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Camponotus ligniperda schon Winterruhe?

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
paxi
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#9 AW: Camponotus ligniperda schon Winterruhe?

Beitrag von paxi » 6. August 2009, 12:12

Moin Zitrone!

Das http://www.ameisenwiki.de/index.php/Hauptseite ist (neben dem Ameisenforum;)) auch eine sehr ergibige Informationsquelle.

Die folgenden drei Artikel beantworten eigentlich alle deine Fragen:

http://www.ameisenwiki.de/index.php/Winterruhe
http://www.ameisenwiki.de/index.php/Bei_der_Winterruhe_zu_beachten
http://www.ameisenwiki.de/index.php/Wintervorbereitung

Viel Spaß beim lesen!

lg, paxihttp://www.ameisenwiki.de/index.php/Hauptseite



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Jacky
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#10 AW: Camponotus ligniperda schon Winterruhe?

Beitrag von Jacky » 6. August 2009, 12:50

Hallo ZiTroNe!
Wie ich deinem Haltungsbericht entnehmen kann wurden sie Ende Februar ausgewintert, Anfang März hast du sie schon bei über 20 Grad gehalten wo es draußen eigentlich fast noch Winter ist. Sie haben bis jetzt ein ordentliches Koloniewachstum an den Tag gelegt und sind nun mit ihrem Sommergeschäft durch. Zumindest ist diese Vermutung sehr naheliegend.
Das Stagnieren kann natürlich auch mit der Zwangsumsiedelung zu tun haben, allerdings wird dir das keiner beantworten können.
Ich würde dir vorschlagen einfach weiterhin Futter anbieten und beobachten.

Gruß, Jacky



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Grolf
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#11 AW: Camponotus ligniperda schon Winterruhe?

Beitrag von Grolf » 6. August 2009, 13:33

Ich habe das gleiche Problem mit meinem Volk.
Ich habe es Mitte Juni erhalten, 7 Arbeiterinnen und die Königin. Sie haben dann quasi sofort angefangen Larven aufzuziehen (es war keine Brut vorhanden), aber seit kurzem stagniert das Larvenwachstum.
Eine Zeitlang nahmen sie noch gut Futter an, aber mittlerweile hat sich das auch gelegt. Aus den Eiern scheinen noch winzige Larven geschlüpft zu sein - auch das würde ja für die Winterruhe sprechen.
Sie hocken recht nah beieinander im Reagenzglasnest (hatte gehofft, sie ziehen noch aus =/ ), alle Gaster sind prall gefüllt und das wars dann irgendwie.
Ich habe nun auch beschlossen erstmal einfach abzuwarten, ein Ersatz RG vor das andere RG zu legen und die Kolonie noch bis September warm stehen zu lassen. Futter biete ich einfach stur weiterhin täglich frisch an.
Wenn sich dann nichts geändert hat (wovon ich nichtmehr ausgehe) kühle ich sie runter und schick sie in die Winterruhe.
Was anderes bleibt mir (und dir) vermutlich sowieso nicht übrig. Zumindest bezweifel ich, dass Stress das Verhalten positiv verändern würde. :D

Grüße,

Grolf


*edit* Aah, zur Verdeutlichung: Nicht dass ich sie täglich nerven würde. Die hier geschilderten beobachtungen habe ich neulich gewonnen, als ich das RG in das neue Formikarium umgelegt habe.
Ansonsten spicke ich ab und an mal unter der Pappabdeckung durch die rote Folie - da sieht man aber trotzdem gut, dass sie sich inzwischen auf einen Haufen begeben haben.



Imago
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#12 AW: Camponotus ligniperda schon Winterruhe?

Beitrag von Imago » 6. August 2009, 13:40

Hi ZiTroNe!

Das Camponotus ligniperda bei guten Bedingungen früh in die Winterruhe übergeht ist vollkommen richtig. Deine Geschilderte Situtaion spricht klar dafür. Dies sind eindetutige Zeichen für das Einleiten der Winterruhe.

