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Tropenbecken

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Gamb
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#1 Tropenbecken

Beitrag von Gamb » 4. September 2008, 11:33

Kommentare/Fragen/Anregungen etc. gerne direkt hier rein

So im Zuge der "Wir geben uns mal alle Mühe und möbeln das Forum auf" Initiative hab ich mich endlich mal dazu durchgerungen den lang versprochenen Thread über mein Tropenbecken endlich zu verfassen.

Ziel
Ziel war es ein großes tropisches Becken zu bauen welches die Gemeinschaftshaltung realisieren sollte. Obendrein solle darin ein kleiner ökologischer Zyklus simuliert werden um mir die Arbeit teilweise abzunehmen. Außerdem sollte es erweiterbar sein. Anfangs wollte ich ein wirklich großes Becken kaufen, diese Idee verwarf ich aber bald. Was Fütterung/Deckel und mobilität angeht ist sowas einfach nicht wirklich zu realisieren.

Vorbereitung
Als erstes natürlich begann ich mit Recherchen über ähnliche schon umgesetzte Vorhaben, machte ein paar Tests an meinen bestehenden Becken was Nützlinge angeht und suchte natürlich erstmal im Internet nach einem geeigneten günstigen Becken. Nach langem hin und her mit zig E-Mails und Telefonaten hatte ich endlich was passendes gefunden:

120/70/60 (6mm) 179,00 Euro
Glasbecken nach Angabe

50/70 (6mm) / Stk. 17,49 Euro 34,98 Euro
Glasplatten

Zufuhr - Lieferung 40,00 Euro

Dazu kamen noch 2x10mm (für Beregnungsdüsen) und 4x27mm Bohrungen (Beckenverbinder) für je 15 Euro. Hier noch die Skizze:

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[/img]

Die Maße haben sich im Endeffekt als perfekt für mich herausgestellt. Die größte Pflanze wächst bis kurz unter den Deckel. Und 70cm Breite ist auch soviel dass ich gerade noch in die hinterste Ecke komme. Eine größere Länge wär vermutlich auch zu umständlich mit dem Deckel.

Bewässerung
So das war jetzt schonmal abgeschlossen. Nächster Punkt Beregnungsanlage. Bei einem Becken dieser Größe machts einfach keinen Spass mehr das selbst zu bewässern. Günstige Pumpen fand ich hier:
Pumpen aller Art
Leider habe ich den Fehler gemacht die Düsen dort auch zu kaufen. Da diese nicht schwenkbar waren habe ich mir dann noch welche bei:
E.N.T. Terrarientechnik
gekauft. Hier habe ich übrigens einen Hauptteil des Krams für das Becken her.
Bei Ebay habe ich noch für 70 Euro eine Osmoseanlage aus der Aqaristik gekauft damit die Scheiben nicht so schnell vom Kalk verdrecken.
Bei E.N.T. habe ich mir noch einen Kanister geholt. Der hat schon einen Anschluss für einen 8mm Schlauch. Dieser Schlauch passt auch genau auf das eine Ende der Pumpe. Am anderen Ende ist ein 6mm Schlauch der zu einem T Stück führt wo wiederrum 2x 6mm Schläuche dran sind die in die Düsen führen. Die Sprühdüsen sind in den beiden 10mm Löchern eingebaut. Sieht man hier auf dem Bild. Da bei den Düsen 2 Muttern mit dran sind kann man das ganz einfach da reinschrauben und passt perfekt.
Man braucht also:

- Pumpe
- Kanister
- 8mm Schlauch
- 6mm Schläuche (je nachdem wieviele Düsen drankommen)
- T-Stücke (auch je nach Anzahl)
- Düsen (gibts in Einzelteilen oder Komplett bei E.N.T., mit der Komplettdüse ist alles dabei)
- optional Osmoseanlage oder ähnliches für die Wasseraufbereitung (Entkalkung z.B.)
- optional eine Zeitschaltuhr

[img]http://www.ameisenforum.de/attachments/technik-basteln/11498d1220524550t-tropenbecken-img_2314.jpg[/img]

