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Formica fusca - Haltungserfahrungen

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen Gattung Formica
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tobiant
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#1 Formica fusca - Haltungserfahrungen

Beitrag von tobiant » 22. März 2008, 13:53

Seit Monaten beschäftige ich mich schon mit Ameisenhaltung (in meiner Freizeit). Ich habe Foren durchstöbert, viele HowTos und Bastelanleitungen gelesen. Auch mit einigen wissenschaftlichen Dokumenten habe ich auseinander gesetzt. Ich war im Buchläden und habe überraschenderweise nur etwas über Ameisenvernichtung und nicht deren Haltung gefunden. Kurzum, ich habe versucht mir einen kleinen Einblick zu verschaffen, wie es wäre Ameisen zu halten. Das Erstaunliche: es wurde immer spannender, je mehr ich über die Tiere wusste.

Diskussionsthread

Natürlich mussten auch alle Anderen Wohnungsbewohner (Familie) von meiner tollen Idee überzeugt werden, bevor es losgehen konnte. Aber nach standhafter Begeisterung und einem großem Maß an Einfühlungsvermögen, standen die Signale zumindest auf „dann mach es halt“ (mit ein wenig subtilem Interesse).


Ich spare mir an dieser Stelle die Einführung in Ameisenart Serviformica Fusca. Ich finde das haben andere viel besser schon aufgeführt, als ich es könnte. Und es widerstrebt mir, ungefragt einen Text per Copy'n'Paste zu übernehmen.


20. März
Ich habe vor drei Tagen bei Antstore alles bestellt. Ich bin schon gespannt wie ein Flitzebogen. Gestern habe ich eine Versandbestätigung bekommen. Und evtl. kommt heute das Paket an. Hoffentlich! Denn morgen ist Feiertag.
Draußen ist es eiskalt. Hoffentlich frieren die kleinen nicht.
Zeit ist wirklich relativ: Meistens vergeht sie viel zu schnell und manchmal geht nur gaaanz laaangsaaaaam vooooraaaaannnnnn.
Ich habe mich nach einigem Hin und Her doch für ein Starterset entschieden. Auch wenn es mir nicht leicht fällt, mich in die Kategorie Anfänger einzuordnen. Trotzdem muss ich der Wahrheit ins Auge blicken: Ich weiß einfach noch zu wenig. Und die Erfahrungen, die ich mit dem vorgefertigtem Formicarium sammeln kann, helfen mir später beim Eigenbau.


20. März Nachtrag

Tatsächlich ist das Paket heute noch ankommen. Begierig habe ich alles ausgepackt. Mir gefällt das Glas und auch der Bau überzeugt mich. Die Farm ist genau richtig. Die Arena ist so (klein) groß, wie ich erwartet hatte. Ich wünsche mir natürlich eine Riesenarena, aber ich will auch keinen Platz verschwenden. Also für den Anfang reicht es alle mal.
Nur die Ameisen habe ich mir größer vorgestellt. Wenigstens sind sie etwas größer als die Standardameisen, die man hier in der Stadt an jeder Hausecke sieht. Trotzdem werde ich mir wohl noch ein Vergrößerungsglas kaufen müssen. Ich kann kaum erkennen, was die Kleinen so machen. Und ich wäre gerne ganz nah dabei.
Es war eine Gyne und drei Arbeiterinnen in dem Reagenzglas. Die Gyne schien noch etwas träge und wahrscheinlich irritiert vom Licht nach dem Auspacken und dem Stress des rumpelndem Transports. Es ist zum Glück kein totes Tier im RG. Auch kein Schimmel im RG oder andere Schlechtigkeiten.
Ich habe das RG geöffnet und in die leicht mit Sand befüllte Arena gelegt. Ich hatte den Eindruck, dass das Licht störend für die Tiere war. Leider hatte ich die rote Folie beim Bestellen vergessen. Also habe ich einen kleinen (halben) Pappkasten gebaut, der das RG von zwei Seiten vor Licht schützt. Unten ist ja sowieso der Sand und an die Arenawand habe ich einen entwickelten, alten Negativstreifen geklebt.
Dies schien den Tieren zu gefallen. Die Gyne bewegte sich viel mutiger. Und auch die anderen waren etwas aktiver. Zwei fingen an nach und nach die Arena zu erkunden. Dann ebbte die Entdeckungslust ab und sie fingen an, Sandklumpen in das RG zu schleppen. „Oh nein“ dachte ich. Der ganze Sand im RG gefiel mir gar nicht. Ich erinnerte mich an ein Bild auf dem in einem RG die roten Tonklumpen gestapelt waren. „Das würde mir besser gefallen“, dachte ich . Und kurzerhand gab ich ein paar Körner in die Arena. Die Steinchen wurde sofort angenommen und viel freudiger als die Sandkörner in das RG getragen.


