Bereits am 9.5. habe ich das Schwärmen der Art kurz beschrieben:
http://www.ameisenforum.de/europaeische-ameisenarten-allgemeines/32193-schwarmfluege-2008-a.html
Ich war zwar nicht eingeladen, aber doch dabei!

Nähere Umstände des Schwärmens:
Ort: Rosental in Kärnten/Österreich, am Rande eines Wildbaches, 500m über NN
Wetter: Heiter, 20° - 21°, Luftfeuchtigkeit unter 50% (nach Einholung der Wetterwerte einer nahen Station), Ostwind ca 20 kmh
Zeit: Beobachtungszeitraum zw. 12,00 und 14,00, nach Sonnenzeit also 11,00 - 13,00 Uhr. Mit dem Ende der Beobachtung war das Schwärmen noch im Gange.
Camponotus vagus ist eine sehr imposante Art, sehr aggressiv und bei hohen Temperaturen enorm schnell. Die Beobachtung des Schwärmens war nicht leicht, weil die Arbeiterinnen vor allem auf Bodenerschütterungen (normales Gehen reicht) sofort reagieren. Es gibt praktisch Alarm, die Geschlechtstiere ziehen sich zurück und die Arbeiterinnen rücken aus, um die Ursache der Erschütterung od. Bewegung zu finden. Und sie haben den Übeltäter auch sofort gefunden, nämlich mich, sind die Beine emporgeklettert und haben auch hin und wieder zugebissen. Ich musste schleichen wie eine Katze.
Auch das Fotografieren war nicht leicht, die Geschlechtstiere halten zwar zwischendurch immer wieder inne, bis man dann die Kamera schussbereit hat, sind sie wieder in Bewegung oder abgeflogen. Das Fluggeräusch der Königinnen ist deutlich zu hören.
1. Sehr xerothermer Standort: Totholz auf der Uferterrasse des Wildbaches als Nistort:


2. Die Geschlechtstiere sitzen teilweise bereits außerhalb des Nestes:


3. Eine Königin erkundet die Lage (leider von Milben besetzt):


4. Diese Königin ist auf einen Strauch geklettert, um eine bessere Abflugposition zu haben:


5. Ein Männchen lauert auf seine Chance!


6. Eine Königin unmittelbar vor dem Abflug:


7. Während des Schwärmens reagieren die Arbeiterinnen sehr gereizt. Wer sich dem Nesteingang nähert, bekommt das zu sehen! Irgendwie bedrohlich, oder?


8. Oder es wird kurzer Prozess gemacht: Eine Waldameise war in ihrer gewohnt kecken Art zu unvorsichtig!


Seifert gibt fürDeutschland 12 (!!!) Fundorte an (B. Seifert, 2007, S. 264) Bei uns ist sie zum Glück streckenweise noch häufig anzutreffen.
Mit dieser schönen Art habe ich mich auch schon an anderer Stelle beschäftigt:
http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/29961-grosse-mitteleurop-camponotus-arten.html
Gruß Boro

Danke Boro für deine wunderbaren, einzigarten und stetigen Berichte aus der Ameisenfauna Deiner Heimat, Respekt.

Wenn ich eine Wohnung suche ,und meinen Schulabschluss habe, ziehe ich zu dir in die nachbarschaft.

Hallo Boro,

sehr informativ und auch gelungene Fotos. Ich beneide Dich um deinen Wohnort. Leider wohne ich in einer Kleinstadt - abseits jeder "Ameisennaturkulturundsoweiter"

Bitte schenke uns mehr dieser Fotos!


