boden und sind vollkommen ueberrascht, wenn eine hungrige Ratte um die Ecke kommt.
Der tasmanische Beutelwolf wurde nach fundierten Theorien durch eine eingeschleppte Hundestaupe-ähnliche Erkrankung ausgerottet bzw die Population stark geschwächt. So deutet ein plötzlicher Rückgang der Population um 1906 verbunden mit Augenzeugen-Berichten darauf hin. (Die Farmer haben natürlich mit Abschuss-Prämien ihr Schärflein beigetragen).
Und wenn wir Kopfueber bleiben: unsere niedlichen, harmlosen Langohren weiden gerade pestilenzartig die Gruenflächen ab.
Was kann den schon zB eine winzige Fliege anrichten?
Hier ein Zitat von mir aus dem AWiki:
Drosophila subobscura ist ein weiteres Beispiel für die Artverschleppung durch den Menschen... und sollte uns an die Risiken unsachgemäßer Exotenhaltung erinnern. Diese Art ist in den gemäßigten Breiten von Europa und in Teilen Nordafrikas beheimatet. Ihr Lebensraum erstreckt sich von Spanien nordwärts nach Süd-Skandinavien und von Nord-Afrika ostwärts in den Mittleren Osten. In Südamerika wurde die etwa drei Millimeter große, schwarze Fliege das erste Mal 1978 in der Nähe der chilenischen Hafenstadt Puerto Montt beobachtet. Sie breitete sich zunächst sehr schnell an der chilenischen Küste aus. Anfang 1990 tauchten die kleinen Gesellen auch in Nordamerika auf. Genetische Untersuchungen haben ergeben, daß sie sehr wahrscheinlich gleicher Abstammung sind, und die Wissenschaftler vermuten, die Fliegen seien mit einem Schiff von Europa nach Übersee gekommen. Seit ihrer Einbürgerung in Nord- und Südamerika haben sie sich einen riesigen Lebensraum erobert und bedrängen dort einheimische Nahrungs-Konkurrenten.
Dieses sind nur wenige Beispiele fuer Einschleppungen, die das Gleichgewicht der Natur empfindlich stören... und alles Vorgänge, in denen absolut harmlose und niedliche Tiere zum Exodus führen. Sei es durch anderes Klima, durch fehlende Feinde oder einfach durch nicht vorhandene Abwehr-Strategien.
Zudem ist es ein Irrglaube, dass Nicht-Einheimische Arten den Winter generell nicht überleben könnten... und ich denke nicht einmal an die Klimaerwärmung.
An jeder popeligen Hauswand herrschen auch im finstersten Winter nette Temperaturen, und die Frostgrenze geht wohl selten tiefer als 80cm in den Boden. Dann haben wir in unserer modernen Stadt warme Abwasserrohre, Fernwärme und ewig warme Keller, U-Bahnschächte und was weiß ich noch.
"Aber da gibt es doch keine Nahrung!"
Ich habe einmal ein Volk Camponotus ligniperda verloren (Jaja, Schande ueber mich)... das Nest war hinter einen Schrank gerutscht.
Ohne Wasser oder Nahrung hätten die armen Geschöpfe eingehen sollen... oder? Nix war, nach etwa einem 3/4 Jahr habe ich das Nest gefunden... und es waren von 27 Arbeiterinnen nur 4 gestorben, es lagen sogar wenige
Ameisen sind sehr zäh, und können sehr lange ohne Nahrung oder Wasser auskommen!
Schon heute haben Baumärkte, Gärtnereien und ähnliche Warmhäuser unter erheblichem Infektionsdruck durch eingeschleppte Arten zu leiden. Schuld der Halter? Wohl kaum, aber es zeigt eindringlich, dass diese Spezies hier überleben können.
Im Heimatland eine ganz moderate Art, also kein Risiko?
Nun, es wäre nicht die erste Art, die spontan ihr Verhalten ändert und zB von Monogynie auf Polygynie schwenkt, ihr Nahrungsspektrum drastisch ändert, Nestbauverhalten anpasst und sich anders organisiert! Monomorium pharaonis hat sich extrem angepasst und deutliche Verhaltensänderungen an den Tag gelegt, und die USA können ebenfalls ein Lied von spontaner Änderung singen... um nur 2 der wichtigsten Beispiele zu nennen.
