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Pyramica cf. argiola - Fotobericht

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Boro
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#1 Pyramica cf. argiola - Fotobericht

Beitrag von Boro » 21. August 2008, 22:37

Heuer hatte ich schon die BefĂŒrchtung, dass mein Pyramica cf. argiola-Volk abgestorben und ausgelöscht sein könnte. Trotz intensiver Suche konnte ich den Balzplatz der Geschlechtstiere nicht finden. Einzelne MĂ€nnchen konnte ich ausmachen, obwohl sie absolut winzig und "dĂŒnn wie ein Strich" sind. Vielleicht so 1,5mm LĂ€nge! Eine Lupe war stets zur Hand, damit ich mich bei einer Ruhepause der Winzlinge von deren Existenz ĂŒberzeugen konnte.
Hier gab es bereits eine umfangreiche Diskussion:
http://www.ameisenforum.de/europaeische-ameisenarten-allgemeines/25315-unbekannte-ameise-2.html
Vor etwa 1 Woche habe ich durch Zufall wieder den Balzplatz auf meinem Steingarten gefunden! Er befindet sich immerhin rund 65cm vom bisherigen Platz entfernt. Das hat mich doch erstaunt, im Nachhinein konnte ich ganz in der NĂ€he des bisherigen Balzplatzes (Nestes) eine starke Kolonie von Solenopsis fugax entdecken. Das ist vielleicht der Grund fĂŒr die Auswanderung.
Diese winzigen Tiere kann man ĂŒberhaupt nur bei der Balz sehen und wenn man weiß, wo man suchen muss. Arbeiterin habe ich nach wie vor keine gesichtet: Die fĂŒhren ein kryptisches Leben, das eigentliche Furagieren ist nur ein Lauern auf Beute, wobei sich die Arbeiterinnen noch mit Sand tarnen. Ich bin sicher, dass sie nur nachtaktiv sind.
Das ist nun das 4. Jahr ununterbrochener Beobachtung. Geschlechtstiere habe ich bereits im Vorjahr an Prof. Buschinger geschickt. Es fehlen aber noch die Arbeiterinnen fĂŒr eine offizielle Bestimmung u. BestĂ€tigung!
Inzwischen kann ich Folgendes festhalten:
1. Es handelt sich um den Erstfund in Österreich
2. Das Nest ist vital, es wurden mindestens in 4 aufeinanderfolgenden Jahren Geschlechtstiere produziert
3. Die Arbeiterinnen fĂŒhren ein kryptisches Leben und sind sehr wahrscheinlich nur nachtaktiv
4. Pyramica sp. ist eindeutig fĂŒr Mitteleuropa winterhart. Mindestens ein Extremwinter ohne Schneedecke und mit etwa 50cm tiefem Bodenfrost im Nistbereich wurde ĂŒberstanden. Die Winterruhe dauert wie bei den einheimischen Arten von Oktober - MĂ€rz. Das ist erstaunlich fĂŒr eine Art, die (vermutlich) aus Nordafrika stammt.
5. Die geografisch nĂ€chsten Vorkommen der Art sind in Norditalien. Von dort ist die Art entweder auf natĂŒrlichem Wege bis zu uns ins benachbarte KĂ€rnten eingewandert oder die Tiere wurden mit Pflanzen eingeschleppt.
6. Diese Tiere leben so unscheinbar und sind so winzig, dass man sie nur sehen kann, wenn man sie kennt. Eine deutlich weitere Verbreitung, als bisher durch Funde bestÀtigt, ist daher mit Sicherheit anzunehmen.
7. Das Balzritual findet meist unmittelbar ĂŒber dem nicht sichtbaren Nestausgang vorzugsweise auf einem Stein und den unmittelbar benachbarten GrĂ€sern statt. Dieses Ritual mit hĂ€ufiger Mehrfachbegattung findet zwischen 16 Uhr und 18,30 Uhr statt. Die untere Temperaturgrenze fĂŒr das Zustandekommen der Zeremonie liegt bei 22/23° C.
8. Inzwischen muss ich annehmen, dass Inzucht hÀufig stattfindet, d. h. die MÀnnchen und Weibchen stammen aus dem gleichen Nest und finden sich gemeinsam am Balzplatz ein.
9. Die MĂ€nnchen sind hervorragende FlugkĂŒnstler und verstehen es - wie lebenslang fliegende Insekten - zwischen GrĂ€sern zu manövrieren, sie heben zwischendurch ab und verschaffen sich einen besseren Platz fĂŒr die "Brautwerbung". Sie sind auch einige Stunden frĂŒher vor Ort und erkunden fliegend die Gegend. Ich vermute, dass auch fremde MĂ€nnchen zufliegen, kann es aber wegen der heuer sehr kurzen Beobachtungszeit nicht beweisen. Das wĂŒrde bedeuten, dass wenigstens ein weiteres Nest in der Umgebung existiert.
10. Aus dem Beobachtungsprotokoll geht hervor:
a) Vom 31. 7. - 12. 8. 2008 konnten jeweils in der fraglichen Zeit einzelne MĂ€nnchen fliegend beobachtet werden. Nest und Balzplatz blieben verborgen!
b) Endlich! Am 13. 8. u. 14. 8. konnte das Balzritual beobachtet und fotografiert werden.
c) Am 15. 8. konnten nach 16 Uhr nach und nach 5 MĂ€nnchen am Balzstein
gesischtet werden. Das Wetter verschlechterte sich zusehends, die Temp. ging zurĂŒck und es begann ab 16,30 zeitweise zu tröpfeln. Um 17 Uhr hatte es nur mehr 20,2° und 76% LF. Die MĂ€nnchen saßen inzwischen völlig bewegungslos am Stein. Kein Weibchen in Sicht! Einsetzender leichter Regen vertrieb schließlich die MĂ€nnchen.
d) Am 16/17/18. 8 konnten trotz entsprechender Temperatur nur mehr vereinzelt MĂ€nnchen gesehen werden. Die Balzzeit hat eindeutig ihr Ende gefunden.
1. Bild: MĂ€nnchen auf einem Halm neben dem Balzstein sitzend
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2. Das andauernde Schwirren mit den FlĂŒgeln deutet auf die starke Erregung hin und steigert sich bei AnnĂ€herung eines Weibchens
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3. MĂ€nnchen besteigt ein Weibchen
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4. Ein Weibchen ist erschienen
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5. Ein Weibchen vor dem Abflug
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6. Ein Weibchen, mit FlĂŒgeln etwa 2mm lang!
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7. 2 MĂ€nner wollen zur selben Zeit eine Frau! Da gings turbulent zu, daher etwas unscharf
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8. Eine Àhnliche Szene:
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9. Ende der Vorstellung! Bei schlechter werdenden Wetterbedingungen warten 5 Freier fast regungslos auf ein Wunder: Keine Königin lÀsst sich mehr blicken!
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Beste GrĂŒĂŸe v. Boro



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