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Lasius cf. niger - Haltungserfahrungen - bei Licht

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen Gattung Lasius
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#1 Lasius cf. niger - Haltungserfahrungen - bei Licht

Beitrag von Gast » 8. September 2010, 23:59

Einleitung:
Einigen wird es gefallen, anderen nicht, doch ich halte meine Kolonie bei Licht. Es handelt sich bei meiner Gyne um eine Lasius cf. niger Königin, die ich am 20.7.2010 gefangen habe.
Ameisen faszinierten mich schon als ich noch klein war und so habe ich nach weit mehr als einem Jahrzehnt aus dem Wunsch Ameisen zu halten Realität gemacht. Ich habe auch immer einen gewissen Forschungsdrang bei vielen Dingen die ich mache und da mir gleich zu Beginn der Gründungsphase auffiel, dass die rote Folie aus dem Antstore genausogut grün, blau oder orange sein könnte und die Gyne bei der Entfernung der Folie und Bestrahlung mit einer weißen LED nach nur wenigen Minuten gar keine Reaktion mehr darauf zeigte, was bis jetzt noch anhält, entschloss ich mich sie einfach ganz wegzulassen und den ersten Haltungsbericht zu verfassen bei dem nicht eine Arbeiterin jenseits der Nächte Dunkelheit erlebt.
Ich hoffe die Kommentatoren im Diskussionsthread werden Unterschiede in der Entwicklung und im Verhalten zu ihren mit Abdeckungen gehaltenen Lasius niger Kolonien auflisten.

Da ich für gewöhnlich meine Vorhaben gewissenhaft ausführe und nicht vorhabe die Ameisenart jemals zu wechseln, hoffe ich, dass dies ein Langzeithaltungsbericht wird, sofern nichts katastrophales dazwischenkommt.

Als weitere Besonderheit meiner Haltung läuft seit fast dem ersten Tag im Formicarium, fast täglich, eine Webcam, die live ins Internet ausstrahlt. Hiermit nehme ich auch Videos von besonderen und weniger besonderen Anlässen auf.

Der Stream findet sich hier und ist gerade auch im Vollbild-Modus noch relativ brauchbar. Ich verändere gelegentlich den Blickwinkel, falls es etwas zu gucken gibt:

http://www.ustream.tv/channel/das-epische-leben-einer-lasius-niger-kolonie


Artbeschreibung:

Eine Beschreibung der Art findet sich im Wissensteil des Forums:
http://www.ameisenforum.de/artbeschreibungen-steckbriefe/lasius-niger-t31588.html?ltr=L

Haltungsbedingungen:
Die Kolonie wohnt derzeit noch in einem Reagenzglas und ihr wird in Zukunft ein externes Ytong-Nest angeboten. Die Größe der Arena beträgt 60x30x20cm und wird in Zukunft (~2012) durch weitere Becken dieser Größe erweitert. Eine 40W Lampe bestrahlt die Arena. Diese dient jedoch nicht der Erwärmung, sondern der Beleuchtung, sorgt jedoch für einen Temperaturunterschied von ~2° zum Rest des Zimmers.
Gefüttert werden die Ameisen mit verschiedenen Honigsorten und verschiedenen Insekten. Hauptsächlich jedoch Mehlwürmer und diverse Fliegen.
Der Baubericht findet sich hier:

http://www.ameisenforum.de/technik-basteln/40603-arena-gebirgsdekoration-erster-versuch.html

Diskussionsthread:
Ich freue mich auf eure Beiträge

http://www.ameisenforum.de/meinungen-fragen-zu-den-haltungsberichten/41105-diskussion-zum-haltungsbericht-lasius-cf-niger-von-gomar.html



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#2 AW: Lasius cf. niger - Haltungserfahrungen - bei Licht

Beitrag von Gast » 9. September 2010, 00:26

Da die meisten Haltungsberichte ohnehin nach der Gründungsphase enden, hab ich beschlossen die Spannungskurve auf die Zeit danach zu verlegen und diese Phase in nur einem Beitrag mit vielen Bildern zusammenzufassen, da dies im Leben einer Kolonie zwar ein wichtiger, aber zeitlich gesehen sehr kurzer Teil ihres Lebens ist und dies dieser Tatsache, gerade bei unproblematisch gründenden Arten wie Lasius niger, gerecht wird.

Gefangen habe ich die dealate Gyne, wie bereits erwähnt, am 20.7.2010. Bereits am nächsten Tag lag das erste Häufchen Eier im Reagenzglas. Auf eine genaue Zählung verzichte ich, da dies mit meinen Augen ohnehin nicht machbar war. Die Bilder sprechen für sich.

