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Notfall: plötzliches Ameisensterben

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RealKolo
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#17 AW: Notfall: plötzliches Ameisensterben

Beitrag von RealKolo » 19. Juni 2011, 12:27

Aktueller Statusbericht von der Front:

Die Arbeiterin die gestern allein im Becken unterwegs war, ist das noch heute. Liegt allerdings zeitweise schon gekrümmt rum als sei sie tot. Kurz drauf läuft sie wieder etwas, aber deutlich angeschlagen. Ich habe ihr kleine Wassertropfen in die Nähe gesetzt um ihr Wasser anzubieten, aber die nimmt davon keine Notiz. Die stößt zufällig auf den Tropfen, wendet sich ab und läuft weiter.

Derweil sitzt die Königin mit ihrem restlichen Gefolge nahezu regungslos im Nest. (siehe Webcam unter http://www.AmeisenFarmer.de)

Die Feuchtigkeit im Nest ist heute deutlich zu sehen. Im unteren Teil ist die Scheibe innen seitig beschlagen bzw. teilweise mit Wassertropfen. Ich feuchte seit tagen nicht mehr an und biete Wasser nur noch in einer mit Watte geschützten Schale an. Wasser und Honig (unverdünnt) werden offenbar derzeit nicht besucht.

In meiner Verzweiflung habe ich zwei Maßnahmen ergriffen, von denen ich A) annehmen dass sie sich bei der Installation nicht negativ auf die Ameisen ausgewirkt haben und B) diese dazu beitragen dass es schneller besser wird.

1.) habe ich mit einem dünnen Bohrer im Kopf des Neststeins ein kleines Loch von oben in den Mittelgangs des Nest gebohrt. Das ganze mit minimaler Umdrehung. Und da der Stein so sehr feucht ist, ist der Bohrer durch gegangen wie durch Butter. Das Volk im Nest blieb unbeeindruckt und hat sich keinen mm bewegt. So kann evtl. besser ein wenig Luftaustausch zwischen Nest und Arena statt finden. Wie ich hier gelesen habe, regeln die Ameisen ggf. selbst indem sie das Loch verschliessen wenn es ihnen Nachteile bringt. Darauf hoffe ich. Das Loch ist hoffentlich kleiner als ihr Körper, so dass sie ihn nicht als Ausgang benutzen.

2.) habe ich auf der entgegen gesetzten Seite des Nestes auf den offenen Deckel einen kleinen Ventilator angesetzt, der anstatt mit 12V nur mit 5V betrieben wird und sich gerade so dreht. Es ist direkt vor dem Venti kaum Luftbewegung zu fühlen, aber es wird im Becken sicherlich dazu bei dass die Luft ausgetauscht wird ohne dass Zug entsteht. Die Halogenlampe leuchtet tagsüber und erwärmt den Boden etwas, so dass die Luft im Becken etwas erwärmt wird und dann ab strömt. Ich hoffe das trägt ein wenig zur Befeuchtung bei, ohne dass die Ameisen dadurch beeinträchtigt werden. Der Venti liegt auf dem flexiblen Gitternetz, womit er dann auch gut entkoppelt ist und keine Vibrationen ins Becken übertragen werden sollten.

Ich habe überlegt das Seramis was um den Neststein ist zu entnehmen und damit mehr Oberfläche zum Abtrocken zu schaffen und das feuchte Seramis damit auch zu entnehmen. Aber ich habe bedenken ob der Eingriff die Ameisen zu sehr stresst, denn es wird doch mit Erschütterungen verbunden sein.


Live WebCam ins Nest:
http://www.AmeisenFarmer.de

RealKolo
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#18 AW: Notfall: plötzliches Ameisensterben

Beitrag von RealKolo » 20. Juni 2011, 10:52

Mein täglicher Statusbericht. Ich bin für weitere Rückmeldungen und Meinungen sehr dankbar, denn ich möchte den möglichst besten Weg finden das restliche Volk zu retten.

Bisher scheint es sich einigermaßen zu stabilisieren. Nachdem die laufende Arbeiterin gestern im Becken verendet ist, hat die Gyne nur noch 8 Arbeiterinnen, die mit ihr im Nest sitzen. Es sind kaum Aktivitäten zu beobachten. Wobei ich heute den Eindruck habe dass sie nicht mehr so ganz dicht gedrängt sitzen und sich jetzt wenigstens ein kleines wenig bewegen. Das sah gestern schon anders aus.

Meine Belüftung hat offenbar ein wenig geholfen das Nest zu entfeuchten. Oberflächlich wird alles etwas heller. Im Nest selbst ist kaum ein Unterschied zu erkennen. Ich habe jedoch die Hoffnung dass die abtrocknende Oberfläche die Feuchtigkeit aus dem inneren abzieht.