Du fragst Dich, was diese nervigen Diskussionen sollen, was der Hetz gegen Exoten für einen Sinn hat! Ich frage mich immer, was die absolute Verleugnung von tatsächlichen Risiken soll...
Nun, da habe ich doch noch drei Gegenfragen:
- kannst Du beweisen oder begründen, dass Exoten KEINERLEI Risiko darstellen?
- wenn nur ein Volk aus Tausend unsere Fauna gefährdet/gefährden könnte, sind die Bedenken und Sicherheitshinweise nicht berechtigt??
- warum fällt es so schwer, ein Risiko einzugestehen und danach verantwortungsvoll zu handeln?? So wie Du es schreibst, kann ich nach Herzenslust (fast) alle Exoten aussetzen... absolut ohne Risiko!
Freie Exotenhaltung für jedermann... auch die Halter, die mit der Ausbruchssicherung überfordert sind?
Die verantwortungslos Exoten freisetzen?
Die ihren Völkern Auslauf in den Garten gewähren?
Die Geschlechtstiere freisetzen, weil die Völker frei auf Ästen angebracht sind oder den gefluegelten Unrat loswerden wollen?
Der Fall Köln mag Dich belustigt haben... nunja, er hatte tatsächlich komödiantische Züge :-)
Aber hat er nicht eindeutig gezeigt, dass Halter mit teils stumpfer Idiotie an die Haltung gehen und Exoten ohne Bedenken Auslauf in Mutter Natur gewähren? Aus dieser Sicht ist die Sache eher erschreckend!
Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!
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#29 AW: Exotische Ameisen auf dem Marktplatz
Hallo Sahal,
du hast einige sehr wichtige Dinge erwähnt, denen ich auch völlig zustimme. Ich sagte ja, man sollte von Art zu Art unterscheiden.
Allerdings läßt sich die Evolution auch nicht aufhalten. In was für einer Weise auch immer. Speziell bei der adaptiven Radiation, natürlich oder durch den Menschen verursacht.
Das ist natürlich kein Grund zu sagen, jetzt erst Recht! Mir käme es auch nicht in den sinn, Solenopsis-Arten zu halten, weil ich weiß, das zumindest eine Art ein heimisches Problem darstellt.
Aber in einigen Punkten muß ich dir widersprechen. Selbst wenn es VEREINZELTEN Kolonien gelingen sollte ein, bis zwei Winter zu überleben heißt das noch lange nicht, dass diese wie in den USA die Feuerameise zu einer wirklich ernsthaften Bedrohung für die heimische Ameisenwelt werden kann.
Zumal speziell Atta eineSYMBIOSE mit seinem Pilz eingeht. Ohne diesen können sie nicht überleben und dieser überlebt bei winterlichen Temperaturen nicht. Sicher könnte theoretisch eine Atta-Kolonie auch in Gewächshäusern überleben, ich bezweifle aber ernsthaft, das dies unbemerkt bleibt.
Zu deinen Fragen:
- sicher kann ich das nicht, aber ich würde auch nicht alle Exoten über einen Kamm scheren wie es manche Shops und anerkannte Experten es tun. Damit diskreditiere ich nicht die Experten, vor denen hab ich nach wie vor Respekt.
- wie schon oben erwähnt läßt sich die Evolution nicht aufhalten trotz aller Sicherheitsmaßnahmen. Gerade in der Biologie ist dies mehr als schwierig. Sicherlich ist das kein Grund das zu forcieren. Solenopsis-Halter kann ich aus dem Grund auch nicht verstehen.
- wenn man eine Tierart egal welche hat, ist meine Meinung, das man sich wirklich umfassend darüber informiert. VORHER. Sicherlich machen das die wenigsten, weil sie zu faul sind. Dazu gehört auch sich zu informieren, ob diese Art gefährdet ist oder ein Schädling ist.