Bild

In der Folgezeit legte die Gyne in Schüben weitere Eier bis das Ganze zu einem kleinen beeindruckenden Haufen anschwoll, denn immerhin isst sie nichts:

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Zwei Tage später konnte ich mit meiner Kamera auch schon Larven feststellen. Die Größe der Larven legt nahe, dass diese schon früher geschlüpft sind,...:

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...denn 4 Tage später sind es am 12.08.2010 schon solche Brocken:

Bild

Anschließend wurde sehr viel an der Watte gezupft und die Gyne zeigte eine sehr hohe Aktivität als sie ihren Kampf gegen den trockenen Stopfen der den Ausgang blockierte antrat. Die Mühe hat sich gelohnt und die ersten Puppen habe ich am 17.08.2010 fotografiert:

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Die Eiproduktion wurde daraufhin wieder aufgenommen und wie man sieht haben es 5 Larven nicht geschafft Halt beim einspinnen zu finden und blieben deshalb nackig:

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Am 29.8.2010 hat mein Vater beim Graben im Garten ein Nest aufgebrochen und ich habe die Gelegenheit genutzt 3 Puppen mitzunehmen und den Versuch zu starten sie meiner Gyne unterzujubeln. Es hat funktioniert, sie hat alle 3 mitgenommen, 2 davon jedoch spontan verspeist. Nur eine hat es auf Dauer geschafft adoptiert zu werden:

Bild

Am Abend des gleichen Tages war es dann auch soweit und meine Gyne hat die erste Arbeiterin ausgewickelt. Bei dieser hat sie die Hülle fast vollständig gefressen wie es schien, bei den anderen wurde darauf verzichtet:

Bild

Bild

Danach ging es Schlag auf Schlag und am nächsten Tag gab es mittags am 01.09.2010 schon Koloniezuwachs:

Bild

Am 02.09.2010 waren es dann schon 7 Pygmäen:

Bild

Zeit fürs Leben wie die Großen



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#3 AW: Lasius cf. niger - Haltungserfahrungen - bei Licht

Beitrag von Gast » 9. September 2010, 14:52

Die erste Woche im Formicarium 02.09.-08.09.2010:

Allgemein:
Derzeit umfasst die Kolonie etwa 21 Arbeiterinnen und die Königin. Es ist schwer sie zu zählen. Meistens sieht man auch nur gerade mal die Hälfte davon und nur Ereignisse wie der erste Mehlwurm, bei dem 1/3 der Kolonie rauslief, sorgten dafür, dass ich zumindest 21 zählen konnte.

Todesfälle gab es bislang keine. Richtig große Larven und auch Puppen sind vorhanden. Die genaue Anzahl ist unbekannt. Eier habe ich kein einziges entdecken können, aber da das Sand/Lehm Gemisch mit dem sie hauptsächlich den Eingang verkleinert haben ebenso weiß ist, ist es auch kein Wunder. Zumindest vor dem Einzug gab es noch Eier.
Der weiße Bodengrund sorgt auch zusammen mit einer leicht beschlagenen Scheibe dafür, dass ich keine guten Makroaufnahmen mehr hinbekomme, da das Blitzlicht zu stark vom Boden reflektiert und es ohne unscharf und dunkel wird.

Die Arbeiterinnen zeigten über den ganzen Tag und die ganze Woche verteilt viel Aktivität und es waren mindestens eine, oft auch 2 draußen unterwegs um Baumaterial heranzuschaffen oder nach Nahrung zu suchen.
Selbst in der Nacht wurde fleißig weitergearbeitet. Die inaktivsten Phasen waren, wenn man das bei so wenigen Tieren schon beurteilen kann, gegen Vormittag und am späten Abend.
Tage an denen es keine offensichtliche Aktivität gab, wie es viele Halter berichten, gab es keine. Ich hab natürlich auch derzeit Semesterferien und die Zeit es zu beobachten.

Ereignisse:
Die ersten Tage wurden die Ameisen mit Honig und Fruchtfliegen gefüttert.
Kaum dass der Honig entdeckt wurde, wurde die Information weitergegeben und die Arbeiterinnen kamen fast alle heraus um zu essen.

Bild

Die Tage danach sah man regelmäßig jeweils eine, manchmal zwei Ameise zum Nachfüllen der Reserven am Honig, ein Massenandrang fand nicht mehr statt.

