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Was habe ich mir hier gefangen?

Bestimmungsanfragen - bitte auf genaue Angaben achten.
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passerby
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#1 Was habe ich mir hier gefangen?

Beitrag von passerby » 22. Juni 2009, 23:05

Tagchen ihr tapferen Schneiderlein.
Bevor ich euch auf die Entschleierung meines feurig pfiffigen Problems ansetze, erstmal mein Kompliment an das schöne Forum hier.


So, nun zu meinen neuen Mitbewohnern. Mal sehen, ob jemand das Rätsel um die Art knackt. Habe die kleinen Beisser heute Mittag eingefangen und mich irgendwie schon an sie gewöhnt. Wäre schade sie wieder Aussetzen zu müssen - dennoch will ich mit meiner Zuneigung weder den kleinen roten Raufern noch dem Artbestand schaden. Deswegen will ich an dieser Stelle auch nochmal alles auf die richtigen Bedingungen und eventuelle Naturschutzgesetze überpürfen. Tut mir leid, das ich jetzt der Punkt erreicht ist an dem ich euch mit Informationen überhäufe. :-)

Es handelt sich um rote Ameisen, die an einem kleinen, sehr abgelegenen und natürlichen See aufgepflückt habe, der mit Schwänen, Kanadagänsen, Bisamratten und geglegentlich sogar von einem Schwarzspecht und Wildschweinen regelmässig besucht ist. Wohnen tun sie dort in feuchter Erde sehr dicht am Wasser (etwa 1-2 Meter davon entfernt) unter einer alten, modrigen Holzbohle, von wo aus sie regelmässig meinen Angeplatz überfallen. Dabei sind sie immer sehr feurig und begeistert dabei (wenn sie dich an der richtigen Stelle erwischen sind das Bienenstichzärtlichkeiten). Sie säuern, beissen, stechen (was auch immer sie da anstellen, es tut aufjedenfall gut :-) ) einen bei jeder Begrüssung mit nackter Haut. Da diese Stelle teilweise sogar ziemlich unter Wasser steht, und ich mir auch nicht vorstellen kann, wie die tapferen kleinen Gesellen sich dort unten etwas buddeln können mit einem riesigen Gewässer auf gleicher Höhe vor der Haustüre - habe ich heute das Holzstück mal vorsichtig umgedreht und die ganze Bande häuslich besucht. Sie wohnen dort scheinbar ziemlich oberflächlich mit ein paar Kellerasseln und Regenwürmern zusammen - zumindest habe ich etliche Eikammern offen gelegt und entdecken können (ohne mit dem Finger zu puhlen natürlich) und auch 4-5 grössere Tiere, von denen ich vermute, das es Könginnen sind. (unterschiedliche Kasten konnte ich sonst nicht erkennen) Da dieses Nest scheinbar mehr Königinnen hat, (wenn die grossen Biester (und sie sind wirklich doppelt so gross wie die anderen) Königinnen sind, habe ich mir eine mit ein wenig Gefolge entführt und eine Eikammer geplündert. Hoffe das ist ein Verlust den sie verkraften. Nun wohnen sie die letzten paar Stunden bei mir und sind auch gleich in den Ytongstein einer alten (schon vor einem Jahr umgesiedelten ) Kolonie von mir gezogen. Kann mir jemand verraten was ich da erwischt habe? :-)

Die Akkus meiner Kamera sind hinnüber, deswegen visualisiere ich nur in schlechter Webcam Qualität. Denke auf einem Video sieht man mehr. YouTube - Myrmica (?) sp. unbekannt? Ein Video direkt nach dem Umzug und etwa 2 Stunden alt.

Bild

(Edith trägt auch noch ein Bild in den Beitrag. http://www.bilder-hochladen.net/files/5shj-8-jpg.html )



paxi
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#2 AW: Was habe ich mir hier gefangen?

Beitrag von paxi » 22. Juni 2009, 23:40

Hallo passerby!

Du beschreibst sehr schön die Fundumstände, hast aber leider jegliche
Größenangaben vergessen. Eine Kristallkugel hat hier wohl keiner:confused:.

Als Anfänger enthalte ich mich hier jeglicher Bestimmungsversuche, denke aber,
dass das ohne _gute_ Fotos auch für Experten Rätselraten bleibt.

Gruß, paxi



passerby
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#3 AW: Was habe ich mir hier gefangen?

Beitrag von passerby » 22. Juni 2009, 23:52

Nicht vergessen, nicht vergessen.. Aber ich müsste selbst raten, da sie (trotz angebotenem Reagenzglas mit Zentimeterbalken), gleich samt Eier (nachdem die erste Ameise den Eingang ausgekundschaftet hat) tragetüchtig in den Ytongbau verschwunden sind - ungemerkt, während ich mich mit den Akkus meiner Kamera duelliert habe. Ich glaube, ohne gute Argumente bekomme ich die Königin da nicht mehr so schnell raus. Die Arbeiterinnen sind 5 -6 mm gross. Soviel könnte ich sagen. Bei der Königin (wenns denn eine ist) wärs geraten. Das Doppelte aber wahrscheinlich schon.



paxi
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#4 AW: Was habe ich mir hier gefangen?