Meine Kolonie ist noch aktiv, jedoch fahren sie schon langsam runter. Der Platzbedarf im Nest verringert sich auch bei meiner Kolonie temporär. Zeitweise sitzen sie auch wieder schon aufgelockert.

Proteine werden bei mir noch angenommen, die Larven wachsen jetzt jedoch sehr sperlich. Das heißt, sie werden nicht mehr zum Schlupf gebracht, die Kolonie wartet jetzt noch auf den Schlupf der letzten Puppen.

Danach werden sich alle Anzeichen für das Einleiten der Winterruhe bemerkbar machen. bei Dir ist es schon so weit. Du kannst sie aber noch getrost einen Monat so stehen lassen, bevor Du sie runterkühlst. Gib ihnen noch Zeit sich richtig voll zu fressen.

Nochmal die Indikatoren für das Einleiten der Winterruhe:

Keine Aufnahme mehr von Proteinen
Wenig bis keine Außenaktivität
Geringe Nestaktivität
Keine Eier, keine Puppen vorhanden
Larvenwachstum stagniert
Prall gefüllte Gaster
Traubenbildung


LG Imago



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ZiTroNe
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#13 AW: Camponotus ligniperda schon Winterruhe?

Beitrag von ZiTroNe » 6. August 2009, 14:31

Hey Imago! =D
Ja das habe ich mir schon gedacht...
Nunja diese dinge treffen wirklich bei mir zu.

-> Wenig bis keine Außenaktivität
Geringe Nestaktivität
Keine Eier, keine Puppen vorhanden
Larvenwachstum stagniert
Prall gefüllte Gaster
Traubenbildung

Proteine werden aber trotzdem noch gern angenommen.
Ok, ich werde sie dann bis zum 4.09 so stehen lassen dann werde ich sie allmählich abkühlen.

Gruß Zitrone =)


Haltung:
Camponotus ligniperda
Pachycondyla cf. astuta
Formica (Raptiformica) sanguinea
http://www.youtube.com/user/NativFlying

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Dunpeal
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#14 AW: Camponotus ligniperda schon Winterruhe?

Beitrag von Dunpeal » 6. August 2009, 14:42

Meine bereiten sich auch schon auf die Winterruhe vor. Nun meine Frage: Wann sollte ich sie in die "wirkliche" Winterruhe schicken ?
Soll ich sie erstmal noch eine Zeit lang "weiterpflegen" bei den normalen Temperaturen ?
Hatte vor sie noch etwa einen Monat zu pflegen und dann bis die "eigentliche" Winterruhe beginnt in den Keller zu stellen, wo es etwas kühler ist.
Allerdings habe ich bedenken, dass ihre Reserven nicht so lange ausreichen, da ich sie gerne möglichst spät wieder auswintern möchte.

Also meine Konkrete Frage:

Wie/Wann wintert man eine Kolonie ein bzw. aus die frühzeitig in die Winterruhe gegangen ist / wie geht man damit um ?

Kann es sein, dass besonders Camponotus - Arten "anfällig" sind für eine frühzeitige Winterruhe ?
Meine Lasius cf. niger z.B. ziehen gerade noch massig Brut auf und sind noch extrem aktiv, genauso wie meine Myrmica spec..
Diese Kolonien halte ich unter den selben Bedingungen.

Grüße Moritz


Ich halte: Pheidole pallidula ~ 400 Arb.; Formica (Raptiformica) sanguinea ~ 30 "Sklaven"; Lasius cf. flavus (Gründung)

paxi
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#15 AW: Camponotus ligniperda schon Winterruhe?

Beitrag von paxi » 6. August 2009, 15:06

Hallo Moritz!

