Crematogaster scutellaris - Steckbrief und Aufzuchtsanleitung

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Deim
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#1 Crematogaster scutellaris - Steckbrief und Aufzuchtsanleitung

Beitrag von Deim » 4. April 2008, 22:33

Crematogaster scutellaris




(Übersetzung aus dem Französischem)


Unterfamilie: Myrmicinae
Tribus: Crematogastrini


In Kürze

Crematogaster scutellaris ist eine aus dem Mittelmeergebiet stammende, kleinwüchsige, im wesentlichen lignicole (holzabbauende) Art, die eine Abneigung gegen hohe relative Luftfeuchtigkeit hat. Die Kolonien können sehr mächtig werden und sind in der Regel monogyn. Nichtsdestotrotz kommen auch Fälle von Olygonie in sehr großen Kolonien vor. Bei Temperaturen zwischen 25 bis 30 °C zeigt die Kolonie trotz langer Entwicklungszeiten ein recht schnelles Wachstum. Die Hochzeitsflüge finden normalerweise im frühen Herbst statt. Wegen des dann massenhaften Auftreten der Geschlechtstiere ist das Sammeln der Königin sehr leicht.


Platzbedarf in der Haltung

Die Koloniegründung geschieht claustral (Eine einzelne Königin gründet einer Kolonie). Es empfiehlt sich die Königin zunächst in einem Reagenzglas mit einem durch Watte gut abgetrennten Wasserreservoir zu halten. Dabei sollte es jedoch nicht zu feucht werden, da C. scutellaris eine hohe relative Luftfeuchtigkeit nicht mögen. In den meisten Fällen wartet die Königin mit dem legen der Eier bis zum nächsten Frühling. Es gibt jedoch auch vereinzelt Fälle, in denen die Königin schon vor dem Winter Eier legt. In einem solchen Fall sollte man die Königin zunächst die erste Generation von Arbeiterinnen aufziehen lassen, bevor man sie überwintern lässt.
Anfang Februar kann die Königin dann in einen wärmere Umgebung gebracht werden. Dabei ist es am besten, wenn die Temperatur 25 °C überschreitet. Bis die ersten Arbeiterinnen zu sehen sind, dauert es in der Regel um die 10 Wochen.


Was als nächstes zu tun ist
Sobald die ersten Arbeiterinnen herumlaufen, sollte das Reagenzglas in einen ausbruchsicheren Behälter mit Nahrung platziert werden. Als Nahrung können regelmäßig Honigwasser und Proteine angeboten werden. Wenn möglich sollten diese an dem Eingang des Reagenzglases auf z.B. einem kleinen Plastikstück platziert werden. Auch kleine Insekten sollten hin und wieder angeboten werden - besonders dann, wenn Larven vorhanden sind.


Nahrung
In der Natur hält sich C. scutellaris große Blattlauskolonien, mit denen sie ihr Verlangen nach Honigtau stillen können. Dementsprechend ist für die Junge Kolonie Honigwasser oder (mit Honig) gesüßte Milch mit kleinen Insekten eine gute Futterwahl.
Für größere Kolonien müssen um eine gute Entwicklung zu garantieren durchgehend Nahrung angeboten werden. Außerdem sollte nicht gezögert werden auch große Insekten und öfter auch Honiglösung anzubieten.

Erst ab einer Koloniestärke von mehr als 100 Arbeiterinnen sollte ein richtiges Nest angeboten werden!


Das Nest
Crematogaster scutellaris kann Kartonnester aus Holz bauen, obwohl sie selten dabei bleiben. Dementsprechend ist es vorzuziehen ein abgedunkeltes Nest anzubieten, wenn man eine Individuenreiche Kolonie erhalten will.
Aufgrund des geringen Feuchtigkeitsbedarf sollte das Nest wenig bis gar nicht befeuchtet werden. Nichtsdestotrotz oder deswegen muss eine Tränke in der Arena angeboten werden.


