von Witzmann
Ich bitte, ihn nicht zu Diskussionen zu nutzen, sondern dies in einem eigenen Thread zu tun, da er nicht wieder ewig lang werden soll, und ihn sowieso niemand liest. Dieser Thread soll nur fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse beinhalten.
Da ich die Genehmigung von Prof. Buschinger besitze, seine Texte fuer das Ameisenwiki zu nutzen, und ich denke, dass die Warnung auch hier angebracht ist, zitiere ich folgenden Text, um hier auch mal ein paar wissenschaftliche Sichtweisen hier im Forum zu eroertern.
Einleitung
Innerhalb der vergangenen 3 - 4 Jahre hat sich in einigen europäischen Ländern, aber auch in den USA, ein zunehmendes Interesse von Privatpersonen entwickelt, Ameisen als Heimtiere zu halten. Während in den USA zumindest der Handel mit Ameisenköniginnen seit längerer Zeit verboten ist, sind in Europa, wo Einschränkungen weitgehend fehlen, einige Internet-Shops entstanden, bei denen die Ameisenhalter sowohl lebende Ameisen als auch Formikarien und Zubehör bestellen können. Da diese Shops Ameisen von beinahe überall in der Welt anbieten und verkaufen, ist Grund zur Besorgnis gegeben. Informationen über den Umfang dieses Handels lassen sich aus einer Anzahl von Internet-Foren gewinnen. Zahlreiche Beiträge in diesen Foren berichten u.a. über mehr oder weniger umfangreiche Ausbruchsereignisse. Aus den Foren ist weiterhin zu entnehmen, dass die angebotenen Arten in aller Regel nicht identifiziert sind, oft unter falschen Namen verkauft werden, oder allenfalls mit einem Gattungsnamen: z.B. "Pheidole
1. Das Risiko biologischer Invasionen
Wie bei jeder absichtlichen oder zufälligen Freisetzung nicht-einheimischer Organismen in einem bestimmten Ökosystem können die exotischen Arten, glücklicherweise nur in wenigen Fällen, lebensfähige Populationen etablieren und damit die lokale Fauna verändern. Auch bereits als invasiv bekannte Arten können so in Ländern freigesetzt werden, in denen sie bisher nicht existierten, weil sowohl die Händler als auch ihre Kunden als Laien nicht zwischen gefährlichen und (vielleicht) harmlosen Arten derselben
Bekannt sind jüngere Beispiele von in Europa invasiven Arten, etwa die "Argentinische Ameise" (Linepithema humile) oder Lasius neglectus, wenngleich deren Ausbreitung vermutlich bisher nicht, oder nicht
wesentlich, durch Handel oder Privathaltung gefördert wurde (z.B. SEIFERT 2000, s.a. IZIKO MUSEUMS OF CAPE TOWN 2004).
Besonders Ameisen sind für lokale Faunen ein größeres Risiko als viele andere exotische Organismen: Ameisen sind in vielen Ökosystemen dominant. Hinzu kommt, dass in der Regel nicht nur ein oder einige wenige Individuen in die Freiheit entkommen, die wahrscheinlich sterben bevor sie sich fortpflanzen können (wie zum Beispiel die zahlreichen Spinnen, Tausendfüßler, Skorpione, Gottesanbeterinnen usw., die jedes Jahr aus der Haltung entkommen oder aus Überdruss freigesetzt werden). Über die ökologischen Folgen solcher Invasionen sowie über die Gründe für das invasive Verhalten sind u.a. in IZIKO MUSEUMS OF CAPE TOWN (2004) zahlreiche Arbeiten zu finden, s.a. WILLIAMS (1994).
Im Gegensatz zu solitären Organismen kann eine komplette Ameisenkolonie, gleich ob sie entkommt oder absichtlich freigelassen wird, viel leichter einen geeigneten Platz finden, an dem sie sich reorganisieren und unter entsprechend günstigen Bedingungen auch reproduzieren kann. Mögliche Inzucht zwischen den Nachkommen einer einzigen
2. Die Gefahr der Entstehung weiterer Schadameisen oder invasiver Arten.
Schon heute kommen in Mitteleuropa etwa ein Dutzend eingeschleppter Ameisenarten vor. Die meisten beschränken sich auf Warmhäuser, Gewächshäuser in Botanischen Gärten und Zoos. Einige befallen Wohnhäuser, Krankenhäuser und Restaurants, darunter natürlich die Pharaoameise (Monomorium pharaonis), aber auch ein paar Pheidole-Arten. Andere, die in Mittel- und besonders in Südeuropa im Freien überleben, sind die Argentinische Ameise (Linepithema humile) und auch die Wegameise Lasius neglectus (DEKONINCK & al. 2002); s.a. ESPADALER & BERNAL (2004); beide Arten haben das Potenzial zur Ausrottung zahlreicher heimischer Arten.
Die meisten Schadameisen haben sich aus synanthropen Arten entwickelt, die seit langem durch den Handel weltweit verschleppt werden. Heimameisen-Halter und -Händler jedoch verlangen stets nach "neuen", "interessanten" Arten. Sammler und Händler versuchen entsprechend immer mehr Arten aus der Natur zu entnehmen, darunter auch solche, die nie die Gelegenheit hatten, durch den Menschen verbreitet und verschleppt zu werden. Unter den zahlreichen Pheidole-Arten, die wegen ihrer großköpfigen Soldaten bei Ameisenhaltern besonders beliebt sind, mögen Dutzende von potenziellen Schadameisen sein.
Da sowohl Händler als auch Kunden taxonomische Laien sind, können sie die fraglichen Ameisen nicht korrekt identifizieren. Viele Arten werden unter sichtlich falschen (z.B. nicht existenten) Namen verkauft, oder sie werden nur bis zur
Damit ist es für Händler und Kunden absolut unmöglich zu wissen, ob eine bestimmte Kolonie einer schädlichen, oder möglicherweise künftig schädlich werdenden Spezies angehört.
3. Die Gefahr des Ãœberspringens von Parasiten und Pathogenen auf einheimische Ameisenarten.
Alle Tiere sind Wirte für Parasiten, die in einem fremden Habitat auf dort heimische Arten überspringen und diese gefährden können, selbst wenn der ursprüngliche Wirt in der neuen Umgebung nicht überleben
kann. Dies gilt für Milben (Acari), Fadenwürmer (Nematoden), Einzeller (Protozoen), Pilze, Bakterien usw.
Einige Ameisenarten sind bekannt als Zwischenwirte von Bandwürmern (Cestoden). In Südfrankreich ist eine Tetramorium-Art Zwischenwirt für einen Bandwurm, der das Haushuhn befällt (
NADAKAL & al. 1971).
Bisher weiß man sehr wenig über die Parasitenfauna von Ameisen. Verf. selbst war an einigen Studien beteiligt, über Bandwürmer (BUSCHINGER 1973), über Pilze (SANCHEZ-PEÑA & al. 1993, siehe auch BUSCHINGER & al. 2004 in diesem Heft), und über Gregarinen (Protozoa; KLEESPIES & al. 1997), alles Parasiten in Ameisen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass weit mehr Ameisenarten den einen oder anderen möglicherweise gefährlichen Parasiten beherbergen. Mit einer Gregarinenart, die in nordamerikanischen Ameisen der