Schade, dass sich hier anscheinend die wenigsten die Mühe machen, die angebotenen Links aus Beitrag #9 zu lesen.:confused:

Ich zitiere mal Herrn Buschinger aus dem letztgenannten Artikel:
2.) Bei vielen Eurer Ameisen ist der Jahreszyklus gestört! Auch wenn man die Tiere erst im April aus dem Winter in Frühjahrstemperaturen gebracht hat, ist ihr subjektiver Sommer schneller abgelaufen als in der Natur, d.h., die Tiere bereiten sich früher auf die Überwinterung vor (stoppen Eiablage, Verpuppung etc., s.o.). Das liegt daran, dass die Tiere im Formikar, in der Wohnung, ab dem Frühjahr durchgängig höhere Temperaturen und mehr Futter hatten als vergleichbare Kolonien in der Natur: In jedem Sommer, mal mehr, mal weniger, gibt es kürzere oder längere Perioden mit Regen und unangenehm niedrigen Temperaturen. Auch nachts ist es im Freien kälter als in der Wohnung. Diese Zeiten, in denen die Brut der Ameisen in der Natur sich langsamer entwickelt und wenig oder kein Futter eingebracht werden kann, addieren sich leicht auf 6-8 Wochen, wenn man von April bis Ende September rechnet. Entsprechend bereiten sich manche Völker in der Haltung bereits ab August "vorzeitig" auf die Überwinterung vor. Sie haben ihren "Sommer-job" erledigt, "gefühlsmäßig" müsste es für diese Ameisen schon längst wieder Winter sein.
Am besten ist es für solche Völker, wenn man sie jetzt (September) bereits kühler hält, im Keller etc., keinesfalls sie den in diesen Wochen nochmals hohen Temperaturen in der Wohnung aussetzt oder sie gar zusätzlich beheizt. Der "Winter" als Zeit der geringen Aktivität wird dadurch natürlich länger (evtl. 7 Monate von Anfang September bis Ende März), aber das tut den Tieren allemal besser als sie jetzt noch künstlich zu Aktivität zwingen zu wollen, oder sie dann bereits im Februar auszuwintern. Letzteres würde zwar funktionieren, aber dann wäre der nächste Sommer evtl. bereits im Juli zu Ende, usw..
und aus dem Artikel "Winterruhe"
Camponotus: Zu der wichtigen Arbeit von B. Hölldobler

ist hier eine Zusammenfassung: Hölldobler, B. (1961): Temperaturunabhaengige Rhythmische Erscheinungen bei Rossameisenkolonien (Camponotus ligniperda Latr. und Camponotus herculeanus L.). (Hym. Form.). Insectes Sociaux 8, 1961, Seiten 13 - 22
Zusammenfassung: Es konnten bei Camponotus ligniperda und Camponotus herculeanus einige temperaturunabhängige rhythmische Erscheinungen beobachtet werden, über die in vorliegender Arbeit berichtet wurde. 1) Das Abdichten des Nestes ist bei Camponotus herculeanus auch bei höheren Temperaturen während der Winterzeit zu beobachten (Eidmann, 1942), bei Camponotus ligniperda nicht.
2) Camponotus ligniperda und Camponotus herculeanus bilden während der Winterszeit auch bei höheren Temperaturen eine Wintertraube.
3) Das Ruhelarvenstadium wird auch bei höheren Temperaturen eingehalten, dieses Larvenstadium ist sehr kälteresistent. Es erhält bei höheren Temperaturen Erhaltungsfutter.
Noch weiter mag ich es jetzt nicht vorkauen.....

lg, paxi



Sahal
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#16 AW: Camponotus ligniperda schon Winterruhe?

