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Gemeinschaftshabitat Wiese! - Fotobericht

Berichte (z.B. Reiseberichte, Ameisenfotoalben, Ausflüge, Schnappschüsse, etc.) mit vielen Fotos von Ameisen und Natur.
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#1 Gemeinschaftshabitat Wiese! - Fotobericht

Beitrag von Imago » 22. Mai 2009, 16:55

Hallo Forengemeinschaft!

Heute machte ich mit meiner Freundin mal einen kleinen Ausflug zu einem Heimkererdenkmal in Niedersachsen nahe Göttingen. Das Wetter war sonnig, gelegentlich kleine Wolken, ca. 23°C. leicht schwül. Feuchter Boden, leichter Wind.

Bei dem Betreten einer großen Wiese, realtiv kurzes Gras (wahrscheinlich kürzlich gemäht) bestückt mit (Un)kraut wie z.B. das Gänseblümchen oder der Hahnenfuß (Butterblume).

Sofort fielen mir die ganzen kleinen Bauten der Ameisen auf. Es wahren wirklich auffallend viele. von 5-30 cm Durchmesser auschließlich aus Erde.
Natürlich war mir klar, dass diese aus der Feder der Lasius Arten stammen.

Auf einem Quadratmeter war mindestens ein Haufen dieser Bauart zu finden, in der oben angegebenen Größenspanne:
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Ich habe einmal zwei Bauten mit einer Butterblume (gelbe Blüte) gekennzeichnet, nun ist relativ gut zu erkennen, wie nah die Bauten aneinander gebaut sind. Diese Beiden sind ca. gut 30cm von einander entfernt:
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Überrascht war ich, als ich beide Bauten ein klein wenig öffnete. In dem auf der rechten Seite fand ich diese dunkle Lasius Art:
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Vielleicht Lasius cf. niger?

Die Geschlechtstierlarven lagerten sie direkt unter der esten Erdschicht an der Spitze dieser kleinen Bauten. Die kleinen Erdaufschüttungen speichern wirklich sehr gut die Wärme, selbst mit dem sehr schlechten Thermometer "Fingerkuppe" konnte man wunderbar spühren wie die Wärme entwich. Die Bauten waren unter der ersten Erdschicht feucht, feucht und warm, beste Bedingungen für die herranwachsenden Geschlechtstierlarven.

Unverzüglich nach dem Öffnen ihres Baus, strömten auch schon hunderte Ameisen hervor. Die Übermittlung durch Duftstoffe erfolgt wirklich unverzüglich, (ich öffnete nur einen Bau dieser Art und auch nur weniger Zentimeter) also schnell ein paar Fotos geschossen und wieder etwas Erde draufgebröselt, sie beruhigten sich schnell wieder:
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Auf der linken Seite fand ich diese helle Lasius Art:
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Lasius sp., ich kann sie nicht bestimmen, die hellen Lasius Arten sehen sich doch sehr ähnlich.

Ich war schon überrascht, wie nah diese beiden Lasiusarten nebeneinander leben und überleben. Dies ist wahrscheinlich nur möglich, da sie doch verschiedene Biotope für ihre Nahrungsbeschaffung nutzen. So dulden sie sich wohl gegenseitig. Auf der Wiese gab es hundertete Bauten dicht an dicht. Besetzt von hellen und dunklen Lasiusarten nebeneinander.

Verblüfft war ich als ich am Wegesrand zu dem Denkmal, diesen doch schon als Haufen zu bezeichnenden Lasius sp. Hügel sah, dieser wurde von einer dunklen Lasius Art errichtet:
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Eine zwei Euro Münze soll die Höhe dieses Hügels verdeutlichen!

