Lasius brunneus halten nichts von Artenschutz

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Ameisenstephan
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#1 Lasius brunneus halten nichts von Artenschutz

Beitrag von Ameisenstephan » 28. Mai 2011, 13:25

Hi,
ich wĂŒrd hier gerne mein Problem schildern, bzw. ist es kein wirkliches Problem in dem Sinne...
vor ein paar Monaten war ich ziemlich froh, als ich auf unserem Nussbaum Dolichoderus quadripunctatus, Camponotus truncatus, Temnothorax affinis, Lasius cf. niger und Formica cf. rufibarbis fand. Etwas spÀter als die aderen Arten tauchte dann auch vereinzelt mal eine Lasius brunneus auf. Nach den Osterferien sah ich auf einmal, dass ein ganzer Ast von Lasius brunneus bevölkert war und ich fand keine Dolichoderus, Camponotus, Temnothorax und Formica mehr auf dem Baum-Die Lasius brunneus hatten diese scheinbar verdrÀngt.
Heute hab ich noch mal genauer geschaut, ein paar Temnothorax leben noch auf dem Baum und die Lasius niger leben auch noch an der"RĂŒckseite", aber man entdeckt fast nur Lasius brunneus und keine der seltenen Arten.

Haben sich diese vielleicht weiter in die Höhe geflĂŒchtet und leben jetzt weiter oben oder wurden sie vermutlich komplett von den Lasius brunneus getötet?

Was ich nur schade finde ist, dass die beiden oben genannten Lasius-Arten viele der selteneren und meiner Meinung nach schöneren Arten wie Myrmica cf. sabuleti, Dolicoderus quadripunctatus und Camponotus truncatus verdrÀngen...


Mfg, Stephan

DermitderMeise
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#2 AW: Lasius brunneus halten nichts von Artenschutz

Beitrag von DermitderMeise » 28. Mai 2011, 13:59

Hallo Stephan,
Ameisenstephan hat geschrieben:Was ich nur schade finde ist, dass die beiden oben genannten Lasius-Arten viele der selteneren und meiner Meinung nach schöneren Arten wie Myrmica cf. sabuleti, Dolicoderus quadripunctatus und Camponotus truncatus verdrÀngen...

Warum sind diese Arten dann noch nicht ausgestorben? ;)
Was ich damit sagen will: Es mag dir oder mir oder einer anderen Einzelperson so erscheinen; bedenke aber, dass das nur ein winziger "Datenpunkt" im komplexen Geflecht der vielen kleinrĂ€umigen Biotope ist, die die genannten Arten besiedeln. WĂ€hrend ich es gut verstehen kann, dass du diese Vielfalt vor deiner HaustĂŒr erhalten willst (ich gebe zu: hĂ€tte ich auch gerne :)), habe ich keine Sorge, dass die untergeordneten Arten mal eben von den dominanten hinweggefegt werden. Das mag vielleicht mal mit einzelnen Kolonien passieren, aber eben nicht auf einer grĂ¶ĂŸeren Skala.
Die genannten Arten haben offensichtlich Mittel gefunden, um sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht ins Gehe zu kommen oder sich einfach gegenseitig zu tolerieren. Denn, das darf man nicht vergessen: Eine Auseinandersetzung kostet auch immer Zeit und Kraft, die nicht z. B. in der Nahrungsgewinnung eingesetzt werden kann.

So kann ich mir durchaus vorstellen, dass die unscheinbareren Arten einfach auf andere Ressourcen ausgewichen sind. Konntest du deren Nester ausfindig machen?
Wir können dir schlecht sagen ob die sich in die Höhe geflĂŒchtet haben, allerdings hielte ich das fĂŒr plausibel.

s. a. Dominanzhierarchie (ist noch ein bisschen unausgegoren, aber ein Anfang)



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Ameisenstephan
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#3 AW: Lasius brunneus halten nichts von Artenschutz

Beitrag von Ameisenstephan » 28. Mai 2011, 14:47

Das mag vielleicht mal mit einzelnen Kolonien passieren, aber eben nicht auf einer grĂ¶ĂŸeren Skala.