21. März
Mit den Steinchen wurde am Eingang ein kleiner Hügel aufgehäuft. Ich dachte schon, dass sie sich komplett einschließen würden. Aber oben ist ein kleiner Spalt geblieben. Ich interpretiere ihr Verhalten so: „Wir wollen unsere Ruhe. Lass uns Zeit!“. Also hab ich schweren Herzens die Arena mit der Seite (an der das RG liegt) an die Wand gedreht. Jetzt kann ich gar nichts mehr sehen. Aber wenn es den Tieren wirklich zugute käme, dann muss ich das vorerst wohl hinnehmen.
Leider konnte ich keine Streifzüge beobachten (aber ich war auch kaum da). Auch scheint die Honiglösung verschmäht zu werden. Beim Steinesuchen und -schleppen haben die Tiere es vermieden auf das Uhrglas zu treten. Scheint ihnen wohl nicht ganz geheuert.
Ich wechsle aber trotzdem die Nahrung. Diesmal gebe ich auf einem vertrocknetem Stück Blatt ein wenig Honiglösung, ein kleines Stück Proteinjelly und einen Tropfen Ahornsirup.




22. März
Morgens keine Außenaktivität. Das enttäuscht mich. Ich will doch was sehen. Ich kann mich nicht halten und muss die Arena kurz drehen und nachschauen - alle putzmunter. Viel Bewegung im Reagenzglas. Die Ruhe und die Dunkelheit scheinen ihnen gut zu tun. Auch die Königin ist aktiv wie nie. Als ich auch noch das Negativ hochklappe, verfallen alle in Bewegungslosigkeit. Ich wollte nach Brut schauen, aber es ist einfach zu klein für mich. Ich habe ein paar Fotos gemacht. Vielleicht werde ich die veröffentlichen.
Im Laufe des Vormittags bemerke ich eine Arbeiterin auf Streifzug. Ich freue mich sehr darüber, weil ich schon dachte, dass sie sich eingeschlossen hätten. Das Futter wird vorerst links liegen gelassen. Eine zweite Arbeiterin passt auf dem Hügel am Eingang auf. Nach etwa einer Minute ist alles wieder vorbei und alle entziehen sich meiner Blicke. Nach 1-2 Stunden kann ich einen weiteren Streifzug beobachten und diesmal bin ich überglücklich: Die Arbeiterin nippt an dem Ahornsirup. Für mich heißt das, dass es Ihnen gut geht und sie vorerst alles haben, was sie brauchen. Go Gyne go! Ich hätte schon gerne mehr Action, aber man kann das halt nicht erzwingen.


Bei der Nachbestellung der roten Folie, habe ich mich gefragt, ob ich noch eine Wärmequelle (Rotlicht- oder Keramiklampe) bestellen sollte. Damit könnte man das Nest erwärmen, um den Brutvorgang zu beschleunigen. Ich habe mich dann doch dagegen entschieden. Denn die Wärmequellen scheinen für die Arena und nicht für die Farm gedacht zu sein. Ich will die Tiere ja nicht brutzeln. Wir haben Nachts 19° Grad und Tagsüber 20,5° – 25° Grad im Zimmer. Das sollte doch eigentlich für eine schnelle Brut reichen, oder? Draußen sind ganz andere Temperaturen und selbst da könnten sie sich entwickeln...



tobiant
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#2 AW: Formica fusca - Haltungserfahrungen

