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Der Bausenberg - Heimat diverser Tierarten

Berichte, Erfahrungen, Beobachtungen aus der Natur
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Clypeus
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#1 Der Bausenberg - Heimat diverser Tierarten

Beitrag von Clypeus » 29. Januar 2010, 17:26

Seit etwa zwei Jahren bin ich innerhalb der wĂ€rmeren Zeit des Jahres ein regelmĂ€ĂŸiger Besucher des Bausenberges im Brohltal. [1 – Blick auf einen Hang] Bei dem Bausenberg handelt es sich um einen erloschenen Vulkan, der wegen bestimmter naturreller UmstĂ€nde zur Heimat zahlreicher verschiedener Tierarten geworden ist, insbesondere Insektenarten- es sollen dort beispielsweise ĂŒber 500 verschiedene Schmetterlingsarten leben. Das erste Bild unten zeigt einen einen der Schmetterlinge, allerdings handelt es sich hierbei um einen nicht Seltenen der Art Vanessa cadui. Bilder der Schmetterlinge und eines Falters[2,3,4,5]

Weiterhin gibt es in dem Gebiet eine Ziegenherde, die wĂŒst durch das Land zieht. Sie sind immer unterwegs und haben schon einen kleinen Teil des Waldgebiets, bis auf die BĂ€ume selbst, kahlgefressen. Kurzgewachsene Vegetation ist dort nicht mehr auszumachen. [6]
Auch eine Ringelnatter bekam ich zu Gesicht, einige Eidechsen sowie eine Blindschleiche am Waldrand.

Weiterhin sind dort auch zahlreiche GrashĂŒpfer und Heuschrecken vorzufinden- besonders hĂ€ufig war dort auch die BlauflĂŒgelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens), eine eher unauffĂ€llige Art, die aber durch ihre GrĂ¶ĂŸe auffĂ€llt, ebenso durch ihre blauen FlĂŒgel, die beim Wegfliegen vor einem potentiellen Feind gut zu sehen sind. Offenbar bevorzugt diese Art vegetationsarme und sehr warme Habitate, da ich sie bisher an den vegetationsarmen östlichen AuslĂ€ufern des Bausenberges und in den warmen Weinbergen zu beobachten vermochte. Durch ihre FĂ€rbung ist sie in der Ruhestellung als gut getarnt zu bezeichnen.

Das Gebiet ist weiterhin die Heimat zahlreicher Ameisenarten- bisher habe ich nur die östlichen Gebiete genauer unter die Lupe genommen, aber ich entdeckte zahlreiche Temnothorax/Leptothorax- Ameisen, weiterhin ist das Gebiet auch die Heimat von Raptiformica sanguinea, Camponotus, Serviformica und vieler anderer Gattungen. Myrmica allerdings konnte ich in den trockenen Habitaten nicht entdecken, was allerdings kaum verwundert; Bisher konnte ich diese Art nur in ausgeprÀgt feuchten Habitaten entdecken, mindestens WaldrÀndern.

Vor kurzem konnte ich auch einen Umzug von Ameisen der Unterfamilie Myrmicinae ausmachen- es handelte sich um ein offenbar polygynes Volk mit relativ kleinen Arbeitern- eine der Königinnen ließ ich auf meiner Hand rumkrabbeln. Nach einer Weile legte ich sie wieder nieder und nach kurzer Zeit gliederte sie sich wieder in die Straße ein.

Bei meinem vorletzten Besuch im Sommer konnte ich auch etwas auffĂ€lliges beobachten; Ich sah zahlreiche Formica- Arbeiter, die im wahrsten Sinne des Wortes um einen Stein auf dem Trockenrasen „herumwuselten“. Zuerst hielt ich es fĂŒr ein Nest, allerdings hatte ich noch nie in so großer Zahl die Arbeiter auf der Nestbedeckung gesehen, weswegen meine Neugier gefesselt war. Ich hob den Stein hoch, was mir einige Stiche der Arbeiter einbrachte. Im Innern des Nestes schließlich entdeckte ich einige wenige schwarze Serviformica- Arbeiter, die eifrig darum bemĂŒht waren, einige Puppen ins Innere des Nestes zu schleppen. Zahlreiche Schwarzrote Arbeiter der o. g. Formica- Arbeiter attackierten die Verteidiger und schleppten erbeutete Brut aus dem Nest- es handelte sich augenscheinlich um einen Angriff des fakultativen Duloten [Duloten- > SklavenrĂ€uber, die oftmals andere Nester einer entsprechenden Wirtsart angreifen und unterschiedliche oder alle Brutstadien aus dem Nest rauben, manchmal auf Arbeiter [?]- man unterscheidet zwischen obligatorischen (auf Sklaven angewiesen- Beispiel: Polyergus, Harpagoxenus) und fakultativen (nicht auf Sklaven angewiesen; Beispiel : R. sanguinea)] Raptiformica sanguinea, der Blutroten Raubameise, auf ein Serviformica- Nest. [letztes Bild]

