Verwöhnte Ameisen?

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
Sahal
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#9 AW: Verwöhnte Ameisen?

Beitrag von Sahal » 17. September 2010, 18:52

ReHola,

wie schaut es denn im Nest aus?
Welche Brut ist in welchen Stadien vorhanden?
Und wie sieht es mit dem Furagieren aus? Sind die Arbeiterinnen fleißig in der Arena unterwegs, oder hocken sie lieber faul im Nest rum?

@Jacki:
...wenn du mit "eingelagert" im "Sozialmagen gespeichert" meinst so trifft das nicht bei allen Arten zu. Es gibt Arten die über keinen Sozialmagen verfügen bzw. dieser nicht benutzt wird und somit auch keine Nahrungsvorräte speichern und weitergeben können (Trophallaxis).
Ich vermute, allgemein wird die wohl meiste Nahrung im Volk nicht im Kropf gespeichert, sondern in den Fettreserven (Ausnahme Repleten).
Diese können dann als Regurgitate, Drüsensäfte, Analsekrete oder trophische Eier abgegeben werden.
Messor speichern auch Mengen an vorverdauter Nahrung als Ameisenbrot, welches weitergereicht werden kann.
Sie verfügen, ebenso wie Attini, quasi über einen externen "Sozialen Magen" :D


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!

Erne
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#10 AW: Verwöhnte Ameisen?

Beitrag von Erne » 17. September 2010, 19:14

Komme immer ins Grübeln, ob für jede Art jedes Futter passend ist und die Theorie Eiweiß ist Eiweiß so zutrifft?
Ameisen haben sich spezialisiert, Blattschneider tragen überwiegend Grünzeug ein und decken ihren Eiweißbedarf an dem Pilz, den sie pflegen, Messor - Arten bevorzugen Samen und Körner, auch darin ist Eiweiß enthalten.

Gibt es unter den Insektenverwertern nicht auch Spezialisierungen?
Bin da möglicherweise kräftig auf dem Holzweg, für mich sieht es so aus, das Ameisen durchaus bestimmte Beutetiere bevorzugen und andere liegen lassen, selbst wenn sie dadurch hungern müssen bis zum Untergang.
Weiter ist es eine Schlussfolgerung meiner Beobachtungen, das wenn bestimmte Futtertiere mit mal nicht mehr angenommen werden, andere attraktiv sind.
Ist jetzt nur meine Beobachtung und mir ist klar das auch noch andere Faktoren verantwortlich sein können, Völker, die abwechslungsreich versorgt werden, entwickeln sich besser.

Ist für mich wichtig zu diesem Thema weitere Informationen für Halter anzubieten.


Grüße



Kappadocian
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#11 AW: Verwöhnte Ameisen?

Beitrag von Kappadocian » 18. September 2010, 09:09

Hallo,

mein Formicarium ist folgenermaßen eingerichtet. Die Arena ist 30x20 cm groß und das Nest besteht momentan noch aus einem abgedunkeltem Reagenzglas, welches die Ameisen vorn, bis auf wenige mm mit Kies verschlossen ist. Als Bodengrund verwende ich Aquarienkies.
Da sich das Wasser im RG langsam dem Ende nähert, biete ich eine Vogeltränke mit Watte und ein Ytonnest an. Beides wurde bisher weitestgehend ignoriert.
Die Temperatur schwankt zwischen 21 bis 24 Grad und die Luftfeuchtigkeit beträgt 60%.
Momentan ist relativ wenig Außenaktivität zu beobachten, es sei denn, ich bin wieder besonders geschickt beim Verschließen des Deckels:)
Zum Thema Brut ist zu sagen, es ist halt verdammt wenig. Ich kann höchstens zwei bis drei Larven sehen und einen kleinen Eierhaufen.



Sahal
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#12 AW: Verwöhnte Ameisen?

Beitrag von Sahal » 18. September 2010, 10:14

Sawatdee krub,

mit folgendem Post kann ich mich voll in die Stoffwechselendprodukte setzen, aber ich sehe es bisher als Faustregel für mich... na gut, für meine Ameisen!
Bitte um Korrektur, wenn ich falsch liege.

Wenn in einem Volk Proteinmangel herrscht, ist dieses zuerst an der Brut zu sehen. Die Gyne reduziert die Produktion, da sie keine profertilen Sekrete von den Arbeiterinnen erbetteln kann. Die Larven stagnieren in ihrem Stadium und entwickeln sich nicht weiter.
Bei anhaltendem Proteinmangel schlagen die Arbeiterinnen auch aus befruchteten Eiern Omeletts und servieren diese den bettelnden Larven. Dann werden die jüngeren Larven geschlachtet und an ältere Geschwister verfüttert.
Wie eine Pyramide: aus einigen Eiern wenige Larven ziehen, und daraus ein paar Puppen.