Deckel
Für den Deckel hatte ich ja schon 2x 70x50 Glasplatten beim Glaser mitbestellt. Dazu holte ich mir noch das feine Streckgitter im Antstore (140x10), Dichtungsklebeband und bestellte mir noch bei E.N.T. Aluminium Winkel als Rand. Der Deckel sollte aus 2 Teilen bestehen die sich in der Mitte treffen.
Durch meine schlechte Ausrüstung musste ich alles per Hand sägen (mittlerweile habe ich Gott sei Danke einen Dremel). Das ganze habe ich dann mit Aquariensilikon verklebt und rundherum Dichtungsklebeband angebracht. Dies ist schon aus dem Grund nötig da man die schwere Scheibe sonst nicht wirklich sanft wieder drauflegen kann. Da ich eine Scheibe dauernd aufschiebe wegen der Fütterung, hat sich das Dichtungsklebeband als ungünstig erwiesen. An dieser Scheibe musste ich das Band ein paar Wochen später mit dem aus Silikon austauschen da dieses sich nicht so leicht abreibt wie das normale durch das ständige öffnen und schliessen. In der Mitte wo sich die Scheiben treffen ist an beiden Kannten jeweils nochmal Dichtungsklebeband damit das ganze dicht schliesst (fehlt hier auf dem Bild noch, ist ganz unten bei denen zu sehen).
Im Endeffekt habe ich den Deckel wirklich gut dicht bekommen, da kommt nix mehr durch.

[img]http://www.ameisenforum.de/attachments/technik-basteln/11497d1220522725t-tropenbecken-img_2160.jpg[/img]

Einrichtung

Bodengrund
Als unterste Schicht kam Seramis Granulat. Das hat sich im Nachhinein auch als unpassend erwiesen da die Ameisen das ausgraben und überall verteilen. Das orangene Zeug passt einfach optisch nicht so schön. Im E.N.T. Shop gibts aber auch welches mit natürlicher Farbe. Das wäre eine bessere Wahl gewesen. Dadrauf kamen einige Humusbricks (weiss nicht mehr wieviele aber es waren einige), Torf (für die Pflanzen) und Pinienrinde. Der Bodengrund hat eine höhe von 10cm, da auf dieser Höhe auch die Verbinder sitzen.

Pflanzen
Diese bezog ich teils von Ebay und teils wieder bei E.N.T. Ich habe mir extra einfache Pflanzen rausgesucht die relativ anspruchslos sind. Die Pflanzen wachsen auch alle super, bis auf eine an der dauernd die Schaben knabbern. Was mir leider immernoch Probleme macht ist das Javamoos. Habe 3 Packungen davon im Becken verteilt. 2/3 haben die Ameisen mittlerweile begraben. Im Internet stand man sollte die Rückwand damit abrubbeln dann würde das wachsen. Tja Pustekuchen. Ist noch nichts passiert. Ich würde empfehlen lieber etwas Gras in die Granulatschicht zu tun. Letzte Woche hab ichs ein Stück an die Rückwand angebunden, vl. passiert diesmal was. Die Rückwand besteht übrigens aus Kokosfasermatten und ist ringsrum mit Silikon angeklebt. Vl. würde das Moos auf einer Xaximrückwand besser wachsen aber das Zeugs war mir dann doch zu teuer.
Folgende Pflanzen sind im Becken:
- Scindapsus aureus
- Anthurium spec.
- Davalia bulata
- Vesicularia dubyana
- Parthenocissus inserta

Sonstiges
Natürlich habe ich die Beregnungsanlage noch angebaut. Dafür waren die 10mm Löcher vorgesehen. In die Mitte des Beckens legte ich eine große Korkröhre. Vorne links in die Ecke klebte ich noch eine Scheibe ein und füllte den Zwischenraum mit Sand/Lehm Mischung auf um eine Nestgelegenheit im Becken zu schaffen (war für die Katz, die buddeln überall nur nicht da). In eine Ecke kamen noch ein paar Steinchen. 10cm unter dem oberen Rand ist nochmals Dichtungsklebeband und Paraffinöl als zusätzlicher Ausbruchschutz.
Aus Bauschaum wollte ich noch einen Hügel machen rechts hinten. Im Endeffekt ne blöde Idee. Das Zeugs hat ewig getrocknet und dauernd sind neue Hügel rausgeplatzt. Außerdem hab ich mir das Becken damit eingesaut und musste es nochmal saubermachen. Das ganze habe ich mit Felsenmodelliermischung von Antstore abgedeckt. Die muss auch min 3 Tage trocknen sonst geht die leicht wieder ab. Links hinten hab ich dann als Hügel einfach nen großen Torfblock genommen.

