Bei einem Urlaub in Kroatien im Jahr 2006 gelang es mir eine begattete Jungkönigin von Crematogaster scutellaris zu fangen und zu hause erfolgreich zur Gründung zu bringen. Die Haltungserfahrungen die ich mit dieser Art gemacht habe, konnte ich dieses Jahr bei einem Urlaub in der selben Gegend durch einige Freilandbeobachtungen ergänzen.
Ort der Beobachtungen.
Die Beobachtungen wurden von mir in Kroatien an der Kvarner Bucht bei Istrien gemacht.
Das Gebiet zeichnet sich durch eine bergige Landschaft aus, welche bis zum Meer reicht. Während das Klima zum Meer hin warm und mild ist, nimmt die Temperatur mit steigender Höhe deutlich ab. Erkennbar ist dies auch an der Vegetation. Dominieren vom Meer bis in eine Höhe von 300-400 Metern noch Lorbeerwälder, ändern sich diese nach oben hin in Wälder mit Buchen und Bergahorn.
Gerade in den Lorbeerwäldern ist C. scutellaris sehr häufig zu finden. Dort sind auch sehr viele Obstbäume zu finde, wie Feigen und Pfirsiche, aber auch zahlreiche Esskastanien, deren alte Stämme und morschen Äste fast immer Nester von C. scutellaris aufweisen.
Allgemeine Beobachtungen
Crematogaster scutellaris ist dort eine weit verbreitete Art, welche recht dominant ist. Ihre Nester sind sehr Volkreich mit mehreren Zehntausenden Tieren. Sie verfügen über ein starkes Abwehrsekret, welches bei Bedrohung oft als deutlich sichtbares Tröpfchen an der Hinterleibsspitze abgesondert wird.
Dieses Sekret hinterließ gelbliche Flecken auf meinen Händen und war, trotz mehrmaligen Waschens mit Seife, auch noch einige Tage später zu riechen.
Diese Art ist recht aggressiv gegenüber anderen Ameisenarten und kann sich durch ihre sehr schnelle Rekrutierung und dank ihres Abwehrsekrets zum Beispiel an Futterquellen behaupten. Selbst Wespen werden durch das Sekret erfolgreich abgewehrt.
Daher kann diese Art auch größere Beute verwerten, wie verendete Kleintiere und diese vor anderen Konkurrenten sichern.
Hier verwertet C. scutellaris eine überfahrene Schlange, welche in den Bergstraßen häufiger Opfer des Autoverkehrs werden.
Hier ein Exemplar welches es kurz zuvor überfahren wurde.
Oft führen sehr lange und dicht belaufene Ameisenstraßen von den Nestern zu diesen reichen Futterquellen.
Sie jagen aber auch geschickt kleinste Insekten, wie kleine Fliegen, Schlupfwespen und Blattläuse und bringen diese zum Nest.
Aber Blattläuse werden nicht nur gefressen, sie dienen dieser Art auch als Lieferanten von Honigtau.
Beobachten konnte ich auch wie diese Ameisen Wasser aus einem alten Fass eintrugen. Es herrschte in dieser Gegend Kroatien eine längere Trockenheit, weshalb auch einige Ameisengattungen (sehr auffällig bei Messor) kaum zu beobachten waren da sie sich tief in ihre Erdnester zurückgezogen hatten.
Crematogaster scutellaris war jedoch sehr präsent und könnte von mir immer beobachtet werden.
Naturnester.
Die Nester dieser Art konnte ich praktisch überall finden.
Fast jedes größere, morsche Holzstück enthält ein Nest. Oft im sonnigen bis halbschattigen Bereich, jedoch genauso im Schatten dichten Waldes. Neben alten Baumstümpfen, Wurzeln und Ästen werden auch Zaumpfosten und der Gleichen genutzt. Auch in Spalten von Felsen fand ich ihre Nester, jedoch so gut wie kaum unter Steinen. Erdnester konnte ich keine entdecken, auch die manchmal beschriebenen Kartonnester konnte ich nicht beobachten.
Hier einig Freiland-Nester:
Hier nutzt diese Art neben Holz auch Spalten in den Felsen,
wie auf dem nächsten Bild zu sehen ist.
Nesteingang in den Fels.
Typisches Holznest dieser Art.
Ein weiters sehr großes Nest in einem Holzstück.
Bei der kleinsten Störung schwärmen sofort tausende von Tieren aus dem Nest hervor.
Innenansicht eines Nestes, hier der Rest einer Esskastanie.
Die Nester enthielten Zahlreiche Geschlechtstiere, da diese Art relativ spät im Jahr erst schwärmt.
Dabei waren immer Männchen und Jungkönigin enthalten.
So, nun noch etwas Werbung für diese tolle Art.^^
Alles in allem lässt sich diese Art sehr häufig finden und damit auch gut beobachten. Auch ihre auffällige Färbung macht ein erkennen leicht, zudem ist der für Crematogaster typische Habitus unverwechselbar. Ihr Verbreitungsgebiet liegt zudem noch in bester Urlaubslage.
Die Haltung ist abgesehen vom schnellen Wachstum und der zu erreichenden Koloniengröße recht einfach. Wichtig ist nur ein entsprechend guter Ausbruchsschutz, da diese Art sehr expansionsfreudig ist und ständig versucht neue Nahrung zu erschließen. Für den erfahrenen Halter ist diese Art durchaus interessant, da ständig viele Arbeiterinnen furagieren, sie nicht sehr wählerisch beim Futter sind und zudem noch eine schöne Färbung aufweisen.
Die Anlagen müssen nur entsprechend groß sein, um den Bewegungsdrang dieser Tiere gerecht zu werden.
Etwas verwunderlich finde ich es daher schon, dass man kaum Berichte über die Haltung dieser Ameisen findet.