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Formicarium im Haus - Arena = Garten?

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TRIA
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#25 AW: Formicarium im Haus - Arena = Garten?

Beitrag von TRIA » 20. Januar 2009, 23:44

Ich gehe mal außerdem davon aus das einheimische Ameisen die ich in einem deutschen Shop kaufe, nicht irgendwo aus dem Ausland importiert werden (stelle mir das schwierig vor).

Was ist da schwierig? das sie im Ausland billiger sind? Aber du hast recht, der Weihnachtsmann hat mir gesagt, die kommen alle aus Deutschland.:ironie:


Eines Tages wird sich die Sonne zum roten Riesen aufblähen, die Erde verschlingen und das Universum wird über uns herzlich lachen.

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swagman
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#26 AW: Formicarium im Haus - Arena = Garten?

Beitrag von swagman » 21. Januar 2009, 16:45

Hallo.

Noch mal kurz zur intraspezifischer Homogenisierung.
Es geht dabei weniger um die Tiere und ihre klimatischen Vorlieben.

Genau, auch ich denke, dass dieses Problem überbewertet wird.
Ein ausgesetztes Volk hat zum Beispiel das Problem, dass es in ein bereits bestehendes System eindringt. Selbst an sich "harmlose" Ameisenarten reagieren mit sofortigen Angriffen auf diese Eindringlinge. Selbst die so aggressiven Lasius niger haben da kaum eine Chance sich zu etablieren.
Mal angenommen sie schaffen es dennoch sich ein Territorium zu erobern, zu wachsen und Geschlechtstiere aufzuziehen und diese paaren sich schlussendlich mit regionalen Lasius niger. Selbst wenn diese Nachkommen nicht mehr so gut angepasst wären, würde das keinen Einfluss auf die Population haben.( Dazu müssten schon tausende Völker etabliert werden.) Zum einen kommen nur wenige Jungkolonien überhaupt durch, zum zweiten wäre dies einfache Evolution. Wenn sie nicht gut genug an das Klima angepasst sind, kommen sie einfach nicht durch. Die regionalen Gene werden sich schlicht durchsetzen.

Das ist ein Problem, welches nicht mal mit der Ameisenhaltung zu tun hat.
In meinem Beruf als Gärtner werden sehr oft gesamte Ameisenvölker mit ihren Nestern von Norden nach Süden verschleppt. Unsere Klientel lässt sich große, oft mehrere Jahrzehnte alte Bäume und Sträucher in die Gärten pflanzen. Diese kommen ausnahmslos von großen norddeutschen Baumschulen.
Diese Pflanzen haben entsprechend große Ballen und sehr oft eben Ameisennester zwischen den Wurzeln. Diese haben sogar den Vorteil, dass durch die umfassenden Umgestaltungen der Gärten kaum noch heimische Völker vorhanden sind.



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#27 AW: Formicarium im Haus - Arena = Garten?

Beitrag von Gast » 21. Januar 2009, 18:31

Ich möchte darauf hinweisen, dass das Thema „intraspezifische Homogenisierung“ nur eines unter mehreren ist, die im sog. „Infektionsthread“ behandelt werden. Zum Nachsehen: Infektionsgefahr durch exotische Ameisen [Infektionsthread] - Ameisenforum.de

Gewiss, in manchen Fällen, und mit Blick auf sehr häufige sowie häufig verschleppte Arten (Lasius niger, Myrmica rubra u.a.) ist die Gefahr durch die Freilassung einzelner Völker aus der Ameisenhaltung vernachlässigbar gering. Aber es werden auch seltenere Arten gehandelt, die nicht in jedem Wurzelballen leben. Nicht umsonst habe ich oben das Beispiel von Schuhandi gepostet, der Messor sp. freigelassen hat, in einer Gegend, wo sie von Natur aus nicht vorkommt, sehr wohl aber leben könnte ("Faunenverfälschung").
Deshalb sollte man das Thema nicht so kleinreden, dass es gleich für unwichtig erklärt wird, womöglich zusammen mit dem Rest des „Infektionsthreads“.

