Hallo Ameisen-Bestimmungs-Freunde!

Ich habe eine Lasius Art gefunden und möchte gern wissen um welche es sich handelt. Ich vermute Lasius brunneus. Ich hoffe ihr könnt mir helfen. Ich habe ein totes Exemplar, sowie zwei lebende. Als kleiner Hinweis: Ich konnte beobachten, wie sich die Gynen gleicher Art versuchten einzugraben.

Eckdaten:
Gefunden am: 25.08.2009
Zeit: Ca. 17. 00 Uhr
Fundort: Göttingen/Niedersachsen
In meinem Garten, Steinbepflasterung.

Wetter:
Sehr warm 31°C.
Sehr schwül
Leichter Wind
Sonnig

Habitus/Färbung/Pubescens:
Größe: 8mm
Einheitliche bräunliche Färbung. Scapus sowie Fühlergeißel sind etwas heller nuanciert sowie auch, Coxa, Trochanter, Femur, Tibia und Tarsen oder Tarsi) ist der unterste Abschnitt des Ameisenbeins, bestehend aus mehreren Gliedern.">Tarsus.
Die Gyne wirkt bei normalem Tageslicht braun. Bei Sonneneinstrahlung leicht rötlich. Beim fotographieren mit Blitz wirkt die Gyne sehr hell.



Bitte kein Rätselraten oder wirre Vermutungen aufstellen, wenn dann nur unter Erleuterung!

Viele Grüße
Imago

Hi,

das sieht mir nach sozialparasitär aus, Chthonolasius. Besonders auf dem ersten Bild sieht man, wie groß und kräftig der Thorax im Vergleich zu der Gaster ist. Aber Du schreibst, sie versuchen sich einzugraben? Das würde sowohl Lasius brunneus als auch Chthonolasius sp. ausschließen. Oder nur ein Versuch, Dir zu entkommen?
Oder liege ich vollkommen falsch?

Grüße, Phil

Na also Eingraben schließt Sozialparasitär nicht aus denke ich.
Mit Chthonolasius kenne ich mich nicht so aus.
Gibts denn nirgendwo ein adequates Bilderverzeichniss zum vergleichen?

Hi PHil:-)

Ja, genau da liegt nun mein Problem!
Alles wiederspricht sich. Ich lasse nun die anderen Beiden frei, waren nun lange genug in meiner Ophut. Wenn sie wirklich sozialparasitisch gründen, wäre es schade um die Tiere!

Leider habe ich es vorher nicht geschaft zu posten.

Hehe^^, ja es waren natürlich auch welche auf der Flucht vor mir, aber nicht alle. Also ich konnte eindeutig beobachten wie sich Gynen versuchten, ohne sie zu stören, zwischen den Wegplatten einzugraben.

Eine wichtige Information habe ich vollkommen vergessen, eine Gyne zerteilte gerade eine Lasius sp. Arbeiterin. Evtl. noch eine Pygmäe, die Art konnte ich leider nicht ausmachen.

Vielelicht ein entscheidender Hinweiß?

Viele Grüße
Imago

Lieber Imago, das solltest Du als alter Hase aber wissen, sowas machen nur Chthonolasius-Königinnen. Hier sicher umbratus. Näheres, weil ich gerade auf dem Trip mit den Literaturhinweisen bin, findest Du hier:

GÖßWALD, KARL, "Beobachtungen über parasitische Ameisen unter besonderer Berücksichtigung der abhängigen Koloniegründung von Lasius umbratus mixtus Nyl."

Zeitschrift für wissensch. Zoologie, 151,Seite 101-148, 1938

Ein interessanter, fundamentaler und eigentlich unübertroffener Beitrag zu den sozialparasitischen Lasius, insbesondere hier zu den o.g. Arten. Findet man bestimmt irgendwo irgendwie als Pdf im Web.

LG, Frank.

Hallo Frank!

Vielen lieben Dank!

Gynen sind schon wieder in der Natur unterwegs. Gut das ich hier noch mal auf Nr. sicher gegangen bin! Ich schaue mir dieses Jahr die Gynen genau an. Schließlich ist es mein erstes Jahr, in dem ich bewusst den Schwarmflug miterlebe. Eine Gyne auf Bildern sieht dann in der Realität doch wieder anders aus. Nun gut, hier hat sie das Art typische Verhalten verraten!

Das zerteilen der Arbeiterin war mir nun auch nicht ganz geläufig, oder besser geschrieben, ich habe den Zusammenhang nicht richtig gedeuted, da ich es nur bei einer Gyne beobachten konnte und die Arbeiterin bereits tod war.

Schön, habe wieder eine Menge gelernt!

Vielen Dank für die Aufklärung und Hilfestellung!

EDIT:

Freilandbeobachtungen über die temporär sozialparasiti-
sche Koloniegründung von Ameisen des Subgenus
Chthonolasius beziehen sich wegen der verborgenen
subterranen Lebensv^^eise überwiegend auf den kurzen
Zeitraum zwischen der Landung nach dem Schwarmflug
bis zum Eindringen in die Wirtskolonie. Allgemein wird
berichtet, dass die Jungköniginnen mancher Arten vor
dem Nesteingang eines Wirtsvolkes eine Wirtsarbeiterin
ergreifen und teilweise zerbeissen (GÖSSWALD 1938,
HÖLLDOBLER 1953).

http://www.archive.org/stream/ants_14681/ants_14681_djvu.txt

GÖSSWALD, K. 1938: Grundsätzliches über parasitische
Ameisen unter besonderer Berücksichtigung der
abhängigen Koloniegründung bei Lasius umbratus
mixtus Nyl. - Zeitschrift für wissenschaftliche
Zoologie 151: 101-148.

In dem Literaturverzeichnes findet man die besagte Quellenangabe.

LG Imago

Danke für diese schönen Links, Imago. Diese erste Arbeit kannte ich noch nicht, sehr schön. Sehr interessante Arbeit.
Man sieht jedoch, das bei diesen Arten noch einiges unbekannt ist.
Es wäre also lohnend, wenn man sich intensiver mit diesen Arten befassen würde. Wer also jetzt noch Chthonolasius-Weibchen findet, sollte sich an diesen Experimenten versuchen. Man kann dabei nur gewinnen.
Es ist dabei anfangs gar nicht so wichtig, genau zu wissen, welche Chthonolasius-Art man da in Form einer Jungkönigin vor sich hat. Eine fixe Bestimmung ist später immer noch möglich. Die meisten der Arten parasitieren Lasius der niger-Gruppe. Junge Arbeiterinnen dieser Arten kann man noch finden, junge deshalb, um sicher zu gehen, dass die Adoption gelingt.

Interessanter noch wären Versuche mit Arbeiterinnen von Nestern, in dessen Nähe man die Chthonolasius gefunden und beobachtet hat. Wichtig wäre, aufzuzeichnen, hat das Weibchen bereits eine Arbeiterin "gemordet".

Interessant auch wären Versuche mit weisellosen und vergleichend mit weiselrichtigen Wirtsameisenvölkern, auswertend daraus, bei welchen Völkern ist die Wahrscheinlichkeit der Adoption grösser? Ist sie, wie zu vermuten wäre, bei weisellosen Wirtsameisen signifikant grösser?

Usw, usw...

LG, Frank.