Gruß Rolande
Digital - Foto (... und Video)

Hochzeitsvorbereitungen v. Camponotus vagus

Zu jeder Hochzeit gehört auch die entsprechende Vorbereitung. Auch bei den Ameisen. Heute war ich wieder im vagus-Land (http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/lebensraum-von-camponotus-vagus-co-fotobericht.html) und konnte feststellen, dass trotz des langen Winters und der wenig ansprechenden Temperaturen in den vergangenen Wochen die Vorbereitung zum Schwärmen beginnt:

1. 24. April 2010, etwa 19°, heiter. Uhrzeit: 13:50 Das Nest befindet sich in einem angeschwemmten Totholz. Aus den Nestöffnungen treten einige Geschlechtstiere (vor allem Weibchen) aus und prüfen die Lage. Höchst erregte Arbeiterinnen, darunter vor allem Majore begleiten sie. Es erscheint unmöglich, sich dem Nest so zu nähern, dass die Insekten nichts merken. Auf Erschütterungen reagieren sie sowieso sehr hektisch, aber ich denke, dass sie tatsächlich die Nähe eines Menschen "riechen" können. Einmal ist kurz mein Schatten auf das Nest gefallen und sofort brach die Hölle los.
Während meiner Anwesenheit konnte ich nur den Abflug einer Gyne beobachten, dies geschah aber eher aus "Nervosität". Sonst fand keine Abflug statt.


2. Eine andere Nestöffnung.


3. Während die Gynen erstaunlich ruhig blieben, beginnen die Arbeiterinnen hektisch nach dem wahrgenommenen Feind zu suchen. Sie laufen tatsächlich in Mengen in meine Richtung, obwohl ich mehr als 1m vom Nest entfernt bin. Besser ist das Bild bei den raschen Bewegungen nicht hinzukriegen.


4. Genug der Hektik! Zur Beruhigung ein Blick in die andere Richtung: Eine schöne Dryas octopetala gleich daneben......


L.G.Boro

Gestern am 26. 4. war es so weit: Camponotus vagus schwärmt!

Örtlichkeit: Rosental/Suchabach in Kärnten/Österr., ca. 500m Seehöhe.
Habitat: Angeschwemmtes Totholz am Rand eines Wildbaches auf einer erhöhten Uferterrasse.
Witterung: Heiter, 22° und 54% LF
Zeit: Beobachtungszeitraum zw. 13:30 und 14.30, am Ende war das Schwärmen noch im Gang.
Bemerkungen: Von einer Massenaggregation im eigentlichen Sinne kann man nicht sprechen. Obwohl in den Ritzen u. Nestöffnungen des Baumstammes -zig Geschlechtstiere in Warteposition zu erkennen waren, erklommen nach und nach immer nur einige Geschlechtiere erhöhte Startmöglichkeiten um abzufliegen. Das ganze Prozedere hat ja an die 2 Stunden gedauert.
Ein Annäherungsversuch der Männchen an die Gynen des gleichen Nestes konnte in keinem einzigen Fall beobachtet werden.
In den nächsten Tagen wird bei geeigneter Witterung noch ein Nachschwärmen stattfinden.


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Mir bleibt fast die Luft weg!

Klasse Fotos! Obwohl ich eher weniger Wert auf solch ein Vokabular lege, lasse ich mich mal zu dem Ausruf "Geil!" hinreißen

@Boro: Danke für deinen tollen Bericht! Ich schau auch jedes Jahr so oft ich kann an den Stellen wo Camponotus vagus Nester sind - ob sie fliegen. Leider konnte ich nur 1x die Vorbereitungen und leider nie ein wirkliches Schwärmen miterleben. Aber deine Fotos bringen das "Event" ganz gut rüber. Ich kenn derzeit leider nur 3 Nestpositionen + 1 wo ich das Nest noch nicht ermitteln konnte - seh immer nur die Arbeiter florieren.

Schade... scheint so als ob ich dieses Jahr das schwärmen versäumt hätte! Wollte immer schon mal LIVE miterleben wie diese großen Brummer abheben. Schade, schade


@syafon: ja die kleine Hoffnung besteht noch. Schau auch weiterhin ob sich ein paar Geschlechtstiere blicken lassen, wenn ja wären sie ja doch noch nicht geflogen. Obwohl der 26.4. wäre auch bei mir ein idealer Flugtag gewesen - aber leider hab ich am Montag zu lange arbeiten müssen.