Was hat der Vorfall in Köln außer einiger verärgerter Gärtner, eine Menge Medienrummel und Bürokratendiktatur denn noch verursacht? Kam da eigentlich noch was?
du hast einige sehr wichtige Dinge erwähnt, denen ich auch völlig zustimme. Ich sagte ja, man sollte von Art zu Art unterscheiden.
Allerdings läßt sich die Evolution auch nicht aufhalten. In was für einer Weise auch immer. Speziell bei der adaptiven Radiation, natürlich oder durch den Menschen verursacht.
Das ist natürlich kein Grund zu sagen, jetzt erst Recht! Mir käme es auch nicht in den sinn, Solenopsis-Arten zu halten, weil ich weiß, das zumindest eine Art ein heimisches Problem darstellt.
Aber in einigen Punkten muß ich dir widersprechen. Selbst wenn es VEREINZELTEN Kolonien gelingen sollte ein, bis zwei Winter zu überleben heißt das noch lange nicht, dass diese wie in den USA die Feuerameise zu einer wirklich ernsthaften Bedrohung für die heimische Ameisenwelt werden kann.
Zumal speziell Atta eine
Zu deinen Fragen:
- sicher kann ich das nicht, aber ich würde auch nicht alle Exoten über einen Kamm scheren wie es manche Shops und anerkannte Experten es tun. Damit diskreditiere ich nicht die Experten, vor denen hab ich nach wie vor Respekt.
- wie schon oben erwähnt läßt sich die Evolution nicht aufhalten trotz aller Sicherheitsmaßnahmen. Gerade in der Biologie ist dies mehr als schwierig. Sicherlich ist das kein Grund das zu forcieren. Solenopsis-Halter kann ich aus dem Grund auch nicht verstehen.
- wenn man eine Tierart egal welche hat, ist meine Meinung, das man sich wirklich umfassend darüber informiert. VORHER. Sicherlich machen das die wenigsten, weil sie zu faul sind. Dazu gehört auch sich zu informieren, ob diese Art gefährdet ist oder ein Schädling ist.
Was hat der Vorfall in Köln außer einiger verärgerter Gärtner, eine Menge Medienrummel und Bürokratendiktatur denn noch verursacht? Kam da eigentlich noch was?
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#30 AW: Exotische Ameisen auf dem Marktplatz
ReHola,
auch wenn es einige überrascht: der Mensch ist nicht die Evolution!
Das Argument der unaufhaltsamen Evolution ist absolut verfehlt... denn die teils drastischen Änderungen der Ökosysteme sind selfmade bei humans, und der Schuss geht immer nach hinten los.
Atta hat eineSymbiose ? Verdammt, das wäre mir jetzt vollkommen entgangen, wenn Du es nicht explizit hervorgehoben hättest
Nun, dieser Pilz hält bei zB Acromyrmex wesentlich mehr aus, als man vermuten sollte. Abkühlung auf bisher 15°C über 2 Monate und kurzfristig auf 12°C wurden bei mir problemlos überstanden, selbst in Verbindung mit Nahrungsentzug und Trockenheit (Jop, ich habe es darauf angelegt).
Nun, auch im Winter gibt es warme Tage, die ein Furagieren ermöglichen, und Nahrung gibt es fuer Acromyrmex zu Hauf, die verwerten einfach alles an pflanzlichem Material!
Im Laufe einiger Versuche haben es die Kleinen gar geschafft, Toilettenpapier emsig zu schneiden und im Pilz zu verwerten.
Dieses "über einen Kamm scheren" beruht seitens der Experten darauf, dass die wohl überwiegende Anzahl der Ameisenarten flexibel sind und sich schnell anpassen können. Niemand kann sagen, welche Art sich spontan neue Verhaltensmuster zulegt oder genetisch verankerte Muster wieder hervorkramt. Das Risiko jedoch besteht bei nahezu allen Arten!
Es lässt sich ganz einfach nicht abschätzen, welche Auswirkungen eine neue Ameisenart in einem Ökosystem hat, ob sie ein potentieller Neozoon ist und welche Verhaltensmuster noch in ihr stecken. Aber alle Halter können bestätigen, dass ihre Pfleglinge sich selbst an widrige Haltungsbedingungen anpassen können und nicht so leicht ins Bockshorn zu jagen sind.