Beitrag von tobiant » 22. März 2008, 23:10

22. März
Ich habe vorhin beobachten können, dass an dem Protein-Jelly und der Honiglösung mindestens gerochen wurde. Ich vermute es war ein intensives lecken ;). Es hat etwa 1,5 bis 2 Minuten gedauert. Das macht mich glücklich. Ich kann davon ausgehen, dass die Tierchen versorgt sind und nicht elend in ihrem RG verhungern.
Ich schätze, dass es den Tieren besser geht, je mehr Ruhe sie haben. Deshalb versuche ich den Drang ganz nahe am Geschehen zu sein (Nest) weitestgehend zu unterdrücken.
Es sind ja auch erst ein paar Tage. Ich werde noch genug von den Tierchen sehen. Aber sicher kann der/die Eine oder Andere meinen Wunsch nachempfinden. Wie war Euer erstes mail? ;)

Hier die versprochenen Fotos. Ich habe die Fotos auf eigenem Space hochgeladen, damit sie auch von Gästen betrachtet werden können.


Meine kleine Arena. Im Vordergrund liegt das Blatt mit der Nahrung.
Bild


Der "Höhleneingang". Man sieht das eine Ende vom Steinchenhügel.
Bild



Ein Blick auf die Tiere.
Bild


Ein Versuch die Brut scharf zu kriegen.
Bild


Was sagt ihr? Sieht alles gut aus?



tobiant
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#3 AW: Formica fusca - Haltungserfahrungen

Beitrag von tobiant » 25. März 2008, 14:17

25. März
Die letzten beide Tage waren wenig ereignisreich. Wir waren nicht viel zu Hause. Und auch die Ameisen haben sich nur mit Glück außerhalb des RG beobachten lassen. Das deprimiert uns. Deshalb haben wir die Arena wieder so herum gedreht, dass wir wenigstens etwas Einblick (durch den Negativstreifen) in das Nest haben.
Zusätzliche Wärmequellen und Wasserangebote sind vorerst abgeschrieben. Vielen Dank für Eure Ratschläge!
Aus Langeweile habe wir die Farm angeschlossen. Nachdem der staubtrockene farbige Sand dekorativ eingefüllt wurde, haben wir die letzten Tage gleichmäßig bewässert. Dabei ist der Sand etwa 3 cm nachgesackt. Wir mussten also noch eine LAge Sand nachfüllen. Jetzt müsste die Farm "bewohnbar" sein. Ich finde es ist ganz hübsch geworden (nichts besonderes, aber über eigene Werke freut man sich doch immer).
Bild
Als ich gestern den Schutz-Streifen angehoben habe, um nach Brut Ausschau zu halten, habe ich etwas beunruhigendes festgestellt. Rundherum am RG hat sich auf der Ameisenseite ein dunkler Rand am Wattepfropf gebildet. Auf der Wasser-Seite ist eine leicht gelbliche Verfärbung. Ich vermute die höhere (Zimmer-)Temperatur (als in der Winterpause) läßt auch ungewolltes sprießen. Außerdem habe ich die Außendienstmitarbeiterin mit etwas weißem herumlaufen sehen. Vielleicht nur etwas irritiert? Oder ein zeichen "wir fühlen uns nicht wohl"?
Ich kann nur sehr schwer einschätzen, wie lange das RG noch "bewohnbar" bleibt. Derzeit glaube ich nicht, dass die Tiere einen Umzug wagen würden. Die Außendienstameise habe ich noch nicht im Schlau/Farm beobachten können. Die Ameisen wissen vermutlich gar nciht, dass eine solche Luxuswohnung am anderen Schlauchende auf sie wartet. Außerdem wirkt ein Umzug durch den gut beleuchteten Schlauch, wie ein geplantes Selbstmordkommando auf die Tiere.
Deshalb spiele ich mit dem Gedanken das Reagenzglas in die Farm zu legen. Der Umzug würde vermutlich einigen Stress auslösen. Aber anschließend wäre das neue Wohngebiet zum Greifen nahe. Was sagt ihr dazu? Ich bin mir noch sehr unsicher. Vermutlich müsste dann auch in der Farm gefüttert werden, bis der Weg in die Arena gefunden wurde. Außerdem weiß ich gar nicht, ob das RG zwischen die Glasplatten (Innen-Abstand 12mm) der Farm passt. Hat jemand damit Erfahrungen gesammelt? Denkt ihr es würde gehen?



tobiant
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#4 AW: Formica fusca - Haltungserfahrungen

