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Lasius niger - Haltungserfahrungen

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen Gattung Lasius
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eastgate
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#1 Lasius niger - Haltungserfahrungen

Beitrag von eastgate » 2. Juni 2008, 22:49

Hallo Leute,

ich möchte euch hier meine Kolonie Lasius cf. niger vorstellen. Das hier wird kein direkter Haltungsbericht, viel eher will ich hier kurz meine Erfahrungen zusammenfassen:

Es begann alles im September 2006. Zum damaligen Zeitpunkt bekam ich von einem erfahrenen Halter meine erste Gründerkönigin geschenkt. Ich war überwältigt, war die riesig im Gegensatz zu meiner ersten Kolonie, Myrmica rubra. Damals hatte die Königin lediglich ein paar Eier, das wars... Der Finder der Königin gab mir alsgleich auch einige Tipps zur Gründung:
RG ruhig stellen, nicht öffnen, am besten in die Schublade verschwinden lassen. DAs befolgte ich auch soweit...nagut, OK, in die Schublade packen wollte ich sie nicht. Zu neugierig war ich, was sie so treibt und was alles passiert... und es passierte nichts. 2 Monate lang tat sich nix. Keine Puppen, keine Arbeiterinnen, nur ein paar mickrige Larven. "Wie langweilig" dachte ich mir. Da es nun bereits November war, brachte ich meine Ameisen in die verdiente Winterruhe.

Ende Februar 2007 fing die Erfolgsstory dieser Kolonie dann tatsächlich an: Ich winterte sie aus, viel zu früh, viel zu überstürzt. Nicht jede Ameisenart hätte mir das verziehen. Meine Myrmica sp. taten dies nicht. Die Kolonie schrumpfte innerhalb Wochen auf 20-30 Arbeiter.
Zurück zur Lasius-Mama:
Ja, da war sie nun... die Mutti und ein paar Larven -> Das Wunder begann. binnen kürzester Zeit wurden aus den Larven Puppen und daraus kleine, winzige Arbeiterinnen...Hurraaaaa :-) Geschafft, die Gründung haben wir überstanden. Die Kolonie war quitschfidel. Aggressiv waren sie und obwohl nur ca. 10 Arbeiterinnen war sehr viel los. Immer eine draußen, immer eine unterwegs im Fomicarium (damals ca. 20x10 cm). Und wenn ich dann Futter anbot waren alle außer Rand und Band.

Schnell ging das Koloniewachstum voran: Es war März, 10 Arbeiterinnen. Dann wars plötzlich Mai/Juni -> Schon um die 60-70 Arbeiter. Schnell ging der Sommer vorbei, der Herbst kommt, die Winterruhe naht. Den Meisis gehts gut, es ist September, ca. 250-300 Arbeiterinnen. Schnell noch einen Ytong anfertigen und hoffen das sie umziehen...... Naja, das Volk lässt sich bitten. Ich dachte mir: "N bisschen nachhelfen kann nix schaden, RG ist f*rztrocken, da können sie nicht bleiben". Also rote Folie entfernen, machen wir das RG etwas heller. Wer mag denn keine Sonnendurchflutete, helle Wohnung? Ahhjaaa, Lasius niger! Zwei Tage lang hats gedauert, die Ameisen waren aufgewühlt, hatten Augenringe, klagten: "Zu hell, zu hell". Dann zogen sie um, ging ganz schnell: Brut geschnappt, Laven, Puppen, Eier, noch etwas Sand mitgenommen und die Königin musste als letzte gehen. Vorne zerren, hinten schubsen. Etwas kneifen, treten, die Peitsche darf nicht fehlen... Und sie bewegte sich. Fettes Mädel, lauf, schau dich an, nimm ab! Sie lief, brachte aber nix, gleich danach fraß sie wieder. Und wurde noch fetter.

