Eigenartiges Verhalten..
#1 Eigenartiges Verhalten..
Hallo,
beoachte seit längerem die glänzend schwarze Holzameise. Habe davon in meiner Umgebung ohne Mühe 10 große Nester gefunden. Über 50 Meter lange Straßen,und ihre Eingänge zu ihrem Bau sind manchmal so groß, dass man fast darin einen Golfball versenken könnte..
Ok,aber nun kommts- habe gesehen, dass sie sich an mehreren Nestern von kleineren rötlichen Knotenameisen zu schaffen machen. Dabei packen sie eine rötliche,schleppen sie ein paar cm weg und lassen sie los. Diese stellt sich noch einen Augenblick tot,um dann zu ihrem Bau zurückzukehren,wo sich das Spiel stundenlang wiederholt...
Konnte jedoch nicht beobachten, dass es die schwarzen je geschafft hätten sich irgendwann auch mal in den Bau hineinzuquetschen..
WARUM die ganze Mühe?????
Beste Grüße,saem
beoachte seit längerem die glänzend schwarze Holzameise. Habe davon in meiner Umgebung ohne Mühe 10 große Nester gefunden. Über 50 Meter lange Straßen,und ihre Eingänge zu ihrem Bau sind manchmal so groß, dass man fast darin einen Golfball versenken könnte..
Ok,aber nun kommts- habe gesehen, dass sie sich an mehreren Nestern von kleineren rötlichen Knotenameisen zu schaffen machen. Dabei packen sie eine rötliche,schleppen sie ein paar cm weg und lassen sie los. Diese stellt sich noch einen Augenblick tot,um dann zu ihrem Bau zurückzukehren,wo sich das Spiel stundenlang wiederholt...
Konnte jedoch nicht beobachten, dass es die schwarzen je geschafft hätten sich irgendwann auch mal in den Bau hineinzuquetschen..
WARUM die ganze Mühe?????
Beste Grüße,saem
- Boro
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#2 AW: Eigenartiges Verhalten..
Hallo saem!
Herzlich willkommen im Forum!
Interessante Beobachtung! Wäre toll, wenn du da ein Foto davon machen könntest. Diese Beobachtung ist kein Einzelfall.
Ich konnte bisher eine ähnlich merkwürdige Interaktion zw. Manica rubida u. einer Myrmica-Art (Myrmica rugulosa od. M. hellenica) beobachten. Es dürfte sich wohl um irgendein Konkurrenzverhalten drehen, also dass man z. B. jene Art, die dem eigenen Nest(eingang) zu nahe kommt, weghaben will.
Dabei spielt das Verhalten der in der Dominanzhierarchie untergeordneten Art eine wichtige Rolle: Die totale Passivität der unterlegenen Art u. das "sich-Totstellen" dürfte bei der überlegenen Art die Aggressionsbereitschaft absenken.
Die kleinen Leptothorax/Temnothorax-Arten neigen sowieso dazu, sich bei Annäherung einer größeren Art an den Boden zu drücken u. sich tot zu stellen. D. h. aber nicht, dass die kleinen Tierchen jetzt wirklich nachgeben. Totale Passivität u. Beharrlichkeit führen meist dazu, dass die unterlegene Art dann mit der Zeit eben geduldet wird. Letztlich ist es so, dass die überlegene Art sich nicht mehr bedroht fühlt und die unterlegene Art erreicht nebenbei eine gewisse Sicherheit im Nahbereich der wehrhaften großen Art.
LG. Boro
Herzlich willkommen im Forum!
Interessante Beobachtung! Wäre toll, wenn du da ein Foto davon machen könntest. Diese Beobachtung ist kein Einzelfall.
Ich konnte bisher eine ähnlich merkwürdige Interaktion zw. Manica rubida u. einer Myrmica-Art (Myrmica rugulosa od. M. hellenica) beobachten. Es dürfte sich wohl um irgendein Konkurrenzverhalten drehen, also dass man z. B. jene Art, die dem eigenen Nest(eingang) zu nahe kommt, weghaben will.
Dabei spielt das Verhalten der in der Dominanzhierarchie untergeordneten Art eine wichtige Rolle: Die totale Passivität der unterlegenen Art u. das "sich-Totstellen" dürfte bei der überlegenen Art die Aggressionsbereitschaft absenken.