Mit Sicherheit werden bei der Verschleppung von Ameisenkolonien mit Gartenpflanzen ebenfalls evtl. vorhandene Parasiten und Krankheitserreger weiter verteilt; auch das ist kein Argument um solche Ausbreitung für jede beliebige Art bedenkenlos und fahrlässig zu propagieren. (Gartenpflanzen sollten ja z.B. auch auf Pflanzenschädlinge kontrolliert werden, bevor sie an Kunden weiter gegeben werden!)

Der „Infektionsthread“ entstand in erster Linie als Reaktion auf den rapide wachsenden Handel mit gänzlich ortsfremden, exotischen Ameisen.
Darunter sind zweifellos nicht nur Arten, die ohnehin mit Bananen oder Bonsai-Bäumchen verschleppt werden, sondern zahlreiche Arten, die auf den üblichen Wegen niemals nach Deutschland kämen, man denke an Blattschneider, oder Myrmecocystus, oder Myrmecia und viele andere.

Die Gefahr der Faunenverfälschung, der Entstehung „neuer“ invasiver Arten oder von Hausameisen, und die Möglichkeit der Übertragung von Krankheitserregern auf einheimische Arten dürfen nicht einfach „weggewischt“ werden, weil sich mancher Halter so etwas nicht vorstellen kann, oder zu wenig von Tiergeografie und Evolution versteht, um die Risiken realistisch einschätzen zu können.

Ich wende mich massiv gegen die Argumentation, dass es doch auf ein paar verschleppte Völker oder Arten mehr oder weniger nicht mehr ankommt, weil wir Menschen ja ohnehin unsere Umwelt bereits rettungslos durcheinander gebracht haben. Noch gibt es Menschen, die sich ernsthaft darum bemühen, dem entgegen zu arbeiten, zu retten, was noch zu retten ist, bereits eingetretene Schäden nach Möglichkeit zu reparieren.

Bei solchen dürftest du, swagman, bestimmt kein Verständnis erwarten!

MfG
Merkur



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swagman
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#28 AW: Formicarium im Haus - Arena = Garten?

Beitrag von swagman » 22. Januar 2009, 16:44

Lieber Merkur,

danke für deinen kritischen Beitrag.
In der Tat könnte man meinen Beitrag als Freibrief verstehen, was ich nicht beabsichtigt habe.
Mir ging es einzig und alleine um die möglichen Folgen der intraspezifischer Homogenisierung, jedoch nicht um das aussetzen von Völkern.

Keinesfalls nehme ich das Problem der Artenverschleppung auf die leichte Schulter.
Das Aussetzen von Tieren verbietet sich von selbst. Auch wenn dies vermutlich noch nicht bei jedem angekommen ist.
Also, bevor jemand mit dem Gedanken spielt, sei folgendes zu beachten:

§ 3 TierSchG:

| Es ist verboten,
[..]
| 3. ein im Haus, Betrieb oder sonst in Obhut des Menschen gehaltenes Tier
| auszusetzen oder es zurückzulassen, um sich seiner zu entledigen oder
| sich der Halter- oder Betreuerpflicht zu entziehen,

Das sollte deutlich machen, dass es verboten ist Völker auszusetzen, selbst wenn diese aus unmittelbarer Nachbarschaft stammen.


Das durch fremde Organismen enorme Gefahren ausgehen, weiß ich als Gärtner nur zugut. Schon lange haben es fremde Pilze, Viren und auch Insekten geschafft sich bei uns zu etablieren und verursachen enormen Schaden.
Ein Beispiel bietet das Ulmensterben. Verursacht durch einen ostasiatischen Pilz der 1981 nach Europa verschleppt wurde. Später wurde er nach Amerika verschleppt. Die betroffenen, kranken europäischen Bäume wurden nach und nach durch resistente Klone ersetz. Jedoch gelangte ein mutierter Stamm des Pilzes aus Amerika zurück nach Europa und vernichtet hier wieder die Ulmen. :verrueckt:



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#29 AW: Formicarium im Haus - Arena = Garten?

