Warmes Wetter - Fluch oder Segen?

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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swagman
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#1 Warmes Wetter - Fluch oder Segen?

Beitrag von swagman » 2. August 2008, 17:01

Hallo.

Immer wieder kann man gerade lesen, dass viele Halter sich wegen der hohen Temperaturen Sorgen um ihre Ameisen machen.
Doch ist die Sorge berechtigt?

Ameisen sind bekanntlich wechselwarm. Ihre Körpertemperatur liegt also in etwa gleich mit der Aussentemperatur.
Währe der Mensch wechselwarm, wir müssten uns in die Sonne legen um auf 37°C Betriebstemperatur zu kommen.
Viele Arten leben erst auf wenn es warm genug ist, also bei etwa 30°C. Es gibt auch einige wenige Arten die kühlere Temperaturen bevorzugen, doch das ist die Ausnahme.
Natürlich ist es in einem Erdnest kühler als an der Oberfläche, aber nur wenn die Nester sehr tief sind.
Der Boden ist in den oberen Schichten auch sehr warm. Sonst würde es unseren heimischen Reptilien nichts bringen ihre Eier im Boden zu vergraben. Für die Entwicklung sind hohe Temperaturen im Bereich von 25-28°C nötig. Die Eier müssen sich schließlich in kurzer Zeit entwickeln, damit die Jungen Echsen noch genug Reserven vor dem Winter anfressen können.

Für eine gründende Jungkönigin oder kleine Völker dürfte da kaum ein Unterschied bestehen. Diese leben sehr Oberflächennah und demzufolge sollten ihnen die Temperaturen zusagen. Beschleunigt es doch auch bei ihnen die Entwicklung der Brut, so dass vor dem Winter noch ausreichen Arbeiterinnen aufgezogen werden können.

Ein größeres Problem sehe ich eher in der zu warmen Haltung im Frühjahr und im Herbst.
Gerade nach der Winterruhe können es viele Halter nicht erwarten bis es wieder los geht bei ihren Schützlingen. Da werden die Ameisen oftmals zu schnell von Kühlschranktemperaturen zu beheizter Zimmertemperatur gebracht. All die langen Kältephasen fallen weg und so kommt es bei Camponotus schnell zu den bekannten Problemen der verfrühten Einstellung der Sommeraktivität.
Doch genauso Fatal ist es die Ameisen zu schnell in die Winterruhe zu schicken. Auch hier sollte man es langsam angehen und die Temperaturen schrittweise senken. Damit die Ameisen ihren Metabolismus entsprechend vorbereiten können.
Vielleicht würde das einige ungeklärte Todesfälle im Winter verhindern.

Meiner Meinung nach schaden die derzeitigen hohe Temperaturen den Ameisen nicht, solange man ihnen im Frühjahr und Herbst ausreichen kühle Phasen gönnt. Gerade im Sommer ziehen viele Arten noch Unmengen an Arbeiterinnen auf. Zudem können sie jetzt, begünstigt durch die Temperatur mehr Nahrung sammeln und beginnen ihre Fettdepots aufzufüllen.


Für meine Ameisen ist das Wetter ein Segen. Dank meiner schlecht isolierten Dachwohnung, haben sie es gerade immer so um die 30°C warm.
Die Folge ist ist, dass mehr Brut aufgezogen wird und sich diese auch schneller Entwickelt. Die Ameisen sind aktiver und furagieren auch mehr als bei kühleren Wetter.
Ok, ich halte fast nur australische Arten welche es warm brauchen. Mein Problem ist eher wenn es kühler wird. Dann muss ich zusätzlich beheizten. Von daher bin ich aus Sicht des Ameisenhalters und Bezahler der Stromrechnung ganz dankbar für das Wetter.
Nur nachts, da ärgere ich mich ab und an ein bisschen.^^



Gamb
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#2 AW: Warmes Wetter - Fluch oder Segen?

Beitrag von Gamb » 2. August 2008, 17:32

Also bei mir ists eher der Segen. Aber auch nur weil ich jetzt massig Stromkosten spare weil ich die ganzen Exotenbecken nicht mehr heizen muss. Auch die Aktivität ist teils nochmal merklich gestiegen bei über 30 Grad Außentemperatur. Ich wohne auch unterm Dach und habe etwa Außentemperatur hier drin.
Für die ganzen Blattschneiderhalter ists wohl aber eher ein Fluch wie man lesen kann.



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DarkVirus
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#3 AW: Warmes Wetter - Fluch oder Segen?

Beitrag von DarkVirus » 2. August 2008, 19:16

Ein Fluch für uns ?
Wo kann man denn das Lesen ? Ich habe keinerlei Probleme mit der Wärme und kann meinen Ameisen auch nichts anmerken.



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Boro
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#4 AW: Warmes Wetter - Fluch oder Segen?

Beitrag von Boro » 2. August 2008, 20:07

Hallo swagman!
Nicht nur die steigenden Temperaturen machen vielleicht den heimischen Arten zu schaffen, sondern die mitunter lange anhaltende Trockenheit. Schlimm ist es, wenn beide Faktoren zusammenkommen.
Ich kann mich noch gut an den besonders heißen Sommer 2003 erinnern, da gab es bei uns 35 Tropentage. Die gleichzeitig lang anhaltende Dürre ließ den Boden oberflächlich total austrocknen.
Ich habe damals feststellen müssen, dass man unter Tage im August (!!!) kaum mehr Ameisen furagieren sah - und zwar quer durch alle Gattungen und Arten. Teilweise werden sie ihre Aktivitäten sicher in die Nachtstunden verlagert haben. Andere Arten - wie z. B. Polyergus rufescens, die Amazonenameise, die an sich sehr thermophil ist, hatte bereits zu meinem Bedauern Anfang August alle Raubzüge gegen die Sklavenameisen eingestellt. Üblicherweise dauern die Raubzüge bei günstigem Wetter von Ende Juni bis Ende Aug./Anf. Sept. an. Mit anderen Worten: Für diese spezielle Art war der heiße u. trockene Sommer eine totale Pleite.
Ich hab mir aber die Frage gestellt, was machen die Tierchen der gleichen Art etwa in Mittelitalien? Dort wäre unser damaliger Sommer die Normalität!
Gruß Boro



Gamb
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#5 AW: Warmes Wetter - Fluch oder Segen?

Beitrag von Gamb » 2. August 2008, 23:15

DarkVirus im Antstore Forum ist bei 2 Leuten der Pilz fast eingegangen wegen der Wärme.



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