Ich weiß, es geht mir eher um den Garten und die Möglichkeit diese Arten direkt vor der HaustĂŒr beobachten zu können...
So kann ich mir durchaus vorstellen, dass die unscheinbareren Arten einfach auf andere Ressourcen ausgewichen sind. Konntest du deren Nester ausfindig machen?

Ich hab immernur einzelne Arbeiterinnen gesehen, die Nester nicht.
Wir können dir schlecht sagen ob die sich in die Höhe geflĂŒchtet haben, allerdings hielte ich das fĂŒr plausibel.

Dann werd ich mal meinen Fahrradhelm und Seile rauskramen :D


Mfg, Stephan

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#4 AW: Lasius brunneus halten nichts von Artenschutz

Beitrag von Gast » 28. Mai 2011, 20:25

@ Ameisenstephan:

Ich will mal das Wort „Temperatur“ in die Debatte werfen!

Die so genannten wĂ€rmeliebenden Arten D. quadripunctatus, C. truncatus und T. affinis benötigen fĂŒr ihre AktivitĂ€t vergleichsweise hohe Temperaturen, so von vielleicht 24 - 25 °C aufwĂ€rts. Bis vor wenigen Tagen hatten wir hier bei uns (SĂŒdhessen) mindestens ab Mittag und bis in den Abend hinein solche Temperaturwerte. Da waren auch auf meinem Nussbaum D. quadripunctatus, C. truncatus, und T. affinis unterwegs (L. brunneus habe ich hier nicht; kann auch gut darauf verzichten ;)).
Seit ein paar Tagen ist es merklich kĂŒhler, 20 °C werden kaum ĂŒberschritten, heute waren es max. 18 °C (Lufttemperatur im Schatten; auf dem besonnten Stamm kann es zeitweilig wĂ€rmer sein). – Nur noch Lasius niger lief am Baum hoch!

Möglicherweise beobachtest Du also einen schlichten Temperatureffekt.

Man sollte von ein paar Tagen ohne Sichtung dieser Ameisen nicht gleich auf eine VerdrĂ€ngung oder gar Ausrottung schließen. Sie mĂŒssen ĂŒber mehrere Jahre trotz der L. brunneus ihre Kolonien in dem Baum erfolgreich gegrĂŒndet haben, und es mĂŒssen sich ordentliche Kolonien entwickelt haben.
Ein Umzug ganzer Völker "nach oben" ist ziemlich sicher auszuschließen, denn auch, oder besser, besonders dazu mĂŒssen die Tiere auf "Betriebstemperatur" kommen!

Also, schau mal nach, wenn es wieder wÀrmer wird!

MfG,
Merkur



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Ameisenstephan
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#5 AW: Lasius brunneus halten nichts von Artenschutz

Beitrag von Ameisenstephan » 29. Mai 2011, 13:22

Hi,
okay, danke fĂŒr die Hilfe. Heutehabe ich auch tatsĂ€chlich ein paar Meter weiter oben eine Camponotus truncatus-Arbeiterin gesehen, also leben die auch noch. Nur die Dolichoderus sind seit Wochen wie vom Erdboden verschluckt. Ich werd den Sommer ĂŒber auch Ausschau halten, da wird man ja dann sehen ob es an der Temperatur lag oder ob sie wirklich verdrĂ€gt wurden.
Und die brunneus scheinen auch nicht so aggressiv zu sein, ich hatte da was anderes im Kopf, muss wohl eine Verwechslung mit neglectus gewesen sein :D
Sie mĂŒssen ĂŒber mehrere Jahre trotz der L. brunneus ihre Kolonien in dem Baum erfolgreich gegrĂŒndet haben
Ich vermute die brunneus leben noch nicht lange bei uns, ich hab sie vorher noch nie gesehen, das ist das erste Jahr in dem ich sie sehe, vorher waren da nur die Lasius cf. niger (die meiner Meinung nach der Argentinischen Ameise Linepithema humile etwas Àhnlich sehen, wie mir grade auffÀllt.)


Mfg, Stephan

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