Ich hatte heuer das erste Mal Gelegenheit C. lateralis in Istrien eingehender in der Natur zu beobachten. Camponotus piceus kann ich hÀufig im eigenen Steingarten sehen. Ein Vergleich der beiden Arten ist schon deshalb interessant, weil sie in der Vergangenheit zumindest was das (vermeintliche) Vorkommen von C. lateralis in Mitteleuropa betrifft, verwechselt wurden (B. Seifert, 2007, S. 268).
Es stellt sich jetzt die Frage, wie ist das möglich? Auf den ersten Blick sind sie schon von der Farbgebung her sehr verschieden.
Die zwei wenig bekannten Arten habe ich bereits an anderer Stelle vorgestellt. Hier:
http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/28748-kleine-mitteleurop-camponotus-arten.html
Die Beobachtungen der Lebensweise und alle Bilder beziehen sich diesmal ausschlieĂlich auf die Natur.
1. Vorkommen: Beide Arten kommen vor allem im Mittelmeerraum vor. Das nördlichste Vorkommen von C. lateralis gibt es im Tessin. Nur Camponotus piceus tritt auch in Mitteleuropa auf, ist hier aber fast ĂŒberall vom Aussterben bedroht. Nur in Baden-WĂŒrtemberg soll sie noch hĂ€ufiger sein.
2. Habitat: C. lateralis lebt hÀufig im Totholz. Aber auch zwischen Steinplatten/unter Steinen kann man diese Art öfter finden. C. piceus kommt bei uns nur in ausgesprochenen WÀrmegebieten vor, in der Regel bauen sie Erdnester in sehr gut besonnten Trockenwiesen. In Istrien bevorzugt sie halbschattige Wiesen und Waldlichtungen und ist damit weniger thermophil als etwa Camponotus aethiops, die hier ebenfalls hÀufiger vorkommt.
3. SchwÀrmzeit: C. lateralis schwÀrmt im Tessin im April (B. Seifert, 2007, S. 268), C. piceus schwÀrmt bei uns (KÀrnten) im Mai (2 eigene Beobachtungen 2007 u. 2008).
4. Aussehen und GröĂe: Beide Arten sind etwa gleich groĂ, die Arbeiterinnen erreichen 5-7mm (Minorarbeiterin bis
C. lateralis ist sehr schön gefÀrbt: Kopf und Mesosoma rot/orangerot bei den
Bei C. piceus sehen alle Arbeiterinnen gleich aus: Tiefschwarz, lackartig glÀnzend.
5. Verhalten im natĂŒrlichen Lebensraum:
Beide Arten bewegen sich sehr Ă€hnlich, relativ langsam oder in mittlerer Geschwindigkeit laufend, oft ĂŒber lĂ€ngere Distanzen in gleichmĂ€Ăigem Tempo. Bei Gefahr können beide Arten blitzartig reagieren, sie erreichen hier Höchstgeschwindigkeiten.
Vor allem C. piceus versucht den Bodenkontakt nach Möglichkeit zu meiden und lĂ€uft vorwiegend - auch weite Strecken - ĂŒber Halme und GrĂ€ser. Sehr Ă€hnlich macht das auch C. lateralis, vielleicht in geringerem AusmaĂ.
Besonders ist mir aufgefallen, dass sich die Majore beider Arten bei Gefahrlosigkeit in einer auffallend ruhigen Gangart bewegen, mir hat sich der Vergleich mit "majestÀtischer Gelassenheit" aufgedrÀngt.
Beide Arten sind sehr vorsichtig und stets fluchtbereit. In NestnĂ€he kann man bei C. lateralis eine gewisse Aggressionsbereitschaft erkennen. VolkstĂ€rkere Kolonien sind etwas "selbstbewusster", da rĂŒcken mitunter auch die Media- und Majorarbeiter etwa zur Verteidigung einer Beute aus. Gegen einzelne Angreifer (z. B. Tapinoma
Bei beiden Arten konnte ich heuer erstmals feststellen, dass einzelne Majore ausrĂŒcken, um von den Mitgliedern ihres Volkes besuchte "Ameisenwege" abzusichern. Mit wenig Bewegung zwischendurch sitzen diese Exemplare dann oft stundelang an einem Ort. Vorbeikommende Ameisen werden mit blitzartigen Scheinangriffen kontaktiert, handelt es sich um eine fremde Ameise, gibt es sofort ein wildes Gerangel.
Zusammenfassend kann man sagen: Beide Arten sind in GröĂe und Habitus sehr Ă€hnlich, ihre Bewegungsmuster sind fast gleich, nur in der AusfĂ€rbung gibt es sehr deutliche Unterschiede.
Allerdings könnte man Minor-Arbeiterinnen von C. lateralis wegen ihrer dunkleren FÀrbung auf den ersten Blick auch mit einer Minor-Arbeiterin der anderen Art verwechseln.
Die Bilder sollen die Unterschiede aufzeigen:
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Relativ dunkle Minor-Arbeiterin!
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GruĂ Boro