Genaueres zum Verhalten
Bei Erregtheit strecken die Arbeiterinnen ihren Gaster in die Höhe und sondern einen Tropfen Gift am Ende ihres Stachels ab. Generell dient dieses Verhalten der Abschreckung, aber es kommt auch zur Anwendung des Giftes.
Obwohl der Stachel nicht stumpf ist, kann er trotzdem nicht die menschliche Haut durchdringen.
Die Rekrutierung ist bei dieser Art ist sehr effektiv. Wenn einmal eine Nahrungsquelle entdeckt worden ist, werden die im Nest verbleibenden Arbeiterinnen schnell zur Nahrung gelockt. Dieses Verhalten lässt sich gut in Gefangenschaft beobachten.
Nur in sehr großen Nestern gibt es selten Fälle von Polygynie. Es ist schwer dieses Verhalten in der Gefangenschaft zu finden, da in den künstlichen Nestern das Risiko besteht, dass die Königinnen aufeinandertreffen. In solchen Fällen beginnt dann ein Kampf um Leben und Tod. Man sollte sich daher besser mit einer strikt monogynen Kolonie zufriedengeben.
Die Königin dieser Art legt ihre Eier zyklisch. Aus diesem Grund kann man wegen der Ovarienaktivität eine starke Physiogastrie beobachten. Es ist ratsam die Kolonie in solchen Phasen gut zu ernähren, da so mehr Eier gelegt werden.


Ãœberwinterung
Obwohl diese Art aus dem warmen Mittelmehrgebiet kommt benötigt sie entsprechend ihrer inneren Uhr relativ kalte Temperaturen zur Überwinterung. Diese innere Uhr arbeitet sehr genau und hängt auch mit der geographischen Herkunft der Königin zusammen. Aus diesem Grund sollte man sich am besten genau zur Herkunft der Königin erkundigen, um das dortige Klima nachzuahmen. Generell gilt jedoch die Empfehlung, die Kolonie ab Mitte November bis Februar an einen 10 bis 15° C kalten Platz zu stellen.


Einige Zahlen und ergänzende Informationen
Größe der Arbeiterinnen: 3 bis 5 mm in der Natur, bis zu 6 mm in Gefangenschaft
Größe der Königin: 8 mm

Entwicklungszeiten der Brut (Beobachtung von Alan):

Temperatur:
Minimum: 22° C
Maximum: 25° C
Im Mittel: 23 – 24° C

Inkubation der Eier: 39 Tage
Entwicklung der Larven: 20 Tage
Verpuppung: 18 Tage

[font="]Die gesamte Entwicklungszeit dauert demnach in etwa 2 ½ Monate oder 77 Tage.[/font]



Deim
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#2 AW: Crematogaster scutellaris - Steckbrief und Aufzuchtsanleitung

Beitrag von Deim » 4. April 2008, 22:34

Hallo Leute!
Ich bin beim Surfen auf eine französische Website gestoßen, auf der Zusammenfassung von einzelnen Haltungserfahrungen von verschieden Arten zu finden sind. Da ich seit kurzem selber Halter einer Crematogaster scutellaris Kolonie bin, hab ich mal den obigen Text übersetzt. Ich hoffe die Qualität der Übersetzung ist gut, denn mein Französisch stammt noch aus der Schule (und dict.leo.org) :) . Dementsprechend und auch generell sind Verbesserungen und Diskussion des Inhalts erwünscht!

Gruß!


Deim


[font="]PS: Hier ist die Quelle: Fourmis :: Forum Antslab • Page d'index (Unter: Fiches d'élevage de fourmis)[/font]



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swagman
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#3 AW: Crematogaster scutellaris - Steckbrief und Aufzuchtsanleitung

Beitrag von swagman » 5. April 2008, 13:48

Danke für die Übersetzung.

Interessant, ich hab mein Volk richtig aufgezogen. Auch wenn sie erst bei ca. 1000 Arbeiterinnen ein richtiges Nest bekommen haben. Ich hab mir die Haltungsbedingungen aus verschiedenen Beschreibungen im Netz so ähnlich wie diese zusammen gereimt.

Bei Erregtheit strecken die Arbeiterinnen ihren Gaster in die Höhe und sondern einen Tropfen Gift am Ende ihres Stachels ab. Generell dient dieses Verhalten der Abschreckung, aber es kommt auch zur Anwendung des Giftes.

Ob es sich dabei wirklich um Gift handelt? Ich würde es eher als Abwehrsekret bezeichnen nicht als Gift. Man kann es auch deutlich riechen wenn sehr viele Arbeiterinnen erregt sind.

Aus diesem Grund kann man wegen der Ovarienaktivität eine starke Physiogastrie beobachten.

Ich konnte das bei meiner Königin dieses Jahr zum ersten mal beobachten. Sie ist im Moment stark physogastrisch. Bisher hab ich das noch nie in diesem Umfang beobachtet.

Aus diesem Grund sollte man sich am besten genau zur Herkunft der Königin erkundigen, um das dortige Klima nachzuahmen. Generell gilt jedoch die Empfehlung, die Kolonie ab Mitte November bis Februar an einen 10 bis 15° C kalten Platz zu stellen.