Die kleinen Leptothorax/Temnothorax-Arten neigen sowieso dazu, sich bei Annäherung einer größeren Art an den Boden zu drücken u. sich tot zu stellen. D. h. aber nicht, dass die kleinen Tierchen jetzt wirklich nachgeben. Totale Passivität u. Beharrlichkeit führen meist dazu, dass die unterlegene Art dann mit der Zeit eben geduldet wird. Letztlich ist es so, dass die überlegene Art sich nicht mehr bedroht fühlt und die unterlegene Art erreicht nebenbei eine gewisse Sicherheit im Nahbereich der wehrhaften großen Art.
LG. Boro
#3 AW: Eigenartiges Verhalten..
Hallo,danke für die Antwort. Hab jetzt mal im Buch von Bernhard Seifert nachgeschlagen,und da steht zu diesem Thema nur folgendes:
Die glänzend schwarze Holzameise (Lasius fuliginosus) ist sehr volkreich-ja kann ich bestätigen,bis zu 2millionen Tiere... Ok,dann gelegentlicher Puppenraub bei anderen Ameisen(zum Beispiel Myrmica)..
Aha!
Nur die Öffnung des baus der Knotenameise schien mir viel zu klein als das sie da hinein passen würde...?!
Im Gegensatz zu territorialen dominanten arten können Leptothorax,Temnothorax,Stenamma,Myrmica und Formica Fusca in Nestnähe der Lasius fuliginosus nisten undFouragieren (was immer auch dieses Wort zu bedeuten hat..?)
Generell finde ich aber die Lektüre von Seifert interessant,jedoch extrem schwierig als Laie zu verstehen..
Ein Beispiel?
Die derzeitige dominierende Philosophie betrachtet die aus der Divergenz von Basensequenzen überwiegend neutraler Genorte abgeleitete zeitliche Abfolge stammesgeschichtlicher Aufspaltungen,als einziges Kriterium für das aufstellen taxonomischer Systeme.Dabei bleibt eine zweite Dimension-das Ausmaß der morphologischen,physiologischen und ethologischen Verschiedenheit-prinzipiell unberücksichtig...
Meine güte,da macht lesen doch so richtig spaß!
Ok,jetzt mal eine Frage: wie heißen denn die Ameisen die man an allen ecken findet,die zwischen den Gehwegplatten nisten? Relativ klein,flink,meist grau,fast schwarz oder auch braun...
Ne Lasiusart?
Und die schwarze wegameise die etwas größer daherkommt und echt schnell unterwegs ist??Die hab ich noch nie angriffslustig gesehen,laufen immer weg..
Halt,da fällt mir ein das sie im Schmetterlingspark die Raupen anknappern..
Schlimm meine unwissenheit:fluchen:
Jedenfalls scheint mir die Fuliginosus recht dominant zu sein,braucht andere arten kaum zu fürchten.
Werd versuchen das verhalten mit den kleinen roten zu fotografieren.
Beste Grüße,saem
Die glänzend schwarze Holzameise (Lasius fuliginosus) ist sehr volkreich-ja kann ich bestätigen,bis zu 2millionen Tiere... Ok,dann gelegentlicher Puppenraub bei anderen Ameisen(zum Beispiel Myrmica)..
Aha!
Nur die Öffnung des baus der Knotenameise schien mir viel zu klein als das sie da hinein passen würde...?!
Im Gegensatz zu territorialen dominanten arten können Leptothorax,Temnothorax,Stenamma,Myrmica und Formica Fusca in Nestnähe der Lasius fuliginosus nisten und
Generell finde ich aber die Lektüre von Seifert interessant,jedoch extrem schwierig als Laie zu verstehen..
Ein Beispiel?
Die derzeitige dominierende Philosophie betrachtet die aus der Divergenz von Basensequenzen überwiegend neutraler Genorte abgeleitete zeitliche Abfolge stammesgeschichtlicher Aufspaltungen,als einziges Kriterium für das aufstellen taxonomischer Systeme.Dabei bleibt eine zweite Dimension-das Ausmaß der morphologischen,physiologischen und ethologischen Verschiedenheit-prinzipiell unberücksichtig...
Meine güte,da macht lesen doch so richtig spaß!
Ok,jetzt mal eine Frage: wie heißen denn die Ameisen die man an allen ecken findet,die zwischen den Gehwegplatten nisten? Relativ klein,flink,meist grau,fast schwarz oder auch braun...
Ne Lasiusart?
Und die schwarze wegameise die etwas größer daherkommt und echt schnell unterwegs ist??Die hab ich noch nie angriffslustig gesehen,laufen immer weg..
Halt,da fällt mir ein das sie im Schmetterlingspark die Raupen anknappern..
Schlimm meine unwissenheit:fluchen:
Jedenfalls scheint mir die Fuliginosus recht dominant zu sein,braucht andere arten kaum zu fürchten.
