Mal wieder ein paar Einsteigerfragen

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
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seraphineII
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#1 Mal wieder ein paar Einsteigerfragen

Beitrag von seraphineII » 3. Mai 2011, 23:21

Hallo liebe AmeisenhalterInnen,
seit einem Jahr halte ich mir nun (mehr oder weniger erfolgreich) 2 kleine Kolonien - Lasius niger und Camponotus ligniperdus. In Anbetracht der erfolgreichen Überwinterung und dem Zuwachs an Arbeiterinnen - insbesondere bei den Lasius niger - könnte es ihnen wohl schlechter gehen. Sicher auch besser, aber dafĂŒr sammle ich ja Erfahrungen und werde euren Rat in gewissen AbstĂ€nden einholen.

Zu meinem Problem:
Die Lasius niger sind derzeit ca. 50 - 70 Arbeiterinnen und hausen bevorzugt in ReagenzglĂ€sern, die ich ihnen ins Formicarium gelegt habe. Dieser Zustand gefĂ€llt mir allerdings nicht. Grund dafĂŒr ist eine ungesund aussehende schwarze Schicht an der Watte, zu dem fĂ€rbt sich das Wasser langsam gelblich. Die Ameisen scheint es nicht zu stören, denn sie halten sich nach wie vor direkt an dieser Schicht auf, ebenso wird Brut dort "deponiert". Ich habe ihnen ein neues RG angeboten, welches zwar schwach besiedelt wird, aber nicht als "Hauptquartier" genutzt wird. Die Versuche, ihnen ein Ytong-Nest anzubieten, sind bislang gescheitert (Kolonie noch zu klein gewesen? Nicht richtig konstruiert? Oder störten sie sich am 2-Komponenten-Kleber zur Befestigung der Acryglasscheibe?). Vor 3 Wochen haben sie versucht, sich im Sand einzubuddeln, was aber wohl auf Grund mangelnder Tiefe aufgegeben wurde. Das Formicarium das sie derzeit besiedeln, ist mir auch zu klein, so das Abhilfe geschaffen werden muss.
Frage:
1. Wie gestalte ich den Umzug von einem in das andere Formicarium am geschicktesten?
2. Welche Nest-Lösung wĂŒrdet ihr mir empfehlen? Ein weiteres, diesesmal externes, Ytong-Nest konstruieren? Oder eine externe Farm?
3. Welche Dimensionierung (Arena und Nest) haltet ihr fĂŒr sinnvoll?

Vielen Dank fĂŒr eure Hilfe :)



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Nymphe
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#2 AW: Mal wieder ein paar Einsteigerfragen

Beitrag von Nymphe » 4. Mai 2011, 00:37

1. Wie gestalte ich den Umzug von einem in das andere Formicarium am geschicktesten?

Bei einer so kleinen Kolonie wĂŒrde ich sie einfach umsetzen. Einmal reichlich fĂŒttern, satte Ameisen furagieren weniger. Wenn spĂ€ter möglichst wenige draussen sind, RG in das neue Becken legen, einzelne Arbeiterinnen einsammeln (Pinzette, Pinsel, Exhaustor) und dazusetzen.

2. Welche Nest-Lösung wĂŒrdet ihr mir empfehlen? Ein weiteres, diesesmal externes, Ytong-Nest konstruieren? Oder eine externe Farm?

Ob dein vorhandenes Nest taugt oder nicht, kann man ohne Foto nicht sagen. Stell doch mal eins ein. War der Stein ordentlich feucht, den du angeboten hast? Das ist bei internen Nestern ja manchmal nicht ganz einfach. Ausreichende Feuchtigkeit und u.U. vorsichtiges ErwÀrmen des neuen Nestes soll beim Umzug helfen.

3. Welche Dimensionierung (Arena und Nest) haltet ihr fĂŒr sinnvoll?

Kommt drauf an, wie bald du wieder erweitern willst. FĂŒr die Arena ist je grĂ¶ĂŸer desto besser, der fĂŒr die Ameisen verwendbare Platz hĂ€ngt aber auch sehr von der Einrichtung (LaufflĂ€che) ab. Ein großes, leeres Becken bringt weniger als ein kleineres mit verschiedenen Ebenen. Mit langen Schlauchverbindungen lĂ€sst sich Beckenplatz ersetzten. Usw. Also nicht pauschal zu sagen. Ich wĂŒrde immer Becken mit zwei AnschlĂŒssen nehmen, das spart Nerven bei der Erweiterung.