Der Wegesrand zu dem Denkmal (Weg ca 500m lang) umgeben von Sträuchern und buschigwachsenden Bäumen, wird dominiert von Fomica sanguinea. Polygynie und das Ausbilden von Zweignestern erlaubt dieser Ameisenart ein geeignetes Habitat dominant zu besiedeln. Dieses war hier auch deutlich zu erkennen. Alle paar Meter sah man am Wegesrand flache Bauten, die vorwiegend aus Erde erschaffen waren. Und höchstens 50cm durchmesser aufwiesen:
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Der kleine Lasius sp. Hügel, (siehe Foto oben) war das einzige offensichtliche Anwesenheitsmerkmal einer anderen Ameise.

Alles in Allem war es ein toller Ausflug!

Bei Bedarf, darf gerne hier diskutiert werden. An alle Kundigen, wäre ich über eine nähere Bestimmung der Ameisen wenn möglich, natürlich dankbar!

LG Imago



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Boro
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#2 AW: Gemeinschafts Habitat Wiese!

Beitrag von Boro » 22. Mai 2009, 17:22

Hallo Imago!
Die dunkle Lasius-Art kann durchaus Lasius niger sein. Bei dichtem Graswuchs können große Völker Hügelbauten bis 40cm Höhe errichten.
Die gelbe Lasius-Art kann man so nicht näher bestimmen. Die meisten gelben Lasius-Arten leben ganz vorwiegend im Untergrund in Symbiose mit Wurzelläusen und kommen den vorwiegend oberflächlich agierenden Lasius-Arten dadurch kaum in die Quere. Das Bild v. Formica sp. ist für eine Bestimmung zu klein! Hast du einen Anhaltspunkt, dass es sich um F. sanguinea handelt?
LG. Boro



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#3 AW: Gemeinschafts Habitat Wiese!

Beitrag von Imago » 22. Mai 2009, 19:36

Hallo Boro!

Ja, ich bin mit sicher das es sich um Formica sanguinea handelt. Als auffälligstes Bestimmungsmerkmal zähle ich die Nestbausweise. Zusammengetragenes Material, hauptsächlich jedoch Erde, ergibt in der Summe die Nestkuppeln, welche jedoch nicht höher als 5cm waren, selbst bei einem Überirdischen Nestdurchmesser von 30cm.

Die Gesichtsmaske ist nicht vorhanden, auch wenn diese im Ansatz bei Formica sanguinea auch vertreten sein kann.

Der Grund warum ich den Bericht überhaupt eingestellt habe war das ich zeigen wollte, wie nah verschiedene Ameisenarten nebeneinander existieren können und sich gegenseitig dulden, da sie in verschiedenen Biotopen eines Habitats ihre Nahrungsquellen erschließen können. Viel zu häufig liest man, das Lasius niger keine anderen Arten in Nestnähe duldet. Auch wenn Lasius niger sehr dominant ist und diese Dominanz auch vorwiegend durchsetzt, bestätigen Ausnahmen doch immer wieder die Regel, wie diese Konstellation vorweist.

Ich konnte sogar beobachten wie Lasius cf. niger, die hellen Lasius spec. selbst bei einem Zusammentreffen ignorierte. Auf Bild drei sind drei Ameisen zusehen, eine scharf fotofrafierte Lasius cf. niger im obigen Drittel des Bildes, eine unscharf fotografierte Lasius cf. niger im mittleren Drittel des Bildes und ein Teil einer hellen Lasius spec. im unteren Drittel des Bildes.
(Schwer zu erkennen, nur die Färbung verrät sie)

Danke Boro für das Korrigieren meines Textes, ich bin ihn noch einmal durchgegangen und habe ihm auch noch einmal ein paar Fehler entnehmen können.

PS: Tut mir leid für die schlechten Fotos, jedoch sollte die Kamera ursprünglich nur für ein paar Portraits von mir und meiner Freundin her halten, dass es jedoch am Ende um Makroaufnahmen geht, daran hab ich im Vorfeld einfach nicht gedacht, schade!

LG Imago



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#4 AW: Gemeinschafts-Habitat Wiese!

