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Große mitteleurop. Camponotus-Arten - Fotobericht

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Boro
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#1 Große mitteleurop. Camponotus-Arten - Fotobericht

Beitrag von Boro » 10. August 2007, 20:33

Die Gattung Camponotus ist in Mitteleuropa mit 3 großen Arten vertreten: Camponotus vagus, Camponotus ligniperda und Camponotus herculeanus. Man könnte hier auch die im südlichen Mitteleuropa vorkommende, aber sehr seltene Camponotus aethiops dazuzählen, sie wurde von mir aber schon an anderer Stelle vorgestellt:
Kleine mitteleurop. Camponotus- Arten - Ameisenforum.de
Die großen Camponotus-Arten sind auch in der Haltung sehr beliebt, deshalb erscheint eine genauere Betrachtung ihrer Lebensgewohnheiten wichtig zu sein. Auch auf die in den letzten Monaten immer wieder geführte Debatte hinsichtlich einer Unterscheidung von Camponotus ligniperda und Camponotus herculeanus wird später eingegangen.

1. Camponotus vagus
Sie ist die thermophilste der drei Arten. Stark besonnte Waldränder, lückenhafte, trockene Waldbestände, Sanddünen-Kiefernwälder (Seifert neu, S. 264) und vor allem Geröll- und Schotterbänke mit Treibholzbeständen bilden die wichtigsten Habitate. Camponotus vagus ist in den Niederungen und Hügelländern zu finden, eher selten, nur in den naturbelassenen Uferbereichen der randalpinen Flüsse und Bäche oder den Dünengebieten tritt sie häufiger auf. Die Nester werden fast ausschließlich in Totholz angelegt, wobei sie auch vor extrem hartem, von Wasser, Wind und Sonne "gegerbtem" Treibholz nicht Halt machen. Von dort eilen sie stets in "Straßen" in das nahe Unterholz, um die Nahrung herbeizuschaffen. Hauptschwärmzeit ist der Monat Mai, bei Schönwetter und kurz nach Mittag.
1. Bild: Extrem harter Totholzstamm am Rand eines Wildbaches (Kärnten). Das feine gelbe Holzmehl links und rechts des Stammes ist deutlich zu erkennen (Auswurfmaterial).

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2. Bild: Überwinterte Geschlechtstiere einige Tage vor dem Schwärmen

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3. Bild:Königin vor dem Nesteingang

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4. Bild: Männchen

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5. Bild: Arbeiterin mit deutlich sichtbarer Behaarung. Diese verleiht dem an sich schwarz gefärbten Tier eine eher dunkelgraue Färbung


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#2 AW: Große mitteleurop. Camponotus-Arten

Beitrag von Boro » 11. August 2007, 10:08

2. Camponotus ligniperdus

Camponotus ligniperda ist in den Niederungen eine häufig vorkommende Art. Sie ist ziemlich thermophil und bevorzugt daher sonnige, trockene Waldränder, Trockenwiesen mit Baum- und Buschgruppen, kann in warmen Lagen auch bis ins Mittelgebirge vordringen. Nicht selten ist sie auch in der Nähe des Menschen anzutreffen, mitunter werden alte Dachstühle oder andere Holzbauteile alter Häuser als Nistplatz gewählt. Neben den üblichen Totholznestern sind auch reine Erdnester mit und ohne Steinauflage zu finden. In der Nähe befinden sich aber immer Baum- und Buschgruppen (auch in Parkanlagen) oder ein Waldrand.
Viele Ameisenfreunde sehen in ihr die schönste der drei großen heimischen Camponotus-Arten, daher ist sie auch in der Haltung sehr beliebt.
Die Ernährung ist zoophag, aber es wird auch der Honigtau der Blatt- und Rindenläuse sehr geschätzt.
Hauptschwärmzeit ist in den Niederungen der Monat Juni, in dieser Zeit sind begattete Königinnen, die sich auf der Suche nach einer geeigneten Nistkammer befinden, des öfteren anzutreffen.

