Milben - Dieses Jahr verstärkt?

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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eastgate
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#1 Milben - Dieses Jahr verstärkt?

Beitrag von eastgate » 9. September 2008, 14:54

Hallo an alle,

in den letzten Tagen ist mir des Öfteren aufgefallen, dass viele User davon berichten, dass ihre Gründerkolonien bzw. Königinnen seit dem Fang mit Milben regelrecht verseucht sind. Das geht Teilweise bis zum Abbrühen.
Ein paar Beispiele sind in der Kolonietotentafel, im Milbenhorror-Beitrag von Nuptial und im Bestimmungsthread meiner Formica cf. fusca zu finden.
Außerdem hat Beispielsweise mein Bruder eine Lasius cf. niger Gyne gefangen, die auch voller Milben war.

Ich bin ja nun auch bereits einige Tage dabei, dieses Jahr war bereits mein dritter Schwarmflug, an dem ich ein paar Ameisen gesammelt habe. Aber noch nie habe ich erlebt, dass so viele Ameisen direkt nach dem Schwarmflug bereits mit Milben infiziert und verseucht waren. Noch nie habe ich das im Forum so direkt mitbekommen, dass Leute ihre Gründerkolonien überbrühen müssen.

Kommt es euch auch so vor, als wären es mehr infizierte Tiere als beispielsweise noch vor 2 Jahren?
Ich habe vor 2 Jahren sicherlich 10 Lasius sp. Königinnen und mehrere Serviformica Königinnen gefangen, davon hatte keine Einzige Milben. Und dieses Jahr? Ich habe eine Serviformica Gyne und 2 Lasius Gynen gefangen. Davon hatte die Serviformica und eine Lasius Gyne Milben. Mein Bruder hat 2 Lasius Gynen gefangen. Eine davon hatte Milben.
Das ist schon extrem viel!!!

Wie kann das sein? Wieso haben so viele freilebende Kolonien Milben? bzw. dann natürlich auch die schwärmenden Königinnen?
Liegt es an den milden Wintern, die mehr Milben überleben lassen, wie es Beispielsweise bei der großen Schwester der Milbe -der Zecke- der Fall ist?
Oder woran kann es noch liegen?

Vielleicht irre ich mich auch, und es ist garnicht so schlimm wie ich es sehen...

So oder so, ich würde mich über eine Diskussion zu diesem Thema sehr freuen.

Gruß

EastGate



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NIPIAN
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#2 AW: Milben - Dieses Jahr verstärkt?

Beitrag von NIPIAN » 9. September 2008, 17:43

Hoi,


dieses Thema hat durchaus seine Berechtigung. Allerdings möchte ich ein paar Denkanstöße einbringen, die die Häufung der Durchseuchung relativieren.

Auf der einen Seite haben wir die wachsende Zahl der Ameisenhalter. Je mehr Ameisenhalter, desto größer die Chance auf den Fund von Schädlingen. Insbesondere muß bedacht werden, wie lange bereits in dieser Richtung gehalten wird. Was sind schon 2 bis 10 Jahre im Vergleich zu 50, 100, 1000 Jahren? Fakt ist, dass eine bestimmte Art einer annähernd periodischen Zu- und Abnahme der Individuenzahl folgt, je nach Voraussetzungen (Nahrung, Revier, Krankheit, Feind etc.) in diesem Lebensraum. Und je komplexer das Jäger-Beute-Schema, desto flacher werden diese über Jahrhunderte laufende Peaks. Was selbstverständlich die Frage aufwirft, weshalb es plötzlich einen derart überartig hammerharten Peak gibt?! Gehen die "Freßfeinde" aus?! Ob wir uns nun in einem eindrucksvollen Peak bezüglich der Milbenzahl befinden, lässt sich nur herausfinden, wenn wir landesweit einen Durchschnitt errechnen (diesbezüglich hat EastGate absolut recht mit seinem Post). Allerdings ist das suggestive Anführen (selbstverständlich nicht böswillig, aber es hat euphorische Zustimmung zur Folge ;) ) von Beispielen in einer solchen Erhebung mit manchmal deutlich fehlerbehafteten Schlussfolgerungen geschmückt.