Beitrag von tobiant » 2. April 2008, 07:26

2. April
Es wird wohl vorerst keine weiteren Berichte mehr geben. Gestern abend noch lebend gesichtet, trugen meine Ameisen in der Nacht (ich konnte nicht schlafen) tot in Richtung Arena.
Was war geschehen? Vor einer Woche schimmelte die Watte im RG schon recht stark. Also habe ich das RG direkt an die Arena angeschlossen. Weil ich ein wenig ungeduldig war, habe ich einen Tag später die rote Folie entfernt, um ein wenig "Überredungskunst" zu leisten. Es hatte auch den gewünschten Effekt. Die Ants zogen sich in die komplett rot ausgekleidete Farm zurück. Als alle Brut und Ameisen in der Farm waren, habe ich ein frisches Reagenglas angeschlossen, um den Wasserbedarrf auf jeden Fall zu decken. Das RG habe ich nicht abgedunkelt.
Nach etwa zwei Tagen auf der Sandoberfläche, sind sie dann doch in das vorgestochene (mit Schaschlikspieß etwa 10cm tief/1,5-2mm breit) gezogen. Von da an hatte ich nur noch wenig Einblick in das Nestleben.
Am Sonntag war viel Trubel vor dem Nest. Ich dachte einmal sogar 4 Arbeiterinnen gesehen zu haben (aber im Nachhinein bin ich mir unsicher). Ich dachte, sie hätten den Umzug gut überstanden.
In der Arena gab es immer frisches Futter und Wasser (zusätzlich zu dem angeschlossenem Reagenzglas). In den darauffolgenden Tagen hat sich immer nur eine Ameise deutlich vom Nest entfernt. Die anderen haben höchstens mal Wache gehalten gehalten. In das Loch hatte ich nur minimalen Einblick - eigentlich konnte ich nichts sehen. Die Außendienstmeise war auch mindestens einmal am Tag in der Arena zu beobachten. Jedoch konnte ich nie sehen, dass das Futter (Honiglösung, Ahornsirup und Proteinjelly) oder das Wasser angerührt wurde. Auch überbrühte Fliegen oder kleine Spinnen wurden nicht angerührt.
Eigentlich dachte ich, es würde sich schon regulieren. Aber das hat es offensichtlich nicht getan. Am Abend wurde die Königin angeblich noch kurz aus dem Nest lukend gesichtet. Als ich dann in der Nacht nachsah, wurde sich auf dem Rücken liegend in die Arena eskortiert.

Was habe ich falsch gemacht? Wenn es der Umzugsstreß war (ich gebe zu dort ungeduldig gewesen zu sein), warum ist sie dann nicht gleich darauf gestorben? Was kann ich nur tun?
Ich muss jetzt erstmal Trauerarbeit zusammen mit den verbliebenen Arbeiter leisten. Kann ich den Farmsand und die Arena für eine neue Kolonie benutzen? Oder sind da überall Duftstoffe hinterlegt und keine andere Kolonie würde das annehmen?
Wie kriege ich bloß die Arbeiterinnen aus dem Loch? Wenn ich die verbliebenen überbrühe, dann kann ich den Sand wohl neukaufen? Das schöne farbige Muster geht dann hopps, oder?
Nachher werde ich mal bei Antstore anrufen. Vielleicht wissen die Rat?

Trotz anfänglicher Enttäuschung über die geringe Größe, würde ich wohl bei Formica fusca bleiben wollen. Ich finde die schwarze Farbe recht schön anzusehen. Allerdings hat die geringe Koloniegröße meine Geduld echt hart auf die Probe gestellt. Ich würde lieber mit ~15 Tieren anfangen. Leider gibt es keine solchen Angebote auf den "Flohmärkten" oder in den Stores. Ich bin schon froh, dass Antstore überhaupt noch Formica fusca anbieten, aber leider nur mit 0-3 Arbeiterinnen - das wird hart... Außerdem frage ich mich, wenn schon so eine Anfängerart bei mir stirb, bin ich dann überhaupt geeignet? Ich verstehe es einfach nicht. Tägliches Futter, Wasser - alles war da :furchtbartraurig:hmpf.


Ein letzter Gruß von mir an alle verbliebenen Ameisenhalter. Euch alles Gute!

Und tschüss, Tobi!



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