Frage zum Ausbruch exotischer Arten

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
Omega
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#1 Frage zum Ausbruch exotischer Arten

Beitrag von Omega » 21. November 2009, 18:42

Danke für die Infos.

Ich habe mal kurz eine dämliche Zwischenfrage:

Ich habe schon über Exoten > Ausbruch > schlecht für die hiesige Umwelt gelesen.
Aber eine Sache ist mir noch nicht ganz klar:

Wenn mal eine Arbeiterin ausbüchst ist das doch "egal", also in dem Sinne, dass diese nicht einen Staat gründen kann.

Oder bezieht sich das dann darauf, dass diese dann eine Duftspur legt und dann die anderen Ameisen schnell einen neues Nest suchen?

Oder anders gefragt:

Wie läuft so ein "Ausbruch" eigentlich ab und ab wann wird es gefährlich? Also der Vorgang an sich wäre für mich mal interessant. Nicht das Endergebnis.

In der FAQ wird das irgendwie nicht so genau beschrieben. Eben nur fehlender/schlechter Ausbruchsschutz = Gefahr bzw. eben die generelle Gefahr.

Ich lasse mich auch gerne auf einen Link verweisen. Vielen Dank.



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ameisenheld4
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#2 AW: Lasius neglectus - Befall in einem Wohnhaus

Beitrag von ameisenheld4 » 21. November 2009, 23:40

@Omega: Ja es stimmt schon, dass es dann nicht ganz so schlimm ist wenn nur eine einzige Arbeiterinn flüchtet ohne aber die Königin mitzunehmen. Doch ganz so einfach ist das auch wieder nicht. Exotische Ameisen können verschiedenste Parasiten an sich tragen, die dadurch dass die Ameise flüchtet natürlich auch mitgehen und so in unser Ökosystem gelangen. Viele Parasiten können sich gut vermehren und schaden unserer heimischen Fauna da diese sich nicht wehren kann.
Ein Beispiel wären die Bienen. Man importierte eine amerikanische Bienen Art nach Europa, da diese deutlich mehr Honig produzierte. Eigentlich alles toll, doch leider wurden mit den Bienen auch Parasiten importiert die auf unseren heimischen Bienen übergriffen. Die amerikanischen Bienen hatten sich an den Parasit angepasst und denen machte dies nichts aus, doch leider starben viele heimische Bienen da diese wehrlos waren gegen den neuen Feind.
Deshalb ist bei Exoten ein guter Ausbruchschutz PFLICHT.

Korriegiert mich bitte wenn ich Müll erzähle!!!



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Clypeus
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#3

Beitrag von Clypeus » 22. November 2009, 10:05

Schau mal hier. Ich hoffe, es kann einige deiner Fragen eventuell beantworten.

Wie läuft so ein "Ausbruch" eigentlich ab und ab wann wird es gefährlich? Also der Vorgang an sich wäre für mich mal interessant. Nicht das Endergebnis.
Die Gefährlichkeit von Ausbrüchen bei exotischen Ameisen ist eher artenspezifisch. Brechen zum Beispiel einige Myrmecia pavida bei dir aus, denke ich doch, dass die Schäden größer sind, wenn z. B. Crematogaster sp. in deinem Haus ausbrechen. Holzschäden etc. können die Folge sein---> ein teurer Kammerjäger muss her, falls der Ausbruch größere Maße annimmt. Ich zitiere an dieser Stelle mal Micky:
Nicht jede exotische Art ist auch wirklich invasiv bzw. hat das Zeug sich in unserem Ökosystem einzunisten, aber zur Sicherheit sollte generell jede Art als potenziell invasiv angesehen werden.


Wenn mal eine Arbeiterin ausbüchst ist das doch "egal", also in dem Sinne, dass diese nicht einen Staat gründen kann.
Wenn eine Ameise ausbrechen kann, könnte es sein, dass auf demselben Weg weitere Ameisen ausbrechen.



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Sajikii
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#4

Beitrag von Sajikii » 22. November 2009, 10:27

Um kurz Ameisenheld4 zu korrigieren, es waren asiatische Honigbienen, also keine aus Amerika stammende. Die asiatischen Honigbienen entwickelten einen so genannten "Putztanz". Dieser veranlasst befallene Bienen so zu tanzen, damit aufmerksame Schwesterbienen die Milben suchen und abbeißen. So halten sie eben die Varroa in Schach, was unsere europäische Biene erst "erlernen" muss. Es starben damals nicht nur viele Honigbienen, sondern tun es jetzt auch noch. Viele Hobbyimker informieren sich zu wenig, oder glauben "meine Bienen bekommen sicher keine Varroa". Sichtlich überfordert, wird die Milbe uns noch lange auf Trapp halten.