Gesternabend war kurz zu beobachten wie eine Arbeiterin im Nest einen Umlauf gemacht hat, als inspiziere sie die Lage im Nest. Dabei ist sie auch auf das Lüftungslöchschen am oberen Hauptgang aufmerksam geworden und hat dieses ausgiebig untersucht. Sie ist fast rein gekrabbelt. Ist dann aber wieder zurück zum Volk in die Ecke gegangen. Sie hat es also nicht verschlossen oder so.

Aussenaktivitäten sind keine zu erkennen. Ich tauche täglich Wasser und Honig und habe über Nacht eine HDCam installiert, die mir Sekundenbilder macht. Ich habe so eine Zeitrafferaufnahme von der ganzen Nacht und da war nichts los.

Heute werde ich das kalte Wetter nutzen mit dem Halogenstrahler etwas Wärme am Stein zu erzeugen um Feuchtigkeit abzuführen. Die Ventilation läuft weiter. Die Wärmeabstrahlung ist so gering, dass es sich nicht negativ auswirken sollte. Zudem bescheine ich den liegenden Stein an der anderen Seite des Nestes, so dass die Feuchtigkeit dort ausgetragen wird und sie das Wasser vom Neststein ziehen kann. So meine Hoffnung.

Achja: noch eine wichtige Anmerkung. Als ich die Tage beobachtet habe wie das Volk bei der Störung aus der Röhre ins Nest umgezogen sind, habe ich auch gesehen wie einige Arbeiterinnen Eier/Larven getragen haben. Ich habe die ganzen Tage versucht zu beobachten wo diese sind, kann aber keine erkennen. Ich traue mich nicht die rote Folie hoch zu heben um dieses genauer zu ergründen. So wie ich das mit erkennen kann ist kein Ei und keine Larve zu sehen. Also entweder ist sehe sie nicht, oder sie liegen wieder im Gang zum Nest oder sie wurden aufgefressen. :-(


Live WebCam ins Nest:
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#19 AW: Notfall: plötzliches Ameisensterben

Beitrag von RealKolo » 20. Juni 2011, 12:15

Ich habe es gewagt und das Volk ohne rote Folie fotografiert. Bitte sagt mir jemand ob sie optisch den Anschein machen dass sie ok sind.

Bei der Durchsicht der Bilder habe ich dann auch gesehen dass sie ein kleines Gelege haben. Unten zu sehen. Was genau das ist weiß ich nicht. Kann mir das jemand sagen? Zählen geht auf dem Foto leider nicht.

Hier ist nun auch zu erkennen wie deutlich das Nest feucht ist. Ich bin weiterhin bemüht dem entgegen zu wirken. Für gute Ideen die dazu beitragen dass es schneller/besser geht, bin ich sehr empfänglich.


Foto (Hochauflösung siehe Link unten)
Bild

Hier zum hochauflösenden Foto für evtl. genauere Analyse
http://ameisenfarmer.de/webcam/20110620_Nest_9-1.png


Live WebCam ins Nest:
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#20 AW: Notfall: plötzliches Ameisensterben

Beitrag von Isi » 20. Juni 2011, 17:50

Hallo RealKolo,

lobenswert wie Du Dich um deine Kolonie kümmerst.
Ich bin kein Halter von Camponotus ligniperdus und werde mich deshalb zu den nötigen Haltungsbedingungen nicht weiter äußern, das haben ja schon erfahrene Halter der Art getan.

Einen anderen Punkt möchte ich kurz nachfragen. In deinem Baubericht steht, dass Du den Ytong mit Farbe angestrichen hast.

Ist diese Farbe ungefährlich für Insekten?

Gruß, Isi



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#21 AW: Notfall: plötzliches Ameisensterben

Beitrag von Tolgahan » 20. Juni 2011, 17:50

Sieht ein wenig aus wie Styropor.



Krabbeltierfan
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#22 AW: Notfall: plötzliches Ameisensterben

Beitrag von Krabbeltierfan » 20. Juni 2011, 18:27

Hey Realkolo,

also da gibts du dir echt Mühe! Viele Menschen denken, besonders bei Ameisen, leider total anders. Hoffentlich geht alles gut.

Zu deinen Posts, ich hoffe einige Dinge beisteuern zu können:

Zum Post vom 19.06:
Wie ich hier gelesen habe, regeln die Ameisen ggf. selbst indem sie das Loch verschliessen wenn es ihnen Nachteile bringt. Darauf hoffe ich. Das Loch ist hoffentlich kleiner als ihr Körper, so dass sie ihn nicht als Ausgang benutzen.
In diesem Fall wird dies wahrscheinlich nicht passieren. Die Tiere leben in einem deutlich zu großen Nest. Ich zweifel daran, dass sie aktiv das Klima in diesem regulieren können. Eine große Kolonie ja, aber eine so kleine?

Aber ich habe bedenken ob der Eingriff die Ameisen zu sehr stresst, denn es wird doch mit Erschütterungen verbunden sein.
Du sorgst dich wirklich sehr, doch deine Tiere sind hart im Nehmen. Ich kann nur sagen, dass Ameisen bei mir nie wegen Erschütterungen gestorben sind. Falsche Haltungsbedingungen sind im Endeffekt wohl deutlich schädlicher, als ein kleines Erdbeben.
Schon Ameisenkolonien an Hauptstraßen mit LKW-Überlastung gesehen? Die leben erstaunlich gut!

