aus gegebenem Anlass (neue Forummaske - Antastisch weiß Bescheid), möchte ich noch einmal folgende Debatte aufgreifen:
Aus diesem zunächst rein kommerziellen Thema hat sich ein echtes, kleines Versuchsthema entwickelt.
Von meiner Position aus hierbei nocheinmal ein großes Lob und Herzlichen Dank an 4kidsmama, die sich leider seit Mitte Dezember nicht mehr im Forum hat blicken lassen. Sie hat zum Anstoß für die zahlreichen Versuche gepfiffen.
Während des damals ersten Usertreffens der Erlanger-Nürnberg-Gruppe hat Antastisch mir diese Studie vorgestellt. Dabei ist auf dieses Thema verwiesen worden. Im dritten Beitrag hat Sahal, auf die Studie bezogen, angedeutet, dass darin methodische Fehler vorkommen können.
Ich versuche nun im Folgenden eine kritische Auseinandersetzung:
Die Studie ergründet durch einen Versuchsaufbau zweier abwechselnder Zustände ("Rotlicht" und "absolute Dunkelheit") die Reaktionen von (Brüsseler) Lasius niger (unterteilt in "fouragierende" und "brutpflegende" Individuen - altersabhängig) und versucht somit einen Rückschluß auf die Rotlichtreaktion. Herausgerechnet wird die Temperaturdifferenz durch Rotlichteinwirkung.
Verwendet für "Rotlicht": Rotlichtlampe 625nm - 700nm(+x).
Verwendet für "absolute Dunkelheit": ne Box außen rum
Beleuchtung und Videoaufnahme über je ein seperates Loch, welches gegenüber dem Außen als dicht gilt.
Fouragierende und brutpflegende Individuen unterscheiden sich im Alter. Junge pflegen die
Aufgezeichnet werden im 90-Minuten-Wechsel die Reaktionen der beiden Gruppen auf die unterschiedlichen Lichtverhältnisse. (Eine Veränderung der Position wird als Reaktion gewertet. Auf den Sinn des Verhaltens zu schließen ist irrelevant.)
Ergebnis der Studie: Die Versuchskolonie Lasius niger reagiert auf die Lichtwechsel. Fouragierende Individuen reagieren sehr viel stärker als Brutpflegende.
Schluß der Studie: Die Versuchskolonie Lasius niger kann Rotlicht wahrnehmen. Möglicherweise in Abhängigkeit vom "Alter".
Kritikpunkte:
- Wenn Rotlicht untersucht werden soll, ist auch Rotlicht zu verwenden. 625nm - 700nm schließt den orangenen Bereich mit ein. Definitionsgemäß kein Rot. (siehe Post #10) -> (wieder entstrichen, siehe #16)
- Schwächerer Makel: Was nach dem 700nm (>700nm) Bereich an Durchlässigkeit/Intensität vorkommt, kann nicht klar ersehen werden.
- es kann nicht ausgeschlossen werden, dass aufgrund der Umwandlung von Lichtenergie in Wärmeenergie, z.B. auf der Cuticula, die Wärmeenergie die Verhaltensänderung hervorruft (siehe #16)
- Die fouragierenden Ameisen wurden aus dem Nest entfernt und daran gehindert zurückzukehren. Eine Stresssituation. Verstärkung der Reaktionen? (siehe #10 & #16)
- Untersuchte Art: Lasius niger. Für andere Arten muß das erst richtig untersucht werden. Auf Farbeinflüsse reagierende Insekten könnten möglicherweise unterschiedliche Systeme entwickelt haben. Quasi ihren eigenen Farbspektrum-Fingerabdruck.
Lösungsmöglichkeiten:
- Farbbereich klarer abstimmen, per Photometer messen und Ergebnis in einem Gesamtlichtspektrumsgraphen als Kopie beifügen.
- Die fouragierende Gruppe nicht komplett absondern. Eher eine Kolonie bei normaler Tätigkeit untersuchen und klar zwischen außerhalb und innerhalb des Nestes unterscheiden (diskussionswürdig) (siehe Post #10)
- Versuchsbedingungen auf andere Arten anwenden. NIEMALS artübergreifenden Rückschluß wagen. Soviele Studien zu diesem Thema gibt es gar nicht - ist wohl zunächst einmal eine Mund-zu-Mund-Propaganda [1] gewesen.
Weitere Anhaltspunkte und Gedanken von Denen, die die Studie gelesen haben sind erwünscht, der Rest: NOT!
Auswirkungen auf die (sehr) liberale Gemeinschaft der Spaßhalter:
Vorerst beim Alten bleiben - aber ernsthaft in Erwägung ziehen, einen Karton vor die rote Folie zu montieren (lustiger Schluß, wenn ich mir die Entwicklung in diesem Forum seit 2005 ansehe - den Vorschlag hat es schon einmal gegeben).
[1] wird in der Studie auf Wheeler, W.M. (1910) "Ants: Their Structure, Development and Behavior." Columbia University Press, New York zurückgeführt.