Omega @ Gründerkolonien oder junge Kolonien sind sehr vorsichtig im Außendienst und brauchen noch nicht viel Platz. Allerdings, sobald die Kolonie eine enorme Größe erreicht hat, sehen die Anforderungen schon wieder anders aus. Gibt es genug Futter und Platz im Sinne der Arena und im Nest? Sobald ein Faktor nicht mehr passt, veranlasst es die Ameisen zu handeln. Es kommt ganz auf die Art an, wie extrem die Expansionsschübe sein können. Ich nenne einfach mal Pheidologeton diversus, diese Ameisen versuchen mit allen Mitteln die Ausbruchsicherungen zu überbrücken. Meistens sind es sowieso die Minor-Arbeiterinnen bis zu die ersten Media-Arbeiterinnenzwischenformen die die Glasscheibe ohne Probleme locker hochlaufen können. Einerseits fangen sie an mit Baumaterial, Pflanzenteilen, Chitinstücke oder irgendwelche andere Abfallhaufenüberresten die Ausbruchsfläche zu bekleben. Also zum Beispiel bei Paraffinöl oder Vaseline o.ä. wird die ameisenfeindliche Fläche einfach damit außer Gefecht gesetzt, indem sie sich eine Brücke bauen. Wenn es aber kein Baumaterial wie oben erwähnt gibt, z.b. in einem sterilen Formicarium, verfangen sich "einfach" die ersten Arbeiterinnen im Expansionsdrang und sterben in der Ausbruchsicherung, und es folgen immer mehr Arbeiterinnen, bis die Ausbruchsicherung durch Leichen nicht mehr funktioniert und die nächsten Ameisen laufen über Tote drüber. Dann gibt es auch noch die Sache mit den Silikonnahten in Aquarienbecken usw. wo alle Mandibeln damit beschäftigt sind ein Loch rein zu beißen. Natürlich sind diese Varianten der Expansion dann Anzeichen für eine fehlerhafte Haltung, denn dann fehlt es an Nahrung, oder an Platz, oder wenn es ganz mies sein sollte, an beiden Bedürfnissen. Und wie schon über mir erwähnt wurde, kann eine einzelne ausgebrochene Arbeiterin Parasiten besitzen die nicht in unser Ökosystem passen, ... die Frage ist die ob die exotischen Parasiten überhaupst einen staubtrockenen, eventuell auch staubigen Laminatboden oder gar Teppichboden überleben würden *gg*. Naja, ... unterm Strich ist es also immer gut mindestens zwei Ausbruchsicherungen zu haben, z.b. Paraffinölstreifen und oben drauf einen dichten! Deckel.


LG

Omega
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#5 AW: Frage zum Ausbruch exotischer Arten

Beitrag von Omega » 22. November 2009, 13:35

Interessant vielen Dank für die Informationen. Jetzt sehe ich die Sache schon etwas klarer.

Wie ich gelesen habe, beißen auch manche Arten das Nest z.B Ytongnest durch. Schlecht, wenn man dann ein Externes hat.

Kommt halt auf die Stärke der Mandibeln an, denke ich mal.

Also könnte man so eine Formel aufstellen:

Die Ameisen gehen immer höhere Risiken (neues Territorium = neues Risiko, oder? ) ein, je schlechter der Lebensstandard für die Kolonie ist.

Und bevor die ganze Kolonie zu Grunde geht opfert man sich... irgendwie logisch.

Meistens sind es sowieso die Minor-Arbeiterinnen bis zu die ersten Media-Arbeiterinnenzwischenformen die die Glasscheibe ohne Probleme locker hochlaufen können.


Wie wäre es dann bei der Königin, den Majoren oder Soldaten? Werden die dann "getragen"? Oder werden dann auch "Brücken" mit Leichen/Resten gebaut?


@Smaug
Danke fürs umsetzen.



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mixi
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#6 AW: Frage zum Ausbruch exotischer Arten

Beitrag von mixi » 22. November 2009, 16:30

Hi
Ich wollte mal was zu den "Leichen" sagen ich konnte in einem Benediktiener Kloster in Benediktbeuren die zu Naturwissenschaftlichen Zwecken Atta sexdens halten schon einmal beobachten das mehre hundert Attas in deser Halle rumspazierten ich berichtete das dem dafür zuständigen Mönch und der Sagte ganz Trocken:"Macht nichts die ham halt Hunger!"

