Messor sp. – Drei Messor Arten aus der Ukraine!

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MainMan
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#1 Messor sp. – Drei Messor Arten aus der Ukraine!

Beitrag von MainMan » 19. August 2009, 20:31

Hallo Leute!


Ich war dieses Jahr wieder fĂĽr drei Wochen in der Ukraine. Die meiste Zeit war ich im Donezk Gebiet unterwegs und konnte dort wieder zahlreiche Ameisen Arten beobachten, auch meine Lieblinge, die Cataglyphis aenescens. An einem Wochenende Besuchten wir aber auch unsere Bekanten aus Djnepropetrovsk. Eventuell kennen hier einige Leute die Seite www.antclub.org, der Admin dieser Seite ist seit einigen Jahren ein Freund meiner Familie.

Aber dieses mal galt mein Interesse Hauptsächlich den unterschiedlichen Messor Arten die ich dort auch in den letzten Jahren Beobachten konnte. Ich konnte insgesamt drei unterschiedliche Messor Arten finden. Eine hundert prozentige Bestimmung ist mir leider nicht möglich, sicher ist nur das es sich bei einer von Ihnen um Messor structor handelt, die anderen beiden kann ich aber nicht genauer bestimmen.
Hier nun die einzelnen Merkmale der drei Messor Arten:


Messor structor:

Sehr verbreitet und Lokal häufig anzutreffen, es gibt Gebiete da findet man entweder gar keine Messor oder eine der anderen beiden Arten. In einigen Gebieten konnte man auch die andere Art (cf. denticulatus) zusammen mit Messor structor finden. Da Messor structor ja bekannt ist werde ich darüber nicht großartig Berichten und nun mehr auf die anderen beiden Arten eingehen.


Messor cf. denticulatus:

Ebenfalls Lokal sehr verbreitet aber häufiger im Dnjepr Gebiet als im Donezk Gebiet anzutreffen. Ich bin mir nicht sicher dass es sich dabei um Messor denticulatus handelt da in den Kolonien auch Arbeiterinnen mit rötlichem Kopf anzutreffen waren. Messor denticulatus hat aber meines Wissens nur Arbeiterinnen mit rötlich gefärbten Thorax. Jedenfalls unterscheidet sich die Art deutlich von Messor structor, allein wegen der rötlichen Färbung von Kopf und Thorax.
Sie bilden größere Kolonien die auch auf Straßen Samen eintragen. Das Habitat war äußerst trocken mit Sand/Lehm Boden. Die Gegend war mit Gräsern und kleinen Büschen bewachsen. Bäume gab es nur in einiger Entfernung. Da es auch im Sommer dort sehr warm werden kann war in der Mittagszeit nur wenig zu sehen, erst am Späten Nachmittag stieg langsam die Aktivität. Die aktivste Zeit liegt wohl in den frühen Abendstunden und in der Nacht. Es war sehr interessant diese Ameisen zu beobachten da ich in Bremen nicht die Möglichkeit habe Messor Arten im freien zu Beobachten.


Hier ein paar Bilder dieser Art:


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Auf diesem Video sind sie ebenfalls zu sehen!



Messor sp. (braune variante)

Die wohl Interessanteste, weil seltenste, aller drei Arten. Diese Messor Art war etwas kleiner als die ersten beiden beschriebenen Arten. Das Nest befand sich genau vor dem Eingang zum Haus in dem wir Wohnten. Das Habitat war eigentlich ungünstig für Messor da nur ein sehr kleiner Teil des Hofes mit Gräsern bewachsen war, der Rest bestand aus Straße und Spielplatz. Ein anderes zu dem ich aber nur zweimal gegangen war, lag etwas weiter weg. Ich habe auch nur diese zwei Nester dieser Art gefunden, ich gehe deswegen davon aus dass sie nur eher selten anzutreffen ist. Mein Bekannter aus Dnipropetrovsk hat diese Art z.B noch nie gesehen! Die Art ist wohl eher abends und nachts aktiv und kann sich gegen die in der Ost-Ukraine weit verbreiteten Formica rufibarbis nur sehr schwer zur Wehr setzen. Ich denke sie hat es im allgemein wohl nicht leicht gegen die anderen Ameisenarten, insbesondere den beiden Messor Arten und ist deswegen auch so selten anzutreffen. Dazu passt das sie die meiste Aktivität in der Nacht aufweist, am Tage sind nur einzelne Arbeiterinnen zu beobachten. In der Nacht konnte ich dort aber wesentlich mehr Tiere Beobachten, dann auch größere Majore. Man konnte sie aber auch Tagsüber mit ein paar Samen (ich verwendete Buchweizen, Sesam und Hirse) heraus Locken. Die Tiere sind ganzheitlich braun gefärbt, wobei der Kopf deutlich Dunkler ist und bei den größeren Tieren auch ins sehr dunkle braun gehen kann. Am Gaster konnte man eine hellbraune Zeichnung sehen. Ich fand sie ganz besonders Hübsch!


Hier ein paar Bilder dieser Art:


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Fragen und Meinung einfach hier drunter!


MfG
MainMan



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#2 AW: Messor sp. – Drei Messor Arten aus der Ukraine!

Beitrag von MainMan » 24. August 2009, 20:34

Hallo Leute!

Hat jemand vllt diese brauenen Messor schon einmal wo anders in Europa gesehen? Ich suche mir die finger wund nach Info´s aber ich finde nichts über eine braune Messor species.