Najuuut, ich erlös euch von diesem anstrengendem Jahr: Winterruhe!!!
Ab in Kühlschrank.
Die Winterruhe verlief ruhig, keine Vorkommnisse, wenig tote. Schöööön :-)
Erst im April, jaaa, ich hatte dazu gelernt, winterte ich sie aus. Nach fast 8 Monaten. Die letzte Winterruhe war ja auch viel zu kurz.
Es ging allen noch gut. Ich hatte sie langsam an die Temperaturen gewöhnt, gönnte ihnen ein neues Becken und es gefiel. Schnell eroberten sie es. Das 30x20 Becken war gut angelegt. Überwintert wurde mit ca. 100 Larven, welche sich alsbald verpuppten. Anfang Mai fing dann eine Schlüpf welle an. Die ganzen kleinen weiß-durchsichtigen Ameisen. Lustig sah es aus. Und die Königin, sie legte Eier. Ganze Berge von ihnen. Täglich mehr, und mehr und mehr und mehr. So kam bis heute ein riesen Bruthaufen zu Stande. Bei schätzungsweise 350-400 Ameisen besitzt die Kolonie ca. 200 Larven, 30 Puppen und ca. 150 Eier. Ein schöner Aufstieg einer Kolonie und kein Ende in Sicht.

Hier ein paar Bilder der Kolonie:
Bild Bild Bild Bild Bild


Als Fazit muss ich folgendes sagen:
Auch nach 2 Jahren der Haltung sind Lasius niger für mich immer noch sehr interessante Ameisen. Sie Wuseln ständig, es ist immer was los. Wenn ich füttere mach ich den TV aus und schaue ihnen zu, wie sie Straßen zum Honig Bilder oder in mühsamer Teamarbeit auch große Heimchen über einen Stock zum Bau tragen. Es gibt immer wieder Ansporn, wenn man sieht wie schnell sie wachsen und wie quirlig sie agieren. Sie haben mir einige grobe Anfängerfehler verziehen und dafür dürfen sie bis zum Ende bei mir leben. Hoffentlich noch gaaanz lange...
Eine große Lasius niger Kolonie sollte sicherlich das Highlight eines jeden Ameisenhalters sein.

Ich hoffe der kleine Bericht hat euch gefallen. Falls ihr was dazu sagen wollt, könnt ihr das gern im Diskussionsthread (Klick!!!) tun.

Vielleicht werd ich den Bericht sporadisch aktualisieren.

Gruß

EastGate



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#2 AW: Lasius niger - Haltungserfahrungen

Beitrag von eastgate » 15. August 2008, 12:04

Es ist jetzt ungefähr 2 Jahre her, seitdem die Königin beim Schwarmflug begattet wurde...

Es ist mal wieder Zeit hier einiges zum Koloniestand zu schreiben, „kurz“ bevor ich sie in ihre Winterruhe schicken werde (habe vor im September mit der Einwinterung zu beginnen, so dass sie dann am 01.10. im Kühlschrank bei 5 Grad Celsius stehen).

Mampfi Mampfi
Seit den letzten 2 Monaten st die Kolonie enorm gewachsen. Mittlerweile ist es so, dass täglich neue Ameisen schlüpfen. Genauso ist auch ihr Proteinbedarf gewachsen. Ich füttere im Moment alle 2 Tage 3 mittlere Heimchen. Ich finde das ist schon ganzschön viel. Außerdem bekommen sie noch ihre kleinen Leckerbisse zwischendurch: mal Fliegen, Mücken, Schnaken usw., was man halt so „aufgreift“ *g*. Honig nehmen sie nun auch in rauen Mengen. Hier benötigen sie alle 3 Tage einen Cent-Großen Tropfen.

