[font=Times New Roman]Unterwegs aber kam die fĂĽr mich riesige Ăśberraschung![/font]
[font=Times New Roman]Auf einem wenig begangenen Weg durch Gestrüpp und Trockenrasen sehe ich plötzlich ein kleines Stückchen Fell am Boden, kaum größer als ein Fünf-Mark-Stück seligen Angedenkens, und für mich mit ganz charakteristischer Färbung. Direkt in einer schwach erkennbaren Wagenspur. Totgefahren? – Nein![/font]
[font=Times New Roman]Vorsichtiges Anstupsen mit einem Zweig ergab, dass das winzige Geschöpf tatsächlich lebte: Langsam, gaaanz langsam, bewegte es ein Füßchen.

[font=Times New Roman]Zunächst bettete ich das Wesen, das sich auch warm anfühlte (die Lufttemperatur betrug 8 °C, in der Sonne war es wärmer, die Nacht zuvor hatte es noch Frost gehabt), auf ein Lager dürrer Gräser und machte ein paar Fotos (Bilder 2 und 3. Irgendwie war meine Kamera scharf auf die Gräser und weniger auf das Tierchen. Hab’ ich da eine vegetarische Cam erwischt?

[font=Times New Roman]Der dicht behaarte Schwanz lag über der rechten Hälfte des Gesichtchens. Ich hob ihn vorsichtig an: Er hatte einen deutlichen „Scheitel“ in das Fell von Kopf und Schulter eingedrückt![/font]
[font=Times New Roman]Klar, es war tatsächlich eine Haselmaus, Muscardinus avellanarius. Doch wie kam sie zu dieser Zeit an diesen Ort?[/font]
[font=Times New Roman]Sie lag direkt unterhalb /im Bild vor/ einer kleinen Vertiefung im Boden, von der anscheinend eine dĂĽnne Deckschicht aus dĂĽrrem Gras etc. abgeschoben worden war (Bild 4, vor dem linken Ende des Taschenmessers).[/font]
[font=Times New Roman]Das Tierchen war offensichtlich noch im Winterschlaf, den es bisher (seit etwa Ende Oktober!) wohl in der Fahrspur auf dem Weg verbracht hatte. „Aufstehzeit“ ist eigentlich erst im Mai, schließlich gehört man zur Verwandtschaft der Siebenschläfer.[/font]
[font=Times New Roman]Vielleicht war es kurz zuvor durch einen Spaziergänger, einen Hund, ein Stück Wild, oder… freigelegt worden. Die fühlbare Wärme zeigte mir, dass es im Aufwachen begriffen war, so dass es jetzt, gegen 13:00, vielleicht bald weglaufen und sich erneut zum Weiterschlafen verkriechen konnte?[/font]
[font=Times New Roman]Ich habe an mir günstig erscheinender Stelle etwa 1 m neben dem Weg im dürren Gras eine Kuhle angelegt, mit trockenem Gras gepolstert, das Fellbällchen hinein gebettet und ein paar Lagen Gras darüber gebreitet. Und hoffe nun das Beste.[/font]
[font=Times New Roman]Vom Lebensraum mag Bild 5 eine Vorstellung vermitteln.[/font]
[font=Times New Roman]Es ist in meinem Leben das zweite Mal, dass ich eine Haselmaus im Freiland finden konnte. Die erste traf ich vor Jahrzehnten in der Nähe von Würzburg an, in einem der typischen Nestchen im Gebüsch. Ich weiß nicht mehr viel davon, es ist zu lange her. [/font]
[font=Times New Roman]Ich schreibe dies noch frisch unter dem Eindruck des Erlebnisses und möchte Euch irgendwie teilhaben lassen an der Freude, so etwas noch einmal gesehen zu haben.[/font]
[font=Times New Roman]Auch Ameisen haben wir gesehen, Formica polyctena, die sich auf vier Nestern sonnten. Drei davon waren schön in einer Reihe angeordnet, am südexponierten Waldrand hin zu einer Wiese. Da sie keine "besonderen Aktivitäten" zeigten, stand wohl kein Erdbeben unmittelbar bevor, so dass wir den Frühlingstag weiterhin genießen durften.

[font=Times New Roman]MfG,[/font]
[font=Times New Roman]Merkur[/font]