Weiterhin sind wir evolutions- und erziehungstechnisch gedrillt, Zusammenhänge zu sehen, indem wir Vergleiche anstellen, selbst wenn es keinen direkten Bezug gibt. Anfang des Jahres ist vermehrt vor Zecken, bzw. deren Möglichkeit Krankheiten zu übertragen, gewarnt worden. Nicht Zecken sind gefährlich, sondern deren Begleiter, vor denen eigentlich gewarnt wird. Das Einzige, was wir durch die Medien erfahren ist, dass

a) Zeckenpopulationen vom Vorjahr abhängig sind. Aber mal ehrlich, wenn das vergangene Jahr viele Zecken hervorbringt, bringt das Folgejahr noch mehr hervor, demzufolge (wie die Geschichte mit dem Reiskorn und dem Schachbrett) ertrinken wir demnächst in ihnen. Keine angenehme Vorstellung, aber dem wird nicht so sein, weil noch mehr dahinter steckt. Den meisten reicht die Aussage allerdings, um vorsichtshalber die ein oder andere Wiese abzufackeln.

b) sie Borreliose, FSME, Rickettsiosen und viele andere mehr übertragen. Also kriegen wir Angst, also gehen wir, wie medial angewiesen, zum Arzt, lassen uns spritzen (was zumeist auch hervorragend funktioniert. Leutz, lest eure Impfbücher!) oder behandeln und flippen bei jeder Zecke aus. Ergo kann jeder bestätigen, dass die Welt nur so von Zecken wimmelt! Selten beißen die Viecher im Übrigen einfach ins Bein. Sie mögen es warm, feucht und gut durchblutet *indieunterhoseguck*. Leutz, bleibt objektiv, egal was dem Vetter zwoeinhalbsten Grades des Kumpels sein Sohn schon an Zeckenbissen mitgemacht hat.

c) einfach alles, was 8 Beine hat, schonmal im Voraus mit Skepsis und Ekel betrachtet wird. Guckst Du die privaten Frühstückssender oder Quietschemoderatorinnen am Nachmittag, dann wird das Massenphänomen Panik schnell klar. Ein wenig eigenständige Information und Selbstüberwindung tut wirklich gut.

Gut Milben und Zecken sind nicht dasselbe! Deren Lebensraum überschneidet sich nicht großflächig. Milben leben unter anderem auf den Ameisen, unter der Erde, deren Temperatur kaum unter den Nullpunkt geht. Ab einer gewissen Tiefe, versteht sich. Und ein frisch infiziertes Volk muß nicht zwangsläufig sofort eingehen.

Also, sammelt bitte die Häufigkeit der Milbendurchseuchung objektiv, und stellt sie mit Orts- und Zeitangabe, unter Angabe der betroffenen Art, in diesen Thread.



Nuptial
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#3 AW: Milben - Dieses Jahr verstärkt?

Beitrag von Nuptial » 9. September 2008, 20:36

Ich habe etliche Gynen beim Schwarmflug kurz vor den sintflutartigen Regenfällen direkt zwischen dem 3. und 5. Juli in Braunschweig eingesammelt, weil ich Entwicklungszeiten und die Häufigkeit bestimmter Fälle von abweichender Entwicklung anhand einer Stichprobe untersuchen wollte.

Zwei sind ohne erkennbaren Grund gestorben. Zwei haben sehr große Gaster und keine Eier gelegt. Eine hat normal Eier gelegt und inzwischen auch ca. 10 Pygmäen aber komischerweise bis heute einen ihrer Flügel behalten! Eine hatte Milben. Ich werde mich ihr mit besonderer Aufmerksamkeit widmen um sie durchzubringen.

Allen anderen ist es sehr gut ergangen und sie konnten völlig problemlos erfolgreich gründen, haben jetzt 20-50 Pygmäen, sind bereits in neue große Reagenzgläser umgezogen und bereiten sich auf die Winterruhe vor!

