hier ein kleiner Bericht ĂŒber mein tropisches Gesellschaftsbecken.
Es besteht seit 2007, war ursprĂŒnglich von Pheidologeton diversus bewohnt, wurde dann aber umfunktioniert -eben zum Gesellschaftsbecken.
Heute leben hier drei Ameisenarten: Crematogaster limata parabiotica, Meranoplus bicolor und Myrmicaria arachnoides. AuĂerdem kommen eine Vielzahl tropischer Pflanzenarten vor.
BeckenmaĂe:
LÀnge 80cm, Höhe 40cm, Tiefe(Breite) 35cm
An den beiden SeitenwĂ€nden brachte ich jeweils einen "Farmbereich" an, Pheidologeton sollte darin nisten, nach der Umstrukturierung bot sich dieses Feature fĂŒr eine besondere Pflanze an, mehr dazu spĂ€ter. Der Boden des Beckens besteht zum GroĂteil aus Xaximplatten, sie sind langfristig die beste Lösung fĂŒr tropische Pflanzen aller Art wie ich nach drei Jahren Laufzeit zugeben muĂ und insofern ihr Geld wert. Um den schon erwĂ€hnten Farmbereich, der heute von Meranoplus genutzt wird, zu vergröĂern ist an den Seiten Lehm aufgeschĂŒttet und mit Torf ĂŒberzogen.
Abdeckung:
Als Abdeckung dient mir eine ganz normale Aquarienabdeckung mit den MaĂen 80cm x 35cm. Der integrierte Leuchtbalken bietet Platz fĂŒr zwei 60cm-Leuchtstoffröhren welche nicht nur das Licht fĂŒr Ameisen und Pflanzen spenden sondern auch eine Temperatur von 26°C bis 30°C erzeugen. Dies ist besonders wichtig fĂŒr die baumbewohnenden Arten Crematogaster und Myrmicaria.
AuĂerdem verfĂŒgt diese Abdeckung ĂŒber zwei Ăffnungen an der OberflĂ€che, man kann damit die Luftfeuchtigkeit regulieren. Im Laufe der Jahre habe ich diese nie gemessen, es ging immer nur darum das Becken feucht genug fĂŒr Pflanzen und insbesondere tropische Moose zu halten und gleichzeitig ein Beschlagen der Scheiben zu vermeiden. Des weitern ist zu beachten das sich Schimmel bei schlechter BelĂŒftung bildet. Das Mikroklima so wie es heute ist konnte letztlich nur mit der Masse an Pflanzen, die stĂ€ndig transpirieren, entstehen.
Tierische Bewohner:
ZunĂ€chst stelle ich die Ameisen vor. Ihr erfolgreiches Zusammenleben (seit zwei Jahren) basiert meiner Meinung nach nicht nur auf den KoloniegröĂen, die aufeinander abgestimmt sind, sondern hauptsĂ€chlich auf den Wehsekreten, die zwar noch nie zum Einsatz kamen, von den Ameisen aber gerochen, beziehungsweise "erkannt" werden. Mit "erkannt werden" meine ich dass sie sich aus ihrer Heimat, Indonesien, kennen und dort hĂ€ufiger in BerĂŒhrung kommen. Dies gilt natĂŒrlich nur fĂŒr Myrmicaria und Meranoplus, Crematogaster ist auch in Asien vertreten aber nicht mit dieser Art.
-Crematogaster limata parabiotica
Diese 2mm groĂen Ameisen bilden polydome Nester in den BĂ€umen des SĂŒdamerikanischen Regenwaldes und sind ursprĂŒnglich durch ihre Parabiose mit Camponotus femoratus, mit der sie in den sogenannten AmeisengĂ€rten zusammenlebt, bekannt geworden. (Zwei weitere Arten die in diesen AmeisengĂ€rten leben sind eine Ponerine und eine Myrmecine die mir leider noch nicht nĂ€her bekannt sind.)
In einem der kommenden EintrĂ€ge werde ich die ZusammenfĂŒhrung mit den Camponotus femoratus beschreiben.
Nur kurz zur ErklÀrung, AmeisengÀrten sind Ansammlungen organischen Materials in welche auch spezielle Pflanzensamen eingearbeitet und so zur Keimung gebracht werden um das Gebilde mit Wurzeln zu verstÀrken.
Eine solche Nestsituation gibt es hier leider nicht, dafĂŒr leben die Crematogaster in einer Myrmecodia echinata! Dies Ameisenpflanze kommt in Asien vor und bietet in ihrem Bulben Nestkammern an, sogenannte Myrmekodomatien. Durch eine Besiedelung mit Ameisen erfĂ€hrt die Pflanze (in der Natur) Schutz vor Fressfeinden und zusĂ€tzlich wird sie durch Ausscheidungen und Futterreste ihrer Bewohner gedĂŒngt. NĂ€heres dazu spĂ€ter. Die Crematogaster zĂ€hlen augenblicklich ca 300 Tiere, können aber weitaus gröĂere Kolonieen bilden.