Beitrag von paxi » 23. Juni 2009, 00:01

So sind die kleinen, ´ne Schätzung ist aber besser als gar keine Angabe...

http://www.ameisenforum.de/bestimmung-von-ameisen/25821-tipps-zur-bestimmung-von-ameisen.html schon gelesen?

Viel Erfolg und gn8, paxi



passerby
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#5 AW: Was habe ich mir hier gefangen?

Beitrag von passerby » 23. Juni 2009, 00:15

Aye. Mag nur nicht, das jemand sich anhand meiner geraten angaben verwirren lässt. Vielleicht kann ja jemand mit den faktisch sicheren Dingen schon etwas anfangen. Wenn ich raten müsste, täte ich sagen die Königin ist ..mhhrrm.. 8-9-10 mm gross. Aber bevor ich die Massbänder meiner Fantasie ausrolle, kommt vielleicht auch jemand mit einem guten Auge auch schon so weiter.. Der Versuch bessere Bilder mit meiner Webcam zu machen ist ein wenig niederschmetternd und komprimittierend , - werde mal sehen, was ich morgen oder übermorgen nachreichen kann.



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#6 AW: Was habe ich mir hier gefangen?

Beitrag von Dunpeal » 23. Juni 2009, 05:36

Myrmica spec.

Grüße Moritz


Ich halte: Pheidole pallidula ~ 400 Arb.; Formica (Raptiformica) sanguinea ~ 30 "Sklaven"; Lasius cf. flavus (Gründung)

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#7 AW: Was habe ich mir hier gefangen?

Beitrag von Boro » 23. Juni 2009, 08:58

Hallo passerby!
Zuerst möchte ich dich im Forum herzlich begrüßen.
Du hast einen schwungvollen und humorvollen Schreibstil! Ich finde, dass du die Fundumstände auch sehr gut beschrieben hast, es hat eben nur die Größenangabe gefehlt.
Die Bilder geben leider für eine Bestimmung nicht sehr viel her, aber die Gattung Myrmica wird wohl stimmen. Die Arbeiterinnen sind so an die 5mm groß, die Königinnen sind aber nicht doppelt so groß (lang), sondern etwa 7mm. Die Art kann man so nicht bestimmen, die Fundumstände könnten aber auf Myrmica rubra hindeuten. Ich hoffe, du hast wenigstens eine Königin zurückgelassen, dann kann sich das Nest weiter entwickeln.
L.G. Boro



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Joachim

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#8 AW: Was habe ich mir hier gefangen?

Beitrag von Joachim » 23. Juni 2009, 15:06

Wie Boro schon sagte, ist die Bestimmung von Myrmica ziemlich haarig. Wenigstens die häufigen Arten Myrmica rubra und Myrmica ruginodis lassen sich mit etwas Übung rauskristallisieren.

Wenn du, Passerby, das mal mit einer starken Lupe, oder idealerweise mit einem Bino, versuchen möchtest, hier eine kleine Anleitung:
Der Scapus bei rubra und ruginodis (die erste, ungegliederte Hälfte des Fühlers) nimmt in der Regel zum Kopf hin kontinuierlich an Dicke ab (wird am Kopf sehr auffallend dünn), und ist erst kurz vor dem Ansatz am Kopf noch einmal abgeknickt. Am Anfang ist das schwierig zu erkennen, aber nachdem man ein paar Myrmica Arten sich in hoher Vergrößerung angeguckt hat, ist es im Vergleich zur sonstigen Taxonomie innerhalb dieser Gattung ein relativ gut sichtbares Merkmal.

Hat man dagegen eine Myrmica erwischt, die eine relativ konstante Scapusdicke hat, kann man von einer der weniger auffälligen Arten ausgehen. Vorsicht, es gibt aber auch andere Arten dieser Gattung, deren Scapusdicke zum Kopf hin abnimmt, allerdings lange nicht so ausgeprägt, und auch der Knick an der Basis sieht anders aus. Wer den Seifert zur Hand hat, ist am besten bedient, da ist es relativ ansehnlich aufgezeichnet.

Ich habe mich inzwischen schon viele Male an die Bestimmung von Myrmica gewagt, ist meiner Ansicht nach von den Mitteleuropäern zusammen mit Chthonolasius die schwierigste Ameisengruppe, bin aber beim bestimmen seltenerer Arten immer wieder an mangelnder Erfahrung gescheitert, was die vielfältig ausgeprägten Leisten am Scapus angeht. Aber es wird mit der Zeit immer besser.


vG Joschi

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