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von Toblin » 20. März 2009, 08:55
6 Ausbruchschutz
Ein vernünftiger Ausbruchsschutz hilft nicht nur die Wohnung und die heimische Natur zu schützen, sondern auch skeptischen Eltern, Partnern oder Besuchern von diesem tollen Hobby zu überzeugen. Ein doppelt wirkendes System ist dafür zwingend erforderlich. In der ersten Abwehrreihe werden die Ameisen durch ein unüberwindbares Hindernis (Rutschmittel) aufgehalten. So können sie gar nicht erst das zweite Sicherheitssystem (Deckel) erobern. Dieser hält dann zur Schwarmzeit auch die fliegenden Geschlechtstiere auf, kann ansonsten aber gefahrlos geöffnet werden, um im Becken zu hantieren.
Weiterhin kann es nicht schaden, wenn man sich auch für den „Super-Gau“, ein komplett zerstörtes Becken, einen Plan zurechtlegt. Auch wenn dieser Fall wirklich sehr unwahrscheinlich ist. Ein leicht entnehmbares Nest und ein griffbereiter ausbruchsicherer Behälter (zweites Becken) können den Schaden schon massiv eindämmen. Im Extremfall hilft sogar griffbereites Insektenspray um schlimmeres zu verhindern!
6.1 Deckel
Der Ameisenhandel bietet zu den Formikarien auch passgenaue Deckel an. Benutzt man für die Haltung ein Aquarium muss ein Deckel meistens selbst angefertigt werden.
Besonders für Exoten, Hausameisen und Ameisen die nicht aus der unmittelbaren Umgebung stammen ist ein Deckel Pflicht! Damit dieser auch mal abgenommen werden kann, ohne das Ameisen entkommen können, muss ein zusätzliches Rutschmittel (PTFE, Talkum, Öl...) auf den oberen Rand des Beckens aufgebracht werden!
Arten mit kleinen Arbeitern (besonders Pheidole, Temnothorax, usw.) haben naturgemäß keine Probleme mit winzigen Spalten. Falls der Deckel nicht 100% passgenau sitzt, kann man mit Dichtklebeband (selbstklebendes Schaumgummi) nachhelfen. Da ein Dichtungsband schnell zerbissen ist, muss es regelmäßig und sorgfältig kontrolliert werden. Soll der Deckel besonders sicher sein, kann man den Beckenrand mit einer Lage Frischhaltefolie verkleiden. Diese wird dann sorgfältig mit Spülmittel eingeschmiert. In den Deckelrand gibt man eine dicke Silikonwurst, anschließend setzt man den Deckel auf das Becken und lässt das Silikon trocknen. Nach dem Entfernen der Folie und einer gründlichen Säuberung erhält man einen sehr passgenauen Deckel.
6.2 PFTE
Bezugsquelle:Ameisenhandel (ausschließlich)
PTFE ist ein sehr hochwertiger Ausbruchsschutz! Er kann allerdings nur an einem unbewohnten Becken richtig aufgetragen werden.
Eine detaillierte Beschreibung dazu findet sich im Tutorial PFTE – Richtige Verwendung.
Teflonband, Teflonöl, Kettenspray oder sonstige Produkte mit Teflonzusätzen [color=Black]sind nicht[/color] geeignet und bieten keinen Ausbruchsschutz!
6.3 Talkum
Bezugsquelle:Ameisenhandel, Apotheke, Baumarkt
Das Talkum wird mit Wasser zu einer dickflüssigen Masse angerührt und mit einem Pinsel so dünn wie möglich aufgetragen. Nach dem Trocknen fährt man noch mal vorsichtig mit dem Finger oder einem trockenen, weichen Pinsel über die Oberfläche, um sie anzurauhen.
Leider neigt die Talkumschicht zum abplatzen und die Brocken landen direkt im Formikarium. Das sieht nicht schön aus. Bei hoher Luftfeuchtigkeit kann Talkum seine Eigenschaft als Ausbruchsschutz verlieren.
6.4 Paraffinöl
Bezugsquelle:Ameisenhandel, Apotheke, Baumarkt
Das Paraffinöl ist sehr schnell und einfach aufzubringen, auch an Becken die bereits bewohnt sind. DochVorsicht: Trägt man zu viel auf, läuft es die Scheiben hinunter. Versucht man die Sauerei wegzuwischen macht man alles nur noch schlimmer. Das Paraffinölwird mit einem Stück Küchenrolle hauchdünn auf die oberen cm am Beckenrand aufgetragen und bietet sofort einen sehr guten Schutz gegen Ausbruchversuche. Allerdings sollte man die Ölschicht ab und zu erneuern.
6.5 Wassergraben / Insel
Bei der Inselhaltung wird in der Regel auf ein herkömmliches Becken verzichtet. Ein Wassergraben um eine flache Schale (Arena) soll dafür sorgen, dass die Ameisen nicht flüchten können. Die Oberflächenspannung des Wassers kann jedoch ausreichen, um eine Ameise bis ans andere Ufer zu tragen. Ein Tropfen Spülmittel zerstört zwar die Oberflächenspannung, sorgt aber gleichzeitig dafür, dass ahnungslos fouragierende Ameisen leicht ertrinken. Ein abgeschrägter Rand kann den Tieren helfen sich zurück ans Ufer zu retten. Da der Wassergraben auch als Trinkwasserquelle genutzt wird, ist der Einsatz von Spülmittelnsogarbedenklich!
Dieser Ausbruchschutz ist nicht zuverlässig! Sobald das Wasser unbemerkt verdunstet, haben die Ameisen freie Bahn. Geflügelte Geschlechtstiere lassen sich gar nicht aufhalten. Eine Insel sollte nur kurzzeitig angeschlossen werden um z.B. besser beobachten oder fotografieren zu können. Als dauerhafte Arena ist sie ungeeignet! Wer Wert auf ein gut aussehenden Becken legt wird ohnehin auf eine Insellösung verzichten, denn Futterreste, tote Ameisen und Algen lassen den Wassergraben schnell unansehnlich und wartungsintensiv werden.