Bild 1: Königin in Seitenansicht

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Bild 2: Andere Seitenansicht

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Bild 3: Blick von oben. Diese Einstellung erklärt die Schwierigkeit, die Königinnen von Camponotus ligniperda und Camponotus herculeanus zu unterscheiden. Kopf, Hinterleib (größtenteils) und Oberseite des Thorax sind bei beiden Arten schwarz, Schenkel, Schuppe und hintere untere Thoraxsegmente sind bei beiden Arten dunkelrot, bei Camponotus herculeanus eher rotbraun. Der einzige deutliche Unterschied besteht in der Ausfärbung des ersten Hinterleibsegmentes: Dieses ist bei ligniperda immer teilweise rot bis rotorange ausgefärbt, bei herculeanus gibt es hier nur minimale dunkelrote Pigmentansätze. Wer die Gelegenheit hat beide Königinnen nebeneinander zu sehen, erkennt aber sofort, dass die Königin von Camponotus ligniperda etwas größer ist und im Habitus kräftiger gebaut erscheint.

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Bild4: Die Arbeiterinnen unterscheiden sich von ihrer Königin auch farblich sehr deutlich: Der gesamte Thorax ist rot/dunkelrot und das erste Hinterleibssegment ist meist noch deutlicher rot/rotorange gefärbt. Mitunter zeigen sich auch noch am zweiten Gastralsegment deutlich rote Pigmentspuren. Somit ergibt sich auch ein sehr guter Unterschied zu den Arbeiterinnen von herculeanus, die ihrer Königin in farblicher Hinsicht ähnlich sind.
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Bild 5: Arbeiterin
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#3 AW: Große mitteleurop. Camponotus-Arten

Beitrag von Boro » 11. August 2007, 11:13

3. Camponotus herculeanus

Camponotus herculeanus ist weniger thermophil als die zwei anderen bereits genannten Arten. In Deutschland kommen sie ab einer Meereshöhe von 300m vor (Seifert neu, S. 263), im alpinen Bereich sind sie vorwiegend im Mittelgebirge anzutreffen. Ihre Habitate sind meist lückenreiche Nadelwälder. Als einzige der drei Arten baut sie ihre Nester nicht nur in Totholz, sondern auch in lebendes Holz und gilt daher bei starkem Auftreten auch als Forstschädling. Ihre Ameisenstraßen legt Camponotus herculeanus teilweise unterirdisch an, sodass kleinere Populationen oft schwer zu finden sind.
Sie gilt als frosthärteste Camponotus-Art und kommt noch in den unwirtlichsten Gegenden Nordsibiriens vor (Seifert neu, S. 263).
Als Hauptschwarmzeit gilt der Monat Juni, das Schwärmen findet wie bei Camponotus ligniperda am späteren Nachmittag statt. Ein guter Vergleich zwischen Camponotus ligniperda und C. herculeanus ist auch hier zu finden:
Camponotus herculeanus - AmeisenWiki

Bild 1: Königin in Seitenansicht
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Bild 2. Andere Einstellung. Die rote/rotbraune Pigmentierung von Schenkeln, hinteren Segmenten der Thoraxunterseite und Schuppe sind zu erkennen. Das erste Hinterleibsegment hier so gut wie nicht rot pigmentiert (Unterschied zu C. ligniperda!!)
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Bild 3. Blick von oben. Vergleich mit dem Bild von C. ligniperda aus dem gleichen Blickwinkel!(vgl.oben) Hier sieht man deutlich, dass das erste Hinterleibssegment im Gegensatz zur ligniperda-Königin so gut wie keine rote Färbung zeigt! Im direkten Vergleich mit der Königin von C. ligniperda zeigt sich auch, dass die Königin v. C. herculeanus in der Regel etwas kleiner ist und einen gedrungenen Körperbau aufweist (kürzere Beine!)
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Bild 4. Arbeiterin. Vergleiche dazu Bild 5 von Camponotus ligniperda!
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Bild 5. Major-Arbeiterin mit typischer Kopfform.
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Bild 6. Majore in 2 verschiedenen Farbvarianten: Das Tier mit dem vorwiegend dunkelroten Mesosoma lässt anlässlich einer ersten Beobachtung eine Verwechslung mit Camponotus ligniperda für möglich erscheinen:
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Überflüssig zu erwähnen, dass alle Tiere, die in der Box aufgenommen wurden, anschließend wieder die Freiheit genießen durften!
Gruß Boro



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#4 AW: Große mitteleurop. Camponotus-Arten

