Das läge mir ganz und gar fern - Liebe und Hilfe sind sicherlich keine christlichen Erfindungen, sondern menschliche. Oder eben ameisische.
Ach, und eine wissenschaftliche Logik liegt nicht zu Grunde, nur dachte ich mithilfe dieser Geschichte meinem bald 7jährigem Sohn und meiner 3 1/2jährigen Tochter erklären zu können, warum aus Wespenartigen die Ameisen entstanden sein könnten... es ist also durch und durch ein Märchen (was nicht heißt, dass wir nicht auch WasIstWas "Bienen, Wespen und Ameisen" durchschauen und er ab und zu auch mal etwas wissenschaftlich Richtiges wissen will, aber er liebt Märchen!).
Ich hoffe die Länge ist nicht zu arg, und das Ganze nicht zu arg langweilig, und verbleibe einfach ganz unsicher, ob das der richtige Platz auch für so etwas ist...
Vor langer, langer Zeit, als es die Menschen noch nicht gab und die Affen noch nicht und die Dinosaurier Donnerechse hießen und Riesenechse, die Säuger merkwürdig und, für unsere heutigen Augen, unförmig und unfertig waren, da hatten sich einige Wespenartige, ich nenne sie mal Vesparchen, zu einer kleinen Versammlung zusammengefunden.
„Meine lieben Freundinnen,“ fing eine an, „jetzt sitzen wir schon zum dritten Mal hier unter dem Grün da oben und werden unsere Frucht setzen und sie beschützen, werden jagen und sammeln, werden pflegen und hegen, bis aus unseren Kleinen Große geworden sind. Wir werden einander zuschauen und kurz erschrecken, wenn eine nicht wiederkehrt von ihrer Jagd, oder wenn sie gepflückt wird vom Boden, weil was Riesenhaftes mit warmem Atem sie verschlingt. Wir werden innehalten aus Angst selbst zu vergehen, und es bald vergessen, weil wir Angst vor den einsamen Nächten und den schlechten Träumen haben.“
„Ja und?“, rief eine inzwischen schon ziemlich gelangweilte Vesparchin, „Was willst Du uns damit sagen?“
„Wenn wir uns hier immer wieder zusammen finden, weil es gut ist hier die Leibesfrüchte zu setzen und zu hegen, dann sagt mir doch, wäre es nicht auch klug einander zu vertrauen – denn wir wollen alle das Gleiche – und einander zu helfen, wo es uns möglich ist?“
„Häh?“
„Naja, die eine von uns ist gut im Jagen und bringt seit zwei Jahren immer fette Beute in ihr Nest, ihre Kleinen entwickelten sich prächtig. Aber erinnert ihr euch nicht, dass ihr Gelege im letzten Jahr von einem rosa Lappen aufgewischt und nie wieder gesehen wurde? Und Du selbst, Du bist die flinkeste von uns allen, aber konntest Du vor zwei Jahren von der Jagd rechtzeitig zurück sein? Und haben wir nicht alle das Zittern deiner Antennen gesehen, als du dann da warst und sahst, dass alles umsonst gewesen war?“
„Hhmmm!“
Die Vesparchen aber hatten genug geredet, selten hatten sie Gelegenheit überhaupt miteinander zu reden, und sie waren müde und kamen zur Ruhe.
Als sie dann am nächsten Abend wieder alle zusammen kamen und beieinander saßen, jede wusste ihre Eier gut aufgehoben und sicher, fingen sie wieder an zu reden.
„Und du meinst es wäre klug einander zu helfen? Ich habe heute auf der Suche nach Süßem auf einer Blume aufgesetzt und meine
Eine andere meinte, ganz aufgeregt: „Ich musste heute auch noch mal über das nachdenken, was Du sagtest, als ich nach Weichem Ausschau hielt. Während ich mich so am Boden entlang tastete und roch und fühlte, ganz versunken in meine Aufgabe, da beschlich mich im letzten Moment das Gefühl, dass mich etwas verfolgte. Sofort stieg ich auf und sah wie unter mir zwei große Kneifzangen ins Leere schlugen. Was hätte ich mir eine von euch an der Seite gewünscht, fühlen doch vier Antennen mehr als zwei!“
Und so sammelten sie einanders Geschichten und keine blieb mehr stumm, bis in die späten Stunden. Dann gingen sie wieder, jede in die eigene kleine Höhle, wo sie ihre Eier abgelegt hatte, und ruhten.
Die nächsten Tage ging das so weiter. Tagsüber ging jede ihrer Beschäftigung nach und abends trafen sie sich und erzählten und begriffen langsam, dass es Sinn machte was die Vesparchin zu Anfang gesagt hatte.