Das ist in Anbetracht der Größe der Stichprobe eine beruhigend kleine Quote mit Milben. Nur eine hat es wohl "erwischt" bzw. sie hat "Pech gehabt".

Insofern kann ich (glücklicherweise!) eine bedrohliche Zunahme der Milben nicht bestätigen!

Viele Grüße
Nuptial



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murks
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#4 AW: Milben - Dieses Jahr verstärkt?

Beitrag von murks » 11. September 2008, 16:10

bei mir sind es 1ne von 1ner die Milben hatte. :(
da es aber meine erste ist kann ich daraus gar nichts schließen.

Aber zum Thema selber, ich denke das es da wie überall auch starke Schwankungen gibt. Woran es genau hängt kann ich allerdings nur vermuten. Da hast du ja das meiste schon erwähnt. Interessant wäre es das mal nach Art und Region aufzugliedern. So ließe sich vielleicht erkennen wo es gerade welche Art betrifft.

Ich denke es ist auch ein Frage der Sensibilisierung, das es jetzt einfach mehr auffällt.
Gute Aussagekraft haben solche Mehrfachsammlungen wie oben erwähnt. Bei denen der Durchseuchungsgrad besser abgeschätzt werden kann. Einzelsammlungen wie bei mir sagen da gar nix aus.


nix

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M@rkus
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#5 AW: Milben - Dieses Jahr verstärkt?

Beitrag von M@rkus » 11. September 2008, 17:18

Ich weiß nicht ob es dazu passt aber ich fand 4 Milben auf einer Spinne die ich meinen Ameisen verfüttern wollte. Die ersten Milben die ich zu Gesicht bekam, dementsprechend war mein Interesse groß aber letzendlich habe ich Spinne und Milben abgekocht aber die Spinne zu verfüttern habe ich mir nicht mehr getraut.

Was die Königinnen anbelangt ziehe ich auch jedes Jahr einige auf um sie später dann im Garten frei zulassen. Milben sind mir bislang keine untergekommen auch wenn ich sie vielleicht übersehen habe ist dieses Jahr jede Gyne durchgekommen und müsste spätestens jetzt im Falle einer Milbeninfektion ein Fehlverhalten aufweißen.

Aber ob die Zahl der verseuchten Kolonien steikt kann ich aufgrund der Tatsache das ich erst zwei Ameisensaisonen bewusst miterlebe nicht sagen.

Grüße, Markus


Camponotus cf. ligniperda (seit Juni 2008), Messor barbarus (seit 02.02.09), Tapinoma cf. erraticum (seit August 2009), Tetramorium spec. (seit Juni 2009), Lasius cf. niger (seit Juli 2009),

Antie
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#6 AW: Milben - Dieses Jahr verstärkt?

Beitrag von Antie » 11. September 2008, 19:12

Ähnliches hab ich auch erlebt...
Ich hab nur ein einziges mal einen
nicht abgekochten Grashüpfer verfüttert,
aber mit ihm wurde eine ganze Herde
Milben eingeschleppt,die sich dann am Honigwasser
aufhielten.Mir wurde dann in "Problem mit Milben"
empfolen,die Arena einfach trockener zu halten
und es hat tatsächlich geklappt!!!
Nur noch ganz wenige Milben sind übriggeblieben
und es werden täglich weniger!
Ich schweife ab...
Auf jeden Fall kann man kaum noch
unabgekochte Insekten verfüttern,
ohne das das ganze Formi. danach verseucht ist.
Fazit: Die anzahl an milbenverseuchten Insekten
nimmt rapiede zu!
Oh.achja...
Mit Zecken ist auch nicht zu spaßen,
wie EastGate schohn erwähnt hat.
Mein Vater hat dank so einer Infizierten Zecke
schohn seit drei Jahren probleme zu gehen:(
Das was er jetzt hat,heist Inzefulietes (oder so:confused:)
Mit gefangenen Gynen hatte ich zum Glück
noch keine "Milbenprobleme"...



Gruß,
Mathias



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