Beitrag von Sahal » 6. August 2009, 15:24

Hola,

die Frage lautet nicht, was Du jetzt machen sollst, sondern was das Volk jetzt machen will :D

Camponotus ligniperda und C. herculeanus machen, was sie wollen... vollkommen egal ob Du sie jetzt kalt stellst oder auch nicht!
Dein Volk zeigt alle Anzeichen der tatsächlichen Winterruhe an, evtl haben sich die Larve etwas gelblich verfärbt und sind eingeschrumpelt/schlaffer?
Das ist der deutlichste Indikator für die Winterruhe... jedoch bei warmer Überwinterung nicht immer sichtbar!

Eine Arbeiterin strumpelt noch in der Arena rum?
Bei Camponotus ligniperda vollkommen normal, denn im Gegensatz zu Camponotus herculeanus wird das Nest nicht obligatorisch verschlossen, sondern die Arbeiterinnen gehen bei Bedarf und entsprechenden Temperaturen vereinzelt furagieren.
Das macht Sinn, denn die Reserven eines Volkes sind nur für einen bestimmten Zeitraum bei niedrigen Temperaturen ausgelegt. Muss das Volk bei höheren Temperaturen ausharren, werden Nährstoffe schneller verbraucht und die Reserven reichen nicht mehr bis zum Winterende.
Ergo tapert man los und besorgt Futter bzw hält den Vorat hoch...

Nach meinen Beobachtungen vergreift sich C. herculeanus lieber an der Brut, als das Nest zu verlassen... jedenfalls ist hier der Ausfall der Brut bei warmer Überwinterung wesentlich höher ausgefallen.


Du hast das Volk bei höheren Temperaturen gehalten, um die Entwicklung zu beschleunigen?
Das ist Unsinn und kontraproduktiv, wenn das Volk nicht ganz aus dem natürlichen Jahreszyklus fallen soll!
Die Gyne legt innerhalb eines Sommergeschäfts/-zyklus in festgelegten Rythmen 2-3x eine bestimmte Menge an Eiern, die Menge abhängig von Anzahl der Arbeiterinnen und somit dem zur Verfügung stehendem "Futtersaft".

Werden sie bei sehr hohen Temperaturen gehalten, so entwickelt sich die Brut etwas (!) schneller, jedoch wartet man eben länger auf neue Eier bzw die Anfütterung der neuen Brut. Und zu allem Überfluss wird das Sommergeschäft schneller abgeschlossen... der Gewinn liegt somit bei 0 !

Ich hatte genug Völker gleichzeitig unter unterschiedlichen Bedingungen in mehrjähriger Haltung und kann aus Erfahrung sagen: hohe Temperaturen bringen bei diesen beiden Arten mehr Nachteile als Vorteile. Selbst bei max 22°C gehaltenen Völkern war die Arbeiterschaft nicht quantitativ benachteiligt!! Aber ich konnte die vollen 6 Monate Beobachtung und Gaudi ausschöpfen...


Zu empfehlen jetzt: lasse das Volk bis ca Ende Oktober dort stehen, wo es jetzt ist und füttere normal Honig und, wenn überhaupt, wenig Insekten. Spätestens Ende November solltest Du das Volk dann in in den Kühlschrank schicken und erst im März wieder auftauen.
So kannst Du das Volk wieder mit den Jahreszeiten synchronisieren, was Dir die Haltung erleichtern wird.
Es ist nicht möglich, diesen Arten die Winterruhe zu verkürzen, aber verlängern kannst Du sie bei gesunden Völkern gefahrlos.

Kann es sein, dass besonders Camponotus - Arten "anfällig" sind für eine frühzeitige Winterruhe ?
Nö, wohl eher nicht, sie zeigen es dem Halter nur deutlicher!
Auch andere Arten verändern ihr Verhalten und drosseln die Reproduktion, sobald sie das Sommergeschäft für beendet halten und der Winter nach innerer Uhr bald beginnen sollte.
Nur eben zeigen sie dem Halter nicht stumpf die Mitteltarse und gehen schnorcheln, sondern lassen im Rahmen die reduzierte Brutsufzucht noch etwas laufen... allerdings auch nur noch kurzzeitig!


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!

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