UND: es lässt sich nie sagen, welche Fracht ein Volk transportiert!
Nun, Du sprichst ja auch schon den Faktor Mensch an... aber geht es nicht genau darum? Wenn alle Halter sicherstellen würden, dass kein einziges Tier entkommt... ja dann her mit den Nicht-Einheimischen! Nu leider kann dieses keiner... und da liegt der Hund begraben.
Der Vorfall in Köln ist wohl erledigt. Glück gehabt!
Dies ist jedoch kein Grund zu sagen: siehste, völlig harmlos.
Wie ich schon schrieb ist es nicht nur das Risiko einer Ameisen-Invasion, die hier vorrangig zur Debatte steht... sondern Parasiten und Krankheiten!
Es wird sich wohl leider erst in einigen Jahrzehnten zeigen, in wie weit ungehemmte Importe ganzer Völker Nicht-Einheimischer Arten unser Öko-System beeinflussen.
Es soll mir hier auch nicht darum gehen, den Import komplett zu unterbinden!
Vielmehr ist es mein Ziel, die Halterschaft für die Risiken zu sensibilisieren und zu einem verantwortungsvollen Umgang zu bewegen. Wenn ich lese, dass einige Halter es nicht schaffen, ihre lausigen Lasius niger in Schach zu halten, und dann tönen "Ich habe jetzt 6 Monate meine Armeisen am Leben gehalten... nun gehts zu den Nicht-Einheimischen, weil die gefährlicheWinterruhe kommt!", da regurgitiere ich doch mein Kommunions-Essen. Oder nette Beiträge: "Exoten" sind einfacher zu halten... das fußt doch genau auf der Scheuklappen-Mentalität: sie leben, mehr brauche ich nicht zu beachten!
Weiterhin ist es mir ein großer Dornenbusch im Auge, dass immer noch fleißig unbestimmte Arten gekauft und als Krönung sogar noch in den Foren empfohlen werden...
auch wenn es einige überrascht: der Mensch ist nicht die Evolution!
Das Argument der unaufhaltsamen Evolution ist absolut verfehlt... denn die teils drastischen Änderungen der Ökosysteme sind selfmade bei humans, und der Schuss geht immer nach hinten los.
Atta hat eine
Nun, dieser Pilz hält bei zB Acromyrmex wesentlich mehr aus, als man vermuten sollte. Abkühlung auf bisher 15°C über 2 Monate und kurzfristig auf 12°C wurden bei mir problemlos überstanden, selbst in Verbindung mit Nahrungsentzug und Trockenheit (Jop, ich habe es darauf angelegt).
Nun, auch im Winter gibt es warme Tage, die ein Furagieren ermöglichen, und Nahrung gibt es fuer Acromyrmex zu Hauf, die verwerten einfach alles an pflanzlichem Material!
Im Laufe einiger Versuche haben es die Kleinen gar geschafft, Toilettenpapier emsig zu schneiden und im Pilz zu verwerten.
Dieses "über einen Kamm scheren" beruht seitens der Experten darauf, dass die wohl überwiegende Anzahl der Ameisenarten flexibel sind und sich schnell anpassen können. Niemand kann sagen, welche Art sich spontan neue Verhaltensmuster zulegt oder genetisch verankerte Muster wieder hervorkramt. Das Risiko jedoch besteht bei nahezu allen Arten!
Ich denke, Du hast es noch nicht ganz verstanden: JEDE Ameisenart ist ein potentieller Schädling!wenn man eine Tierart egal welche hat, ist meine Meinung, das man sich wirklich umfassend darüber informiert. VORHER. Sicherlich machen das die wenigsten, weil sie zu faul sind. Dazu gehört auch sich zu informieren, ob diese Art gefährdet ist oder ein Schädling ist.
Es lässt sich ganz einfach nicht abschätzen, welche Auswirkungen eine neue Ameisenart in einem Ökosystem hat, ob sie ein potentieller Neozoon ist und welche Verhaltensmuster noch in ihr stecken. Aber alle Halter können bestätigen, dass ihre Pfleglinge sich selbst an widrige Haltungsbedingungen anpassen können und nicht so leicht ins Bockshorn zu jagen sind.