Werd versuchen das verhalten mit den kleinen roten zu fotografieren.
Beste Grüße,saem
- jkiefer
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#4 AW: Eigenartiges Verhalten..
Hallo,
solch ein Verhalten wie du es beschreibst, ist meist beim aufeinandertreffen von dominanten Arten mit wenig dominanten Arten zu beobachten. Der Grund ist wahrscheinlich, dass ein offener Kampf nicht in Frage kommt für die wenig dominante Art und die einzige Möglichkeit der wenig dominanten Art im Einzugsbereich einer Dominanten zu überleben im totstellen und vollkommen passiv agieren besteht. Wäre der Eingang größer würde es mit Sicherheit zum Brutklau kommen, die wenig Dominante Art würde es wahrscheinlich aber überleben.
Mit ein wenig suchen kann man hier im Forum viele solcher Beobachtungen finden, oft ist dabei Lasiussp . die dominante und Myrmica sp . die wenig dominante Art genauso wie bei dir beschrieben.
Das Beispiel mit dem an den Boden drücken von Temnothoraxsp . bei Kontakt mit größeren Arten wurde ja auch schon genannt.
Furagieren bezeichnet übrigens das Suchen und Sammeln von Futter durch die Arbeiterinnen.
sp .. Diese sind tatsächlich größer und sehr viel schneller wie Lasius sp . und in der Regel auch sehr schreckhaft! Als Beispiel sei Formica fusca genannt.
So hoffe alle Fragen sind einigermaßen beantwortet...
MFG
solch ein Verhalten wie du es beschreibst, ist meist beim aufeinandertreffen von dominanten Arten mit wenig dominanten Arten zu beobachten. Der Grund ist wahrscheinlich, dass ein offener Kampf nicht in Frage kommt für die wenig dominante Art und die einzige Möglichkeit der wenig dominanten Art im Einzugsbereich einer Dominanten zu überleben im totstellen und vollkommen passiv agieren besteht. Wäre der Eingang größer würde es mit Sicherheit zum Brutklau kommen, die wenig Dominante Art würde es wahrscheinlich aber überleben.
Mit ein wenig suchen kann man hier im Forum viele solcher Beobachtungen finden, oft ist dabei Lasius
Das Beispiel mit dem an den Boden drücken von Temnothorax
Furagieren bezeichnet übrigens das Suchen und Sammeln von Futter durch die Arbeiterinnen.
Ja da kommen einige Lasius Arten in Frage, vorallem Lasius niger (schwarze Wegameise).wie heißen denn die Ameisen die man an allen ecken findet,die zwischen den Gehwegplatten nisten? Relativ klein,flink,meist grau,fast schwarz oder auch braun...
Ne Lasiusart?
Und das ist dann wohl keine schwarze Wegameise, denn das sind Lasius niger (siehe oben), sondern wahrscheinlich (Servi-)FormicaUnd die schwarze wegameise die etwas größer daherkommt und echt schnell unterwegs ist??Die hab ich noch nie angriffslustig gesehen,laufen immer weg..
Und das soll schlicht heißen das heutzutage die Arten/Gattungen praktisch nur noch nach der Übereinstimmung der Gene eingeteilt bzw. deren genetische Verwandschaftsverhältnisse berücksichtigt werden und die frühere Einteilung nach dem Körperbau, Lebensraum und Lebensweise vollständig abgelöst wird, obwohl selbst geringste genetische Unterschiede verschiedenste Anpassungen sowohl verhaltenstechnisch wie körperlich auszulösen vermögen und wohl fast genauso mitbestimmend über die Artzugehörigkeit sind (siehe intraspezifische Homogenisierung). In dem Zitat aus dem Seifert wird hieran Kritik geäussert.Die derzeitige dominierende Philosophie betrachtet die aus der Divergenz von Basensequenzen überwiegend neutraler Genorte abgeleitete zeitliche Abfolge stammesgeschichtlicher Aufspaltungen,als einziges Kriterium für das aufstellen taxonomischer Systeme.Dabei bleibt eine zweite Dimension-das Ausmaß der morphologischen,physiologischen und ethologischen Verschiedenheit-prinzipiell unberücksichtig...
So hoffe alle Fragen sind einigermaßen beantwortet...
MFG
#5 AW: Eigenartiges Verhalten..
Aha,
vielen Dank für die Infos.
Eines hab ich noch beobachten können-an einem Strauch hingen dutzende Läuse und wurden von Lasius niger(oder ähnlich) betreut.