Sie fingen an zu zweit auf die Jagd zu gehen und sich abzusprechen, so dass zwei immer bei den Gelegehöhlen zurückblieben und die
Und tatsächlich kamen die Jäger immer wieder, die Gelege waren sicherer und die
Mitten in dieses Idyll kam eines Abends ein Glühwürmchen ganz unverhofft, von weit oben. Es glühte und strahlte, und auch wenn es sehr müde wirkte und erschöpft, es war ihr deutlich anzusehen, dass sie glücklich war. Als sie wieder zu Luft gekommen war und sich etwas beruhigt hatte erzählte sie, in ihrer merkwürdigen Sprache, folgendes:
„Gesehen habe ich, im Mond gesehen habe ich, vom Gesicht des Mondes kam das Licht, das Licht, das ich gesehen. Ihr Mütter, ihr Vesparchinnen, euch habe ich gesehen, gesehen im Licht, im Gesicht des Mondes habe ich euch gesehen.“
Es blinkte mit ihrem Hinterleib ganz aufgeregt und brauchte wieder etwas um sich zu beruhigen.
„Gesehen habe ich das Licht. Vom Mond habe ich gesehen, das Licht, das mir versprach es gäbe ein Ei, ein einzelnes, ein anderes, ein besonderes, ein Ei habe ich gesehen, vom Mondgesicht ist es mir gezeigt.“
Wieder Blinken, einige Vesparchinnen waren schon sichtlich entnervt, bekanntlich war Geduld nicht ihre größte Stärke.
„Ihr müsst ihr was beibringen, wenn sie geschlüpft ist aus ihrem Kokon, nach langer Zeit. Ihr werdet ihr helfen müssen aus dem Kokon, dass sie sieht das Licht des Tages und das Mondgesicht der Nacht. Ihr werdet ihr sagen müssen, was ihr begriffen habt, und sie wird es besser begreifen, als ihr. Und sie wird vervielfachen was ihr begriffen habt und zahlreich werden auf der ganzen Erde“
Mit einem glücklichen Strahlen, lang und hell, verstarb das Glühwürmchen. Die Vesparchinnen teilten es unter einander auf und brachten sie ihren kleinen
Nur die kleinen Leuchtfelder am Hinterleib, die rührte keiner an, denn diese leuchteten noch hell.
Als sie wieder beisammen waren, etwas nachdenklicher als sonst und im Schein der Leuchtfelder, fing eine Vesparchin wieder an zu erzählen:
„Ich wollte euch nichts sagen, aber während alle meine anderen Eier nun schon zu
Da aber nun jede von ihnen wusste, dass es eine gute Zeit war, sie alle sich sicherer fühlten in der Mitte ihrer Gemeinschaft, da waren sie einverstanden, und sie hielten das Ei in ihren Herzen und Gedanken, denn sie fühlten, dass es so gut war.
Tage vergingen, und während die anderen
Und merkwürdiger Weise leuchteten die Leuchtsegmente des Boten weiter.
Alle anderen
Dann, endlich, hörten sie ein erst zaghaftes, dann immer deutlicheres Klopfen aus dem Inneren der
Kaum war sie entstiegen und hatte ihre Flügel ausgebreitet und getrocknet, ihren Panzer gefestigt an der Luft, da sagte sie einen einzigen Satz:
„Ich bin fertig und höre jetzt zu.“
Und so erzählten die Vesparchinnen von diesem sonderbaren Sommer, vom gemeinsamen Helfen und Beistand und dem Glühwürmchen, von ihrer Zeit als Ei und als
Da verharrte Die Letzte lange Zeit, und die anderen wurden schon wieder ungeduldig. Als sie schon glaubten, dass sie nichts mehr sagen würde fing sie doch an:
„Ich bin Die Erste von Vielen.
Was ihr angefangen habt, das werde ich zu Ende führen.
Ihr habt die Hilfe entdeckt und ich werde die selbstlose Liebe leben.
Ich werde mir einen Liebhaber suchen und mir selbst die Flügel abbeißen.
Ich werde die Flügel meiner Töchter abbeißen, denn sie werden sie nicht brauchen.
Wir brauchen nicht fliegen, wenn wir einander beistehen.
Ich werde ihnen beibringen zu tun wie ihr tatet und mir zu helfen, ganz wie ihr euch untereinander geholfen habt.
Ich werde ihnen die Liebe zueinander beibringen und zu mir.
Wenn aber die Zeit gekommen ist und wir zahlreich sind und stark, dann werde ich Töchter erwählen die Flügel zu behalten, und Söhne mit Flügeln schaffen, auf dass sie es mir gleichtun an anderem Ort.
Und so werde ich zahlreich sein und stark und eins mit meinen Töchtern“
In diesem Moment aber rochen alle Vesparchen diesen wunderbaren Geruch der sie ganz und gar betörte, noch viel mehr, als es die Worte ohnehin schon getan hatten.
Und es wurde ihnen gewahr, dass sie einer Idee Geburtshilfe geleistet hatten die siegen würde, weil sie wahr war, lange nachdem sie selbst schon vergangen sein würden.