Formikariumbau Leitfaden

Von Benutzern erstellte Tutorials, die handwerkliche, technische oder einfach wissenswerte Anleitungen/Informationen enthalten.
Benutzeravatar
Toblin
Halter
Offline
Beiträge: 969
Registriert: 9. Juli 2005, 15:20
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 25 Mal

#1 Formikariumbau Leitfaden

Beitrag von Toblin » 28. Februar 2008, 19:03

1 Einleitung

Ein Formikarium zu bauen ist nicht schwer, dachte ich mir. Ein altes Aquarium als Arena, eine Farm aus einer CD-Hülle, etwas Sand aus dem Baumarkt und etwas Talkum als Ausbruchschutz. So, Ameisen rein, fertig! Jetzt kann ich endlich beobachten! Doch was ich sehe, gefällt mir schon nach wenigen Wochen nicht mehr. Kalkränder, Kratzer und Schimmel in der Farm, Ameisen die auf dem Vogelsand wegrutschen und abgeplatzte Talkumstückchen in der Arena. Alles gekrönt von vorlauten Meisen, die es über die Silikonwülste vom Aquarium nach draußen geschafft haben. Jetzt reicht’s, Toblin! Ein besseres Formikarium muss her. Leider haben sich die Tiere schon in der übernässten Farm eingebuddelt. Natürlich ganz hinten! Die krieg ich doch nie wieder da raus...

Solche oder ähnliche Erfahrungen machen leider viele Ameisenhalter, wenn sie ihr erstes Formikarium bauen und einfahren. Aus eigener Erfahrung weiß ich wie ärgerlich es sein kann, wenn man viel Zeit, Geld und Arbeit investiert nur damit das Ergebnis schon nach kurzer Zeit nicht mehr den eigenen Vorstellungen entspricht. Erst recht, wenn das Formikarium einen tollen Blickfang im gemütlichen Zimmer darstellen soll! Dabei lässt sich mit einigen Vorüberlegungen und Hintergrundwissen ohne weiteres ein schönes und gut funktionierendes Becken auf die Beine stellen.

Mit diesem Leitfaden möchte ich dem begeisterten Einsteiger und vielleicht auch dem fortgeschrittenen Halter, einen Überblick über die allgemeinen technischen Möglichkeiten beim Bau eines Formikariums geben. Es ist wirklich spannend ein neues Becken zu kreieren und man kann sehr kreativ sein! Leider sind nicht alle spontanen Ideen so leicht umzusetzen. Manches eignet sich auch gar nicht für ein Formikarium! Hier soll es darum gehen, aus all den Mitteln und Möglichkeiten die dem Bastler zur Verfügung stehen, die geeignetsten auszuwählen und damit ein wirklich gutes Formikarium zu bauen! Dabei werde ich mich hauptsächlich auf einheimische Ameisen beziehen, an den kritischen Stellen aber auch auf Besonderheiten von exotischen Arten eingehen, sofern es nicht den Rahmen sprengt. Die Philosophie auf die mein Leitfaden aufbaut, lautet ohnehin für alle Formikarien gleich:


Sicherheit gewährleisten!
Ameisen in der Wohnung sind nicht schön und Exoten in der heimischen Natur sind es noch weniger. Der Ausbruchschutz muss sitzen!

Artgerechte Haltung!
Tödliche Fallen im Formikarium sind zu vermeiden und die Bedürfnisse der Ameisen sind zu befriedigen!

Flexibel planen!
Ameisen haben ihren eigenen Kopf und durchkreuzen oftmals die Pläne des Halters, falls dieser es nicht sogar selber tut. Man sollte so flexibel wie möglich planen und bauen!





Ein Tipp vorweg: Wenn man wenig Erfahrung im Umgang mit den beschriebenen Materialien und Techniken hat, lohnt es sich immer (!) zunächst ein einfaches Versuchsobjekt zu bearbeiten, bevor man sich an die eigentliche Arbeit macht. Die handwerklichen Erfahrungen sind sehr hilfreich und das Endergebnis wird oft doppelt so gut!


[Haltungsbericht] '08-'13
[Bauberichte] '05 '06 '07 '08 '09 '10 '11 '12 '13

Benutzeravatar
Toblin
Halter
Offline
Beiträge: 969
Registriert: 9. Juli 2005, 15:20
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 25 Mal

#2 AW: Formikariumbau Leitfaden

Beitrag von Toblin » 19. März 2009, 14:05

2 Die richtige Ameise


Die Gestaltung eines Formikariums ist unter anderem von der gehaltenen Ameisenart abhängig. Während einige Arten recht anspruchslos sind, stellen andere aufgrund ihrer Eigenheiten eine besondere Herausforderung dar.