Beitrag von Boro » 20. August 2007, 11:40

Camponotus ligniperdus-Königin
Am 19. 8. 07 habe ich an einem Waldrand eine einzelne sterbende Königin von Camponotus ligniperda gefunden. Was sie veranlasste an diesem Tage ihr Nest zu verlassen, ist unklar. Vielleicht war es eine Krankheit: Längsseits an der Gaster befindet sich auf den Seiten je ein heller Streifen, der einem Riss nicht unähnlich ist.
Bemerkenswert ist daneben die vorliegende Farbvariante: Die Königin zeigt überdurchschnittlich hohe Rotanteile an Thorax und Gaster: Der gesamte Thorax ist mit Ausnahme des dorsalen Bereiches rot, ebenso - wie üblich- die Schenkel. Sogar die Thoraxoberseite zeigt neben den dunklen (fast schwarzen) auch dunkelrote Pigmentanteile. Das erste, aber vor allem auch das zweite Hinterleibsegment ist ungewöhnlich stark rot-orange gefärbt.

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Gruß Boro



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#5 AW: Große mitteleurop. Camponotus-Arten

Beitrag von Boro » 16. Mai 2008, 22:13

Weitere Bilder von Campontus herculeanus. Fundort am 14. Mai 2008 in den Wimitzer Bergen auf 1100m Höhe (Kärnten/Österreich)
1. Nur für kurze Zeit in der Box gefangen:
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2. Eine Major-Arbeiterin wird mit Honigwasser beruhigt!
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3. Ein letztes Mal leistet die Box gute Dienste: Hier wieder die dunkelrote Variante(Siehe oben!).
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4. Jetzt erkennt jeder Zuseher Camponotus herculeanus auch in der Natur!
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Gruß Boro



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#6 AW: Große mitteleurop. Camponotus-Arten - Fotobericht

Beitrag von Boro » 31. Mai 2011, 09:51

Endlich bessere Bilder v. Camponotus ligniperdus:
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In der Pigmentierung hoher Rotanteil: 1. Tergit (weitgehend), typisches Kennzeichen, 2. Tergit etwas Rot, Petiolus, Propodeum, laterale Thorax-Platten, Coxen u. Schenkel. Pronotum und sogar Mesonotum zeigen teilw. rote Pigmente.
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#7 AW: Große mitteleurop. Camponotus-Arten - Fotobericht

Beitrag von Boro » 19. Mai 2012, 16:20

Wanderung durch den Garten am 19. Mai 2012. Bei der Betrachtung der letzten Rhododendronblüten wird man fast immer fündig! Und tatsächlich, abgesehen von etlichen Dolichoderus quadripunctatus, die sich nach wie vor am Blütennektar gütlich tun (http://www.ameisenforum.de/beobachtungen-im-freiland/47132-dolichoderus-quadripunctatus-nectarivore-ern-hrung.html), sehe ich eine neue Art, die bislang bei mir nicht heimisch war. Die Bildqualität ist nicht optimal, es herrschte Wind, Freihand-Aufnahmen!)
1. Wer das wohl sein mag?
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2. Leider bringt das auch noch keine Klarheit:
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3. Jetzt ist alles klar: Camponotus ligniperdus! Es dürfte wenig bekannt sein, dass sich diese Art auch nectarivor ernährt.
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4. Toll, jetzt habe ich auf meinem kleinen Grundstück 3 Camponotus-Arten ohne mein Zutun (C. ligniperdus in einem Totholz am Boden, mindestens 1 Nest C. truncatus im Dachstuhl, 2 Nester v. C. fallax (Dachstuhl, Gartenzaun) u. die von mir angesiedelten C. piceus und C. lateralis (Steingarten, inzwischen jeweils 2 Nester!). Macht also 5 Arten und 8 Nester!
Zum Abschluss noch einmal diese Media-Arbeiterin (L = 9mm). 5 Minuten später entdeckte ich noch eine Minor-Arbeiterin.
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#8

Beitrag von antic » 19. Mai 2012, 21:47

Hallo Boro,
deine Beiträge sind jedesmal ein Genuß, inhaltlich und optisch. Das wollte ich nur einmal loswerden und als Dank ein Foto einer Art die selten beeindruckend ist und ,so glaube ich , auch zu deinen Favoriten zählt.

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LG
Volker



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