Nur einen Meter daneben auf der anderen Seite des Weges befindet sich ein Lasius fuliginosus nest. Setzt man nun ein paar von ihnen auf die Büsche,werden sie sofort von den niger angegriffen.Ganz schön mutig,doch soweit ich sehen konnte, gewannen die fuliginosus die Auseinandersetzung..
Eigentlich hätte ich nun gedacht, dass die fuliginosus nun in größerer Zahl einrücken müssten, um die ertragreichen Büsche zu übernehmen,so nach dem ich sie ja auf diese Futterstelle aufmerksam gemacht habe-aber nix passierte..
Naja,wollen wir den anderen ihre Beute gönnen,gell?
Beste Grüße,saem
vielen Dank für die Infos.
Eines hab ich noch beobachten können-an einem Strauch hingen dutzende Läuse und wurden von Lasius niger(oder ähnlich) betreut.
Nur einen Meter daneben auf der anderen Seite des Weges befindet sich ein Lasius fuliginosus nest. Setzt man nun ein paar von ihnen auf die Büsche,werden sie sofort von den niger angegriffen.Ganz schön mutig,doch soweit ich sehen konnte, gewannen die fuliginosus die Auseinandersetzung..
Eigentlich hätte ich nun gedacht, dass die fuliginosus nun in größerer Zahl einrücken müssten, um die ertragreichen Büsche zu übernehmen,so nach dem ich sie ja auf diese Futterstelle aufmerksam gemacht habe-aber nix passierte..
Naja,wollen wir den anderen ihre Beute gönnen,gell?
Beste Grüße,saem
#6 AW: Eigenartiges Verhalten..
Hallo,
Habe mir gerade den Artikel von Frank Mattheis über die Lasius durchgelesen.
Respekt,so viel Zeit möchte ich mal haben die Ameisen über diesen langen Zeitraum zu beobachten.
Habe feststellen müssen,das es bei drei-vier Fuliginosusnestern dieses Jahr deutlich weniger Ameisen zu sehen gibt als in den Jahren zuvor. Ja eines dürfte sich wohl nun Gänzlich verabschieden,kaum mehr welche da. Und dabei waren es mal soooo viele!
Bei einem anderem sehr zahlreichem Nest dagegen sah ich heute eine Kohlmeise direkt auf dem wimmelnden Eingang stehen und schüttelte irgentwie das Gefieder..
Hat jemand ne Ahnung was das sollte??? Können denn die Lasius Fuliginosus auch mit dem hinterleib Säure verspritzen welches den Vogel von Parasiten befreit?
Naja,und den Lasius nigern ging es ordentlich an den Kragen,die Fuliginosus waren echt angriffslustig.
Liegt das daran das nun gerade Schwärmzeit ist? Der gesammte untere Baumstamm ist von Geflügelten bedeckt...
Und was heißt Urbane Zone?
Dr.Seifert schrieb das sie nicht im kern einer Urbanen Zone nisten,jedoch befinden sich einige der großen Nester direkt bei uns in der Fußgängerzone. (Große Laubbäume,meist Eichen,stehen eingezäunt mit ein wenig gewächs und Blumen ringsrum)
Beste Grüße,
saem
Habe mir gerade den Artikel von Frank Mattheis über die Lasius durchgelesen.
Respekt,so viel Zeit möchte ich mal haben die Ameisen über diesen langen Zeitraum zu beobachten.
Habe feststellen müssen,das es bei drei-vier Fuliginosusnestern dieses Jahr deutlich weniger Ameisen zu sehen gibt als in den Jahren zuvor. Ja eines dürfte sich wohl nun Gänzlich verabschieden,kaum mehr welche da. Und dabei waren es mal soooo viele!
Bei einem anderem sehr zahlreichem Nest dagegen sah ich heute eine Kohlmeise direkt auf dem wimmelnden Eingang stehen und schüttelte irgentwie das Gefieder..
Hat jemand ne Ahnung was das sollte??? Können denn die Lasius Fuliginosus auch mit dem hinterleib Säure verspritzen welches den Vogel von Parasiten befreit?
Naja,und den Lasius nigern ging es ordentlich an den Kragen,die Fuliginosus waren echt angriffslustig.
Liegt das daran das nun gerade Schwärmzeit ist? Der gesammte untere Baumstamm ist von Geflügelten bedeckt...
Und was heißt Urbane Zone?
Dr.Seifert schrieb das sie nicht im kern einer Urbanen Zone nisten,jedoch befinden sich einige der großen Nester direkt bei uns in der Fußgängerzone. (Große Laubbäume,meist Eichen,stehen eingezäunt mit ein wenig gewächs und Blumen ringsrum)
Beste Grüße,
saem