Beitrag
von Gast » 29. November 2008, 11:10
[font=Times New Roman]Ein paar Anmerkungen zu dem Thema:[/font]
[font=Times New Roman]Einen Bericht über die Haltung von Temnothorax unifasciatus mit Camponotus ligniperda gibt es hier:[/font]
[font=Times New Roman]Buschinger, A. & Schmid, S. (2005): Futter für Feinde fördert Frieden. Ameisenschutz aktuell 19, S. 98. Kann man bestellen bei der DASW Geschäftsstelle: Bianka Keil-Krengel, Schloßstr.7, 03253 Doberlug-Kirchhain. [/font]
[font=Times New Roman]Tel.: 03 53 22 - 18 919; E-Mail: [/font][email="biankakk@web.de"][font=Times New Roman]biankakk@web.de[/font][/email]
[font=Times New Roman]In dem Beitrag sieht es so aus, als ob die Temnothorax notfalls den großen Camponotus sogar Futter anbieten, sozusagen zur „Besänftigung“ oder Ablenkung. Das wird, wie in dem Artikel zitiert, auch von anderen Ameisen berichtet.[/font]
[font=Times New Roman]Temnothorax nylanderi hat im Freiland sehr hohe Nestdichten; das kann bis 30 (!) Nester auf 1 Quadratmeter gehen. So hätten in einem Formikar mit z.B. 50 x 40 cm Grundfläche theoretisch 3-4 Völkchen Platz. Theoretisch, weil dazu auch eine starke Oberflächenvergrößerung durch z.B. Falllaub gehört, sowie eine gleichmäßige Verteilung winzigster Honigtautröpfchen, die im Sommer andauernd von den Blattlauskolonien der Bäume abgespritzt werden. Damit finden die Ameisen ihr Futter "vor der Haustür" und müssen nicht in das Nachbarterritorium laufen.[/font]
[font=Times New Roman]Sind die Völker im Laborversuch zu eng benachbart, kommt es nur selten zu Kämpfen. Eher entsteht der Eindruck, dass zwei Völker m.o.w. „friedlich“ in eines der Nester zusammen ziehen. Allerdings wird dann oft eine der beiden Königinnen getötet. Das Verhalten verschiedener Temnothorax-Arten unterscheidet sich etwas; bei T. nylanderi kann es u. U. auch zu (zeitweiliger) Polygynie kommen. Wie sich die östliche Zwillingsart T. crassispinus verhält, ist nicht untersucht. Sie sieht T. nylanderi zum Verwechseln ähnlich und wird wahrscheinlich auch unter T. nylanderi verkauft.[/font]
[font=Times New Roman]Zu chrizzy (post # 2), Seifert-Zitat betr. Temnothorax nylanderi[/font]
[font=Times New Roman]"nicht selten Übernahme fremder Nester durch sozialparasitisch gründende Jungköniginnen oder nach Kämfpen zwischen Nestern"... [/font]
[font=Times New Roman]Seifert gibt wieder, was in der Fachliteratur geschrieben wurde.[/font]
[font=Times New Roman]Mir ist der Begriff „Sozialparasitismus“ in diesem Zusammenhang zutiefst zuwider, weil irreführend![/font]
[font=Times New Roman]Parasitismus gibt es üblicherweise ZWISCHEN Arten, nicht innerhalb einer Art! Ein „normaler“ Parasit wird nie zum Wirt seiner ursprünglichen Wirtsart.[/font]
[font=Times New Roman]Im Falle von T. nylanderi wurde beobachtet, dass junge, begattete Weibchen in ein vorhandenes Nest eindringen und die dort vorhandene Königin irgendwie ersetzen können. Genetisch kann man dann unter den Arbeiterinnen Töchter der ursprünglichen und solche der zweiten Königin unterscheiden, die zweite lebt und reproduziert also z.T. auf Kosten der Arbeiterinnen der ersten Königin.[/font]
[font=Times New Roman]ABER: Dieses System ist reziprok! Die „parasitische“ Königin kann ja nach 2-3 Jahren selbst zum Wirt werden, bzw. zur Todeskandidatin, wenn die nächste Jungkönigin Einlass findet.[/font]
[font=Times New Roman]Ein etwas überspitzter Vergleich:[/font]
[font=Times New Roman]Jeder von uns hat als intraspezifischer Parasit begonnen (Im Embryonalstadium sogar als Endoparasit, danach, „Körpersäfte“ an der Mutter saugend, als Ektoparasit, in der Jugendphase als „Sozialparasit“, der auf Kosten von Artgenossen lebt, bis er sich selbständig durchschlagen kann). Und jeder wird normalerweise eine Zeit lang „Wirt“ für eigene Nachkommen sowie als Steuer- und Renteneinzahler für andere Artgenossen sein. Als Rentner lebt man wieder als „Sozialparasit“.[/font]
[font=Times New Roman]Wie gesagt, ein überspitzter Vergleich; aber die so genannten „intraspezifischen Sozialparasiten“ unter den Ameisen tun im Prinzip Ähnliches. [/font]
[font=Times New Roman]Der Begriff Sozialparasitismus wird m.E. damit verwässert und das ganze Konzept des Parasitismus (zwischen Arten, deren Rollen als Wirt bzw. Parasit definitiv festgelegt sind) in Frage gestellt. Ich halte das für Unsinn![/font]
[font=Times New Roman]MfG,[/font]
[font=Times New Roman]Merkur[/font]