Hallo Forengemeinde!

Ich habe mich heute morgen mit meiner Freundin zusammen für einen Ausflug in den Harz entschieden. Die klimatischen Bedingungen, einen Schwarmflug mit zu erleben waren viel versprechend.

23°C Lufttemperatur
Leicht bewölkt, z.T sonnig
Leichter Wind
Hohe Luftfeuchtigkeit mit Regenankündigung

Gegen 12 Uhr mittags kamen wir am Torfhaus an, die Curry-Wurst Pommes legte sich sanft auf das reichhaltige Frühstück einer bekannten fastfood Kette. Somit war ich also bereit für einen längeren Marsch.

Nähe des Torfhauses gibt es einen viel versprechenden Wanderweg in einem Naturschutzgebiet, vorbei an den Kriegsgräberstätten. Viel Nadelgehölz z.T abgestorben, große Lichtungen mit Wiesen und allerlei blühenden Gewächsen. Dieses Naturschutzgebiet beherbergt eine Menge Tierarten, neben den abwechslungsreichen tollen Landschaftseindrücken bietet einem dieses Naturschutzgebiet zahlreiche Insekten, die einem spannende Funde versprechen lassen.

Ich habe insgeheim gehofft auf eine Camponotus Art zu treffen (ligniperda/herculeanus). Die Umgebung bietet günstige Bedingungen. Obwohl die Jahresdurchschnittstemperaturen doch sehr tief sind, auf Grund der langen schneebedeckten Winter. Richtung Süden (in meinem Fall Hessen) wäre die Chance weitaus größer ein Camponotus Nest zu finden. Hoffnung hatte ich trotzdem!

Außerdem wusste ich das dort Formica (Serviformica) fusca, neben Formica (Raptiformica) sanguinea dort zahlreich vertreten ist, letztes Jahr beobachtete ich diese Arten dort ausgiebig. Jedoch erst im September.

Ich habe diesemal gehofft zumindest einen Schwarmflug der Formica Arten mit zu erleben.

Der Pfad zum eigentlichen Weg:


Dies ist das Habitat in dem ich mir Camponotus ligniperda/herculeanus erhofft hatte. Leider ohne Erfolg. Achja ich bin auch noch auf dem Foto;)


Zu meinem Trost, traf ich auf viele Formica sp. Nester. Formica (Serviformica) fusca, sowie Formica (Raptiformica) sanguinea sind dort in großem Maße anzutreffen. Viele Zweignester reihen sich aneinander. Oft sind es drei Nester auf ca. 5m². Gerne werden Steine die von der Sonne bestrahlt werden, als Neststütze benuzt. An denen werden dann die Tannnadeln angelehnt aufgehäuft, jedoch erreichen die Bauten nur eine Höhe von ca. 10cm bei einer länge oder Breite von ca 50cm. Auch alte Baumstümpfe wurden gerne als Neststütze genutzt. Meißt existieren mehrere Eingänge, die direkt vor der Anhäufung ihren Platz finden. Die Eingänge werden rings um das Nest angeordnet.


Die Formica (Raptiformica) sanguinea finden einen Teil ihrer Proteinnahrung an Hand von tot getretenen Insekten auf den Wanderwegen. Die Nester sind wohl aus diesem Grund größtenteils direkt neben den Wegen angehäuft. Entweder trifft man auf mehrere Formica (Serviformica) fusca Nester hintereinander oder auf mehrere Formica (Raptiformica) sanguinea Nester. Abschnitzweise überschreiten sich ihre Territorieren meinen Beobachtungen nach wohl eher weniger. Formica (Serviformica) fusca nistete ausschließlich, von den Nestern die ich gefunden hatte, unter der lockeren Rinde morscher, längst abgestorbener Bäume. Meißt in einer Höhe vom Boden bis zu 30cm. Außerdem konnte ich unzählige geschlechtstiere in einem Nest erkennen. Der Schwarmflug stand wohl also kurz bevor.

Wie bereits geschrieben hatte jede Art ihr Habitat, nie habe ich gesehen wie sich zwei Arten begegnet sind. Es macht fast den Eindruck, als wären Ihre Besetzungsgebiete streng aufgeteilt. Diese Myrmica Art war überall dort anzutreffen wo die Formica Arten nicht waren. Sie furagierten langsam, fast schon träge. Panik ließ sich in ihren Bewegungen nie deuten, so langsam waren sie. Die Nester dieser Myrmica sp. waren meißt unter einer trockenen Laubschicht angelegt, z.T auch kleines Gehölz. Dort wurden ihre Puppen gelagert, jedoch gehe ich davon aus, das der Nestkern immer unter einem Stein war. Da auch immer größere Steine direkt neben solchen Nestposten waren. Angehoben und drunter geschaut habe ich nie, ich wollte eine evtl. Nest(zer)störung absolut vermeiden. Mir reichte es aus, das zu beobachten, was die Natur mir offen darbot.

Hier ein paar Bilder der Myrmica sp.:


Der Nesteingang:


Nicht nur Ameisen ließen sich dort beobachten, aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit ließ sich aber kein buntes Treiben der Insekten verzeichnen. Jedoch konnte man viele Gattungen ausmachen.

Hier mal paar Bilder eines schönen flugfähigen Käfers der direkt vor mir auf einem Ast eines Nadelgehölzes landete. Imposanter Flug, der Käfer wies eine Länge von 2,5-3cm auf:


Auch eine Lasius cf. niger Gyne lief mir über den Weg, vereinzelt findet man sie bei ihren Schwarmflugbedingungen immer wieder. Es war zwar noch etwas früh am Tage, gegen 14.00 Uhr jedoch stimmten die klimatischen Bedingungen für einen Schwarmflug.

Hier noch einmal ein Bild eines kleinen, aber schönen Wasserlaufs:


Zur guter Letzt und zum krönenden Abschluss fand ich doch noch eine Gyne, es handelt sich um eine Formica (Raptiformica) sanguinea Gyne, gesucht und gefunden:):
http://www.ameisenforum.de/bestimmung-von-ameisen/formica-raptiformica-sanguinea-t36570.html

Alles in allem war es ein toller Ausflug! Leider hatte mich der Akku meiner Kamera verlassen und bei dem Wechseln des Akkus stellte ich leider fest, dass der Andere auch leer war. Es boten sich noch viele schöne Motive und Szenarien, die ich gerne abgelichtet hätte und mit euch hätte teilen können.

Ist aber halb so wild, ich weiß, dass ich nicht das letzte Mal im Harz war und kenne dort auch noch potentielle andere schöne Ecken, die vielversprechende Funde vorweisen könnten.

Meinungen, Disskusionen etc. kann gleich hier im Thread gemacht werden!

Viele Grüße
Imago