Je kleiner die Ameisen, desto akribischer sollte die Anlage durchdacht und gebaut werden. Kleinste Lücken in einer künstlichen Felswand können z.B. ein wesentlich attraktiveres Nest darstellen als der mühevoll gebaute Ytongstein, und grobmaschige Lüftungsgitter laden zu ausgiebigen Erkundungstouren ein.

Im Hinblick auf Wartung und Pflege des Formikariums sind exotische Völker im Allgemeinen schwieriger zu handhaben als heimische. Da sie in der Regel keine Winterruhe benötigen und kontinuierlich das Becken bewohnen, wird es für den Halter schwieriger, bei Bedarf Änderungen am System vorzunehmen. Hier ist von Anfang an Erfahrung und Weitsicht gefragt. Planungsfehler in der Konzeptphase lassen sich später oft nur mühsam korrigieren. Auch der zukünftige Platz- und Futterbedarf sowie Kosten für zusätzliche Becken und Heizungen sind nicht zu unterschätzen.Besonders Arten die ihr Nest eigenständig anlegen wie z.B. Blattschneider oder Weberameisen erfordern ein durchdachtes Konzept. Ihr Nest lässt sich z.B nicht ohne weiteres entnehmen, falls die Umgebung den Ansprüchen der Ameisen (oder denen des Halters) nicht mehr genügt. Das macht eine flexible Planung enorm wichtig, um bei Bedarf handeln zu können.

Kurzum: Große Ameisen mit geringen Ansprüchen sind rein technisch gesehen leichter zu halten als kleine mit besonderen Lebensweisen und Vorlieben.


[Haltungsbericht] '08-'13
[Bauberichte] '05 '06 '07 '08 '09 '10 '11 '12 '13

Benutzeravatar
Toblin
Halter
Offline
Beiträge: 969
Registriert: 9. Juli 2005, 15:20
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 25 Mal

#3 AW: Formikariumbau Leitfaden

Beitrag von Toblin » 19. März 2009, 14:06

3 Das Becken


Es gibt mehrere Möglichkeiten Ameisen sicher unterzubringen. Neben dem professionellen Equipment gibt es auch einfache Wege um ein schönes Formikarium kostengünstig umzusetzen. Doch nicht nur das Becken muss ausgewählt werden sondern auch dessen Standort in der Wohnung. Lärm und Vibrationen verursachen Stress und schaden dem gesunden Koloniewachstum. Ein ruhiger Platz, mit angemessener Entfernung zu Störungsquellen wie Fernseher, PC, Stereoanlage und „Hauptverkehrswegen“ in der Wohnung ist optimal. Auch direktes Sonnenlicht birgt ein Risiko und sollte eher vermieden werden, da es die Temperatur im Formikarium unkontrolliert in die Höhe treibt! Für ausreichende Belüftung ist in jedem Fall zu sorgen, denn diese beugt Hitzestau und Schimmelbildung vor.



3.1 spezielle Ameisenbecken


Im Ameisenhandel werden spezielle Becken angeboten. Diese sind für die Ameisenhaltung optimiert und bieten daher einige Vorteile:
  • In der Regel sind sie so aufgebaut, dass die Oberkanten eine ebene Auflagefläche für einen Deckel bilden. Passgenaue Deckel mitsamt Belüftungsgitter sind ebenfalls erhältlich.
  • Da Rutschmittel zum Ausbruchsschutz (PTFE, Talkum, o.ä.) auf Silikon nicht gut halten werden die Scheiben nur sparsam verklebt. Eine dicke Silikonwulst sucht man meist vergeblich.
  • Es sind bereits Anschlussmöglichkeiten (Bohrungen) vorhanden. So lassen sich externe Nester leicht realisieren und die Arena (Revier) kann mit der stetig wachsenden Kolonie vergrößert werden.
3.2 Aquarien