Bei Proteinmangel sollten also wenige Eier und mehrere Larven vorhanden sein, aber nicht dauerhaft ein kleiner Haufen Eier, nur lumpige 2 Larven und gänzlich fehlende Puppen. Dazu noch die fehlende Außenaktivität, also scheinbar kaum Nahrungsbedarf.

Hat es hier nicht eher den Anschein, dass die Larven irgendwann den Löffel abgeben?

Wie gesagt, nur eine Vermutung aufgrund meiner "Faustregel".

es sei denn, ich bin wieder besonders geschickt beim Verschließen des Deckels
Na bitte, die hatten vor Schreck nen Schlaganfall!


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Clypeus
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#13 AW: Verwöhnte Ameisen?

Beitrag von Clypeus » 18. September 2010, 15:52

Versuche es doch mal mit kleineren Fliegen und Mücken (Geheimtipp: Motten, allerdings sollte man nur eine in D häufige Art nehmen). Kleinere Kolonien nehmen meiner Erfahrung nach lieber dieses "frisch erlegte" Futter an, als Futtertiere aus der Zoohandlung. Wenn ich Fliegen und Mücken verfüttere, überbrühe ich diese nicht, da den Ameisen das Fleisch nicht gekocht wohl schmackhafter und natürlicher erscheint (oder essen Ameisen in der Natur gekochtes Fleisch?: mal von seltenen Ausnahmen mit anthropogenem Einfluss abgesehen) und das Risiko einer Milbeninfektion recht niedrig ist bzw. kaum besteht.

Sie stürzen sich jedenfalls immer begeistert auf heimisch erlegte Futtertiere als auf die aus der Zoohandlung. Später, wenn die Kolonie größer (und auf jeden Fall im Winter bei Exoten wie deinen) ist und die Ansprüche sinken, kann man seine Haltung ganz auf Futtertiere aus Läden wie Knauber, Fressnapf etc. bauen.

Meinung eines Messor cf. orientalis-Halter, Herr Kollege (ebenfalls :)). Meine Kolonie ist jetzt etwa 100 Ameisen groß und die oben beschriebenen Erfahrungen habe ich auch bei denen gemacht.



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#14 AW: Verwöhnte Ameisen?

Beitrag von Kappadocian » 19. September 2010, 18:14

Danke für den Tipp, es scheint tatsächlich am Überbrühen zu liegen. Ich habe gestern Abend eine frische, lediglich kopflose, Fliege reingelegt und siehe da, weg ist sie. Klingt ja eigentlich recht naheliegend, bedenkt man die Denaturierung, aber Überbrühen ist so selbstverständlich , dass ich garnicht so weit dachte.
Aber mal abwarten, ob das des Rätsels Lösung ist und es weiterhin klappt und sich vielleicht dadurch auch reichlich Brut einstellt.
Es ist natürlich auch schön, wenn man nicht allein da steht und alle einen für verrückt halten:-)
Bleibt nur noch die Frage, da jetzt eine mögliche Antwort da ist, wo soll um diese Jahreszeit noch Insekten fangen. Aber da hilft wahrscheinlich nur Speer aus dem Keller nehmen und den guten, alten Instinkten freien lauf lassen.



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#15 AW: Verwöhnte Ameisen?

Beitrag von Imago » 19. September 2010, 18:55

Hallo!

Versuch es doch mal mit Körnern:D

Ich halte Messor cf. semirufus wie cf. wasmanni.

Beide Völker nehmen nur bedingt Proteine an. Die wasmanni lieber als die semirufus (orientalis).

Körner gehen immer.

Die Völker entwickeln sich gut.

Ich würde sagen das Problem liegt hier ganz klar an der Gattung Messor und nicht an dem angebotenen Futter. Die Ameisen sind vorrangig granivor!

LG Imago



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#16 AW: Verwöhnte Ameisen?

Beitrag von Kappadocian » 19. September 2010, 19:09

Ok, Körner biete ich ihnen sowieso permanent an, welche sie auch gerne nehmen. Besonders beliebt sind Silberhirse sowie Grassamen. Kann man diese Art denn auch rein granivor ernähren (was einen phänomenalen Sieg in den diplomatischen Beziehungen zwischen Mann und Frau bei uns zu Hause darstellen würde)? Ich dachte zur Aufzucht bräuchten auch Messorarten proteinreiche Kost, Insekten halt.



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