-Meranoplus bicolor
Diese Art kommt wie schon erwÀhnt in Indonesien vor, bewegt sich vergleichsweise langsam, nistet im Boden, besteigt aber zum
-Myrmicaria arachnoides, die gröĂte Ameise im Becken baut Nester aus Pflanzenmaterial, Ă€hnlich wie Wespen. Man kann ihre die Arbeit erleichtern indem man ein altes Wespennest anbietet, wenn es beim SprĂŒhen nass wird beginnen die arachnoides es zu zerlegen und am eigenen anzubauen.
Sehr interessant dabei ist folgendes: Da das Baumaterial nass sein muĂ benutzen ungefĂ€hr ein Drittel der mit Nestbau beschĂ€ftigten Arbeiterinnen kleine, ĂŒbriggebliebene PfĂŒtzen um MoosstĂŒckchen und Ă€hnliches einzutauchen. Dieses Verhalten ist besonders gut zu beobachten wenn besagte PfĂŒze nicht auf direktem Weg zum Nest liegt.
Myrmicaria und Meranoplus bedrohen sich hĂ€ufig bei der FĂŒtterung, wahrscheinlich kann die Seite die mehr Arbeiterinnen zum "Drohen" rekrutieren kann auch mehr Futter eintragen.
Was von den Ameisen ĂŒbriggelassen wird holen sich entweder SpringschwĂ€nze oder eine weitaus effizientere Fraktion, die "Aasschnecken". Ich weiĂ weder genau wie sie ins Becken gekommen sind noch um welche Art es sich handelt (ĂŒber Hinweise bin ich immer sehr dankbar). Sie sehen den Teichschnecken sehr Ă€hnlich, sind 2CentstĂŒck groĂ im ausgewachsenen Zustand und -jetzt kommts- sie fressen nur AbfĂ€lle!
Ich habe in den drei Jahren in denen das Becken mit dieser Bepflanzung lĂ€uft noch nie eine angefressene Pflanze gesehen. Anfangs dachte ich es handele sich um Gartenschnecken die in Folge einer Mangelerscheinung kleinwĂŒchsig und braungrĂŒn wachsen, also beinahe eine Modifikation im Tropenbecken wĂ€ren. Im weiteren Textverlauf werde ich eine einigermaĂen vollstĂ€ndige Liste der garantiert Aasschneckenresistenten Pflanzen geben.
Diese Schnecken habe ich auch in das zweite groĂe Tropenbecken gesetzt, dort "fĂ€llt hĂ€ufig mal was runter", die Aasschnecken steigern nicht nur die BiodiversitĂ€t im Becken sondern verhindern auch das Aufkommen von Schimmel und halten so das Becken sauber.
Pflanzen und Einrichtung
Wie schon erwĂ€hnt, es geht in diesem Tropenbecken nicht nur um die Ameisen sondern auch um eine Vielzahl von Pflanzen. Angefangen hat alles mit den Tillandsien, die einzelnen Arten kann ich hier leider nicht mehr erwĂ€hnen, es ist aber zu beachten das es Tillandsien fĂŒr feuchte Bereiche, im Terrarium also eher in BodennĂ€he, gibt, sie sind meistens fleischiger oder "grĂŒner" als diejenigen die eher im oberen Bereich des Beckens fixiert werden sollten, letztere mĂŒssen auch nach dem SprĂŒhen immer abtrocknen können. Ich muss zugeben es sind ĂŒber die Zeit einige Tillandsien eingegangen -ich war auch kein Experte- aber ein paar sind auch sehr schön angewachsen und bilden beispielsweise auf der Weinrebe einen Miniaturwald der ziemlich authentisch wirkt.
Das Xaxim war eine Wissenschaft fĂŒr sich, es hat nĂ€mlich extrem lange gedauert bis sich genau drei Arten manifestierten: ein Moos welches zum Teil sogar Kissen bildet und sich mittels winziger AuslĂ€ufer, die bei Regen von den Trieben abspringen, vermehrt. Dann kamen noch zwei Farne, Adlerfarn der aufgrund seiner GröĂe ungeeignet war und ein Farn den man hĂ€ufig in GĂ€rtnereien sieht aber auch zu lange Wedel bildet und insofern als Terrarienpflanze ungeeignet ist.
Also mussten diverse Terrarienpflanzen her.
Zur besseren Ăbersicht unterteile ich diese Auflistung in Bodendecker, Ranken, und Pflanzen die direkt mit den Ameisen zu tun haben. An dieser Stelle möchte ich noch erwĂ€hnen, das das Becken tĂ€glich mit einem DrucksprĂŒher gewĂ€ssert wird, ca ein viertel bis halber Liter Wasser (1/1 Leitungswasser mit destilliertem Wasser) genĂŒgt. Im Reisefall auch weniger und unregelmĂ€Ăiger.
Bodendecker:
Ficus pumila: Eine hellgĂŒne, rankende Pflanze die teilweise sehr schnell wĂ€chst aber einfach kleingehalten werden kann.
