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Eine neue Art von HĂĽgel bauenden Waldameisen aus den Schweizer Alpen?

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#1 Eine neue Art von HĂĽgel bauenden Waldameisen aus den Schweizer Alpen?

Beitrag von Gast » 24. Juni 2010, 18:07

[font=Times New Roman]Es wird nicht leichter mit der Bestimmung von Ameisen. Ähnlich wie in anderen Gattungen, u.a. Lasius oder Tetramorium, werden unter Einsatz molekularbiologischer Techniken auch bei Waldameisen zunehmend kryptische („verborgene“) Arten entdeckt.[/font]

[font=Times New Roman]In der Zeitschrift „Myrmecological News“ [/font][font=Times New Roman]http://myrmecologicalnews.org/cms/[/font][font=Times New Roman] wird über eine neue, kryptische Waldameisenart aus dem Schweizer Nationalpark berichtet, wobei wiederum molekulare Daten die entscheidenden Merkmale liefern. Die Art ist noch nicht formal beschrieben und benannt. Vorläufig wird sie als F. lugubris-A2 bezeichnet, da sie der F. lugubris sehr ähnlich sieht.[/font]

[font=Times New Roman]Bernasconi, C., Cherix, D., Seifert, B. & Pamilo, P. (2010): Molecular taxonomy of the Formica rufa group (red wood ants) (Hymenoptera: Formicidae): a new cryptic species in the Swiss Alps? - Myrmecol. News 14: 37-47 Online Earlier[/font]

[font=Times New Roman]Zusammenfassung[/font]
[font=Times New Roman]Wegen ihres günstigen Einflusses auf Waldökosysteme sind Waldameisen der Formica rufa-Gruppe in vielen europäischen Ländern gesetzlich geschützt. Sie werden als die verlässlichsten Bioindikatoren für die Stabilität dieser Ökosysteme angesehen. Ihre Taxonomie ist jedoch umstritten und wird wenig bearbeitet, was hauptsächlich in dem für die morphologische Artbestimmung erforderlichen hohen Zeitaufwand und großen individuellen Erfahrungshintergrund begründet ist. [/font]
[font=Times New Roman]Wir nutzten 9 Mikrosatellitenloci sowie mitochondriale DNA (das COI Gen), um die Eignung genetischer Marker zur Artbestimmung und Darstellung kryptischer Biodiversität dieser Ameisen in den östlichen Schweizer Alpen zu zeigen. Wir analysierten 83 Nester aller im Schweizer Nationalpark vertretenen Waldameisenarten. Genetische Daten zeigten, dass diese Arten verschiedene Genpools repräsentieren. [/font]
[font=Times New Roman]Weiterhin zeigten die Daten, dass Formica aquilonia YARROW, 1955 und F. paralugubris SEIFERT, 1996 im Park häufig hybridisieren, eng verwandt sind und sich wahrscheinlich erst vor evolutionsbiologisch kurzer Zeit aufgespalten haben. [/font]
[font=Times New Roman]Die Mikrosatellitendaten zeigten ferner, dass eine große, morphologisch als F. lugubris ZETTERSTEDT, 1838, identifizierte Population aus dem Val Mingèr von allen anderen F. lugubris-Populationen und Waldameisenarten dieser Region verschieden ist. Diese durch Analysen mitochondrialer DNA unterstützten Daten sprechen für die Existenz einer bislang unbekannten kryptischen Waldameisenart in den östlichen Schweizer Alpen. Diese mutmaßliche kryptische Art wird hier provisorisch als F. lugubris-A2 benannt. Diese Resultate haben eine große Bedeutung für künftige Naturschutzvorhaben und Studien über Verbreitung und Evolution dieser geschützten Ameisen.[/font]

[font=Times New Roman]Die englischsprachige Arbeit kann man bei [/font][font=Times New Roman]http://myrmecologicalnews.org/cms/[/font][font=Times New Roman] in nicht druckbarer Version herunter laden. Auch wenn man sprachlich und/oder sachlich nicht alles genau versteht, ist es eindrucksvoll, mit welchem Aufwand gearbeitet wurde. [/font]

[font=Times New Roman]MfG,[/font]
[font=Times New Roman]Merkur[/font]



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Attafive
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#2 AW: Eine neue Art von HĂĽgel bauenden Waldameisen aus den Schweizer Alpen?

Beitrag von Attafive » 23. Januar 2014, 14:33

GrĂĽezi lieber Merkur !

Per Zufall bin ich auf Ihren obigen Beitrag gestossen und kann Ihnen dazu kurz folgendes mitteilen:

Am 18 September 2011 referierte der Tessiner Biologie Christian Bernasconi anlässlich der 100-Jahrfeier des Schweizerischen Nationalparks in Scuols über "seine" Ameise. Anschliessend fand dann auch die ""Taufe"" dieser neuen Art auf den Namen Formica helvetica statt.

Wie er betonte, habe er sich für diesen Artnamen "F. helvetica" entschieden, "weil die Forschungsarbeit dank Unterstützung aus vielen Regionen der Schweiz möglich wurde. Ausserdem ist damit auch die nationale Zugehörigkeit der Ameise vorgegeben."

Während seiner rund vierjährigen Forschungsarbeit, die unter der Leitung von Prof. Daniel Cherix (Lausanne) und Pekka Pamilo (Finnland) stand, habe er 83 Nester und über 700 Arbeiterinnen auf ihre Genetik analysiert. Sein Team hätte eigentlich sechs Genotypen erwartet, aber sieben gefunden.

Nebenbei: es ist ja seit langem bekannt, dass die sechs Waldameisenarten der Formica-Gruppe in der Schweiz nur im Kanton GraubĂĽnden gemeinsam gefunden werden !

Soviel mal zu Ihrem obigen Beitrag!

Herzliche GrĂĽsse

Ihr Ryk



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#3 AW: Eine neue Art von HĂĽgel bauenden Waldameisen aus den Schweizer Alpen?

Beitrag von Gast » 23. Januar 2014, 15:36

Hallo lieber Ryk,

und danke für die Ergänzung! Schön auch, mal wieder von Ihnen zu hören/lesen!

Im Forum der DASW wurde 2012 schon auf diese neue Art hingewiesen,
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewtopic.php?f=27&t=1605

Die erste Erwähnung, unter dem vorläufigen Namen F. lugubris-A2, erfolgte 2011 noch mit einem Fragezeichen, das andeuten sollte, dass man sich nicht ganz sicher war, wirklich eine gute, neue Art gefunden zu haben:
http://www.myrmecologicalnews.org/cms/images/pdf/volume14/mn14_37-47_non-printable.pdf

Mit Google findet man eine Reihe von Meldungen zu „F. helvetica“, aber das sind alles Absichtsbekundungen, und es gibt anscheinend noch keine formale Beschreibung in einer wiss. Zeitschrift!? - Das www.antwiki.org kennt den Namen noch heute nicht. Die Nennung bei einem Referat ist keine gültige Beschreibung/ Benennung!

Ich hoffe nur, dass der Name F. helvetica nicht vor einer gültigen Beschreibung in einer Veröffentlichung zitiert wird: Dann wäre er nämlich „präokkupiert“ und somit nicht mehr für die wiss. Benennung einer Formica-Art verfügbar. Die Int. Nomenklaturregeln sind da ziemlich streng.
Herr Bernasconi wäre also gut beraten, die wissenschaftliche Beschreibung umgehend bei einer entsprechenden Zeitschrift einzureichen!

MfG,
Merkur



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