Tipps zur Selbsterkennung

Bestimmungsanfragen - bitte auf genaue Angaben achten.
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Paderborn074
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#1 Tipps zur Selbsterkennung

Beitrag von Paderborn074 » 18. Mai 2009, 20:24

Hallo leute,

dies ist ein Thread für alle Experten die in der Lage sind eine Vielzahl unterschiedlicher Ameisenarten voneinander zu unterscheiden.

Können diese oben angesprochenen Leute bitte mal tipps geben was Hinweise für welche Art bzw. Gattung sind? worauf man achten sollte? Angefangen bei der Farbe bis hin zu Eigenschaften von Thorax und Gaster bzw. auch in Bezug auf den Lebensraum oder sonstige Erkennungsmerkmale!

LG

Paderborn074



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jkiefer
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#2 AW: Tipps zur Selbsterkennung

Beitrag von jkiefer » 19. Mai 2009, 12:13

Hallo,

ich würde mich selbst zwar ganz sicher nicht als Experten bezeichnen, für diesen Titel kommen ganz andere in Frage (z.b. Merkur, Boro, Frank Mattheis und noch einige mehr hier), aber doch kann man an mir sehen wie schnell man lernen kann zumindest die meisten Gattungen und auch die ein oder andere Art zu 99% sicher selbst zu bestimmen!

Und zwar beschäftige ich mich erst seit ca. Dezember letzten Jahres eingehender mit Ameisen, zuvor habe ich sie zwar schon gehalten und auch draussen in der Natur gerne beobachtet, doch ohne Bestimmungsbuch bzw. die Möglichkeiten des Internets kannte ich nur ganz wenige Arten und die auch nur unter den Trivialnamen (z.b. schwarze/gelbe Wegameise (Lasius sp.), Rossameise (Camponotus sp.), rote Gartenameise (Myrmica sp.)...

Doch kaum stieß ich auf die Foren, packte mich das Interesse. Den Winter über verbrachte ich damit, mir das Grundwissen und die Fachausdrücke anzueignen und im Frühling begann ich dann in der Natur gezielt Ameisen zu suchen und diese (Anfangs mehr schlecht als recht) selbst zu bestimmen.

Mittlerweile habe ich den Seifert und schon ein wenig Erfahrung sammeln können, wodurch ich jetzt in der Lage bin allein durch kurzes beobachten die meisten Gattungen sicher zu unterscheiden (bei sehr kleinen Gattungen hab ich noch Probleme z.b. Temnothorax und Leptothorax) und mithilfe einer besseren Lupe gelingt es mir auch schon einige Arten genauer zu bestimmen bzw. zumindest auf einige wenige Arten einzugrenzen (z.b. Myrmica rubra, Myrmica ruginodis, Camponotus ligniperdia, Camponotus herculeanus, Camponotus vagus, Manica rubida, Lasius fuliginosus, Formica fusca, Formica sanguinea, Formica cinera Gruppe, Tetramorium caespitum/impurum-Komplex usw.)

Das wichtigste dabei ist allerdings Erfahrung, nur mithilfe von Bildern das Bestimmen zu erlernen halte ich für nahezu unmöglich. Viele Freilandbeobachtungen und diese Beobachtungen mit Informationen aus dem Netz und Bestimmungsbüchern vergleichen ist wohl der beste Weg.
Falls dann doch einmal etwas unklar ist helfen gute Photos die man hier im Ameisenforum einstellt und von erfahreneren Usern bestimmen lässt, nachfrägt woran sie ihre Bestimmung festmachen und ihre Tipps beim nächsten mal anwendet!
So sollte auch ein blutiger Anfänger innerhalb einiger Monate in der Lage sein die Gattungen recht sicher auseinanderzuhalten.

Was mir persönlich sehr geholfen hat sind folgende Bücher bzw. Internetseiten:

Buch:
Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas von Bernhard Seifert

Internetseiten:
AmeisenWiki
Antweb
ameisen-net

und natürlich dieses Forum, vorallem diese Threads von Boro sind sehr hilfreich:
Serviformica sp. beobachten u. erkennen
Raptiformica: Beobachten und erkennen!
Camponotus: kleine mitteleurop. Arten
Große mitteleurop. Camponotus-Arten
usw. nur um mal ein paar Beispiele zu nennen. Wer noch mehr solcher Threads, Bücher, Internetseiten kennt soll sich nicht scheuen und sie posten und vielleicht ein wenig vorstellen!

So das wars dann von meiner Seite, vielleicht melden sich die richtigen Experten auch noch zu Wort, wenn nicht sollte mein Post zumindest einmal die wichtigsten Fragen beantwortet haben.

MFG



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Boro
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#3 AW: Tipps zur Selbsterkennung

Beitrag von Boro » 19. Mai 2009, 15:12

Hallo Paderborn074!
Das ist ein vielschichtiges Thema, das man mit einer kurzen Stellungnahme wohl nur streifen kann. Den Worten von jkiefer kann ich zustimmen!
Ich würde die notwendigen Schritte in das Erkennen unserer heimischen Ameisenfauna vielleicht folgendermaßen kurz zusammenfassen:
1. Eingehendes Studium von Fachliteratur. Hier ist u. a. ein Buch unbedingt notwendig: B. SEIFERT: Die Ameisen Mittel- u. Nordeuropas, 2007.
Man sollte sich mit dem Körperbau, der Morphologie, - so gut es geht - auseinandersetzen. Am Ende kann man die wichtigen Gattungen/Arten an Hand des "Habitus" erkennen.
2. Immer wiederkehrendes Aufsuchen der Arten in der Natur. Da braucht man viel Zeit und Geduld, für viele bleibt da nur das Wochenende während der warmen Jahreszeit und auch da muss das Wetter passen. Ein besonderer Vorteil ist ein eigener Garten, den man zumindest teilweise eher naturbelassen und insektenfreundlich gestalten kann. Ich bin mit einem relativ kleinen, aber sehr artenreichen Garten "gesegnet" und tue alles, damit es so bleibt.
3. Umfangreiche Beobachtungen der Ameisen in Bezug auf ihre Verhaltensweisen. Wieder sehr zeitaufwendig, aber einzelne Arten haben ganz spezielle Ansprüche an das Habitat, bevorzugen besondere Nahrungsquellen, interagieren intraspezifisch od. interspezifisch auf ganz eigenartige Weise oder haben einen speziellen Bewegungsrhythmus usw.
4. In der Natur ist eine Taschenlupe von großem Vorteil, sie sollte eine 20fache Vergrößerung haben. Ich habe selbst nur eine mit 10facher Vergrößerung und bin auf der Suche nach einem Octoscop, das scheinbar gar nicht mehr erzeugt wird. Daheim sollte man ein Mikroskop besitzen.
5. Internet u. PC sind heute von großem Vorteil, echte Makroaufnahmen sollten auch für eine fachmännische Artbestimmung in vielen Fällen reichen, z. B. solche: Bidler:Taxonomic List - Ants of Austria (Species) - AntWeb
Auch selbst sollte man fotografisch aktiv werden, das eröffnet die Möglichkeit die eigenen Bilder am PC immer wieder zu betrachten, mit anderen Bildern zu vergleichen usf.

Beste Grüße v. Boro



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