Ich stehe immer wieder vor dem Problem, kleine und kleinste Futterreste aus meiner Farm zu entsorgen. Da Handstaubsauger keine regelbare Saugleistung besitzen, diese meist für diese Zwecke viel zu stark saugen und meist eben viel zu klobig sind, musste eine andere Lösung her.
Inspiriert vom Reagenzglassauger von Marco Kühn habe ich diesen etwas abgewandelt und verfeinert.
Da ich finde, dass dies ein sehr nützliches Werkzeug ist und denke, jeder sollte so ein Teil besitzen, möchte ich an dieser Stelle noch einmal eine ausführliche Anleitung geben. Solch ein Sauger zu bauen ist mit sehr wenig Aufwand verbunden und innerhalb kürzester Zeit selbst gefertigt.
Werkzeuge
- Bastelskalpelle in verschiedenen Formen. Ich benutzte eines mit gerader und eines mit sichelförmiger Klinge
- Folienstift oder Ähnliches
- eventuell kleine Schere
Materialien
- Silikon (egal was für welches) oder Epoxidharz (Beitrag über Epoxid ganz am Ende des Themas)
- Schläuche verschiedener Innendurchmesser. Ich benutzte einen 8/10mm und einen 4/5mm Schlauch ( Innen-/Außendurchmesser)
- geeignete Dose mit luftdichtem Deckel (weiches Material ist wichtig, z.B. PE. Später dazu mehr)
- Watte
- Fliegengitter (elastisch, z.B. aus Fasergewebe)
- Gummiring
Das Bild zeigt die Werkzeuge/Materialien, die ich benutzte. Die Dose wird auf einem späteren Foto erscheinen:
![Bild](http://picmirror.de/bild.php/41257_materialien_web.jpg)
Bauen
1.)
Zuerst müssen die Schläuche in entsprechender Länge von der Meterware geschnitten werden. Lasst sie dabei erstmal etwas länger, das Feintuning erfolgt, wenn der Sauger fertig ist. Siehe dazu auch unter "physikalische Grundlagen" weiter unten.
2.)
Mit dem Folienstift werden die Schlauchdurchmesser, bzw. die Schlauchquerschnitte auf den Deckel übertragen. Ich habe es so gemacht, dass sich die beiden Schlauchausschnitte im Deckel gegenüber liegen, also nicht direkt benachbart. Das Bild zeigt, wie:
![Bild](http://picmirror.de/bild.php/41254_deckelmitloechern.jpg)
3.)
Nun wird mit dem Skalpell vorgestochen und mit dem Sichelskalpell die Löcher ausgeschnitten. Arbeitet euch langsam an die von euch gemachte Markierung heran. Die Schläuche sollten fest in den Löchern sitzen, sodass sie sich selbst schon etwas abdichten. Hier ist es wichtig, dass das Bechermaterial, bzw. Deckelmaterial nicht zu hart ist, damit es 1. beim Bearbeiten nicht wegplatzt und 2. damit sich der Schlauch besser einführen lässt und sich selbst besser abdichtet.
4.)
Ist das geschafft, wird ein Ende (das Ende, welches später im Becher ist) des dicken Schlauches für kleine Teile unpassierbar gemacht, damit man diese beim Saugen nicht einatmet. Dazu wird Fliegengitter großzügig zurecht geschnitten (quadratisch) und mit einem Hilfsmittel etwa 1cm in den Schlauch geschoben. Die überstehenden Ränder um den Schlauch klappen. Jetzt wird Watte mit den Fingern auseinander gezupft und auf das Ende des Schlauches mit dem Fliegengitter gelegt. Durch leichtes Saugen am anderen Ende zieht man die Watte in den Schlauch. Dabei darauf achten, dass durch die Watte immer noch Luft OHNE GROßEN KRAFTAUFWAND gesaugt werden kann. Nun eine zweite Lage Fliegengitter über die Watte und Schlauchende legen, umklappen und alles mit einem Gummiring fixieren.
So sollte es dann aussehen:
![Bild](http://picmirror.de/bild.php/41259_schlauchmitwatte.jpg)
5.)