UND: es lässt sich nie sagen, welche Fracht ein Volk transportiert!
Nun, Du sprichst ja auch schon den Faktor Mensch an... aber geht es nicht genau darum? Wenn alle Halter sicherstellen würden, dass kein einziges Tier entkommt... ja dann her mit den Nicht-Einheimischen! Nu leider kann dieses keiner... und da liegt der Hund begraben.
Der Vorfall in Köln ist wohl erledigt. Glück gehabt!
Dies ist jedoch kein Grund zu sagen: siehste, völlig harmlos.
Wie ich schon schrieb ist es nicht nur das Risiko einer Ameisen-Invasion, die hier vorrangig zur Debatte steht... sondern Parasiten und Krankheiten!
Es wird sich wohl leider erst in einigen Jahrzehnten zeigen, in wie weit ungehemmte Importe ganzer Völker Nicht-Einheimischer Arten unser Öko-System beeinflussen.
Es soll mir hier auch nicht darum gehen, den Import komplett zu unterbinden!
Vielmehr ist es mein Ziel, die Halterschaft für die Risiken zu sensibilisieren und zu einem verantwortungsvollen Umgang zu bewegen. Wenn ich lese, dass einige Halter es nicht schaffen, ihre lausigen Lasius niger in Schach zu halten, und dann tönen "Ich habe jetzt 6 Monate meine Armeisen am Leben gehalten... nun gehts zu den Nicht-Einheimischen, weil die gefährliche
Weiterhin ist es mir ein großer Dornenbusch im Auge, dass immer noch fleißig unbestimmte Arten gekauft und als Krönung sogar noch in den Foren empfohlen werden...
Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!
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#31 AW: Exotische Ameisen auf dem Marktplatz
Sali Sahel ^^
Der Mensch, nun ja nicht immer ist er der Bösewicht. Das meinte ich ja genau mit dem Beispiel von adaptiver Radiation. Vielleicht kann man den Menschen für vieles verantwortlich machen, aber sicher nicht für alles.
Das mit Acromyrmex stimmt, Atta ist da schon viel schwieriger ^^
-Nun, Du sprichst ja auch schon den Faktor Mensch an... aber geht es nicht genau darum? Wenn alle Halter sicherstellen würden, dass kein einziges Tier entkommt... ja dann her mit den Nicht-Einheimischen! Nu leider kann dieses keiner... und da liegt der Hund begraben.
(ich weiß nicht wie man quotet)
Ja, eben, das stimmt absolut. Man kann nur die Gefahr möglichst eindämmen und nicht forcieren.
Zum Verkauf unbestimmter Arten. Es ist die alte Leier, der Profitgedanke steht weiterhin über dem Naturschutz. So wird es auch immer bleiben.
Das erlebt man hier ständig. Ameisenhändler sind auch nur Menschen und keine Samariter. Leider.
Der Mensch, nun ja nicht immer ist er der Bösewicht. Das meinte ich ja genau mit dem Beispiel von adaptiver Radiation. Vielleicht kann man den Menschen für vieles verantwortlich machen, aber sicher nicht für alles.
Das mit Acromyrmex stimmt, Atta ist da schon viel schwieriger ^^
-Nun, Du sprichst ja auch schon den Faktor Mensch an... aber geht es nicht genau darum? Wenn alle Halter sicherstellen würden, dass kein einziges Tier entkommt... ja dann her mit den Nicht-Einheimischen! Nu leider kann dieses keiner... und da liegt der Hund begraben.
(ich weiß nicht wie man quotet)
Ja, eben, das stimmt absolut. Man kann nur die Gefahr möglichst eindämmen und nicht forcieren.
Zum Verkauf unbestimmter Arten. Es ist die alte Leier, der Profitgedanke steht weiterhin über dem Naturschutz. So wird es auch immer bleiben.
Das erlebt man hier ständig. Ameisenhändler sind auch nur Menschen und keine Samariter. Leider.