Abend liebe Community!
Heute, am 25.05.2011 um 18:25 Uhr feiert(e) meine Camponotus ligniperdus
Gyne ihr einjähriges Bestehen als eigenständige Kolonie!
Es war ein erfolgreiches Jahr, um es mal vorweg zu nehmen. Gefangen habe ich die stattliche 18 mm große
Königin in Pinkafeld im Südburgenland (AT). Es herrschten leicht schwüle Temperaturen (25°C und ~65% r.Lf.) und da entschloss ich mich, ein wenig am Waldrand spazieren zu gehen um meine mir bekannten L. fuliginosus, C. vagus und C. ligniperdus Kolonien zu besuchen. Eher unerwartet (gehofft habe ich schon drauf ^^) hörte ich dann ein richtig lautes Summen und da flog sie mir schon entgegen. Wie ich einige Tage später feststellte, war das nur ein Vorschwärmen, denn am 1. Juni liefen mir in etwa 50-60 Gynen über den Weg.
Sie landete fast direkt vor meinen Füßen und versteckte sich unter einem Blatt auf dem kiesigen Weg, streifte sich die Flügel ab und kam ins RG.
Dann wurde sie daheim gemossen, Aluminiumfolie drüber und kam 40 Tage in den Schrank. Vor der
Winterruhe passierte eigentlich nicht viel. Die
Gyne zog den ersten Brutschub auf und legte prompt ein neues Eipaket. 11 Arbeiterinnen und ein schönes Häufchen kleiner
Larven überwinterte.
Die
Winterruhe verbrachten sie ohne Probleme im Kühlschrank, während ichs mir in Portugal gut gehen ließ.
Da war ich echt froh, dass sie niemanden brauchen für so lange Zeit...
Anfang März, als ich wieder daheim war, kamen sie in den unbeheizten Keller und wurden stufenweise auf Temperatur gebracht. Nach 2 Wochen legten die Damen sofort den 5. Gang ein und starteten durch. Es wurde viel Futter eingetragen, die
Larven entwickelten sich täglich zusehends weiter und es war oft Betrieb in der MiniArena.
Mitte April legte die
Gyne ein Eipaket (ca. 20 Eier - Bild 5 vom 18.4.
) und am Anfang des Folgemonats waren die Hälfte der
Larven verpuppt. Die nächsten Bilder zeigen die
Brut am 4.5. und die stark physogastrische
Gyne. Es waren zu dem Zeitpunkt 11
Puppen, 5 schon recht große
Larven und das Eipaket.
zwischen dem 4.5 und dem 9.5. wurde dann nochmal ein Eipaket gelegt, das nochmal etwa gleich groß war. Auf dem nächsten Bild sieht man die
Puppen, rechts noch eine große Lage des ersten Geleges, auf einer der
Puppen liegt eine kleine
Larve des zweiten Brutschubs und unter/hinter der
Gyne die beiden Eipakete. Außerdem sieht man gut, dass die
Gyne immer noch (eigentlich durchgehend) ansehnlich physogastrisch ist.
Die letzten 15 Tage war dann noch einiges an Action angesagt. Es schlüpften 6 Arbeiterinnen, die
Brut entwickelt sich weiterhin gut, ein neues Nest wurde bezogen, das gerade umgebaut wird, es furagieren fast ständig 1-2, manachmal erwisch ich 5 und mehr. Die nächsten Bilder zeigen mal die immer noch gleiche Plastikbox als Arena mit einem kleinen 12x14x4,5 cm Ytong, der verschlossen und abgedeckt ist. Der Ytong wurde mit handelsüblicher Spachtelmasse ausgestrichen, als Abdeckung habe ich mir eine alte CD-Hülle zugeschnitten und mit einem Magnetsystem fixiert. So habe ich auch im Notfall Zugriff auf die Kolonie.
Den Umzug habe ich gar nicht mitgekriegt. Ich habe den Ytong am Sonntag reingelegt und in der gleichen Nacht (22. auf 23.5.) sind sie eingezogen. Das erste der nächsten Bilder zeigt einen Scout vom Rückweg, als das neue Nest noch keine 20 Minuten drin lag. Seither sind sie am ausbauen,
Brut pflegen, fressen und furagieren. Gefressen wird so ziemlich alles, was an Insekten reinkommt, so gut wie nur Wildfänge, da sie überbrühte Maden nicht wirklich mögen. Sie ziehen Zuckerwasser einer Honiglösung meistens vor, nehmen aber auch Honig an.
Sie haben es sich genau in einem gedachten Durchgang gemütlich gemacht, aber das ist eh normal, dass sie anderst agieren, als sich das der Halter vorstellt.
Es geht ihnen auf jeden Fall gut, bis auf eine kleine Auffälligkeit. Ich habe heute eine der frisch geschlüpften Arbeiterinnen beobachten können, wie sie aus dem Nest torkelte. Sie hat eine auffällig gelblich-bräunlichrote Thoraxfärbung. Ihre Schwestern sind wesentlich dunkler gefärbt. Sie hat scheinbar eine Behinderung in Form eines nicht mehr funktionstüchtigen Fühlers, den sie auch nicht putzen kann. Er scheint steif zu sein, bzw. merkt man auch, dass sie damit ihre Umgebung nicht wahr nehmen kann. Der Fühler ist eigentlich ständig recht gerade gehalten, tasten kann sie damit nicht, das macht sie nur mit dem Rechten. Das erste mal ist sie mir vor 3 Tagen aufgefallen. Damals im RG, draußen habe ich sie bis heute noch nie gesehen, meistens liegt sie irgendwo neben der
Brut oder darauf.
Sie wird von ihren Schwestern meist nicht sehr zärtlichen behandelt. Heute, als sie etwa 5 Minuten in der Arena war und immer wieder betastet wurde (da gabs Futter, 7 Imagines waren in der Arena), wurde sie anschließend von einer Arbeiterin an den
Mandibeln gepackt und im Laufschritt ins Nest zurück gezerrt. Sie wackelt auch sehr unsicher durch die Gegend, hat teilweise unkontrollierte Beinzuckungen... Was genau los ist mit ihr, weiß ich nicht, sie lebt auf jeden Fall noch, andere sind davon nicht betroffen. Naja, wir werden sehen.
Abschließen möchte ich gerne mit dem aktuellen Stand und dem absolut aktuellsten Foto (gerade jetzt gemacht.
).
Der Stand nach dem ersten Jahr1
Königin17 Arbeiterinnen (davon eine etwas größere)
9
Puppen (davon eine etwas größere)
16
Larven (3 große, 7 mittlere, 6 kleine)
~ 35 Eier
Anregungen, Wünsche, Kommentare, Fragen,... sind gerne hier gesehen!
lg
syafon