Zu deinem Post, Heute 12:15:

Da sind wohl kleinere Larven und vielleicht Eier zu sehen, zumindest kann ich ein paar Rillen sehen. Das lässt auf eine Larve schließen.

Aber mal ein Vorschlag: Kommst du an die Ameisen ran, kannst du sie aus dem Nest herausholen? Es ist zwar echt ein tolles Heim, doch für eine kleine Kolonie vielleicht auch ein Grab. Ich würde sie rausholen, ab in ein RG oder in einen kleinen trockenen Ytong. Evtl. eine leichte Wärmequelle und das ganze dann in einer kleinen Box oder einem kleinen Becken. Nahrung+Wasser nahe beim Nest zur Verfügung stellen und dann mind. dieses Jahr die Kolonie aufpäppeln. Dann langsam erweitern und weiter sehen.

"Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende."
Das Sprichwort stimmt, meine Meinung.

Grüße Wird schon :-)

Edit:
@Tolgahan: Sehr hilfreich -.-



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syafon
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#23 AW: Notfall: plötzliches Ameisensterben

Beitrag von syafon » 20. Juni 2011, 19:06

Abend!

Deine Bemühungen schauen gut aus Realkolo. Du kannst eigentlich nicht viel mehr machen, als warten was passiert. Bietest du ihnen ein Alternativnest an? Bitte unbedingt machen, falls du noch keins drin hast. Wie oben schon empfohlen, kleiner, trockener Ytong.

Die Kolonie braucht dieses Jahr sicher nicht mehr Platz als sich in einem 10x15x4 cm Ytongstein ausgeht. Gerade, wenn sie eher demiziert wurden als wachsen.

Zum Teil sehe ich das Thema zwangsumsiedeln ähnlich wie Krabbeltierfan (Denkst du, die Zwangsumsiedelung ist wirklich notwendig?)
Die Frage ist, wie schnell sich das Klima im Nest bessert. Mann kann auf dem Foto immer noch Kondenswasser sehen... Den Luftaustausch regulieren kann so eine kleine Kolonie in so einem großen Nest auf keinen Fall.
Sofern sich der Deckel ohne großen Eingriff öffnen ließe, einfach eine Alternative anbieten, Deckel auf und ab in Deckung... :D
Wenn er geklebt ist, wirds schwer...

lg
syafon


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RealKolo
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#24 AW: Notfall: plötzliches Ameisensterben

Beitrag von RealKolo » 20. Juni 2011, 19:29

@Isi: Davon habe ich (versucht) mich vor dem Kauf zu vergewissern. Ich habe darauf gedachtet dass keine Insektizide oder Giftstoffe in der Farbe sind. Zumindest die Angaben zu den INhaltstoffen deuten nicht darauf hin dass die Farbe etwas beinhaltet dass nicht gut für die kleinen ist. Wissen kann man das sicherlich nie genauer als auch bei den restlichen verwendeten Baustoffen in so einem Formicarium. Mit anderen Worten gesagt: ich habe versucht es so gut wie möglich sicher zu stellen und habe mich nach besten Wissen und Gewissen vorher informiert. Am Rande sei bemerkt, dass ich vor vielen Jahren mal eine Ausbildung in einem Beruf gemacht habe, nachdem ich mit dem mir verbliebenen Fachwissen etwas genauer auf Farben sehen kann wie Otto Normal. Das war mir bei der Suche nach der richtigen Farbe evtl. etwas hilfreich ;-)

@Tolgahan: nein, es wurde kein Styropor verbaut. Das ist der Porenbeton in Nahaufnahme.

@Krabbeltierfan & Syofon: Ich möchte es (trotz Eures gut gemeinten Rates) vorher vermeiden das Volk umzusiedeln. Das ist leider bei meiner Konstruktion nicht so einfach. Diese Einsicht kommt bei mir leider zu spät. ich hätte es anders bauen sollen.
Die Scheibe lässt sich zwar abschrauben, der Stein aber nicht im Becken versetzen. Ich komme also nicht an die Scheibe dran um sie zu öffnen. Konstruktionsfehler und dumm von mir.

Ich muss schauen dass ich das Nest schnell trocken bekommen und ich denke das schaffe ich. Eine Alternative habe ich nur wenn ich alles aufbreche und das wird womöglich Opfer geben. Dann lieber so versuchen und hoffen. Trotzden danke !!

Eure Hilfe und guten Ratschläge helfen mir sehr. Auch wenn ich nicht einfach alles umsetzten kann. Ich denke ich muss sammeln und meinen (unseren) Weg finden. Und ich habe den Eindruck ich habe die Situation auffangen und die negative Entwicklung umdrehen können. Es geht langsam, aber es geht bergauf.


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