Drei Wildfänge - Bestimmung [sozialparasitär gründende Lasius sp.]

Bestimmungsanfragen - bitte auf genaue Angaben achten.
originalwombat
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#1 Drei Wildfänge - Bestimmung [sozialparasitär gründende Lasius sp.]

Beitrag von originalwombat » 5. Juli 2008, 20:40

Hallo liebe Community,

erstmal zur Vorstellung: Michael, 22 Jahre und ein blutiger Anfänger.

Heute habe ich 3 Königinen einfangen können.(Ohne tatkräftige Unterstüzung wäre es nur eine)

Leider habe ich nicht die geringste Ahnung worum es sich handeln könnte. Hier also die Beschreibung + Fotos.

Beide: Bundesland Thüringen

Fall 1 + 2 Individuen sehr wahrscheinlich selbe Art

Fundzeit: Heute gegen 19 Uhr.
Fundort: Auf einem Weg nahe einiger Schrebergärten.
Wetter: Sonnig, einige Schäfchenwolken.
Temperatur: ca. 25° C

Merkmale: - Beide etwa 1cm groß
- gelbe Beine sonst schwarz bis dunkelbraun(eher Schwarz)
- beide tragen jeweils eine tote Arbeiterin mit sich herum
- sehr panisch im RG

Foto:

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Fall 3

Fundzeit: Heute gegen 20 Uhr.
Fundort: Nahe einer Hauptverkehrsstraße.
Wetter: Sonnig, einige Schäfchenwolken.
Temperatur: ca. 25° C

Merkmale: - etwa 1cm groß
- ausgeprägtere Mandibeln, schwarz- bräunliche Beine
- sehr viel ausgeglichener als die beiden anderen.

Foto:
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Vielen Dank und liebe Grüße,
Michael



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Boro
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#2 AW: Bestimmung dreier Wildfänge

Beitrag von Boro » 5. Juli 2008, 20:59

Hallo originalwombat!
Herzlich willkommen im Forum.
Du hast eine ganz gute Fundortbeschreibung geliefert und die Bilder sind auch in Ordnung, wenn sie auch für eine Artbestimmung nicht ausreichen werden.
Soviel ich erkennen kann, wird es sich um sozialparasitisch gründende Lasius sp. Gynen handeln und zwar in beiden abgebildeten Fällen.
Die mitgeführte Arbeiterin wurde wahrscheinlich von der fremden Königin getötet, damit diese zumindest teilweise den Nestgeruch, welcher der Arbeiterin anhaftet, annehmen kann. Mit diesem Trick versucht sich die Königin dann in jenes Nest der toten Arbeiterin einzuschleichen. Später wird die angestammte Königin getötet und die neue Königin tritt an ihre Stelle. Wenn es so ist, wie ich vermute, dann ist eine Nestgründung mit diesen Königinnen im RG oder wo immer für Anfänger nicht möglich!
Das heißt, man sollte alle 3 Königinnen möglichst schnell im Bereich des Fundortes freilassen. Die Haltung bzw. Nestgründung in Gefangenschaft wäre an sich machbar, ist aber sicher etwas für fortgeschrittene Halter!
Beste Grüße von Boro



originalwombat
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#3 AW: Bestimmung dreier Wildfänge

Beitrag von originalwombat » 5. Juli 2008, 21:09

Danke für die schnelle Antwort!

Das ist natürlich schlecht, ich sehe sie mir gleich nochmal an(Ob Eier etc. und wenn nicht müssen sie wohl oder übel wieder raus. Schade, wirklich schade.



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#4 AW: Bestimmung dreier Wildfänge

Beitrag von Nuptial » 5. Juli 2008, 21:11

Wenn man die drei jetzt einfach im Reagenzglas lassen würde, fangen sie dann trotzdem auch an, Eier zu legen? Können sie sich dann nicht selbst um sie kümmern?
Oder andersrum gefragt: wenn eine Gyne im RG Eier ablegt, lässt sich daraus schließen, dass sie claustral gründet?
Ich frage vor allem, weil mich das mit der Bestimmung claustral/sozialparasitisch interessiert. Oder kann man das vielleicht viel leichter an den Fühlern sehen?
Haha ;) vielleicht sollte ich die Suchfunktion nehmen, das habt ihr bestimmt schon zehnmal durch :)



Gaster
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#5 AW: Bestimmung dreier Wildfänge

Beitrag von Gaster » 5. Juli 2008, 21:26

Sozialparasitär gründende Königinnen können sich nicht selbst um ihre Brut kümmern und beginnen in aller Regel auch nicht mit der Eiablage, bevor sie sich im "übernommenen" Nest eingelebt haben. Folglich könnte man eine parasitäre Gründung ausschließen, falls die Königin mit der Eiablage beginnt, ohne dass sie Hilfsameisen hat.


LG Jan



originalwombat
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#6 AW: Bestimmung dreier Wildfänge

Beitrag von originalwombat » 5. Juli 2008, 21:29

So, alle 3 sind wieder frei und munter. Morgen gehts dann erneut auf Jagt. Nun weiß ich ja welche es nicht sein sollen und warum sie die toten Arbeiterinnen mit sich rumtragen. Ist zwar etwas demotivierend, aber vielen Dank trotzdem. 3 tote Königinnen wären demotivierender gewesen.



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The_Paranoid
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#7 AW: Bestimmung dreier Wildfänge

Beitrag von The_Paranoid » 6. Juli 2008, 11:44

Nuptial hat geschrieben:Ich frage vor allem, weil mich das mit der Bestimmung claustral/sozialparasitisch interessiert. Oder kann man das vielleicht viel leichter an den Fühlern sehen?

Sieht man am (verglichen mit claustral-gründenden Arten der selben Gattung) kleineren Gaster. Was aber nicht heisst, dass jede sozialparasitär gründende Königin einen kleineren Gaster haben muss.
Wenn eine Königin dann noch eine tote Arbeiterin mit sich rumträgt, ist offensichtlich, dass es sich um eine sozialparasitisch gründende Königin handelt. Das tun sie, um den Koloniegeruch anzunehmen.

Gaster hat geschrieben:Sozialparasitär gründende Königinnen können sich nicht selbst um ihre Brut kümmern und beginnen in aller Regel auch nicht mit der Eiablage, bevor sie sich im "übernommenen" Nest eingelebt haben.

Sicher? Wieso sollten sie das nicht mehr können? Gibt vielleicht so Fälle, aber so verallgemeinert hinstellen sollte man es wohl nicht.
Als Gegenbeispiel nenne ich jetzt mal Formica sanguinea, die sowohl sozialparasitär gründen können, als auch in Pleometrose.



Gaster
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#8 AW: Bestimmung dreier Wildfänge

Beitrag von Gaster » 6. Juli 2008, 12:35

Ich bin mir sicher.
Die Königinnen werden sich zwar angebotene Puppen schnappen und diese eventuell aufstapeln o.ä., sie werden sich aber nicht um Eier, geschweige denn Larven zu kümmern wissen.
Raptiformica sanguinea kann nicht mit Königinnen der eigenen Art in Pleometrose gründen. Sie können sich lediglich zu Serviformica-Königinnen "gesellen" und diese zu ihren Hilfsameisen machen. Die Serviformica-Gyne(n) kümmern sich dabei dann um die Brut.


MfG Jan



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