Die Situation + Pläne
Insgesamt ist die Kolonie sehr aktiv. Es sind ständig mehrere Arbeiterinnen unterwegs und fouragieren. Wohl genau deshalb hatte ich auch viele Probleme in der letzten Zeit -> unzählige Ausbruchversuche. Trotz Deckel und PTFE-Schicht bildeten sie sogar mal eine 1,5 m lange Straße durch mein Wohnzimmer. Und wohin ging die Straße? Na klar, zum Honigtopf der beim Camponotus nigriceps Becken stand ^^
Das mit den Ausbruchversuchen wird wohl auch irgendwie meine Schuld sein… Das Becken, welches sie als Auslauf nutzen, ist einfach zu klein. Es hat die Maße 30x20. Aber da werd ich Abhilfe schaffen. Nächstes Jahr bzw. in der Winterruhe wird ich ein 60er Becken basteln und einrichten. Außerdem bekommen sie einen neuen Ytong. Der, den sie jetzt haben, ist bis oben hin voll. Im Moment haben sie 4 Kammern. Ich denke, während des Winters werd ich ein flexibles 16-Kammern-System bauen (so dass ich Kammern nach und nach freigeben kann). Natürlich alles erweiterbar. Außerdem bekommen sie ein langes Schlauchsystem, damit sie Straßen bilden. Diese Straße soll dann durchs Wohnzimmer führen. Länge wird ca. 3 Meter betragen. Nebenbei habe ich noch vor, ihnen die Chance zu geben, ihren Honigtau selber zu ernten. Und wie? Mit einer mit Blattläusen besetzten Pflanze natürlich. Ist sehr schwierig, gab da auch schon einige Versuche, soviel ich weiß. Aber mir schwirrt da bereits eine revolutionäre Idee im Kopf rum. Lasst euch überraschen ;-)
Das sind meine Pläne fürs nächste Jahr.

Tatsachen:
Der Koloniestand wird nun immer schwieriger einzuschätzen. Die Frage ist wie viele Arbeiterinnen, wie viele Larven usw. Da ich das nicht mehr schätzen kann, dachte ich mir, dass ich ein paar Fotos mache und alles Mal durchzähle. Gesagt, getan:
Arbeiterinnen: ca. 650
Puippen: ca. 300
Larven: ca. 300
Eier: konnte keine erkennen (kann auch sein, dass die Königin die Eierproduktion wegen der bevorstehenden Winterruhe eingestellt hat)
Königin: genau 1 ^^

Kommen wir zu meinen „Erwartungen“:
Ich glaube, dass die Kolonie dieses Jahr mit ca. 1150 Arbeiterinnen in die Winterruhe starten wird. Na klar, ist ja errechenbar: 650 Arbeiterinnen + 300 Puppen die bald schlüpfen + 200 Larven die sich vielleicht noch vor der Winterruhe verpuppen und schlüpfen = 1150
Für nächstes Jahr sehe ich ein enormes Wachstum voraus bzw. ich erhoffe es. Gerne würde ich nächstes Jahr mit 2000 Arbeiterinnen abschließen. Aber mal schauen, es kann ja soviel passieren.

Geschwafel:
Ich wollte zumindest noch bemerken, dass eine Kolonie Lasius niger mit 1000 Individuen vergleichsweise winzig ist im Gegensatz zu einer frei lebenden, wirklich großen Kolonie. Ich höre immer wieder, dass Leute bereits ab 200 Arbeiterinnen von einer großen Kolonie ausgehen. Dabei kann man das höchstens als kleine Kolonie sehen. Allerdings ist es natürlich auch oft so, dass viele ihr Hobby nach 1-2 Jahren aufgeben bzw. nicht Motiviert genug sind, eine „langweilige deutsche Ameise“ mehr als 1 Jahr zu halten. Viel zu schnell werden die einheimischen Ameisen gegen Exoten ausgetauscht und verlassen das Sortiment (nix gegen Exoten).

Noch ein paar Bilder:
Ãœbersicht:
[img]http://picmirror.de/thumb.php/19074_central.jpeg[/img]
Kammer links-oben (Puppenkammer):
[img]http://picmirror.de/thumb.php/19075_links-oben.jpeg[/img]
Kammer links-unten (Larvenkammern):
[img]http://picmirror.de/thumb.php/19077_links-unten.jpeg[/img]
Kammer mitte-unten (Königinnen-, Puppen-, Larvenkammen):
[img]http://picmirror.de/thumb.php/19076_mitte-unten.jpeg[/img]
Kammer rechts-unten (Larvenkammer):
[img]http://picmirror.de/thumb.php/19079_rechts-unten.jpeg[/img]

Wie schon beim ersten Beitrag erwähnt, aktualisiere ich das hier gelegentlich. Ich denke, dass ich mich an dieser Stelle im nächsten Frühjahr wieder melde.

Bei Fragen oder Anregungen könnt ihr euch gern im Diskussionthread (Klick!!!) melden.

Gruß
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EastGate[/font]



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