Harpegnathos venator - komisches Verhalten

Allgemeine Fragen und Themen über exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Martl
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#1 Harpegnathos venator - komisches Verhalten

Beitrag von Martl » 17. Februar 2011, 21:34

Hallo,
Ich halte seit ungefähr einem Jahr eine Harpegnathos venator Kolonie.
Gestern konnte ich beobachten wie 2 Arbeiterinnen von den Anderen aus dem Nest geschmissen wurden (Sie wurden regelrecht bekämpft).
Ich habe die Beiden entfernt und in eine Plastikdose mit RG gesetzt, wo sie seitdem ganz friedlich im RG hocken.
Zu diesem Vorfall kommen noch ein anderes Ereignis, das möglicherweise etwas damit zu tun hat: vor ca. 2 Wochen sind 2 Männchen geschlüpft; vor einigen Tagen konnte ich dann beobachten, wie ein Männchen einer Arbeiterinn hinterherrannte und Begattungsversuche unternahm. Ich habe dann das Nest wieder verdunkelt um sie nicht zu stören.

Könnte es vielleicht möglich sein, dass die aus dem Nest geworfene Arbeiterinn/Arbeiterinnen begattet wurde und deshalb nicht mehr in der Kolonie, in der es ja schon eine Königin gibt, akzeptiert wird?


LG, Martin



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christian
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#2 AW: Harpegnathos venator - komisches Verhalten

Beitrag von christian » 17. Februar 2011, 21:54

Könnte es vielleicht möglich sein, dass die aus dem Nest geworfene Arbeiterinn/Arbeiterinnen begattet wurde und deshalb nicht mehr in der Kolonie, in der es ja schon eine Königin gibt, akzeptiert wird?


So, wie ich das sehe, stimmt die Richtung schon.
Wie du ja wahrscheinlich weißt, haben Harpegnathos im forgeschrittenen Stadium keine Königin mehr, sie wird dann von einer begatteten Arbeiterin ersetzt (Gamergate). Anders als z.B. Diacamma, die die ganze Zeit über nur eine Gamergate haben.
Dies würde auch erklären, wieso zwei Männchen geschlüpft sind; es sind die Sicherer der zukünftigen Kolonie. Mit etwas Glück werden sie sich mit einer der "jüngeren" Arbeiterinnen verpaaren und so die neue Königin "krönen".
Um die letzte Sicherheit meiner These zu verleihen, kannst du mal die in letzter Zeit verstorbenen Arbeiterinnen untersuchen; bei den in jüngerer Zeit getöteten Arbeiterinnen müssten sich zwei kleine, orangene Knubbel an den Stellen befinden, wo sich bei den gängigen Königinnen die Flügelansätze befinden.

Resultat: Es gibt wohl keine reproduktive Königin, wenn du trotzdem eine siehst, ist es wohl eine Königin, die wegen der dann wohl bereits vorhandenen Gamergate zur Arbeiterin wurde und unbegattet ist.

Ist jetzt meine Erklärung, zumal es ja recht typisch für diese Art ist. Ich würde aber auf jeden Fall nochmal überprüfen, ob wirklich eine Königin vorhanden ist.



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Martl
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#3 AW: Harpegnathos venator - komisches Verhalten

Beitrag von Martl » 17. Februar 2011, 22:37

Eine Königin ist auf jeden Fall vorhanden. Es gibt sogar eine Jungkönigin, die die Flügel abgeworfen hat und schon länger bei der Kolonie lebt. Ich dachte dass die Männchen von ihr kommen.

Das Verhalten mit dem Ersetzen der Königin durch eine Gamergate ist mir durchaus bekannt, aber was für einen Sinn würde es machen die begattete Arbeiterin aus dem Nest zu verjagen?



Gaster
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#4 AW: Harpegnathos venator - komisches Verhalten

Beitrag von Gaster » 17. Februar 2011, 22:51

christian hat geschrieben:Um die letzte Sicherheit meiner These zu verleihen, kannst du mal die in letzter Zeit verstorbenen Arbeiterinnen untersuchen; bei den in jüngerer Zeit getöteten Arbeiterinnen müssten sich zwei kleine, orangene Knubbel an den Stellen befinden, wo sich bei den gängigen Königinnen die Flügelansätze befinden.



Ist das nicht nur bei Diacamma der Fall? Ich habe nie von Gemmae bei Harpegnathos gelesen.
Dass die Arbeiterinnen vertrieben wurden, könnte die Folge von Rangkämpfen sein bzw. es könnten die Rangkämpfe selbst sein, die so aussehen.


LG Jan



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Martl
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#5 AW: Harpegnathos venator - komisches Verhalten

Beitrag von Martl » 17. Februar 2011, 23:31


Dass die Arbeiterinnen vertrieben wurden, könnte die Folge von Rangkämpfen sein bzw. es könnten die Rangkämpfe selbst sein, die so aussehen.