Die Bewohner

Nützlinge

Wie schon angesprochen habe ich hier vorher Tests in meinen bestehenden Becken gemacht. Hier kamen Springschwänze und weisse Regendwald Asseln zum Einsatz. Beide sind super Reste verwerter was den Müll der Ameisen angeht.
Mittlerweile haben sich auch ein paar Milben angesiedelt was nicht zu vermeiden ist, aber diese sind nur auf Futterresten zu finden. Die Milbenpopulation leidet auch augenscheinlich unter den Springschwänzen. Diese sind etwas größer und machen praktisch den gleichen Job. Als direkter Futterkonkurent haben hier die Springschwänze deutlich die Nase vorne. Ihre Population steigt und sinkt immer merklich mit dem Müll im Becken. Die der Milben verändert sich kaum merklich.
(Speziell dieser Absatz muss nicht unbedingt für bare Münze genommen werden. Das ist eher eine These meiner subjektiven Beobachtungen.)

Futtertiere
Da ich auch Futtertiere gerne artgerecht halte und züchten Geld spart, warum diese nicht also mit im Becken ansiedeln? Der Nachwuchs ist größtenteils genau die Größe die Ameisen selbst erledigen können und was überlebt und wächst kann später auch verfüttert werden.
Hier kamen Heimchen, Schokoschaben, Ofenfische und diverse Futterwürmer zum Einsatz.
Für die Heimchen ist das Klima natürlich weniger optimal. Sie sitzen meist oben auf der Rückwand wo es nicht so feucht und wärmer ist. Die warme Feuchtigkeit ist aber gut für deren Nachwuchs. Davon gibts stetig. Die adulten Tiere sterben aber recht schnell was aber nicht tragisch ist da die Ameisen sich drüber freuen.
Die Schaben wiederrum entwickeln sich prächtig in diesem Klima. Die Ofenfische haben eine kleine aber feine Population angesiedelt. Das meiste habe ich wie immer von Kerf.de

Mitbewohner
Warum nicht auch andere Insekten halten wenn man den Platz hat? 2 Rosenkäfer aus gekauften Futterlarven und 2 indische Stabschrecken wohnen jetzt auch seit einigen Wochen mit drin. Beide Arten sind zu groß um von den Ameisen was zu befürchten zu müssen aber sind wiederrum als Pflanzenfresser ungefährlich für andere. Die Stabschrecken haben mittlerweile auch Nachwuchs. Diesen habe ich aber in ein anderes Becken in Sicherheit vor den Ameisen gebracht. Die Stabschrecken sind übrigens die einzigsten die schon erfolgreich ausgebrochen sind. Über das Öl machen sie einfach einen Schritt drüber. Am Deckel scheitern sie dann aber, der ist nur offen bei der Fütterung. Es war also ein konrollierter Ausbruch ;)
[img]http://www.ameisenforum.de/attachments/technik-basteln/11501d1220524584t-tropenbecken-img_2317.jpg[/img]

Meranoplus spec.
Hiervon habe ich mir extra für das Becken eine Kolonie von etwa 200 Tieren geholt. Aufgrund ihres Abwehrsekrets und ihrer passiven Haltung sind sie geradezu perfekt für ein Gesellschaftsbecken. Die Kolonie zog auch innerhalb eines Tages aus ihrem Ytong aus und wohnt jetzt in der Korkröhre. Hier habe ich leider keinen Einblick aber da vor kurzem Schwarmflug bei ihnen war, denke ich der Kolonie wirds ganz gut gehen.
[img]http://www.ameisenforum.de/attachments/technik-basteln/11502d1220524590t-tropenbecken-img_2339.jpg[/img]

Camponotus substititus
Diese habe ich schon länger. Anfang des Jahres habe ich diese von Rolande gekauft. Damals waren es noch 50 Tiere. Beim Umzug etwa 300. Auch diese Art geizt zur Abwehr nicht mit Ameisensäure und hat den Ruf eher schüchten zu sein und eher aktiv in der Dämmerung. Dies stellte sich als Fehler heraus.
Die Camponotus substititus bewohnten vorher schon eine XXL Farm. Diese schloss ich einfach an das Becken an. Genau wie ihre Arena, da sie dort Zweignester angelegt hatten. Die Arena ist mittlerweile wieder anderen Zwecken zugeführt. In der Farm lagern sie ihre Brut und im ganzen Becken sind Zweignester.
In ihrem neuen Heim fühlten sie sich anscheinend zu wohl. Mittlerweile sind es weit über 500 Tiere wovon immer über 100 im Becken rumlaufen. Die Agressivität ist mittlerweile so hoch dass sie erfolgreich ausgewachsene Heimchen angreifen und erledigen. Der Honigwasserverbrauch ist mittlerweile auch nicht mehr schön. 20ml am Tag gehen da locker weg.
[img]http://www.ameisenforum.de/../attachments/technik-basteln/11503d1220524596t-tropenbecken-img_2369.jpg[/img]