Beitrag von Gast » 22. Januar 2009, 17:57

Hallo swagman,

Bin froh, dass du es so siehst und das mögliche Missverständnis ausräumst.

Bezüglich Tierschutzgesetz § 3 (Aussetzung) muss ich leider Wermut in den Wein schütten: Das Tierschutzgesetz betrifft nur Wirbeltiere (sowie (§ 8a Tierversuche) teilweise Cephalopoden (Kopffüßer) und zehnfüßige Krebse).
Hier ist eine lesbare Version, wenngleich sie viel Zeitaufwand erfordert:
TierSchG - Tierschutzgesetz

Wirbellose, damit auch Ameisen, sind keine „Tiere“ im Sinne des TierSchG.
Wären die Vorschriften des TierSchG auf Ameisen anzuwenden, gäbe es keine Ameisenhaltung, keinen Handel und keine Importe!

Tierschutz läuft übrigens dem Naturschutzgedanken oft diametral entgegen. Ich will nur, dass man sich darüber Gedanken macht und möchte mich absolut nicht gegen die Prinzipien des Tierschutzes aussprechen. Das meiste davon ist ok.

Ein Beispiel für naturschutzwidrigen Tierschutz las ich heute in unserer Tageszeitung: Da versucht eine Tierschutzorganisation, so genannte „Wildkatzen“ (das sind verwilderte Hauskatzen! Bitte keinesfalls mit der echten Wildkatze verwechseln!) z.B. an Bauernhöfe zu vermitteln um die Tötung der Tiere zu vermeiden. In Haushalte lassen sie sich nicht mehr eingliedern.

Es gibt in unserem Lande nun leider viel zu viele ganz oder teilweise verwilderte Hauskatzen, und es gibt zahllose „brave“ Miezen, die trotzdem in Gärten und Umland ihr Unwesen treiben. Nicht nur Jungwild fällt ihnen zum Opfer (deshalb dürfen sie von Jägern abgeschossen werden); für den Naturschutz viel schlimmer ist, dass diese Katzen zahllose (Jung-) Vögel und Kleinsäuger räubern. Die Kleinsäuger sind ALLE besonders geschützt, ob Gelbhalsmaus, Haselmaus, Feldhamster, Rötelmaus oder die insektivoren Spitzmäuse.

Eine Freisetzung von verwilderten Hauskatzen im Namen des Tierschutzes ist somit ein Schlag ins Gesicht der Vertreter des Naturschutzes!

Das war nun etwas OT, aber ich musste doch mal wieder auf die Diskrepanzen zwischen Tierschutz und Naturschutz hinweisen. Das wird zu oft vermengt.

MfG,
Merkur



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swagman
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#30 AW: Formicarium im Haus - Arena = Garten?

Beitrag von swagman » 23. Januar 2009, 16:48

Merkur hat geschrieben:Bezüglich Tierschutzgesetz § 3 (Aussetzung) muss ich leider Wermut in den Wein schütten: Das Tierschutzgesetz betrifft nur Wirbeltiere (sowie (§ 8a Tierversuche) teilweise Cephalopoden (Kopffüßer) und zehnfüßige Krebse).

Wusste ich nicht, wieder was dazu gelernt. Na ja, dieses Gesetz ist auch so kein Hindernis für entsprechende Personen ihre Tiere auszusetzen.
Was ja wohl auch auf einige der verwilderten Katzen zutreffen wird.

Ich halte zwar ausschließlich exotische Arten, aber wenn man meine aktuellen Haltungsberichte ließt, so wird man bei jedem im ersten Beitrag den Link zum Infektionsthread finden.
Deswegen war ich auch etwas verblüfft, dass du in deinem Beitrag diesen Thread so hervorgehoben hast, als ob ich noch nie etwas davon gehört hätte.^^
Na ja, von meine Exotenhaltung mal abgesehen, sind wir uns wohl einig.
Jetzt aber genug OT.



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