Ja, nach Rangkämpfen sah es in der Tat aus. Nur lebt die Königin ja noch, wieso dann Rangkämpfe?
Ich habe die Vertriebenen jetzt ja seperat untergebracht, mal schauen was wird/ wie sie sich weiter verhalten.



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Baumarkthammer
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#6 AW: Harpegnathos venator - komisches Verhalten

Beitrag von Baumarkthammer » 18. Februar 2011, 14:58

Harpegnathos haben keine Gemmae. Die Arbeiterinnen sind von Außen komplett gleich.
Ob nun die jüngeren oder die älteren Arbeiterinnen begattet werden ist mir nicht bekannt. Aber es ist wohl bewisen, dass die bildung von Gamergates mit Männchen aus dem eigenen Nest, also Brüdern, geschieht.
Es ist durchaus möglich, dass mehrere Gamergates in einem Nest sind, auch muss die Königin dafür nicht tot sein. Harpegnathos (zumindest saltator sicher) sind im späteren Leben einer Kolonie polygyn. Es wurden schon in der Natur Gamergates in einem Nest mit Königinnen gefunden, bei Harpegnathos saltator. (hier nachzulesen: http://www.pnas.org/content/92/24/10977.full.pdf+html).

Die Arbeiterinnen die bei dir ausgegrenzt wurden würde ich nicht so einfach als Gamergates abstempelt, da, zumindest bei H. saltator, wohl Gamergates und Königinnenmorphen in einem Nest leben können.
In wie fern nun die Daten von Harpegnathos saltator und venator aufeinander übertragbar sind kann ich nicht sagen.

Wie groß ist denn deine Kolonie?
Es muss nicht unbedingt die Königin gestorben sein, bei Harpegnathos ist die frühe Aufzucht von Geschlechtstieren durchaus normal, meine etwa 40 Tiere große Kolonie hat etwa 20 Jungköniginnen hervorgebracht.

Die Rangkämpfe sind da so eine Sache. Es gibt durchaus eine Herachie auch wenn die Königin lebt, es wird dann um das Recht auf Paarung gestritten.
Das von dir beobachtete Verhalten könnte also durchaus normal sein, wofür ich aber nicht meine Hand ins Feuer legen würde.



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Martl
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#7 AW: Harpegnathos venator - komisches Verhalten

Beitrag von Martl » 18. Februar 2011, 15:22

Die Kolonie hat zur Zeit ca. 20 Tiere und ca.35 Puppen.

Kämpfe konnte ich vorher noch nicht beobachten, eine Hierarchie kann ich mir aber dennoch gut vorstellen.
Das für mich ungewöhnliche am Verhalten ist eher der Ausschluss 2er Arbeiterinnen aus dem Nest. Dies kenne ich sonst nur bei kranken Tieren, die dann im Becken umherlaufen bis sie sterben. In diesem Fall scheinen die Arbeiterinnen aber kerngesund zu sein und haben zusammen ein Reagenzglas bezogen.

Mich beschäftigt jetzt warum diese Arbeiterinnen von der Kolonie nicht mehr akzeptiert werden.



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#8 AW: Harpegnathos venator - komisches Verhalten

Beitrag von Baumarkthammer » 22. Februar 2011, 12:12

Das ist schwer zu sagen, zumal das Verhalten der Tiere oft nicht einfach zu deuten ist.
Auch habe ich bisher nicht beobachten können, dass kranke Arbeiterinnen aus dem Nest geworfen werden, eher gehen sie von selber und tragen bis zum Tod Heimchen hin und her, oder führen andere, meist sinnlos scheinende, Tätigkeiten aus. Erstechen zum Beispiel verwesende Heimchen.

Das Verhalten das von dir beobachtet wurde, ist deswegen für mich kaum zu erklären, vielleicht kann ja jemand helfen, der die selbe Art hat, wobei das wenige zu sein scheinen.

Die Ameisen scheinen aber mit dem Alter viele ihrer Fähigkeiten zu verlieren.
Wie z.B. gerade von mir berichtet scheinen sie nicht mehr zwischen toten und lebendigen Heimchen unterscheiden zu können. Ich halte es also für grundlegend möglich, dass die Arbeiterinnen alt waren und deswegen entfernt wurden, halte es aber für nicht sehr wahrscheinlich.

Ob Rangkämpfe so weit gehen können, dass Arbeiterinnen getötet oder ausgeschlossen werden kann man denke ich erst nach langer Beobachtung sagen, da muss man sehr vorsichtig sein. Immerhin scheint es laut Quelle- bei Harpegnathos saltator -in der Natur ja möglich zu sein, dass mehrere Gamergates in einem Nest sind, vielleicht ist es bei Harpegnathos venator nicht der Fall. Aber auch hier müsste man viel Beobachten.

Am besten wäre es meiner Meinung nach wenn du eine Arbeiterin aus der Kolonie zu den beiden Ausgestoßenen setzt und dann, sofern sie angenommen wird, beobachtest ob sie weibliche Brut aufziehen.



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