Noch unbekannte Ameisenart . . .

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Attafive
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#1 Noch unbekannte Ameisenart . . .

Beitrag von Attafive » 11. April 2010, 18:40

Hallo allerseits !

Zur Abwecnslung melde ich mich wieder einmal im Forum ! Und zwar habe ich eine Frage bzw. Bitte:

Es geht um eine Ameisenart, die im Fusse der Käppchen-Morchel Mitrophora semilibera nistet, also bodenbewohnend sein dürfte. Dabei handelt es sich um eine Knotenameise, die Volks"grösse" ist eher klein (ca. 30 bis 50 Tiere), ihre Farbe ist durchgehend ein helles Rotorange, sie ähnelt zwar sehr stark einer Lasius bicornis oder einer L. reginae (allerdings nur nach Fotos im "Seifert" und natürlich Namensnennungen ohne Gewähr ), muss es aber überhaupt nicht sein. Die Ameisen fouragiert u.a. auch die Samen vom Waldveilchen (Viola [silvestris] reichenbachiana) sowie vom Wohlriechenden oder "Duftenden" Veilchen (V. odorata)

Ich habe leider keine Exemplare der Tiere, nur wenige kurze Videosequenzen. Aber vielleicht geht ja demnächst jemand von Euch in den Wald und findet solche Morcheln mit Bewohnern. Die Morcheln sollten besonders im April-Mai erscheinen.

Na, vielleicht werde ich ja gelegentlich mal was lesen ? Oder: frei nach Dürrenmatt in Frank V. - Oper einer Privatbank: "Handelt bis ich wieder komme")

Grüsse
Ryk



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jkiefer
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#2 AW: Noch unbekannte Ameisenart . . .

Beitrag von jkiefer » 11. April 2010, 19:00

Hallo,

ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht auf was du genau hinauswillst. Und das eine Knotenameise einer Lasius bicornis oder Lasius reginae ähneln soll, verwirrt mich auch ein wenig.

Ich glaube du willst auf die Dokumentation Mythos Wald raus, wenn ich jetzt nicht irgendwelche Dokus verwechsle wurde dort nämlich eine Knotenameise gezeigt die im Frühjahr gerne in Morcheln lebt und ich glaube mich erinnern zu können das auch Myrmekochorie in Zusammenhang mit diesen Ameisen angesprochen wird... ??? Welche Art das ist kann ich dir leider nicht sagen, auch nicht die Gattung, ist nämlich schon paar Monate her das ich die Doku gesehen habe. (mal schaun vielleicht findet sich ja was bei youtube)

Lg


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#3 AW: Noch unbekannte Ameisenart . . .

Beitrag von nepos » 11. April 2010, 19:49

@jkiefer: Die Art wurde auch nicht genannt.
Es fiel nur immer wieder die Bezeichnung Knotenameisen in der Doku. :(

Gruß nepos


Abhängigkeit hat die Tendenz, innere Verbiegung des Willens zu bewirken, sie erzeugt die Neigung zur Anbequemung, zur Liebedienerei. – So entspringt die sittliche Aufgabe: die innere Widerstandskraft auszubilden, die dem Wahren und Rechten dient und treu bleibt, ob es Gunst und Neigung, oder Ungunst und Mißachtung bringt.-Friedrich Paulsen

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jkiefer
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#4 AW: Noch unbekannte Ameisenart . . .

Beitrag von jkiefer » 11. April 2010, 20:34

So habs mir angesehen, mit sehr sehr hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um Myrmica ruginodis, die in den Pilzen Zweignester anlegen bzw. kleine Völker ganz reinziehen.

Lg


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Attafive
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#5 AW: Noch unbekannte Ameisenart . . .

Beitrag von Attafive » 12. April 2010, 12:23

Halloo jkiefer !

Genau um diese Doku geht es, die ich gestern Sonntag sah bzw. aufzeichnete ! Aber ich konnte mir keinen Reim auf die Knotenameisenart machen, sondern nur die Fakten über die Morchel und die Blumen im Nachhinein feststellen. So z.B. aufgrund meiner langjährig gesammelten Unterlagen über Freilandbeobachtungen betr. Sameneintrag heimischer Ameisen usw. usw.

Danke auch für die Hilfe mit Myrmica ruginodis ! Na ja, das ""Urgestein"" oder der ""alte Mann aus den Bergen"" (noch aus dem "alten Ameisenforum" wird offenbar doch langsam älter !

Schönen Tag noch sagt

Ryk



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#6 AW: Noch unbekannte Ameisenart . . .