Oben hatte ich als weiteren Bewohner die Gattung Camponotus genannt- Ich konnte zahlreiche Nester der Art Camponotus ligniperda entdecken, der offenbar hier dominantesten Art ĂŒberhaupt. Unter zwei Banken fand ich zwei große Völker vor, in einem Baumstumpf, unter einem Stein sowie in einem Ast.

Als ich allerdings letztes Mal am Bausenberg vorbeischaute, war ich recht wĂŒtend. Von "meinen" Nestern, die ich auf dem Bausenbeg kannte, waren zwei willkĂŒrlich zerstört worden. Ein Teil des morschen Baumstumpfs war herausgerissen worden. Er lag auf dem etwa zwei Meter weiter entfernten Weg. Auch der Ast war von seiner Stelle weggerollt worden. Auch er war unbewohnt. Ich nahm die beiden Nestteile mit; wenn sie schon zerstört waren, wollte ich einen genaueren Blick auf sie werfen. Bei dem bereits herrausgerissen „Baumstumpf- Teil“ stellte sich dies als leicht heraus. Der Blick in den Ast blieb mir selbstverstĂ€ndlich verwehrt, bis ich mich nach einigen Tagen Aufbewahrung entschloss, ihn durchzusĂ€gen. Nach etwa 20 Minuten Arbeit mit meinem Bruder, hatten wir den Ast erfolgreich durchsĂ€gt. Es hatte sich in jeder Hinsicht als schwerer herausgestellt, als gedacht. Der Blick in das Nest offenbarte, dass die Ameisen sich offenbar mit wenig Orientierung durch das Nest nagten; an einigen Stellen hatten sie den Ast durchbissen; behelfsmĂ€ĂŸig hatten sie die Löcher wieder zugebaut. Das war jedenfalls mein Eindruck von den kleinen Löchern an der Seite des Astes. [7,8]

In der NÀhe einer Bank fand mein Bruder den Teil eines anderen Nestes. Die Waben waren ungefÀhr 5 mm breit [9]

An einem anderen Besuch auf dem Bausenberg konnte ich eine alate [alat-> geflĂŒgelt] Jungkönigin in der NĂ€he des Nestes ausmachen, die unten auf den Bildern zu sehen ist. Was mich verwunderte war, dass sie allein unterwegs war- warum dies der Fall war, sei dahingestellt. Ich ließ sie nach den Aufnahmen wieder da frei, wo ich sie hergenommen hatte. [10,11]

[1]Bild

[2]Bild

[3]Bild

[4]Bild

[5]Bild

[6]Bild063

[7]Bild

[8]Bild

[9]Bild

[10]Bild

[11]Bild

[letztes Bild]

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Boro
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#2 AW: Der Bausenberg - Heimat diverser Tierarten

Beitrag von Boro » 29. Januar 2010, 21:05

Gratuliere Clypeus, schöner Bericht mit sehr guten Fotos!
L.G.Boro



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KayRay
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#3 AW: Der Bausenberg - Heimat diverser Tierarten

Beitrag von KayRay » 29. Januar 2010, 22:08

Hey,
echt ein netter Bericht.
Scheint ja ne spannende Gegend zu sein..
Ich wĂŒrde das Gebiet im Sommer auch gerne mal erkunden..
VerrÀtst du mir wie man am besten hinkommt und wie weit man fahren muss.. (Ich komm ja auch ausm bonner Raum ;) )
Auf jedenfall toll was du fĂŒr Beobachtungen angestellt hast..
Haben die Raubameisen durch die Störung ihren Raubzug eigentlich unterbrochen oder haben sie unbeirrt weiter geplĂŒndert?
Gibt es in dem Gebiet auch kleinere feuchte Habitate wie TĂŒmpel, BachlĂ€ufe oder sumpfiges Terrain, oder ist das ein komplett trockenen Gebiet?

Ps: Mich regt es auch immer tierisch auf wenn iwelche Deppen in der Natur rumwĂŒten.. Da dĂŒrft ich keinen bei erwischen -.-

Lg Ray


Mitdenken tut nicht weh.
Und hilft dem Mensch seid eh und je.
:)

Deim
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#4 AW: Der Bausenberg - Heimat diverser Tierarten

Beitrag von Deim » 30. Januar 2010, 00:17

Echt schöner Bericht! Ich kenne die Gegend. Ich war vor 2 Jahren mal da und wollte sowieso schon immer mal wieder dahin, weil es echt ein besonderes Habitat ist. Vielleicht wird es ja bald mal wieder was! Insgesamt hat mir das damals, bis auf die AutobahnbrĂŒcke einen recht schönen Eindruck gemacht.

