Bisher galt die Arbeitsteilung als wichtigster Erfolgsfaktor von Insekten. Doch möglicherweise müssen Biologen neu nachdenken: Denn spezialisierte Ameisen arbeiten unterm Strich auch nicht mehr als ihre Kollegen ohne besonderen Arbeitsschwerpunkt.


Sie zählen zu den erfolgreichsten Tierarten weltweit - und sind auch noch echte Globetrotter: Ameisen besiedeln sämtliche Gebiete der Erde mit Ausnahme der Antarktis. Ähnlich wie viele Wespen-, Bienen- und Termitenarten bilden sie soziale Staaten. Die ausgeklügelte Zusammenarbeit innerhalb dieser Insektenstaaten ist äußerst erfolgreich: Staatenbildende Insekten machen mehr als 75 Prozent der Biomasse der Insekten weltweit aus.

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Ameise im Einsatz: Spezialisierte Tiere arbeiten länger als die Generalisten.


Doch die Arbeitsteilung kann offenbar nicht mehr als hauptsächlicher Erfolgsfaktor der Insekten angesehen werden. Denn spezialisierte Ameisen verrichten ihre Tätigkeiten nicht effizienter als ihre Allround-Kollegen. Das hat Anna Dornhaus von der Universität von Arizona durch ihre Arbeit mit der Ameisenart Temnothorax albipennis herausgefunden. Über ihre Ergebnisse berichtet sie in der Fachzeitschrift "PLoS Biology".
Die Biologin hatte 1442 Ameisen in elf verschieden großen Kolonien mit unterschiedlichen Farben markiert, um deren Effizienz bei der Arbeit und ihre Vorlieben für bestimmte Tätigkeiten mit Hilfe einer Videokamera zu untersuchen. Sie verglich die Arbeitsleistung der Insekten in vier Teilaufgaben:

• Bruttransport
• Honigsuche
• Fliegensuche
• Steinesammeln

Durch die Videoaufnahmen konnte die Wissenschaftlerin die Vorliebe einer Ameise für eine der vier Tätigkeiten und die durchschnittliche dafür benötigte Zeit protokollieren. Schnell fand die Forscherin heraus, dass spezialisierte Ameisen unter dem Strich wesentlich länger arbeiteten als die Generalisten, da sie schneller erkennen, wenn Arbeit zu verrichten ist.

Dornhaus vergleicht dies mit der Hemmschwelle, die bei vielen Menschen vor dem Abwasch steht: Manche spülen lieber häufiger, dafür weniger Teller ab, während andere mit einer hohen Hemmschwelle lieber abwarten, bis sich das Spülen auch lohnt.
Die spezialisierten Ameisen arbeiteten daher länger, leisteten jedoch insgesamt nicht mehr - ähnlich wie beim Geschirrspülen, bei dem die Zahl der gespülten Teller unabhängig von der Spülfrequenz gleich bleibt, erläutert die Forscherin.
chs/ddp