Beitrag von Gast » 12. April 2010, 15:20

Hallo Ryk,

Schön, mal wieder von Ihnen zu hören!
Zu der in Morcheln wohnenden Ameise kann ich nichts sagen (sollte ja eine sehr ephemere Behausung sein!), aber der Thread hat mir eine Veröffentlichung von 2008 in Erinnerung gerufen:
http://www.ameisenwiki.de/index.php/Aktuelle_Ereignisse#Nomadische_Ameisen_ernten_Pilze_im_Regenwald_von_Malaysia_.289._August_2008.29

Volker Witte & Ulrich Maschwitz (2008): Mushroom harvesting ants in the tropical rain forest. Naturwissenschaften DOI 10.1007/s00114-008-0421-9
http://www.springerlink.com/content/8tmgt89287801486/fulltext.pdf
Abstract: Ants belong to the most important groups of arthropods, inhabiting and commonly dominating most terrestrial habitats, especially tropical rainforests. Their highly collective behavior enables exploitation of various resources and is viewed as a key factor for their evolutionary success. Accordingly, a great variety of life strategies evolved in this group of arthropods, including seed harvesters, gardeners, and planters, fungus growers, nomadic hunters, life stock keepers, and slave makers. This study reports the discovery of a new lifestyle in ants. In a Southeast Asian rainforest habitat, Euprenolepis procera is specialized in harvesting a broad spectrum of naturally growing mushrooms, a nutritionally challenging and spatiotemporally unpredictable food source. While unfavorable to the vast majority of animals, E. procera has developed exceptional adaptations such as a shift to a fully nomadic lifestyle and special food processing capabilities, which allow it to rely entirely on mushrooms. As a consequence, E. procera is the most efficient and predominant consumer of epigeic mushrooms in the studied habitat and this has broad implications for the tropical rainforest ecosystem.

Prof. Dr. U. Maschwitz (Uni Frankfurt) verdanken wir eine sehr große Zahl interessanter Entdeckungen im tropischen Regenwald von Südostasien. Zusammen mit V. Witte präsentiert er nun ein weiteres Highlight aus der Biologie der Ameisen. Die Ameise Euprenolepis procera (Unterfamilie Formicinae) beutet oberirdisch wachsende Pilzfruchtkörper verschiedenster Arten als Nahrung aus. Da diese wenig ergiebige Nahrungsquelle unvorhersehbar an verschiedensten Stellen aus dem Boden sprießt, hat E. procera eine nomadische Lebensweise entwickelt sowie spezielle Techniken zur Aufbereitung des Futters. Sie kann damit von Pilzen als einziger Nahrungsquelle leben.

Die Tiere sind nachtaktiv und wechseln sehr häufig den Nistplatz. Kolonien enthalten zwischen 500 und > 20.000 Arbeiterinnen sowie bis zu 3 Königinnen. Im Labornest wurde beobachtet, wie die Ameisen das Pilzmaterial aufarbeiten. Die Pilzstücke werden zu Haufen von 1-4 cm Durchmesser zusammengetragen und ständig durchgekaut. Dabei nahmen die Arbeiterinnen Nahrung in den Kropf auf, die anschließend auch an Larven verfüttert wurde. Direkte Fütterung von Pilzstückchen an Larven wurde nicht beobachtet. Die Aufarbeitung von Pilzmaterial konnte bis zu einer Woche dauern, ohne dass das Material Zeichen von Zersetzung aufwies. In Abwesenheit der Ameisen verdirbt solches Pilzmaterial innerhalb 24 Stunden und wird von Bakterienrasen überwachsen. Eine enzymatische Aufarbeitung des Pilzmaterials liegt nahe. Der häufige Nestwechsel, besonders wenn in Nestnähe keine Pilze mehr zu finden sind, erinnert an die „Wanderhirten“ aus der Gattung Dolichoderus (ebenfalls von Maschwitz in Malaysia entdeckt), und an die Lebensweise der echten Heeresameisen.


mfG,
Merkur



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#7 AW: Noch unbekannte Ameisenart . . .

Beitrag von Attafive » 12. April 2010, 17:22

Grüezi lieber Merkur !

Danke für die interessanten Infos und Links !

Natürlich hätte ich dem thread-Titel "Für mich noch ... " voransetzen müssen, was ja korrekter gewesen wäre, denn vielen Spezialisten ist diese Ameisenart sehr wohl bekannt !

Ja, ich weiss, lang ist's her ! Aber inzwischen kann ich jetzt dank medizin. Hilfe (OP) nicht nur die Forumstexte wieder lesen, sondern sogar am Mikroskop arbeiten !

Schöne Grüsse von Haus zu Haus

Ihr Ryk



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#8 AW: Noch unbekannte Ameisenart . . .

Beitrag von Smaug » 12. April 2010, 17:37

Auch wenn das jetzt Off-Topic ist, freue ich mich doch sehr darüber, dass du durch die OP wieder so gut sehen kannst, Ryk. Eine wirklich gute Nachricht! Wäre schön, dich wieder öfter im Forum anzutreffen.



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