Technik
Bewässerung ist ja oben schön erklärt. Gesteuert wird diese durch einen sekundengenauen Timer.
Weiterhin ist ein digitales Thermo/Hygrometer im Becken und ein Thermo Conrol. Dieses steuert eine Heizmatte an der Rückseite des Beckens. Die Farm wird auch leicht geheizt mit einer Heizmatte da sie ohne die schnell ausziehen, wie ich schon erlebt habe.
Über der einen Scheibe ist eine Leuchtstoffröhre von E.N.T. angeschlossen. Diese ist primär für die Pflanzen. Über der anderen Scheibe hängt ein Sunglo Spotstrahler. Dieser macht ganz gut hell und hat eine super Wärmeentwicklung für die zusätzliche beheizung des Beckens. Das ganze ist mit Harken und Metallseilen an der Decke befestigt. Material dafür ist aus dem Baumarkt. Das ganze wird auch mit einer Zeitschaltung geregelt.
Auf dem Lüftungsgitter des rechten Deckels (der den ich fast nie bewege) habe ich noch einen 40mm PC Lüfter abgebracht mit Zeitschaltung. Ohne den läuft das Becken schnell an.

Reinigung
Diese gestaltet sich relativ einfach. Nur selten bleibt was über was ich rausnehmen muss. Meistens sind es nur Chitinpanzer die selbst die Milben nicht mögen. Durch die ganzen Nützlinge klappt das ganze sehr gut. Alle 6 Wochen ist eine Komplettreinigung der Scheiben angesagt und neues Auftragen des Paraffinöls. Die Wasserschale wechsle ich etwa alle 3 Tage aus, sowie alle anderen Näpfe und Uhrglasschalen.

Fütterung
Für die Stabschrecken gibts Brombeere welche ich in die Wasserschale stelle. Für die anderen gibts Haferflocken, Trockenfutter und Obst oder Gemüse was beim Salat fürs Abendessen übrig blieb.
Die Meranoplus haben leider keine Chance selbst an Futter zu kommen. Die Camponotus klauen ihnen alles vor der Nase weg. Darum muss ich hier Fliegen direkt in den Nesteingang stecken.
Für die Camponotus gibts alles mögliche. Seit die Kolonie größer ist fressen sie prakisch alles.
Honig fülle ich in 2 kleine und eine große Schale etwa 3 mal täglich auf.

Gehört hier vl. nicht hin aber das ist ja Pflanzen Essen ;) Also das Moos bewässere ich immernoch zusätzlich weil das blöde Zeug nicht wachsen will.

Zukunft
An dem Becken selbst ist meiner Meinung nach nichts mehr zu optimieren bzw. kann man eh nur noch sehr eingeschränkt eingreifen. Im Winter kommen vl. noch ein paar Heizelemente dazu. Anfang nächsten Jahres kommt noch so ein Becken dran. Dieses wird dann mit 2x 27mm Schläuchen angeschlossen.
Natürlich hätte ich auch noch andere Arten gerne darin. Aus diesem Zweck habe ich mir Polyrhachis spec. besorgt. Diese Art ist kleiner als die bekannten dives und sehr scheu und ängstlich. Die Kolonie ziehe ich gerade noch hoch. Allerdings bin ich am zweifeln ob ich bei der Agressivität der Camponotus noch eine Art reinsetzen soll.

Fazit
Jetzt nach ein paar Wochen kann ich nur sagen dass es sich gelohnt hat. Es hat zwar viel Arbeit, Zeit und Geld gekostet aber in diesem Becken die Ameisen beobachten macht einfach nur spass. Mittlerweile finde ich meine anderen Becken langweilig und schaue auch nicht mehr so oft in diese wie früher. Vor diesem Becken könnte ich stundenlang sitzen und zugucken was die ganzen Tiere darin so tun. Es ist unglaublich entspannend und interessant sie in einer Art "natürlichen" Umgebung zu beobachten.

Die Bilder sind alle kurz nach der Fertigstellung geschossen worden. Sieht also mittlerweile etwas bewachsener aus. Neuere werden bald nachgeliefert.
So ich hoffe ich hab nix vergessen. Ansonsten fragt einfach, ich ergänze dann.