Ein Aquarium ist grundsätzlich geeignet um Ameisen zu halten. Allerdings gibt es ein paar Dinge zu beachten.
  • Auf den dicken Silikonwülsten hält kein Ausbruchsschutz. Das Silikon sollte an dieser Stelle sorgfältig weggeschnitten und entfernt werden. Ein scharfes Bastelmesser leistet hier gute Dienste!
  • Anschlussbohrungen sind nur mit richtigem Werkzeug (Diamant-Bohrkrone) und handwerklichem Geschick herstellbar. Es besteht das Risiko, das die Scheibe zerspringt.
  • Ein ameisendichter Deckel muss in der Regel selbst angefertigt werden. Eine Aquarium-Abdeckung ist nicht ameisendicht und daher als Ausbruchsschutz ungeeignet.
3.3 Terrarien

Handelsübliche Terrarien sind für Ameisen nicht geeignet. Die Maschenweite der Belüftungsgitter ist in der Regel zu groß um ausbruchsicher zu sein und auch die frontseitigen Schiebe- oder Falltüren weisen oftmals größere Spalten auf. Rutschmittel sind nur umständlich aufzutragen. Mit etwas Aufwand und Erfahrung lässt sich ein Terrarium vielleicht ausbruchsicher herrichten, doch es gibt wesentlich bessere Unterbringungsmöglichkeiten für Ameisen.


3.4 sonstige Behältnisse

Einfache Kunststoffboxen aus der Haushaltswarenabteilung, dem Bau- oder Möbelmarkt sind z.B. eine Alternative für die Aufzucht von kleinen Völkern. Sie sind günstig, bei Bedarf gut zu bearbeiten und in allen Größen, Formen und Farben erhältlich. Allerdings sind die Beobachtungsmöglichkeiten je nach Beschaffenheit eingeschränkt und die Optik ist nicht gerade anspruchsvoll. Trotzdem lohnt sich auf jeden Fall beim Einkaufen nach geeigneten Boxen Ausschau zu halten, besonders wenn man gern bastelt oder ein individuelles Formikarium bauen möchte.


[Haltungsbericht] '08-'13
[Bauberichte] '05 '06 '07 '08 '09 '10 '11 '12 '13

Benutzeravatar
Toblin
Halter
Offline
Beiträge: 969
Registriert: 9. Juli 2005, 15:20
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 25 Mal

#4 AW: Formikariumbau Leitfaden

Beitrag von Toblin » 19. März 2009, 18:32

4 Das Nest


Das Nest ist ein wichtiger und zentraler Punkt in der Ameisenhaltung. Es gibt viele Nestarten, Materialien und unzählige kreative Möglichkeiten.

Prinzipiell lassen sich alle Nesttypen als internes oder externes Nest realisieren:
  • Ein externes Nest befindet sich außerhalb der Arena und wird mit einem Schlauch an diese angeschlossen. Die Haltungsbedingungen lassen sich so unabhängig von der Arena regeln. Leider besteht die Gefahr, dass sich kräftige Ameisen, einen Weg aus dem Nest nach draußen graben. So können z.B. Messor barbarus oder Pheidole pallidula sogar Gasbeton zerbeißen! Das Nest ist dementsprechend zu sichern, evtl. sogar in einem eigenen Becken unterzubringen.

  • Interne Nester stehen innerhalb der Arena. Zusätzlicher Aufwand durch Schlauchanschlüsse und Ausbruchssicherung entfällt. Wenn man darauf achtet, dass das Nest entnehmbar ist, bleibt man flexibel (Winterruhe, Umgestaltung des Formikariums, o.ä.) . Die Arena sollte allerdings ausreichend groß sein, damit noch genügend „Auslauffläche“ übrig bleibt.
4.1 Nestarten
  • Bei „statischen“ Materialien wie Ytong, Gips oder Holz werden die Kammern komplett vom Halter vorgegeben und teilweise auch wieder mit Sand oder Serais verschlossen. Die Ameisen werden das Nest nur bei Bedarf erweitern und sind gut zu beobachten.

  • Hält man die Ameisen in weichen Werkstoffen in einem Korknest, einer Farm oder einem Erdnest, gestalten die Ameisen ihr Nest komplett selbst, sind aber je nach Architektur nicht mehr so gut zu beobachten. Diese Haltungsmethode ist sehr natürlich, allerdings sind die Haltungsbedingungen schwierig zu regulieren.

  • Einige Arten (z.B. Weber- und Blattschneideameisen) verwenden eigene Baustoffe. Hier muss sich der Halter lediglich Gedanken um die äußeren Bedingungen machen. Flexibilität, Erfahrung und Weitsicht im Hinblick auf die Kolonieentwicklung ist besonders wichtig!
Mit etwas Fantasie, Erfahrung und Planung sind natürlich auch die verschiedensten Variationen, Kombinationen und Modifikationen denkbar! So können sehr individuelle und schöne Nester entstehen.