GruĂź MainMan



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Frank Mattheis
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#3 AW: Messor sp. – Drei Messor Arten aus der Ukraine!

Beitrag von Frank Mattheis » 24. August 2009, 21:40

Da kannste lange suchen, MainMain. :)...

Ich würd die frühere sowjetischen und die moderne russischen bzw. ukrainischen Literaturen/Veröffentlichungen nach Messor/Artbeschreibungen u.ä. durchsuchen. Das wird schwer genug und wird nur mit russischen oder ukrainischen Freunden gehen.

Nach einer südosteuropäischen Art zu suchen, wird aber schwierig bleiben. Es gibt m.W. keinen brauchbaren und verfügbaren Schlüssel für solche Arten des südl. Europas, nicht mal des Mittelmeerraumes. Jedenfalls keinen modernen, der der Aufspaltungshysterie und ständigen Umbenennung von Arten und Gattungen Rechnung tragen kann und dann noch anwendbar ist.

Aber sowas kann es auch gar nicht geben. Leider.

LG, Frank.



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Maze71
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#4 AW: Messor sp. – Drei Messor Arten aus der Ukraine!

Beitrag von Maze71 » 24. August 2009, 21:50

Hallo zusammen

Habe auch nur die Informationen der braunen Messor spec auf Kalytta's Web gefunden. Vielleicht weiss er ja mehr ;-)

lg Maz



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Frank Mattheis
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#5 AW: Messor sp. – Drei Messor Arten aus der Ukraine!

Beitrag von Frank Mattheis » 24. August 2009, 22:02

Wohl kaum. Das sind Arten aus der TĂĽrkei, aus Nordafrika oder von den Kanaren. Niemand weiss mit Sicherheit, welche Arten das sind, es ist ein grosses Raten.
Nur am Rande, Maze71, braune Färbung ist kein sicheres Merkmal für eine Bestimmung oder Zuordnung zu einer Art. Schon gar nicht bei Arten aus sehr unterschiedlichen Regionen.

Sichere Bestimmung solcher exot. Messor ist selten möglich, allenfalls erfahrenen Myrmekologen, die sich mit Messor intensiv befassen. Bei auffälligen Arten ist eine Bestimmung dann aber schon möglich, zB. bei der arenarius-Gruppe, bei minor und hesperius, structor, capitatus oder barabarus.



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Maze71
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#6 AW: Messor sp. – Drei Messor Arten aus der Ukraine!

Beitrag von Maze71 » 25. August 2009, 18:30

@ Frank ja das ist mir schon klar. Hab da mal was über eine braune Messor spec. gelesen und dachte ich erwähne das. lg Maze



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Frank Mattheis
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#7 AW: Messor sp. – Drei Messor Arten aus der Ukraine!

Beitrag von Frank Mattheis » 25. August 2009, 18:51

Ist ja auch richtig, helfen zu wollen, Maze. Weiss ich natĂĽrlich, dass Dir das klar ist.
War auch nur ein Hinweis, keine Zurechtweisung..;)

Aber es ist eben sauschwierig, solche Arten zu bestimmen. es gibt eben m.W. keinen guten Schlüssel. Dabei wird der Genus Messor wohl zur Zeit wieder einmal durchgeforstet und überarbeitet. Dabei wird aber nichts schlüsselartiges herauskommen, allenfalls Umbenennungen, Aufspaltungen, Neubenennungen... Brauchbare Schlüssel mit zweifelsfrei eindeutiger und möglicher Anwendung werden dann die kreativen "Umbenenner" nicht liefern können.

Man vergleiche die völlig unnötige Neu- und Umbenennung einer guten Art, die seit Jahrhunderten als solche beschrieben und beforscht ist, Formica glauca in Formica lusatica.
Ein fĂĽr mich zweifelhaftes Forschungsergebnis, zumal keine Klarheit bei der schon immer schwierigen Unterscheidung zur Schwesternart (Formica rufibarbis) mitgeliefert wurde.
Wahrscheinlich muss diese Art nun auch noch umbenannt werden..:)

Die Altvorderen, die einst die Myrmecologie begründeten, würden sich angesichts solcher "Strömungen" wohl im Grabe umdrehen.

LG, Frank.



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#8 AW: Messor sp. – Drei Messor Arten aus der Ukraine!

Beitrag von Maze71 » 25. August 2009, 19:38

Kein Problem, Frank ;-)

Das gleiche Problem besteht ja auch in der Aquaristik. Vorallem bei den diversen Welsarten die aus SĂĽdamerika stammen. Auch dort ist kein SchlĂĽssel vorhanden, will aber schnell Geld verdienen. Schlusssenendlich wurden sie einfach mit L-Nummern versehen. Und so kommt es dann raus:

[font=Geneva, Arial, Helvetica, san-serif]Ancistomus sp. [/font] [font=Geneva, Arial, Helvetica, san-serif]Altamira - São Felix do Xingu)am Rio Xingu, Rio Curuá und Rio Iriri Pará, Brasilien[/font] [font=Geneva, Arial, Helvetica, san-serif]L13 ist vermutlich Jugendform von L12. Wird Im Handel oft falsch als L163 angeboten.[/font]

Hoffentlich blĂĽht der Myrmecologie nicht das Gleiche, vorallem weil ja schon ein gewisser Hype spĂĽrbar ist. Der mich, wohlgemerkt auch gepackt hat, schliesse mich da nicht aus.

Lg Maze



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