Zum Brohltal kommt man ĂŒbrigens von Bonn aus kommend ĂŒber das Meckenheimer Kreuz. Da kann man dann auf der A61 Richtung Koblenz fahren. Von dort sind es dann glaub ich maximal 15 bis 10 Minuten und dann ist da. Anschlussstelle Niederzissen muss man mein ich raus. Der Berg ist nicht zu ĂŒbersehen auf der rechten Seite (von der Autobahn aus).

Besten Gruß!



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Clypeus
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#5 AW: Der Bausenberg - Heimat diverser Tierarten

Beitrag von Clypeus » 30. Januar 2010, 09:47

Danke euch dreien! :)

Scheint ja ne spannende Gegend zu sein..
Ist sie auch. ;)
Ich wĂŒrde das Gebiet im Sommer auch gerne mal erkunden..
VerrÀtst du mir wie man am besten hinkommt und wie weit man fahren muss.. (Ich komm ja auch ausm bonner Raum ;) )
Na, halt dich mal an Deim. ;)
Haben die Raubameisen durch die Störung ihren Raubzug eigentlich unterbrochen oder haben sie unbeirrt weiter geplĂŒndert?
Soweit ich es beobachten konnte, haben sie unbeirrt weiter Puppen aus dem Nest geschleppt, als wÀre nichts passiert. Die mutigen Formica fusca in der Unterzahl wurden kaum beachtet- sie haben sich allerdings auch kaum gewehrt, sondern waren eher damit beschÀftigt, ihre Brut in die Tiefen des Nestes zu verfrachten. Leider habe ich den Raubzug nicht allzu lang beobachtet.
Gibt es in dem Gebiet auch kleinere feuchte Habitate wie TĂŒmpel, BachlĂ€ufe oder sumpfiges Terrain, oder ist das ein komplett trockenen Gebiet?
Nein, komplett trocken war es nicht. Leider kam ich nicht dazu, dass Waldterrain um den eigentlichen Krater genauer zu erforschen. TĂŒmpel dort halte ich auch eher fĂŒr unwahrscheinlich. Der Wald schien sogar trockener zu sein als andere WĂ€lder. Bisher war ich eher am Untersuchen der oben beschriebenen trockenen Ostseite- auf der Westseite gibt es auch noch ein trockenes Gebiet, welches es zu erforschen gilt. Der Wald ist auch so ziemlich unerforscht, allerdings glaube ich nicht, dass es dort beispielsweise Waldameisen in großer Zahl gibt, wenn ĂŒberhaupt.



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Clypeus
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#6 AW: Der Bausenberg - Heimat diverser Tierarten

Beitrag von Clypeus » 30. Januar 2010, 13:16

Bild Der Bausenberg - Heimat... 30.01.2010 12:22 .
Wow! Super Grund! DĂŒrfte ich fragen, was als BegrĂŒndung hier fungiert haben sollte? "." ist nicht gerade besonders aufschlussreich- ich bekomme ja hĂ€ufiger schlechte Bewertungen, aber sowas ist echt die Höhe! :mad:

Da fragt man sich echt noch, warum SOLCHE Mitglieder hier aufgenommen werden. Man kann ja seine eigene Meinung zum Ausdruck bringen- wie auch hĂ€ufiger zur Verteidigung des Renommeesystems bekrĂ€ftigt wird- aber solche Bewertungen tun dies eben nicht und dienen nur der Erregung öffentlichen Ärgernisses und nerven schlicht und einfach. Es klingt hart, aber ich fĂ€nde es nur fair, wenn solche Personen einfach aus der Forengemeinschaft ausgeschlossen werden wĂŒrden.



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mixi
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#7 AW: Der Bausenberg - Heimat diverser Tierarten

Beitrag von mixi » 30. Januar 2010, 13:21

Clypeus ich glaube da war jemand neidisch^^
mfg
mixi


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#8 AW: Der Bausenberg - Heimat diverser Tierarten

Beitrag von Green Iguana » 30. Januar 2010, 14:26

Genau wegen solchen Sachen bin ich bei eusozial.de ...
Trotzdem, habe ich mich ĂŒberreden lassen, hier auch aktiv zu bleiben ...
Ich schenk dir eine gute :spin2:.
Ach ja, toller Bericht.
LG



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