Meine Königin wollte während der Gründung keine Winterruhe halten, sondern hat weiterhin Eier gelegt. Aber im zweiten Winter hat das gante Volk langsam den Betrieb eingestellt, obwohl es noch warm genug war. Sie haben wohl tatsächlich eine innere Uhr. Meine hab ich in Kroatien gefangen und sie haben diesen Winter im Kühlschrank verbracht. Ohne Probleme wurden die 3-4°C vertragen. Es wurde sogar eine Wintertraube gebildet.

Inkubation der Eier: 39 Tage
Entwicklung der Larven: 20 Tage
Verpuppung: 18 Tage

Ob das so stimmt? Fast 40 Tage vom Ei zur Larve erscheint mir zu lange. Wenn erst mal einige Arbeiterinnen da sind und gut im Futter stehen, explodiert das Volk regelrecht. Wie gesagt, meine sind in einem Jahr von 0 auf 1000 Arbeiterinnen angewachsen.

Aber alles in allem eine gute Beschreibung für diese Art.



Gast
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#4 AW: Crematogaster scutellaris - Steckbrief und Aufzuchtsanleitung

Beitrag von Gast » 5. April 2008, 14:35

Alles schön und gut. Aber das FORMICOXENINE hat mit Crematogaster wirklich nichts zu tun!
Die Formicoxenini sind eine Tribus, so wie die Crematogastrini. Beide stehen in der Unterfamilie Myrmicinae.
Formicoxenini sind die Gattungen Leptothorax, Temnothorax, Formicoxenus, Harpagoxenus und noch ein paar.
C. scutellaris ist in Deutschland bereits ein paar Mal eingeschleppt worden und hat über Jahre lebende, große Kolonien entwickelt. An der Bergstraße musste eine bekämpft werden.

mfG
Merkur



Deim
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#5 AW: Crematogaster scutellaris - Steckbrief und Aufzuchtsanleitung

Beitrag von Deim » 6. April 2008, 15:19

Danke für die Berichtigung Merkur! Ich bin leider noch nicht so ganz mit der Systematik der Ameisen vertraut, obwohl ich so etwas generell immer interessant finde (in mir steckt ein Botaniker! ;)).
Ich bin mir über die Fakten zu C. scutellaris durchaus bewusst. Ich habe einiges darüber gelesen (das was man so im Internet findet). Und den Bericht kenne ich auch. Deshalb kenn ich auch Buschingers Kommentar dazu. Seiner Meinung nach ist diese Art aller Wahrscheinlichkeit nach nicht invasiv, da sie in Gebieten mit ähnlich zusammengesetzten Ökosystemen lebt, wie man sie auch in Deutschland antreffen kann. Hinzu kommt: Sollte das Klima für C. scutellaris durch die Klimaerwärmung in Deutschland günstiger werden, wird diese sicherlich von alleine hier einwandern. Das haben ja bereits schon ein Paar andere Arten (Spinnen, Insekten und Pflanzen) gemacht. Das Gilt natürlich nicht für Arten von anderen Kontinenten mit ähnlichen klimatischen Bedingungen (z.B. Nordamerika), die ja so einfach nicht hier hin kämen. Solche Arten sind für die einheimische Fauna und Flora auf jedenfall gefährlicher einzustufen (siehe Umkehrbeispiel Myrmica rubra in den USA). Nebenbei ist das vorher gesagte natürlich kein Grund für großräumige Ansiedlungsprojekte.:)

PS: Und du (Merkur) hast Recht. Es schadet nicht die Sache der Vollständigkeit halber nochmal zu erwähnen. Weitere Berichtigungen sind gewünscht, müssen allerdings ggf. warten, da ich zur Zeit viel zu erledigen habe.

Gruß,

Deim



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#6 AW: Crematogaster scutellaris - Steckbrief und Aufzuchtsanleitung

Beitrag von Deim » 7. April 2008, 19:30

swagman hat geschrieben:
Ob es sich dabei wirklich um Gift handelt? Ich würde es eher als Abwehrsekret bezeichnen nicht als Gift. Man kann es auch deutlich riechen wenn sehr viele Arbeiterinnen erregt sind.


@ Swagman: So du hast recht... ich habe nochmal nachgeguckt. Es heißt in etwa:

Das Abwehrsekret hat prinzipell ein abstoßende Wirkung, es kann aber auch als Gift verwendet werden.

Danke!



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