FĂŒr das Nest scheint die Faustregel zu sein, dass ca. 50-75% der offenen Kammern bewohnt sein sollten. Also derzeit vielleicht fĂŒnf Kammern (3-5cm lang, 1cm hoch und tief) anbieten, davon drei mit Sand fĂŒllen, und zwar so, dass von den beiden offenen Kammern eine eher im feuchten und eine eher im trockenen Bereich des Nestes liegt.


Bestand: Lasius cf. niger von 2009 (Haltungsbericht) - 2x Lasius cf. flavus von 2012
Ausserdem diverse andere Land-Wirbellose und eine Gruppe Blindschleichen (Anguis fragilis).

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Stiko
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#3 AW: Mal wieder ein paar Einsteigerfragen

Beitrag von Stiko » 4. Mai 2011, 08:19

Da ich ein Erdnestfreak bin, stehe ich auf integrierte Farmen und Sand/Lehm auf dem Boden.

Farmen selbst halte ich fĂŒr optisch nicht so toll, schlecht belĂŒftbar, halbwegs SchimmelanfĂ€llig und die Feuchtigkeit lĂ€sst sich dort auch nicht ganz so einfach regulieren.
Farmbecken finde ich dagegen absolut genial.

Wenn du jemanden kennst, der fachlich geschickt ist, dann kannst du dir einfach eine Glasscheibe in ein 60x30x30 Becken kleben lassen.

Das einkleben beim Glaser ist leider recht teuer.
Eine Glasscheibe einkleben kostet zwischen 20 und 50 Euro.
Das Becken selbst kostet rund 25 Euro.
In einen Nanoqube habe ich 3 Glasscheiben einsetzen lassen, was auch gleich mal 100 Euro kostete.
So hier kann ein farmbecken aussehen.

Die einfachste Möglichkeit wÀre, wenn man einfach 10-15kg Sand holt, den mit Lehm mischt und dann die Ameisen graben lÀsst.
Man hat dann leider keinen Nesteinblick mehr, aber es wĂ€re der natĂŒrlichste Weg.

Lasius niger wachsen extrem schnell und werden in kurzer Zeit recht Volksstark.
Beim World of Ants gibts hier schöne Deckel fĂŒr fas alle gĂ€ngigen Becken.
Ich habe auch so einen Deckel und bin einfach nur begeistert. Optisch, wie auch qualitativ sind selbst diese Deckel Lasius sicher.

Beratungen ĂŒber Ytongs mĂŒssen andere User machen, da ich noch nie einen hatte, mir keinen zulegen werden und dadurch auch keine Ahnung davon habe.



Sahal
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#4 AW: Mal wieder ein paar Einsteigerfragen

Beitrag von Sahal » 4. Mai 2011, 10:00

sawasdee krub

die sogenannten Farmbecken als Marke(n)ting-Strategie erfĂŒllen eigentlich nur einen Zweck:
möglichst einfach und platzsparend viel Ameise im Kinderzimmer unterzubringen.

DemgegenĂŒber steht aber eine ganze Batterie an Nachteilen.
Nest und Arena sind fest verbunden. Muss also zB einmal die Arena grĂŒndlich gereinigt werden bzw steht ein Umbau an,
ist die massive Störung der Farm unvermeidlich und "mal eben das Becken auskippen und auswaschen" ist auch nicht drin.
Handling: gegenĂŒber 2 oder 3 Farmen und separater Arena ist das Gewicht einer Gesamtlösung entsprechend grĂ¶ĂŸer, ebenso wie der Aufwand zur Winterruhe.
Einsicht: da mindestens eine komplette Seite zu ist, wird die Einsicht immer eingeschrĂ€nkt sein. Drehe ich die Farm nach hinten, sehe ich die Arena, kann aber die Farm nicht exakt beobachten. Drehe ich die Farm nach vorn, sehe ich die Arena nicht. Lagere ich det Ganze auf einem Drehfuß, störe ich die furagierenden Arbeiterinnen und sehe doch nur immer eine Seite der Farm.

So erweist sich eine separate Farm als erheblich vorteilhafter und, persönlicher Geschmack, als dekorativer und interessanter.

Kosten:
aber zumindest die Kosten lassen sich auf normales Maß senken.
Anstelle vom Glaser eingeklebter 100EUR-Scheiben wird eine Polystyrol-Scheibe aus dem Baumarkt gleichen Zweck erfĂŒllen. Die Scheibe liegt bei 2EUR, der Kleber nochmal 3EUR und einen Tropfen SpĂŒlmittel fĂŒr, na jetzt will ich mich nicht lumpen lassen, sagen wir 3.7Cent.