Ficus spec panama: Dieser Ficus macht kleine dunkelgrĂŒne BlĂ€tter, breitet sich zĂŒgig aus und kann auch als Bodendecker genutzt werden.
Peperomia prostrata: Eine Peperomia mit kreisrunden fleischigen BlÀttern.
Peperomia rubella: Zierlicher Bodendecker mit sehr kleinen BlÀttern.
Pilea depressa: Der Bodendecker Nummer 1 -P. depressa begrĂŒnt am schnellsten offene Stellen und wĂ€chst rasant.
Pilea glaucophylla: Wie der Name schon sagt, ein GewĂ€chs mit grauen BlĂ€ttern, welches in besonders feuchter Umgebung zum aufschieĂen neigt, dann aber einfach geschnitten werden kann. HĂ€lt man die Pflanze etwas trockener bildet sie einen dichten Teppich aus ihrem zierlichen Laub.
Phylanthus spec: Dabei handelt es sich um einen kleinen tropischen Baum, der kleine FiederblĂ€tter entwickelt. Er ist wohl eine der schnellwĂŒchsigsten Pflanzen im Becken und vertrĂ€gt RĂŒckschitt ohne Probleme
Sellaginella spec: Ein bekannter Farn der sich schnell ausbreitet wenn er erst einmal angewachsen ist.
Ranken:
Dischidia spec: Eine ebenfalls dunkelgrĂŒne rankende Pflanze, beim Kauf einer Dischidia sollte man darauf achten das sie schmale BlĂ€ĂŒtter entwickelt, so geht nicht allzuviel Licht verloren.
Peperomia spec: Ich kam ĂŒber die Zeit zu zwei weiteren Peperomias sie haben runde bis herzförmige BlĂ€tter.
Ameisenpflanzen:
Man kann die Passiflora spec auch zu den Ranken zĂ€hlen, da sie aber in direktem Zusammenhang mit den Ameisen steht wird sie jetzt aufgefĂŒhrt. Die BlĂ€tter sind meistens ca 6cm lang und 5cm breit, also relativ klein fĂŒr eine Passionsblume, und haben an der Blattunterseite 4 bis 8 Nektarien in Form kleiner Punkte. ZusĂ€tzlich hat sie am Blattstiel zwei "Stuppel", wie sie auch bei Prunus Arten vorkommen. Die Ameisen lecken an beiden Arten von Nektarien und sammeln so ganz betrĂ€chtliche Mengen frischen Nektars.
Da Ă€ltere Triebe kaum noch Nektar abgeben muss man die Pflanze regelmĂ€Ăig schneiden, sie wĂ€chst aber immer sehr gut nach. Besonders fĂŒr junge Kolonieen ist die Passionsblume mit ihren extrafloralen Nektarien eine willkommene NahrungsergĂ€nzung, aber auch wenn man im Urlaub ist und die Tiere nicht so hĂ€ufig gefĂŒttert werden können haben sie so eine kontstante Futterquelle.
In der Natur dient der Pflanze die Nektarabgabe um Ameisen gezielt auf die jungen Triebspitzen zu locken und so Fressfeinde von diesen besonders empfindlichen Teilen fernzuhalten.
Eine weitere Art die es Ă€hnlich hĂ€lt ist die Myrmecodia echinata die in den schon erwĂ€hnten Farmbereich gepflanzt wurde. Sie bietet nicht nur Nektar in und an den BlĂŒtenstĂ€nden an, sie stellt sogar den Wohnraum fĂŒr die schĂŒtzenden Ameisen zu VerfĂŒgung. In ihrem Bulben ,den sie auch als Wasserspeicher nutzt sind Kammern und GĂ€nge, die gerne von Baumbewohnenden Ameisen bezogen werden. Anfangs hatte eine gelbe Camponotus spec aus SĂŒdamerika ihr Domizil in ihr und heute die schon erwĂ€hnte Crematogaster limata parabiotica. Sie ist die gröĂte Pflanze im Tropenbecken, ihre BlĂ€tter können mit Stiel 20cm LĂ€nge und 8cm Durchmesser haben, ist aber fĂŒr die Ameisen sehr nĂŒtzlich. Vor ca zwei Jahren habe ich sie in den rechten "Farmbereich" gepflanzt, eine gute Stelle da ihr, inzwischen 4cm breiter, Bulben immer nach unten wĂ€chst.
Eine Hydnophytum formicarium gab es auch einmal, ihr kugelförmiger Bulben enthielt bei einer GröĂe von 4cm Durchmesser leider keine Kammern oder GĂ€nge.
Ansonsten habe ich diverse Wurzeln und Hölzer als Einrichtung, sie dienen einerseits den Tillandsien als Platz und andererseits können die Ameisen gut auf ihnen
Also jetzt endlich mal ein Foto, es ist noch aus den ersten Tagen, 2008 gemacht worden. In den folgenden BeitrÀgen sieht man dann aktuelle.
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