Larven, fotografiert am 05.09.2010 entwickelten sich seit der Nahrungsaufnahme zu richtig großen Brocken im Vergleich zur Gründungsphase. Man erkennt sie auf dem Bild an den dunklen Punkten in ihrem Innern:

Bild

Proteine wurden in den ersten Tagen durch elektrisch getötete Fruchtfliegen gereicht. Hierzu gibt es auch ein Video einer fleißigen Arbeiterin, die sie findet und zügig reinträgt:

http://www.ustream.tv/recorded/9382089

Da ich von den Fliegen keinerlei Reste gefunden habe und ich mir nicht sicher war wie viele Proteine so wenig Ameisen überhaupt brauchen. Habe ich mich dazu entschlossen ihnen am 06.09.2010 eine abgekochte Mehlwurmhälfte zu geben.
Kaum, dass die erste Arbeiterin von diesem probiert hatte und reinlief, entstand eine Aufregung, die es bei den Fruchtfliegen so nicht gegeben hat. Zeitweise waren bis zu 7 Arbeiterinnen draußen am Wurm, was 1/3 der ganzen Kolonie bedeutet. Während einige nur aßen, versuchten andere ihn hereinzutragen. Dies gelangt beim ersten Mehlwurm nicht. Hier gibt es ein Video der Aktion:

http://www.ustream.tv/recorded/9398617

Den Wurm entfernte ich am nächsten Tag da er schwarz geworden ist, was aber typisch für Mehlwürmer zu sein scheint und gab ihnen einen neuen. Auf diesen stürzten sich nur 3 Arbeiterinnen, also schließe ich daraus, dass der Proteinbedarf gesunken ist. Diese 3 jedoch schafften es den Wurm ganz hereinzutragen, wo er nun immer noch liegt. Mittlerweile ist er auch schon schwarz, doch immer noch verschwinden Arbeiterinnen in ihm und kommen später wieder heraus. Ich werde ihn noch nicht selbst herausholen.

Am 07.08.2010 sah es bereits so im Reagenzglas aus:

Bild

An diesem Tag habe ich auch den Rasen gemäht und dabei einen Lasius cf. flavus Erdhügel zerstört der sehr viele Puppen zum Vorschein brachte. Ich habe die Gelegenheit genutzt den Versuch zu starten meine Kolonie multikultureller zu gestalten und einige wenige Puppen mitzunehmen und sie meiner Kolonie anzubieten. Die Puppen wurden bald nach der Entdeckung ohne viel Hektik hereingetragen. Dabei schien es aber Unterschiede zwischen den Puppen zu geben. Einige wurden zum Mehlwurm gelegt, andere in die Brutkammer zur eigenen Brut. Beim Mehlwurm konnte man auch sehen, wie die erste Puppe bereits ausgepackt und offenbar verspeist wurde. Ob alle weiteren Puppen auch nur als Proteinkonserven angesehen werden wird sich in den nächsten Tagen zeigen.

Die Brutkammer wurde der Königin am 08.08.2010 selbst durch die neuen möglichen Adoptivkinder wohl zu klein und so beschloss sie scheinbar selbst zu arbeiten und riss kurzerhand eine kleine Trennwand selbst ein und baute um. Dies war die größte Aktivität die sie in der Woche zeigte. Teilweise zu sehen in diesem Video:

http://www.ustream.tv/recorded/9437281

Das war die erste Woche meiner bei Licht lebenden Kolonie. Ab nun sind weitere Beiträge aktueller.

Fazit:
Ich gehe davon aus, dass es gereicht hätte ihnen weiterhin jeden Tag 4-5 Fruchtfliegen zu geben. Der Honig wurde unverdünnt gereicht und wurde angenommen. Sollte jemand gute Gründe für eine Verdünnung kennen, möge es sie mir bitte sagen.
Hat jemand bisher Unterschiede im Verhalten zu im Dunkeln lebenden Kolonien entdeckt?



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#4 AW: Lasius cf. niger - Haltungserfahrungen - bei Licht

Beitrag von Gast » 15. September 2010, 22:39

***Der Haltungsbericht im Ameisenforum endet an dieser Stelle***

Wer weiterhin Interesse daran hat zu erfahren wie sich die "Licht"-Kolonie und die angewendete Beobachtungs- und Haltungstechnik über die nächsten Monate und Jahre entwickelt, mag mir eine PN schicken und erfährt den derzeit entstehenden neuen Veröffentlichungsort des Haltungsberichts.

Grund: Mein Interesse an den Ameisen ist weiterhin ungebrochen, aber für eine Community voller Kerle mit White Knight Syndrom und Leuten mit ungleichen Behandlungsmaßstäben rühre ich keinen Finger mehr. Wenn ihr unter euch bleiben wollt, kein Thema. Ihr seid es die neue User vergraulen, nicht ich.

Ich möchte an dieser Stelle auch betonen, dass es hier auch eine Reihe sehr vernünftiger Menschen gibt, denen danke ich für die bisherige Hilfe und wenn ihr wissen wollt wie es weitergeht, einfach anschreiben.

Irgendwann demnächst ist der Account dann gelöscht.



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