Eine nette Variante ĂŒbrigens, ohne die Nachteile aufwiegen zu können, stellt eine "Etagere" dar. Vorne wird bis halbe Höhe die Farm innen ans Becken geklebt, darĂŒber eine zweite Etage als Boden fĂŒr die Arena. Wie in der Natur ist nun die Farm unterhalb der Erde, und die Einsicht ist gut.

Die letzte Alternative, die ich probierte, ist eine eingehÀngte Farm.
Dh eine Farm ohne "Fuß" wird wie ein Aquarien-Innenfilter "locker" an die Scheibe gehĂ€ngt, idR reichen 5 Klettpunkte.
Das bietet die gleichen Vorteile wie eine integrierte Farm, lĂ€sst sich jedoch entnehmen und austauschen bzw zur Winterruhe in den KĂŒhlschrank hĂ€ngen :D
Bei grĂ¶ĂŸeren Völkern lassen sich so "Farmboxen" einrichten, in dem mehrere dieser HĂ€ngefarmen als geschlossenes System nebeneinander angeordnet werden, praktisch wie ein Bienennest.

Einen Deckel solltest Du Dir bei Lasius niger schenken, das ist unnötig und nur lÀstig!


Porenbeton (einer der Handelsnamen ist Ytong) lÀsst sich kreativ bearbeiten,, einfÀrben oder modular aufbauen.
Er kann als "Berg" geformt in die Inneneinrichtung integriert werden, ein "Vulkan" mit Wassertank als Kegel :D

Kaufe nen DIN A5 10cm tiefen Block Porenbeton (besser: sĂ€ge den ab) und eine passende Kunststoffscheibe (Glas geht natĂŒrlich, dann +Glasbohrer), 6-8 Gewindeschrauben mit Muttern/FlĂŒgelmuttern.
Zeichne winzige GĂ€nge (0.5cm) und Kammern (etwa 1-3cm lang und 1-2cm hoch, oval, flacher Boden, Gang oben-seitlich einmĂŒndend) und stichel die Kammern und GĂ€nge mit nem kleinen Schraubendreher aus. Viele User nutzen nen "Dremel", jedoch lĂ€sst sich das Ganze mit der Hand einfacher und exakter bearbeiten.
Dann an 4 Ecken +2 Langseiten den Porenbeton ganz durchbohren, die Deckscheibe entsprechend bohren und mit den Gewindeschrauben befestigen und spannen. (Gewindeschrauben = immer und immer wieder zu öffnen, verziehende Kunstglasscheiben können nachgespannt werden)
Bei DIN A5 knallst Du von oben noch ein Loch (bei DIN A5 ~ liegende Zigarettenschachtel) als Wassertank rein, und Dein internes Nest ist fertig! FĂŒr ein externes Nest wird jetzt noch ein Schlauch reingesteckt... auch fertig :D

Vorteil: perfekte Einsicht, sehr einfach und individuell zu gestalten, bombensicher und wartungsarm!

Ein externes Porenbeton-Nest wird allgemein als perfekter Kompromiss zwischen Amise, Halter und HÀndling angesehen und ist absolut AmfÀngertauglich.
Die Farm als mehr Naturnah mit Abstrichen an die Einsicht und geringfĂŒgig höherem Aufwand. Das Ednest ist dann nur fĂŒr Cracks, die keinen Wert auf Nesteinsicht oder Kontrollmöglichkeit legen.


Nymphe krub
Mit langen Schlauchverbindungen lÀsst sich Beckenplatz ersetzten.
Jain, det is nich so ganz...
Um das Territorium zu erweitern bzw neue Nahrungsquellen und Feinde zu finden, macht es keinen Sinn, stark nach Schwestern riechende, also bereits stark belaufene, PlÀtze abzusuchen. Der Ausbreitungsdruck zeigt sich dann auch darin, dass die Ameisen nach FlÀchen suchen, die nicht nach Nestgenossinnen riechen und somit als interessantes Neuland gelten.
Belaufene SchlÀuche bieten den Ameisen also "nur" Bewegung, jedoch kein geruchsneutrales Neuland.
Somit sind sie kein Ersatz fĂŒr grĂ¶ĂŸere Arenen, bieten aber viel Auslauf zur Befriedigung des Bewegungsdrangs.

Eine weitere gute Möglichkeit, um mehr Auslauf zu bieten, ist ein Labyrinth auf dem Beckenboden. Durch etwa 3-5cm hohe Pappstreifen, die mit Bodengrund (Bastelkleber) beschichtet und im ZickZack angeordnet sind, lÀsst sich bei einem 60x30cm Becken und auf halber LÀnge eingebrachtem Zickzack locker 1.5m Strecke simulieren :)


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlÀgt!

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