Ist dieser Schritt getan, können die Schläuche eingefädelt werden. Um den Bereich, wo der Schlauch den Deckel passiert, weiter zu verstärken, habe ich ne Wurst Silikon um den Schlauch auf den Deckel gelegt.
Taucht man seine Finger in Spülmittellösung (reichlich Spülmittel mit Wasser verdünnen) so kann man das Silikon mit den Fingern noch andrücken und glattstreichen. Aber Vorsicht, werden Flächen mit dem Spülmittelwasser benetzt, auf denen Silikon halten soll, hält das Silikon dort nicht mehr. Also erst Silikon ringsum auftragen und DANN mit dem Spülmittelwasser rangehen.
So liegt die Wurst um den Schlauch(beidseitig):
![Bild](http://picmirror.de/bild.php/41260_silikonamdeckel.jpg)
6.)
Nach dem Trocknen des Silikons kann der Deckel auf das Gefäß gedrückt werden. Nun müssen die Schläuche noch auf eine geeignete Länge gestutzt werden, da man durch einen zu langen, dünnen Schlauch nur schwerlich saugen kann. Dabei muss man sich schrittweise an den optimalen Kompromiss zwischen Schlauchlänge und Saugleichtigkeit herantasten. (bei dem dicken 8/10mm Schlauch spielt das aber weniger eine Rolle)
Aber Vorsicht: ist der dünne Schlauch zu kurz, wird das Saugen sehr unhandlich und man kommt evtl. nicht mehr an jede Stelle des Nestes, bzw. der Arena!!!
Bei mir sind folgende Längen als guter Kompromiss heraus gekommen: dicker Schlauch ca. 70cm Länge, dünner Schlauch ca. 35cm Länge.
So sieht er aus, der Mini-Sauger:
![Bild](http://picmirror.de/bild.php/41258_mini-sauger_web.jpg)
physikalischer Hintergrund
Mit dem Verhältnis von großem zu kleinem Schlauch kann man die Saugleistung grob einstellen (stufenloses Feineinstellen der Saugleistung wird dann mit dem Saugdruck des Mundes geregelt). So gilt, dass je größer der Größenunterschied der Schläuche, desto mehr Leistung hat man am kleinen Schlauch!
Hier gilt die Kontinuitätsgleichung aus der Aerodynamik:
Voraussetzung ist, dass zwischen Ein- und Austritt des Systems kein Massenstrom (Luftstrom) entweicht, bzw. dazu kommen kann. Da bei dem Sauger alles abgedichtet sein sollte, gilt diese Voraussetzung.
Die Kontigleichung sagt, dass in einer bestimmten Zeitdauer eintretender Massestrom gleich dem austretenden Massenstrom ist. Da der Austrittsquerschnitt (Aaus) des dicken Schlauches aber größer ist, als der Eintrittsquerschnitt (Aein) des dünnen Schlauches, folgt logischerweise daraus, dass die Luft schneller durch die kleine Öffnung strömen muss, damit an der größeren Öffnung der gleiche Massestrom pro Zeiteinheit heraustreten kann, wie er am Eingang eintritt.
Formelmäßig sieht das so aus: Aaus*Vaus = Aein*Vein (V..Geschwindigkeit der Strömung)
Durch umstellen ist: Vein = Aaus/Aein * Vaus
Ist nun das Verhältnis Aaus/Aein > 1, so ist Vein > Vaus.
Ist das Verhältnis Aaus/Aein < 1, so ist Vein < Vaus.
Ist das Verhältnis Aaus/Aein = 1, so ist Vein = Vaus.
Nochmal eine Skizze:
![Bild](http://picmirror.de/bild.php/41255_kontigleichung.jpg)
Benutzung des Saugers
Das dicke Schlauchende wird in den Mund gesteckt und mit den Zähnen fest gehalten. Den Becher in die rechte/linke (nach Belieben) Hand nehmen und den dünnen Schlauch in die andere. Nun den dünnen Schlauch an den Dreckhaufen führen und saugen. Das wars... Durch Saugkraft des Mundes wird die Saugkraft am dünnen Schlauchende, also am Dreckhaufen geregelt.
Zum entleeren, Deckel abziehen, auskippen, nachspülen, fertig.
So, nun wünsche ich euch viel Spaß beim nachbauen und Dreck saugen ^^
VG, Chris