als ich 11 Jahre alt war las ich in einem Buch für Kinder, in dem die im Garten lebenden Tiere behandelt wurden, einen Abschnitt über Ameisen. Es war nicht das erste Naturbuch welches die unendlich große Welt der Ameisen erwähnte, dieser Beitrag endete jedoch mit einer Besonderheit:
Die Überschrift dieser wenigen, viel zu groß gedruckten Zeilen war "Wir bauen einen Ameisenkasten".
Ich war absolut begeistert hier zu erfahren das es möglich sei Ameisen in einem Behältnis zu halten und beobachten zu können.
Damals gab es noch kein Internet, zumindest nicht in dem Umfang wie wir es heute vorfinden, genaugenommen hatte maine Familie nichtmal einen Computer. Dafür hatte ich schon häufig die Ameisen im Freien beobachtet und dabei noch nie eine
Also wurde am nächsten Tag gesucht und tatsächlich gefunden -rote Ameisen -zwei unterschiedliche Größen. Daheim wurde eine MonCherie-Dose vorbereitet, ein ungeduldiges Kind fängt doch nicht an nach der Buchbeschreibung einen Holzrahmen zusammenzuschrauben, beim Glaser zwei Scheiben in Auftrag zu geben usw...
Erde zum Graben und kleine Grünlilien als Deko. Das ganze unterlag der höchsten Geheimhaltungsstufe -meine Mutter war schon ärgerlich als sie beim Putzen das Ungeziefer in der Plastikdose unterm Schrank fand! Die Ameisen mussten in ihrem Kästchen im Garten bleiben. Ich durchforstete meine Kindersachbuchbibliothek nach weiteren Informationen über Ameisen mit eher geringem Erfolg, es war immer das Gleiche: Kommunikation mit den Fühlern, eine
Also die Fragen häuften sich, jede winzige Information ließ weitere Unklarheiten entstehen, meinen Eltern blieb dies nicht unbemerkt und so fanden wir uns in der örtlichen Buchhandlung wieder, bestellt wurde -man muss klein anfangen bei diesen Preisen- "Ameisen Der duftgelenkte Staat" von Wolfgang Schwenke. Es war eine Explosion aus Wissen. Zum Geburtstag gab es "Ameisen beobachten, bestimmen" -eine weitere Explosion und zu Weihnachten "Ameisen Die Entdeckung einer faszinierenden Welt" -in der Tat!
Es stellte sich dann heraus das diese erste Kolonie eine polygyne Myrmica rubra war, das Geheimnis der fünf größeren Tiere war gelüftet.
Mein Tipp an alle Einsteiger: Der Beginn einer erfolgreichen und artgerechten Ameisenhaltung ist das Lesen von Fachbüchern. Was man in ihnen alles erfährt kann nicht hier im Forum in "Threads" oder mit der Googlemaschine beantwortet werden. Die älteren Halter und ich versprechen euch das man mit dem notwendigen theoretischen Unterbau mehr Spaß und glücklichere Tiere haben wird als mit minimalistisch formulierten Fragen und endlos wiederholten Antworten.
"Ameisen Der duftgelenkte Staat" war damals schon nicht mehr ganz aktuell aber ein guter Einstieg, Seiferts "Ameisen beobachten, bestimmen" sollte alle Fragen zu den einheimischen Arten klären und Dumperts "(Das) Sozialleben der Ameisen" ermöglicht Ausblicke auf fremde Exoten. Wer dann etwas tiefer in die Tasche greifen möchte holt sich Bert Hölldoblers und Edward O. Wilsons "Ameisen Die Entdeckung einer faszinierenden Welt", dieses phantastische Werk liest sich wegen seiner narrativen Schreibweise fast wie ein Roman, im krassen Gegensatz zum jüngsten "Superorganismus", den ich mir ehrlichgesagt nur ausleihen würde.
Dann geht es aber noch weiter mit der englischsprachigen Literatur "The Ants" oder nostalgischen Werken wie " Die Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und Ameisen im tropischen Südamerika", letzteres ist 1888 erschienen und sollte daher aus der Perspektive des etwas erfahreneren Hobbymyrmecologen gelesen werden.
Aber es gibt noch mehr.
Grüße