Beitrag von Boro » 22. Mai 2009, 20:09

Bei deinem Foto mit den Formicas kann man nicht ausschließen, dass es sich um eine Serviformica sp. handelt, z. B. Formica rufibarbis od. Formica lusatica. Deshalb meine Frage! Nestform und Habitat wären für alle 3 Arten möglich, auch die Nestanlage (F. sanguinea bevorzugt aber eindeutig Waldrandnähe). Ich habe wiederholt Nester v. Raptiformica gefunden, wo man so gut wie keinen Nesthügel erkennen konnte. Es gab ja vor langer Zeit einmal einen Disput betreffend die Frage, inwiefern Formica sanguinea tatsächlich zu den "Hügel bauenden Waldameisen" gehört. Andere (Gattungen/Arten) bauen gemessen an ihrer Größe hin und wieder enorme Erdburgen/Hügel, wenn ich an Bauten etwa von Lasius niger od. Formica cunicularia in dichtem Grasland/Ruderalgebiet denke. Da redet natürlich niemand von "Hügel bauenden Ameisen".
Du kannst es aber leicht selbst herausfinden: Versuche das Formica-Nest ein wenig zu stören, vielleicht ein wenig anzugraben. Wenn keine Serviformica-Arbeiterinnen (meist Formica fusca) sichtbar werden, ist es kein Raptiformica-Nest, denn diese Art gründet nicht nur sozialparasitisch, sondern führt auch in den folgenden Jahren regelmäßig Raubzüge durch. Mit anderen Worten: ein Raptiformica-Nest ohne Anwesenheit von Wirtsameisen ist wohl nicht vorstellbar.
Beste Grüße v. Boro



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#5 AW: Gemeinschafts-Habitat Wiese!

Beitrag von Imago » 22. Mai 2009, 20:47

In Nestnähe konnte ich ich anfangs keine Serviformica Art erkennen. Was mich aber nicht stutzig machte, ich ging auch nicht sofort von Formica sanguinea aus. Für mich waren es anfangs auch "nur" Formica sp., ich muss aber auch zugeben, das ich mich weniger auf die Formica sanguinea Nester hab eingelassen, anfangs.

Auf dem Rückweg jedoch (schenkte ich dem doch, aufgrund vorhergehender Fotosession mehr Aufmerksamkeit) konnte ich einige Formica (serviformica) evtl. cunicularia (cunicularia deswegen, da ein leichter rot Anteil im Licht an Coxa, Trochanter, Femur, Tibia und an den Tarsen vorhanden war) erkennen. Die Bewegung der beiden Arten ist wirklich nahe zu identisch. Ich gehe davon aus, das mehrere Nesteingänge und Bauten zu einer großen evtl. einer super Kolonie? gehören. An einigen Nestern konnte ich gar keine Hilfsameisen ausfindig machen. Wenn dann nur weiter entfernt Formica cf. cunicularia, Anfangs dachte ich es handele sich evtl. um ein selbständiges Formica cf. fusca Nest, welches ich nicht sah (vereinzeltes furagieren auf dem Weg sehr weniger Tiere). Erst am Ende des Weges (es war auf dem Rückweg, also eigentlich am Anfang) konnte ich einige Formica cf. cunicularia in Nestnähe ausfindig machen und bei näherem Betrachten Formica cf. fusca ausschließen, da viel dann erst der Groschen, das Foto stammt sogar von dem letzten Nest auf diesem Weg. Evtl. hat sich sogar eine Formica (serviformica) cf. cunicularia auf dem Bild mit drauf geschlichen unten links in der Ecke, etwas kleiner verschwommen und Kontrastarm.

LG Imago



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#6 AW: Gemeinschafts-Habitat Wiese!

Beitrag von Eaglesword » 22. Mai 2009, 22:53

F. sanguinea mit schwarzem Kopf? Normalerweise ist er zweifarbig und rotbetont. Sicherer ist ihr Thorax, der kein Schwarz aufweist und sich mit dem gesamten Mesosoma einheitlich zeigt.

Die Tiere sehn wirklich mehr nach F. lusatica aus. Dass unter ihnen auch eine weitere Art vertreten ist, mag verschiedene Bewandnisse haben.



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