Also haben wir sie gefüttert und nach einer halben Stunde war keine einzige Atta mehr da.Alle haben brav ihre Blätter zerschibbelt und sie rumgetragen.

Es kommt also finde ich darauf an obman sich sicher sein kann dass die Ameisen keine Milben haben.das Kloster hat jene vor Jahren bekommen und lässt Regelmäßig Untersuchungen an Tieren duchführen(ca. alle 2 Monate).

mfG
mixi


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Sajikii
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#7

Beitrag von Sajikii » 22. November 2009, 16:33

Das ist richtig, es kann vorkommen das Ameisen den Ytong bearbeiten, aber es kann das selbe auch bei Gips- oder Korknester auftreten, also dann auf jeden Fall Exoten immer intern pflegen, nie extern, außer man hat alles in einen riesen Wasserbehälter, was aber heut zu Tage nicht mehr gerne angewendet wird, da etwas unpraktisch.

Wie wäre es dann bei der Königin, den Majoren oder Soldaten? Werden die dann "getragen"? Oder werden dann auch "Brücken" mit Leichen/Resten gebaut?

Besonders bei Pheidologeton diversus ist das tragen in Gruppen gut ausgeprägt. Gutes Beispiel sind Körner die man anbietet, gleich fassen drei bis vier Minor mit an und tragen gut koordiniert das Korn ins Nest. Das gleiche geschieht mit großen Futterinsekten oder bei großer Majorbrut. Alles wird in Gruppen getragen, so würden sie auch einfach die schwereren Nestgenossen wie Major, Riesenmajor oder Gynen dabei helfen sie über die Glaswand zu tragen, keine Frage. Auch bei Atta sp. sieht man das oft, wenn eine Jungkolonie aus dem Transportbehälter ein paar Arbeiterinnen die schwere Gyne über den Behälterrand und runter ins neue Nest transportieren ... ist also typisch Ameise. Allerdings sollte man bedenken das Gynen bei einem Umzug oftmals als letztes dran kommen, meistens sind Jungameisen und Brut die Ersten die rüber getragen werden.

Deine Formel trifft es gut. Daher sollte man auch unbedingt immer die Arena- und Nestgröße ständig erweitern können und genug Futter zur Verfügung haben. Das würde dann nicht nur die Formel ausschließen, sondern auch für die Ameisen artgerechter werden!


LG

Gast
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#8

Beitrag von Gast » 22. November 2009, 17:29

Zitat von mixi:[quote][I][color=black][font=Verdana]Ich wollte mal was zu den "Leichen" sagen ich konnte in einem Benediktiener Kloster in Benediktbeuren die zu Naturwissenschaftlichen Zwecken Atta sexdens halten schon einmal beobachten das mehre hundert Attas in deser Halle rumspazierten ich berichtete das dem dafür zuständigen Mönch und der Sagte ganz Trocken:"Macht nichts die ham halt Hunger!"[/quote][/font][/color][/I][font=Calibri]Ist ja extrem krass! Fast schon wie eine Botschaft aus dem Jenseits :)[/font]

[font=Calibri]Lest mal den thread hier, beginnend am 6. 12. 2004, er ist echt interessant:[/font]
[font=Calibri]http://www.ameisenforum.de/ameisenforum-2001-2005-archiv/blattschneider-oder-treiber-ameisen.html[/font]
[font=Calibri]Der thread endet leider am 10.03.2005. Über die „Forschung“ in Benediktbeuern und über deren wissenschaftliche Ergebnisse habe ich inzwischen nie etwas gehört. [/font]

[font=Calibri][font=Calibri][size=100]Ein „Zentrum für Umwelt und Kultur“ ist auf der Seite des Klosters Benediktbeuern zu finden, also das "ZuK", für das seinerzeit die Ameisen angeschafft werden sollten [/font][font=Calibri]http://www.zuk-bb.de/zuk/[/font]
[font=Calibri]Da ist viel von Umwelt- und Naturschutz zu lesen. Hinweise auf die Blattschneiderhaltung fand ich allerdings nicht. [/font]
[/font][/SIZE][font=Calibri]Da Du, Sajiki, den letzten Post in dem alten thread verfasst hattest, kannst Du uns vielleicht noch etwas mehr über den Ablauf sowie über Sinn und Zweck dieser Blattschneiderhaltung mitteilen?[/font]

[font=Calibri]mfG,[/font]
[font=Calibri]Merkur [/font]



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