[Haltungsbericht] '08-'13
[Bauberichte] '05 '06 '07 '08 '09 '10 '11 '12 '13

Benutzeravatar
Toblin
Halter
Offline
Beiträge: 969
Registriert: 9. Juli 2005, 15:20
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 25 Mal

#5 AW: Formikariumbau Leitfaden

Beitrag von Toblin » 19. März 2009, 18:39

4.1.1Ytongnest


Nester aus Porenbeton, z.B. der Marke Ytong, sind eine der am häufigsten verwendeten Nestarten, da die Haltungsbedingungen recht einfach zu regulieren sind. Das Material ist sehr günstig und auch mit einfachen Handwerkzeugen gut zu bearbeiten. Ytongnester werden aufgrund der vielen Vorteile von vielen Haltern bevorzugt.

Bezugsquelle:Baumarkt
Variationen:stehend oder liegend

Bau:
Der Nestblock lässt sich problemlos mit einer Handsäge (Fuchsschwanz) aus dem Ytongstein heraussägen. Alternativ kann auch mit einer Stichsäge gearbeitet werden. Die Seite, in die später die Kammern geschnitzt werden, sollte möglichst plan sein. Am einfachsten benutzt man dazu eine original Außenseite des Ytongsteins. Die übrigen Seitenflächen können mit einem Meißel bearbeitet werden, um die Außenform etwas unregelmäßiger und natürlicher wirken zu lassen.

Gänge und Kammern können mit einem Schraubendreher gegraben werden. Mit einem angeschliffenen Schlitz-Schraubendreher geht es am besten. Mann sollte mit Fingerspitzengefühl vorgehen, da die Kanten des Ytong schnell wegbrechen. Auch hier kann man optional mit einem Elektroschleifer (z.B. von Dremel) arbeiten, sofern man einen hochwertigen Fräser besitzt.

Der Wassertank kann ebenfalls mit dem Schraubendreher ausgehoben werden. Etwas schneller geht es, wenn mit einer Handbohrmaschine einige große Löcher vorgebohrt werden

Aufgrund der Staubentwicklung sollten alle Arbeiten im Freien erledigt werden. Alternativ den Ytong 24 h in Wasser legen und tropfnass bearbeiten. Wenn die Schnitzarbeiten abgeschlossen sind, wird der verbleibende Staub gründlich abgewaschen. Die Kammern können mit dünn angerührtem Gips ausgestrichen werden, um die Poren zu verschießen. So können Ameiseneier und Nahrungsreste nicht darin verschwinden und anfangen zu schimmeln.


[Haltungsbericht] '08-'13
[Bauberichte] '05 '06 '07 '08 '09 '10 '11 '12 '13

Benutzeravatar
Toblin
Halter
Offline
Beiträge: 969
Registriert: 9. Juli 2005, 15:20
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 25 Mal

#6 AW: Formikariumbau Leitfaden

Beitrag von Toblin » 19. März 2009, 18:40

4.1.2Gipsnest

Gips ist kinderleicht zu verarbeiten und es lassen sich fast beliebige Formen daraus herstellen. Er ist sehr leicht mit Handwerkzeugen zu bearbeiten aber etwas anfälliger für Schimmel als z.B. Ytong.

Bezugsquelle:Baumarkt
Variationen:stehend oder liegend

Bau:
Um ein Gipsnest herstellen zu können, benötigt man zunächst eine Negativ-Gussform. Das kann ein Schale aus weichem Kunststoff sein oder ein einfacher Rahmen auf einem ebenen Untergrund. In dieser Form werden die Gänge, Kammern und der Wassertank mit Plastilin (Bastelknete) modelliert. Anschließend wird die Form mit dünn angerührtem Gips gefüllt. Sobald der Gips abgebunden hat, wird die Form umgestülpt und das Plastilin entfernt.Alternativ lassen sich die Kammern und Gänge auch nachträglich in einen fertigen Gipsblock fräsen.


[Haltungsbericht] '08-'13
[Bauberichte] '05 '06 '07 '08 '09 '10 '11 '12 '13

Benutzeravatar
Toblin
Halter
Offline
Beiträge: 969
Registriert: 9. Juli 2005, 15:20
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 25 Mal

#7 AW: Formikariumbau Leitfaden

Beitrag von Toblin » 19. März 2009, 18:42

4.1.3Holznest

Bezugsquelle:Ein gesunder Wald, Baumschule, Förster, Nachbar's Feuerholzschuppen
Variationen:stehend, liegend

Für ein natürliches Holznest benutzt man am besten Nadelhölzer wie Fichte oder Tanne, die schon 3-4 Jahre der Witterung ausgesetzt waren. Auch mit Balsaholz lassen sich schöne Nester, mit eher technischer Optik, bauen.

Die Bearbeitung erfolgt ähnlich wie bei einem Ytongnest. Gänge und Kammern können mit einem kleinen Stemmeisen ausgehoben werden. Ein Dremel leistet ebenfalls gute Arbeit! Kräftige Holzbewohner wie z.B. Camponotus ligniperda sind nicht zwingend auf ein komplett fertiges Nest angewiesen, sie bearbeiten das Nest selbst etwas weiter.

Ein Holznest lässt sich nicht mit einem herkömmlich Wassertank feucht halten. In Regel überlässt man die Befeuchtung den Ameisen selbst (genügend Wasser anbieten), daher werden sich feuchtigkeitsliebende Ameisen (wie z.B. Myrmica rubra) in einem Holznest nicht wohl fühlen oder sogar eingehen.


[Haltungsbericht] '08-'13
[Bauberichte] '05 '06 '07 '08 '09 '10 '11 '12 '13

Benutzeravatar
Toblin
Halter
Offline
Beiträge: 969
Registriert: 9. Juli 2005, 15:20
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 25 Mal

#8 AW: Formikariumbau Leitfaden

Beitrag von Toblin » 19. März 2009, 18:44

4.1.4Farm

Bei einer Farm graben sich die Ameisen in eine dünne Erd- oder Sandschicht ein, die sich zwischen zwei Glasscheiben befindet. So kann der Halter wunderbar den Nestausbau verfolgen. Obwohl Farmen gut aussehen und eine natürliche Haltungsmethode darstellen, haben sie einige große Nachteile. Die Haltungsbedingungen sind nicht ganz einfach zu regeln und der freie Blick ins Nestinnere wird oft durch verschmierte oder zugebaute Scheiben verhindert. Teilbereiche können durch ungünstig angelegte Kammern und Gänge regelrecht trocken gelegt werden und bei Erschütterungen einstürzen. Größtes Manko ist jedoch die mangelnde Flexibilität, denn haben sich die Ameisen erst mal eingegraben sind sie für den Halter fast unerreichbar. Müssen die Tiere umgesiedelt werden, z.B. wegen Schimmel oder einem neuen Formikarium, kann es sehr stressige Wochen und Monate(!) dauern, bis Licht oder Trockenheit die Tiere aus der Farm ekeln. Das schadet dem gesunden Koloniewachstum!

Langfristig sind Farmen problematisch, weshalb sie von erfahrenen Haltern eher selten verwendet werden.


Bezugsquelle:Ameisenhandel, Baumarkt (Eigenbau)
Variationen:stehend, liegend


Bau:
Für den Bau einer Farm werden zwei Glasscheiben mit einigem Abstand zueinander verklebt. Dies kann z.B. über U-Profile oder Abstandsleisten realisiert werden. Die Konstruktion sollte rundherum dicht sein und der Plattenabstand ungefähr der Länge der Königin entsprechen.

Soll die Farm als externes Nest verwendet werden ist eine Anschlussbohrung für die Arena erforderlich!

Die fertige gebaute Farm bekommt zunächst eine Drainageschicht aus Tongranulat. Seitlich wird ein Stück Schlauch oder Rohr in die Farm eingelassen, mit der das Granulat später von unten befeuchtet werden kann. Dieser Wasserstutzen wird unten und oben locker mit Watte verschlossen, so dass die Ameisen keinen Zugang haben. Das Granulat bindet das Wasser und gibt es später gleichmäßig ab. Drüber wird das Nestmaterial, eine Sand- Lehmmischung im Verhältnis von ca. 3:1 eingefüllt.



Tip: Ein vorgestochenes Loch im Sand erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Königin an der gewünschten Stelle (meist vorne & mittig) eingräbt.


[Haltungsbericht] '08-'13
[Bauberichte] '05 '06 '07 '08 '09 '10 '11 '12 '13

Neues Thema Antworten

Zurück zu „Tutorials“